Wie war das Leben anno... ?

  • Hallo,


    angeregt durch die ARD-Serie "Abenteuer 1900-Leben im Gutshaus" und durch die Beschreibungen mancher Forumsteilnehmer in anderen Beiträgen, stelle ich hier einfach mal die Frage:


    Wie war das Leben...? (Anno 1950, 1940, 1930, etc...)


    (Ich freue mich auf viele spannende Beiträge. :D)

  • Hallo Ralf,


    ein bißchen was zu meinem Leben Ende der 40er anfang der 50er kannst Du ja schon im Beitrag Heimkehrer lesen, aber da gibts ja auch noch anderes zu berichten:


    Viele Mädchen hatten lange Zöpfe, zu "Affenschaukeln" geflochten, (man hatte das Geld nicht, Mädchen auch noch zum Friseur zu schicken), die Zöpfe waren mit breiten, zur Haarfarbe passenden Schleifen gebunden, es gab sehr viel selbstgestricktes, ( alte, unmodische Pullover konnte man auftrennen, die Wolle waschen und dann weiterverarbeiten, das Norwegermuster war damals gefragt!) man spielte Hupfkasterl, (ich weiß nicht, wie das bei Euch heißt), es war entweder ein Quadrat, in neun Felder unterteilt, die Felder wurden ziemlich durcheinander nummeriert, damits schwieriger war oder ein " aufgeklappter Würfel," also ähnlich einer Bastelanleitung zum Würfel,
    Ballspielen;: 10 mal mit dem Kopf an die Wand, neun mal mit der Brust, acht mal mit dem durchgestreckten Arm, 7 mal mit beiden Armen, 6 mal mit einer Faust, 5 mal mit beiden Fäusten, usw. als schwierigste Leistung einmal mit dem Rücken an die Wand, kennt und spielt heute eigentlich kein Kind mehr, es gibt keine Wände ohne Fenster, und wenn, hat der Besitzer etwas dagegen, weil ja die wand vrschmutzt werden könnte. Seilspringen: zu zweit oder dritt "einspringen" Schlittenfahren: 10 oder 12 Schlitten aneinander binden und los gehts.


    Die ernstere Seite sieht anders aus: Griffelspitzen für die Schule am Randstein, einmal in der Woche Katechismus, (wehe, man konnte nicht alles auswenig daher sagen, die Kommunion war in Frage gestellt) das Kommunionkleid zum x mal vererbt (von der Schwester zur Cousine und wieder zurück), Lumpen sammeln, den Waschtag hab ich ja schon beschrieben,vielleicht hat ja der eine oder andere eine spezielle Frage,
    ich beantworte sie gerne.


    Es gab immer wieder Läuse, auch im "Mutterhaus" wo meine Mutter mich hin und wieder abgeben musste, um einer Arbeit nachzugehen, selbst im Krankenhaus hab ich mir welche "eingefangen" 1952!


    Dort gab es auch den Lebertran, ein scheußlich schmeckendes Zeug, welches aber dem damaligen Vitaminbedarf entsprach, ich hab versucht, mich davor zu drücken, ein paar mal mit Erfolg für mich, aber dann wurde ich außer der Reihe aufgerufen.

    Gruß Marlies

  • Gutes Thema !


    Je weiter ich in die Vergangenheit zurückstieß, desto mehr interessierte mich das damalige Leben.
    An anderer Stelle habe ich es schon oft geschrieben, dass meine Forschungen direkt von der franz. Revolution betroffen sind, dass ich dann wieder wissen wollte, wie das Leben seinerzeit war. Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was wir im lästigen Geschichtsunterricht lernen mussten.
    Heute lese ich alles wieder nach, über die Stände, über die Trennung von Staat und Kirche usw. Jetzt habe ich es mir gemerkt. Es gilt halt immer noch der alte Leitsatz: "Wenn die Motovation richtig ist und von innen kommt, stellt sich automatisch der Lernerfolg ein."


    Aber weiter im Thema, ich wollte die Lebensumstände wissen, wie man schlief oder arbeitete die ganz alltäglichen Sachen halt. Dazu surfte ich im Webbelche und fand Hinweise auf die sogenannte Genre Malerei. Eine Kunstrichtung, die Bilder aus dem einfachen Leben darstellt. Dazu läuft derzeit eine Ausstellung bis nächstes Jahr Februar in Frankfurt am Main im Kunstmuseum, Details dazu stelle ich später nochmal hier rein


    Ein Maler hat es mir besonders angetan, es ist Jan Steen.
    Der mit bissigen Witz und Selbstironie zu seinen Lebzeiten Alltagsszenen festhielt. Er hat gern einen getrunken und stellt sich in seinen Bildern oft selbst dar. Irgendeine Figur im Hintergrund mit einer roten Schnapsnase und einem breiten Grinsen.
    Die Bilder gibt es hinter diesem Link
    Jan Steen


    Das unten gezeigte Bild heißt:
    Die Feier der Geburt
    und ist aus dem Jahre 1664

    Gruß
    Michael Lauffs
    Aachen, Eschweiler, Stolberg

    www.Lauffs.de

    Man sollte eine Dummheit nicht zweimal machen, es gibt doch so viele davon.

    2 Mal editiert, zuletzt von Michael Lauffs ()

  • Hallo,


    ich bin ja Anfang 1961 geboren und kann daher zu 1950,1940,... nichts sagen.
    Die Vietnam-Demos, die Studenten-Revolten in West-Berlin sind ja bekannt. Ich denke mal, Berlin war nicht mit den anderen Gebieten zu vergleichen. Es gab bei uns die Senatsreserven, die für uns sehr wichtig waren und Läuse gab es auch zu diesem Zeitpunkt in den Schulen.


    Wer was über die 20.Jahre in Berlin wissen will, sollte sich die Bilder von Heinrich Zille ansehen


    http://mypage.bluewin.ch/marcel_meyer/berlin/zille/zille.htm


    Gruß
    Michi

  • Hallo,


    ich bin zwar Ende 1950 geboren, stelle aber fest, daß sich meine Er-
    innerungen mit denen von Springer fast decken. Wir gingen hier noch
    mit Schürze und Zöpfen in die Schule, die Tafel im Lederranzen und
    die Tafelläppchen ordentlich draußen hängen an Schnüren.
    Das Hüpfspiel kenne ich auch so und zum Ballwerfen gab es ent-
    sprechende Reime. Einer begann mit " rotes Radieschen, fleißiges Lieschen " / kennt vielleicht der ein oder andere . Außderm spielten
    wir ein Spiel auf der Straße mit Kreidekreisen, wobei man dem anderen
    ein gewisses Gebiet abnehmen durften. Es war ein Kriegsspiel, wobei
    jeder ein Land vertrat und einem anderen den Krieg erklärte. Wir waren damals zu klein, um das zu verstehen. Es hatte sich wohl während des
    letzten Weltkrieges entwickelt. Wir liefen auf selbst gebauten Stelzen
    und im Winter fuhren wir Schlitten. Im Holzküchenherd gab es ein
    Backfach, in dem üblicherweise das Holz lagerte und dort konnte man
    sich die Füße wieder wären wenn man die tiefgekühlten selbstgestrickten Sachen wieder ausgezogen hatte. Auch bei uns wurde
    die Wolle wieder aufgeriffelt und neu gestrickt. Meine Oma hat sogar noch die Schafwolle unserer eigenen Schafe verarbeitet. Der Sommer
    war Endlos für uns und wir hielten uns fast immer draußen auf.
    Ca. 1969 bekamen wir den ersten Fernseher, vorher gab es nur Radio
    und das auch nur selten. Wir bauten Hütten im Wald und waren auf
    alle neidisch, die schon eine Barbi-Puppe hatten. Meine Puppe erhielt
    zu Weihnachten höchstens mal neue Kleider, ich liebte sie trotzdem und habe sie heute noch.
    Mein erstes Fahrrad war uralt und der Plastiksattel war durchgesehen
    und nicht mehr fest. Unser Nachbar opferte daraufhin den Notsattel
    seines alten Motorrades. Sah seltsam aus, aber ich konnte fahren.
    Wir lebten immer mit mindestens 3 Generationen in einem Haus, war
    zwar nicht immer ohne Probleme aber oft sehr gesellig, da wir auch
    viele Besucher hatten.
    Wir hatten eine Nebenerwerbslandwirtschaft, 4-5 Kühe, Schweine
    und Hühner. Da wir keinen Traktor hatten, zogen die Kühe den Wagen.
    Jauche fahren nahm daher eine ganze Woche in Anspruch. Ich habe
    noch sehr viele Bilder davon, das war der einzige Luxus, den sich mein
    Vater damals leistete.



    Gruß Christina

  • ....... es gab Sonntags und Werktagskleidung, diese trug man eine Woche lang, genauso wie die Unterwäsche.......


    Jeden Sommer ging es in den Wald zum Heidelbeeren pflücken, diese wurden dann auf dem Markt verkauft, an Kümmel habe ich ganz schlechte Erinnerungen, weil ich (aus Unkenntnis) Pferdekümmel zum echten Kümmel getan hab und meine Mutter den Kümmel somit nicht mehr verkaufen konnte.


    Himbeeren und Brombeeren wurden zu Marmelade/Gelee eingekocht.


    Mancher Nachmittag ging mit Holz im Keller aufschlichten drauf


    Es gab auch für Buben lange Strümpfe, aber kurze Hosen!, man machte die Strümpfe, wie damals üblich, am "Leibchen" fest, viele Buben haben sich geniert deswegen. Viele Strümpfe waren gestopft, auch am Knie, man warf ja nicht wegen eines einzigen Loches gleich ein paar Strümpfe weg. Es hieß: alt und abgetragen darf die Kleidung sein, Hauptsache, sie ist sauber und ganz.


    Es gab nur in wenigen Familien schon Steingut oder Porzellangeschirr,
    man nahm emaillierte Teller oder Tassen.


    Gegen Ende der 50er schwärmte man für Elvis und Peter Kraus.




    Gruß Marlies

  • Zitat

    Original von Michi
    Hallo,


    ich bin ja Anfang 1961 geboren und kann daher zu 1950,1940,... nichts sagen.


    Hallo Michi,


    das mit 1950, 1940, etc. war nur ein Beispiel. Du kannst, wenn Du magst, auch gerne etwas zu Anno 1965 schreiben... :)) :D :))


    @alle:
    Ich sage schonmal :danke: für Eure tollen Beiträge.

  • Hallo,


    es gab natürlich auch schon das Auto, es war allerdings Anfang der 50er noch relativ selten auf den Strassen der Kleinstädte und Dörfer zu sehen und es hatte keinen Blinker, sondern einen Winker, die Scheibenwaschanlage fehlte völlig, die Heizung war als Zubehör zu bekommen.



    Der Kühlschrank war bei einigen schon vorhanden, allerdings gab es oft Schwierigkeiten mit Gleichstrom/Wechselstrom.


    Die Waschmaschine war erst im Kommen, sie hatte keinen Schleudergang, noch bis in die 60er benutzte man eine extra Schleuder, wenn man diese nicht gleichmäßig befüllt hatte, gingen viele Wäschestücke kaputt, weil sie am Rand schleiften.


    Rechen- und Schreibmaschinen: gab es natürlich, aber nicht elektrisch, sondern per Handbetrieb.




    Gruß Marlies

  • Hallo Ralf,


    hier also was von anno 1960,...... :D


    Also, das Spiel ( Dreieck auf Steinen,gemalt, Stein in ein Feld werfen, usw.) das Marlies beschrieb, nannten wir " Himmel und Hölle".
    Daneben war damals " Gummi-Springen" total in ( man holte sich Gummiband oder auch die Unterhosen von Vater ( gab aber Streß :)) )und verknotete diese. Zwei stellte sich rein und der Dritte sprang unterschiedliche Muster ( Badewanne, usw.). Die Beatles waren total in genauso wie Rolling Stone. Mein ersten Lied, an das ich mich erinnern kann war Yesterday.
    Damals war die Flower Power Zeit und die Menschen liefen mit Batik- Hemden, kaputten Jeans und Stirnband rum.
    Die Menschen gingen für ihre Ansichten auf die Straße so gab es nahezu jeden Tag Demos gegen den Vietnam-Krieg und gegen die Amerikaner sowie die Demos der Studenten.
    Da Berlin ja keine Landwirtschaft hatte, mußte alles eingeführt werden und da kam es schon mal vor, das es bestimmte Produkte nicht gab. Der Senat schaffte daher die Senatsreserve. Das waren Lagerhäuser, in denen Konserven, usw. aufbewahrt wurden. Ein mal im Jahr kam dann ein Teil in die Läden und es gab z.B. billig Fleischkonserven.
    Ich hatte damals Haare bis zu den Knien und das war nicht immer von Vorteil also wurden meine Haare zu Zöpfen geflochten.
    Wenn man nicht zu den Blumenkindern gehörte, trug man Minikleider und darüber Mäntel, die über den Boden schleiften.
    Ich ging im Winter Schlittschuh laufen im Sommer bauten wir uns mit Decken und Ästen " Höhlen". Mit meinen beide Brüdern spielte ich Fußball und ich hatte eine " Petra-Puppe", einen Hocker und Stoffreste und daraus wurde dann ein Zuhause für die Puppe.
    In der Schule herschte " Zucht und Ordnung". Lineal, Bleistift, usw. mußte in einer Linie ausgerichtet sein, Eselsohren oder Schmierereien in den Heften sowie rausgerissene Seiten wurden durch Eckestehen bestraft.


    Ein großes Problem zu dieser Zeit waren die Drogen ( sind sie ja heute auch noch) und die damit verbundenen Bandenkriege ( damals war die Bülowstraße ein umkämpfter Platz).


    Es gab damals den Wohnungsaufbau und Familien wurden gefördert.


    Gruß
    Michi

  • die 60er:


    man tanzte Twist........ trug Nyltesthemden........ in den Tanzlokalen hing über der Tanzfläche die Spiegelmosaikkugel.........


    ........ und die Hulahuppreifen machten in den 60ern "Karierre",
    der Zauberwürfel wars in den 70ern, jedes Jahrzehnt hatte so seine Besonderheiten



    Gruß Marlies

  • Die 80er hatten die N D W (Neue Deutsche Welle) ... :D 8-) Wer kennt noch Nena, Trio, Spliff, Peter Schilling oder Markus...


    Der ATARI und der C64 begannen ihren Siegeszug um den Globus. Die ersten Heim-Computer kamen heraus (sündhaft teuer und noch mit unter 100 HZ (nicht MHZ oder gar GHZ). Die Grafiken waren verdammt pixelig, aber der Spaßfaktor war dennoch enorm...

  • Ende der 60er:


    wir haben nächtelang über den "Sinn" von bestimmten Schlagern/Hits z,B.von my baby balla balla diskutiert,
    die einen fanden es einen "Supersong", die anderen hielten es für "blöd"

  • Hallo Michael,


    das Bild ist super, aber ich hab eine Frage dazu:


    kannst Du mir den vor der Wiege liegenden Gegenstand erklären? Direkt im Vordergrund links


    Ich meine diese runde "Pfanne" deren Deckel Löcher hat und die einen langen Stiel hat.


    Wegen des langen Stiels schliesse ich auf etwas, was heiß wird/wurde,
    wegen der Löcher im Deckel auf etwas, das rauchen mußte, evtl Gerüche abgibt/abgab.


    Wir haben bei uns zu Hause etwas ähnliches, nur wesentlich kleiner und quadratisch, aber wofür das mal gebraucht wurde, weiß ich nicht.


    Vielleicht kannst Du ja helfen!


    Gruß Marlies

  • .... das ist ja richtig nostalgisch hier, da muß ich mich outen...
    ich bin ungefähr Michis Jahrgang und koche meine Him-,Brom-,Stachel- und Johannisbeermarmelade noch selbst (schmeckt einfach besser!!), meine Waschmaschine ist über 30 Jahre alt und hat noch eine separate Schleuder, an Mini kombiniert mit Maxi erinnere ich mich noch sehr gut, Flower- Power war toll, "oh Baby, Baby balla balla war so blöd, daß es wieder schön war, aber das beste war auf den Partys das "Schwofen"!!!
    Und am liebsten trug ich die Querstreifen als Pullover mit längsgestreifter Hose in absolut nicht zusammenpassenden Lilatönen....
    :]

  • äc

    Zitat

    Original von odidi
    .... das ist ja richtig nostalgisch hier, :]



    Hallo Uta,


    ist doch schön, mal so richtig in der Vergangenheit zu "schwelgen"


    und "balla balla" hat schon was, (nur was?) es waren "schöne Nächte" aber bis in der Früh um 3 oder 4 Uhr über sowas zu diskutieren, würde mir heute nicht mehr einfallen.



    Gruß Marlies

  • Ich habe zwar keine Ahnung, aber das hindert mich nicht an einem Antwortwortversuch.


    Langer Stiel = Backofen
    gelochter Deckel = garen, aber Schutz vor zuviel Oberhitze


    Richtung Obstkuchen würde ich denken ???


    (Als begnadeter Koch (mit Zwillingsspiegeleizertifikat) kann ich hier wohl nur marginal bis meilenweit danebenliegen)

  • Hallo,
    :banana:
    ich habe zwar auch keine Ahnung, aber ich denke an einen kleinen Wärmeofen. :evil: Mit Holzkohle gefüllt???
    Bin gespannt, ob jemand wirklich weiß, was das ist.
    :dogrun:
    Viele Grüße
    Gudrun


    :computer:

  • Hi Gudrun,


    solche Bettpfannen (heute Wärmflaschen und nicht mit den heutigen Bettpfannen zu verwechseln ;) ) gab es tatsächlich, allerdings wäre der lange Stiel doch wohl recht kontraproduktiv gewesen.

  • Schade, das auf Anhieb niemand weiss, welche Verwendung für dieses
    "Gerät" üblich war. Es zeigt uns, das wir zwar glauben, die Vergangenheit macht uns keine großen Schwierigkeiten, aber selbst einfache Gebrauchsgegenstände können wir nicht (mehr) zuordnen.


    Gruß Marlies