Erklärung von Symbolen

  • Hallo Christin, eine herrliche Sache,


    könntest Du die Inschriften (oben) und (unten) allein allein stellen,
    damit sie größer und leichter lesbar werden?


    Unterfuchs

  • Noch etwas Christine,


    weißt Du irgendetwas über das Leben dieses Mannes?


    Vor- und Zuname?
    Fächer in der Schule? Besondere Vorlieben, Beschäftigungen?
    Das könnte für die Emblematik von Bedeutung sein.



    Gruß Unterfuchs

  • Hallo, Christine, die oberen Felder habe ich bereits.


    links:


    Daniel sedec(im)
    vers 3


    Qui autem docti
    fuerint, fulgebunt
    quasi splendor
    firmamenti



    Daniel [Kap.] 12
    vers 3 = 12,3


    Diejenigen aber, die
    gelehrt waren (Fut. II. = gewesen sein werden),
    werden leuchten/strahlen
    die der Glanz
    des Firmaments (Himmels)


    rechts (geht unmittelbar weiter)


    et, qui ad
    iustitiam eru
    diunt multos,
    quasi stellae
    in perpetuas
    aeternitates.


    und diejenigen, die viele zur Gerechtigkeit erziehen,
    wie Sterne auf unsterbliche ewige Zeiten.


    Anmerkung:
    Das habe ich jetzt selber schnell und ziemlich wörtlich übersetzt, aber es gibt bestimmt noch
    gewandtere Profi-Bibelübersetzungen, in denen du nachschauen kannst.
    Die Satzzeichen habe ich zum besseren Verständnis des lat. Textes eingefügt.




    Jetzt bräuchte ich die weiteren Angaben zur Person.
    Am Abend mache ich weiter, oder ein anderer beschäftigt sich damit.


    Schöne Grüße, Unterfuchs

  • Hallo Steffen,



    Dankeschön, so kann man sich irren, ich dachte der linke Vogel sitzt auf einem Nest und der andere steigt aus dem Wasser, ich hatte Gänse oder Enten vermutet.


    Die Öllampen oben drauf, hatten sie die gleiche Bedeutung wie heute die Grablichter? Und die Jacobsmuscheln, da wird er doch nicht unbedingt zwei mal den Jacobsweg gegangen sein oder? Vielleicht als Platzfüller oder künstlerische Freiheit?



    lG,


    Christine

  • Hallo,
    unten bei den Erd- bzw. Himmels-Globen lese ich:
    Terrestria in usu - Coelestia in desiderio. Das deckt sich mit einem Zitat, das ich hier fand:
    Terrena in usu, coelestia sint in desiderio.
    Wörtlich: Das Irdische sei im Gebrauch, das Himmlische im Verlangen/Wunsch.
    Also etwa: Wir sollen die irdischen Dinge nutzen, nach den himmlischen aber Verlangen tragen.

  • Liebe Christine,
    komme ich halte als Unterfuchs noch einmal heraus aus dem Wald.



    Du hast ja nach den Symbolen gefragt, und es wurde da schon vieles von Euch Menschen richtig
    beigetragen. Hochachtung vor dem Steffen mit dem Zitat von Bernhard von Clairvaux
    Hätte ich nie gefunden, wie macht er das nur?


    Ich bin kein Fachmann, möchte deshalb nur einige Gedanken beitragen.


    Das Bezeichnende ist die Reihung von drei Emblemen untereinander
    und die paarweise Gegenüberstellung - insgesamt also 6 Embleme mit
    je einem Bild (pictura) und einer Unterschrift (inscriptio).


    Die eine Seite das Irdische, die andere das Jenseitige, an sich eine Antithese, aber
    nicht so dargestellt, eher eine Weiterführung, vielleicht kann man sagen:
    eine antithetische Synthese


    Was die Inschriften betrifft, ein zeitliche Abfolge: Daniel (Altes Testament - an sich hebräisch, ins Lateinische übersetzt) -
    Bernhard (Mittelalter, lateinisch original) - Autor? Vielleicht weiß Steffen weiter? (Deusch; zeitgenössisch?)


    Von oben nach unten auch eine inhaltliche Klimax: 3. Emblem - Ruhm - Gott


    Beginnen wir mit dem mittleren Emblem, in dem die Gegenüberstellung der beiden Bereiche am deutlichsten ist


    Erdenglobus - Himmelsglobus, noch mit der Erde als Mittelpunkt und den damals bekannten Planeten, 7 sollten es sein;
    auf dem breiten Band glaube ich ein griechisches H und L zu erkennen: Helios ? - Sonne, vielleicht)


    Die Unterschriften:


    Terrestria in usu - das Irdische in Gebrauch (wörtlich); die irdische Welt, in der wir leben, die unseren Erfahrungsbereich
    ausmacht.
    Caelestia in desiderio - das Himmlische in Erwartung; die Welt, die wir ersehnen und in die unser Leben einmündet


    Darüber jeweils eine Muschel als Symbol für die Pilgerschaft.
    Wir sind hier im Leben unterwegs, das Leben ist nur eine Durchgangsstation, eine Pilgerschaft ins Jenseits.


    Wenn ich bis jetzt von uns gesprochen habe, muss ich mich mit dem ersten Emblem korrigieren,
    denn das Ganze bezieht sich auf eine bestimmte Person.


    Bild: Die Öllampe könnte vordergründig eine Grablampe bedeuten, sie ist aber in der Emblematik
    häufig das Symbol für den Studierenden und Gelehrten, der bis spät in der Nacht in seiner Studierstube stitzt und über den Büchern brütet. Deshalb der sternenklare Nachthimmel mit der Sichel des abnehmenden Mondes.
    Inwieweit hier das Abnehmen des Lebens und dessen schließliches Schein-Ende - es geht wie beim zunehmenden Mond weiter - mit hineingedeutet werden kann, ist Ermessenssache.
    Wie bei der Öllampe das Öl vom Licht verzehrt wird, so verbraucht der Studierende/Gelehrte seine Kräfte für die Wissenschaft zum Nutzen der Menschheit.
    Auf der Öllampe eines Arztes soll einmal gestanden haben: Serviendo consumor - Durch Dienen werde ich aufgebraucht, was zugleich das Lebensmotto des Arztes war.


    Das Licht erlischt aber nicht. Wenn wir auf das gegenüberliegende Emblem schauen, ist es sogar heller, die beiden Öllampen sind einander zugeneigt als Zeichen der Übernahme und die Sterne des Jenseits leichten auch heller.


    Die Unterschrift aus Daniel, die ohne theologische Auslegung wörtlich übernommen ist, erklärt das Ganze.
    Es handelt sich um Daniel 12, 3 (eine Weissagung des Erzengels Michel über die Endzeit, mit Anklängen an die geheime Offenbarung des Evangelisten Johannes).


    links:
    Diejenigen, die gelehrt waren, werden leuchten wie der Glanz des Firmaments
    vgl. Bild: Öllampe (= Gelehrter) im Hintergrund der Nachthimmel


    rechts:
    und diejenigen, die viele zur Gerechtigkeit erziehen, [werden leuchten] wie die Sterne auf ewige Zeiten


    An sich bietet die rechte Fortführung nichts Neues bis auf den Aspekt der Ewigkeit.


    Und jetzt wird durch den Sternenvergleich auch klar, worum es geht:
    Das Licht bedeutet den Ruhm des Gelehrten, der die Zeiten überdauern wird.



    3. Emblem


    Der unsterbliche Vogel Phönix: In Indien beheimatet, fliegt er, wenn er das Alter von 500 Jahre erreicht hat,
    nach Ägypten, wo er sich in Heliopolis (= Sonnenstadt) auf einem Scheiterhaufen aus Rebenholz niederlässt.
    Mit dem Blick zur Sonne entfacht er durch das Schlagen der Flügel ein Feuer und lässt sich von diesem verzehren.
    Nach 3 Tagen erhebt er sich verjüngt aus der Asche und fliegt für die nächsten 500 Jahre wieder nach Indien.
    Damit ist unschwer Phönix als Licht- und Sonnensymbol erkennbar.
    Natürlich hat auch das Christentum diesen Vogel für sich vereinbart: Christus, der sein Leben hingegeben hat und nach 3 Tage auferstanden ist und so der Menschheit die Erlösung gebracht hat.
    Ja, Phönix wird somit zum Symbol für jeden Christen, dessen Tod mit der Auferstehung zu einem neuen Leben verbunden ist.


    Bild links: Phönix im Feuer mit dem Blick nach oben (wohl zu Gott, im Ornament ist oben ein Gesicht zu erkennen)
    Bild rechts: Phönix erhebt sich in die Lüfte, in den Himmel und lässt allen überflüssigen Ballast (er verliert einen Teil der Federn) zurück.


    In den Unterschriften erfolgt nun so zusagen eine Zusammenfassung:


    Dein Ruhm wird erben
    und nicht ersterben.


    Das Licht seines Ruhmes (s.o.), denn er als Gelehrter auf dieser Welt genossen hat, wird weiterleben.


    rechts:
    In Gott erfreuet
    ?? [kann ich leider nicht lesen] verneuet.


    Als Höhepunkt: Die Freude in und mit Gott im Jenseits, nachdem er in die Verklärung eines neuen Lebens
    hinübergegangen ist.


    Das sind nur einige Gedanken. Ein anderer wird es vielleicht anders sehen,


    aber es reicht, glaube ich, für einen


    Unterfuchs.

  • Hallo lieber Unterfuchs,
    ich bin baff, was Du noch alles herausgefunden hast.


    Wahrscheinlich bist Du wieder in Deinem Wald oder in Deinem Bau, aber mein Ruf hallt dir freudig hinterher, ein ganz großes Dankeschön, daß Du dir so viele Gedanken und noch mal geantwortet hast. Auf so schöne Erklärungen, wäre ich niemals selbst gekommen und ich säße immer noch fragend davor, ich finde dies Bild so anrührend.


    Als ich diese Abbildung sah, dachte ich erst, was ist das denn, ein bißchen viel, wie ein übertrieben geschmückter Christbaum, die meisten sind doch eher sehr schlicht gehalten.


    Deine Erklärungen sind so schön, daß ich sie und natürlich auch die von Steffen alle mit dazu lege.


    Und das Hebräische liegt so weit nicht, sein Bruder las und schrieb, unter anderem auch hebräisch, da kann ich mir vorstellen, daß er an der Gestaltung beteiligt war.












    Zitat: Das Licht bedeutet den Ruhm des Gelehrten, der die Zeiten überdauern wird.




    Das stimmt, zumindest bei einigen (wohl eher berufsmäßig) und in einer Kustodie , ist er immer noch bekannt. :D :D :D :DDie waren ganz erfreut, als ich seinen Namen und die Jahreszahlen nannte. (viell. wg. €,€,€,)











    Zitat: Das sind nur einige Gedanken. Ich danke dir dafür!



    Durch Deine und auch Steffens Erklärungen wurde aus einem „wundersamen Christbaum“, ein „sprechendes“ Epitaph. Ihr habt mir damit einen ganz großen Gefallen getan.



    Also vielen, vielen Dank und liebe Grüße,


    Christine

  • Hallo, besonders @ unterfuchs,
    um das Lob, das ich hier geerntet habe, ein wenig zurechtzurücken: Ich habe nur im Internet gestöbert, mit den gegebenen Zitaten. Der Autor ist allerdings offenbar unbekannt, ich stieß nur auf "autor incertus". Viel bedenkenswerter sind die Überlegungen, die Du, U-fuchs, für Christine und damit für uns alle angestellt hast.
    Danke!