Anfängerfrage Standesamtanfrage

  • Liebe Leute,
    das ist hier bestimmt schon beantwortet worden, aber irgendwie finde ich nichts definitives:
    Ich möchte die Daten, die ich über meine Familie gesammelt habe, jetzt doch mal systematisch belegen und stehe also vor meiner ersten Standesamtanfrage.
    Grosseltern sind alle verstorben, in den 70ern bis 90ern, Orte und Daten sind bekannt. Geburtsdaten sind alle nach 1900.
    Was genau frage ich am besten beim Standesamt an?
    Sterbeurkunde, Heiratsurkunde, Geburtsurkunde? Abschriften? Zweitschriften? Kopien? Wie nennt man das denn? Ich meine, ich brauche ja keine beglaubigten Kopien oder Neuausstellungen? Ich habe hier auch etwas zu Randbemerkungen gelesen, was muss ich denn anfragen, damit ich wirklich alle Informationen bekomme? Auf welcher der Urkunden würden die Eltern (also Urgroßeltern) stehen? Und ist es richtig, dass ich die Geburtsurkunde auch beim Sterbeort bekomme und nicht beim Geburtsort?
    Und noch mal anders gefragt: wenn ich herausfinde, bei welchem meiner zahllosen Onkel/Tanten das Familienstammbuch gelandet ist, finde ich dann darin alle Informationen, die mir das Standesamt auch geben kann, oder hat das Standesamt noch andere Informationen?
    Schon im voraus vielen herzlichen Dank!
    Micha

  • Hallo Micha!


    Zitat

    Was genau frage ich am besten beim Standesamt an?


    Schwere Frage, wenn man nicht genau weiß, was Du möchtest. Auf die Frage: "Welche Farbe soll mein Auto haben?" kann man ja auch nicht einfach so antworten.


    Zitat

    Sterbeurkunde, Heiratsurkunde, Geburtsurkunde? Abschriften? Zweitschriften? Kopien? Wie nennt man das denn? Ich meine, ich brauche ja keine beglaubigten Kopien oder Neuausstellungen? Ich habe hier auch etwas zu Randbemerkungen gelesen, was muss ich denn anfragen, damit ich wirklich alle Informationen bekomme?


    Es kommt auch hier darauf an, was Du überhaupt wissen willst. Um alle Informationen zu erhalten, die da sind, musst Du einfach nur eine "vollständige, unbeglaubigte Kopie des ... (Geburts-; Ehe- oder Sterbeeintrages)" bestellen. Dann sind auch Randvermerke (über Tod, Eheschließung, o.ä.) mit drauf.


    Zitat

    Auf welcher der Urkunden würden die Eltern (also Urgroßeltern) stehen?


    Das kommt auf die Zeit an. 1880 sahen die Personenstandsurkunden anders aus als 1980. Eltern stehen IMMER im Geburtseintrag. Im Eheeintrag standen von 1874/1876 die Eltern bis in die 1920erJahre drinnen, dann erst wieder ab 1938. In Sterbeeinträgen standen anfangs auch die Eltern drinnen.


    Zitat

    Und ist es richtig, dass ich die Geburtsurkunde auch beim Sterbeort bekomme und nicht beim Geburtsort?


    Nein, stimmt nicht! Personenstandsfälle sind immer am Ort des Eintretens des Personenstandsfalles vermerkt wurden. Ist Oma Liesbeth in Hamburg wohnhaft, fällt aber bei Tante Hilde in Hannover vom Stuhl und bricht sich den Hals, steht der Sterbeeintrag in Hannover. Der Geburtseintrag bleibt aber in ihrem Geburtsort - Hamburg. In Hamburg würdest Du jedoch auch keine Sterbeurkunde aus Hannover bekommen. Also: immer dort, wo er eingetreten ist. Anders verhält es sich bei Kriegssterbefällen. Wenn Hans Schmidt aus Bremen in Stalingrad gefallen ist, wurde sein Tod in Bremen beurkundet, da er dort zuletzt wohnhaft war. Du erhältst also die Sterbeurkunde in Bremen, nicht in Stalingrad.


    Zitat

    Und noch mal anders gefragt: wenn ich herausfinde, bei welchem meiner zahllosen Onkel/Tanten das Familienstammbuch gelandet ist, finde ich dann darin alle Informationen, die mir das Standesamt auch geben kann, oder hat das Standesamt noch andere Informationen?


    Auch das Wissen des Stammbuches ist endlich. Man kann pauschal darauf nicht antworten, weil doch niemand weiß, was im "Stammbuch" steht.


    Ich hoffe, ich habe Dir geholfen. Übrigens gibt es ein Personenstandsgesetz, an das sich Standesämter halten müssen. Du bekommst nicht einfach jeden Eintrag kopiert. Näheres dazu anhand mehrer Beispiele siehe >hier< .


    Grüße, Daniel

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

  • Lieber Daniel, vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort. Damit ist mir auf jeden Fall weitergeholfen, besonders auch das hier:


    Zitat

    "Um alle Informationen zu erhalten, die da sind, musst Du einfach nur eine "vollständige, unbeglaubigte Kopie des ... (Geburts-; Ehe- oder Sterbeeintrages)" bestellen. Dann sind auch Randvermerke (über Tod, Eheschließung, o.ä.) mit drauf."

    und dann werde ich nun erst mal meine eigenen Erfahrungen sammeln.


    Danke & einen schönen Abend,
    Micha

  • Hallo Micha, gerne! Und wie bereits geschrieben: Fragen und Antworten zum Personenstandsgesetz (PStG)da kannst Du nochmal Infos zum PStG erfahren, damit Du nicht umsonst eine Anfrage stellst.
    Daniel

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

  • Ja, das hatte ich schon gesehen, danke. Erst mal geht es nur um die direkten Vorfahren, sollte also kein Problem sein.
    Was genau ist eigentlich eine Sammelakte?


    Viele Grüße,
    Micha

  • Eine Sammelakte (mindestens im preußischen Rheinland auch Belegakte genannt) ist die Sammlung der notwendigen Urkunden, Beglaubigungen etc. die einen Personenstandsfall betreffen.


    konkretes Beispiel aus meiner Forschung: Ein aus der Schweiz stammender, in Goch lebender Herr heiratete in Köln 1871 eine in Düsseldorf geborene Dame. In der Sammelakte befindet sich eine beglaubigte Abschrift der Geburtsurkunde der Braut, eine über das preußische Konsulat beglaubigte und übersetzte Geburtsurkunde des Bräutigams und die Sterbeurkunde des Brautvaters, der Verweis auf die Sterbeurkunde in Köln der Brautmutter, die Ankündigungen und Aushängungen (Aufgebot) der Stadt Goch und noch einiges mehr...


    Sammelakten können teilweise wichtige Informationen enthalten, auch solche, an die man sonst nicht mehr kommt, da z.B. das Originalgeburtsregister vernichtet wurde o.ä.


    Grüße


    Lothar

  • Vielen Dank für diese Information, Lothar.


    Dann könnte ich, wenn ich z.B. weiss, dass sowohl Bräutigam als auch Braut aus anderen Städten stammen, z.B. nicht nur nach dem Eheeintrag fragen, sondern gleich fragen, ob es eine Sammelakte mit den Geburtsurkunden gibt. Ui, dann formuliere ich meinen Briefentwurf noch einmal um ...