Von Italien über Frankreich nach Amerika

  • Einen schönen Sonntag liebe Foris,
    ich suche nach Hintergründen für die Wahl des Auswanderungshafens.
    Einige Mitglieder meiner italienischen Familie sind Ende des 19.Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert bzw. für einige Jahre zum Arbeiten dort geblieben und dann wieder zurückgekommen.
    Bei ellis-island habe ich schon viele Daten gefunden. Ganze Familien aus meiner Verwandtschaft, teilweise mit Kleinkindern, aber auch junge Mädchen (16 Jahre) haben ganz alleine den Weg über das große Wasser genommen.
    Allen gemeinsam ist der Abfahrts- und Ankunftsort. Le Havre und New York. Wie fährt man von Vodo di Cadore (ein kleiner Ort in den italienischen Dolomiten) nach Le Havre in Frankreich? Gab es eine besonders günstige Verbindung ? Was hat sowas gekostet ? Eine meiner Urgroßmütter hat diesen Weg 3x gemacht !!!
    Hat jemand von euch Hinweise/Tipps/Links zu diesem Thema?


    LG
    Catarina

  • Der nächstgelegene Hafen für die Gegend wäre eigentlich Triest als einfachster und direkter Abfahrtsort gewesen. Eigentlich ein SEHR weiter Weg über Le Havre in Frankreich. Etwas seltsam, warum von dort eingeschifft wurde. Keine Ahnung ob die den Landweg zum franz. Hafen nahmen oder ob sie doch von Triest oder Genua mit einem Schiff nach Le Havre fuhren und erst dort "umstiegen" und den großen Dampfer nach Amerika nahmen. Keine Ahnung ob es günstiger war so wie die das machten......wer weiß?
    Über den Landweg könnte es einige Varianten gegeben haben. Mir sind die damals vorhandenen Bahnlinien nicht so vertraut. Vielleicht über Innsbruck>Basel>Paris.....
    http://maps.google.at/maps?hl=…di+Cadore&ie=UTF-8&tab=wl

  • 1899 gab es schon ein sehr gutes Eisenbahnnetz - siehe Karte. Es ist also am Landweg ALLES möglich gewesen. Ob du also rausfindest welche Strecke genau deine Ahnen genommen haben, falls sie den Landweg gewählt haben, wage ich zu bezweifeln. Aber ob das so von Wichtigkeit ist? Allerdings kann ich mir vorstellen, daß es dich trotzdem interessiert. Wie schon erwähnt auch der Seeweg nach Le Havre könnte möglich gewesen sein.....
    http://upload.wikimedia.org/wi…arte_Deutschland_1899.jpg
    http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Eisenbahn


    http://www.zauberspiegel-onlin…content&task=view&id=4378
    http://www.frenchlines.com/passager_index_fr.php
    http://www.forum-auswanderung.de/ueberfahrt1.html
    http://www.ahnen.bettina-meist…w=article&id=57&Itemid=68
    Interessanter Link zur Auswanderung aus der Schweiz wohin es von den Dolomiten her nicht so weit ist und war. Enthält viel Info zur damaligen Zeit:
    "Le Havre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
    Im gesamten 19. Jahrhundert war Le Havre der wichtigste Einschiffungsort für Auswanderer aus der Schweiz. Die Reise dorthin erfolgte bis in die 1840er-Jahre auf grossen Pferdewagen, die für die Reise rund 30 Tage brauchten. Später wurden Eilpostkurse eingerichtet, was die Fahrt auf eine Woche verkürzte.
    Le Havre war aber immer noch weit weg vom Glück. Oft mussten die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft noch tage-, manchmal sogar wochenlang warten, bis sie ein Schiff besteigen konnten. Dies verteuerte die Reise enorm. Die Unterkünfte in der Hafenstadt waren überteuert und überall lauerten Geschäftemacher und Bauernfänger, die versuchten, den Auswanderern das Geld aus der Tasche zu ziehen.


    Le Havre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
    Ab etwa 1850 wurde die Reise von Basel nach Le Havre mit der Eisenbahn zurückgelegt. Das war zwar teurer als per Pferdewagen, dauerte aber nur wenige Tage und ersparte den Reisenden die Kosten für Unterkunft und Verpflegung unterwegs. Jetzt zeigte sich, dass vertrauenswürdige Reiseagenturen die Auswanderung doch sehr erleichterten. Die Agenten übernahmen den Transport des Reisegepäcks und betreuten die Auswanderer vom Zeitpunkt der Abreise bis zur Einschiffung. In Le Havre wurden sie vom Zug abgeholt und in ein Hotel oder direkt zu ihrem Schiff gebracht. Vor ihrer Einschiffung nach New York hatten die Auswanderer noch Gelegenheit, sich mit Suppe und Brot zu stärken."
    http://www.moneymuseum.com/mon…es/tour.jsp?lang=de&ix=54

  • Hallo carinthiangirl,


    vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen und die interessanten Links.(viel Lesestoff für schlaflose Nächte :D )

    Zitat

    Der nächstgelegene Hafen für die Gegend wäre eigentlich Triest als
    einfachster und direkter Abfahrtsort gewesen. Eigentlich ein SEHR weiter
    Weg über Le Havre in Frankreich. Etwas seltsam, warum von dort
    eingeschifft wurde.

    Genau das hat mich auch irritiert. Obwohl - erst die Bahnfahrt nach Triest, dann per Schiff durchs Mittelmeer,an Spanien/Frankreich vorbei nach Le Havre - klingt sogar für die heutige Zeit nach einer sehr langen und teuren Reise.


    Wahrscheinlich haben sie sich tatsächlich mit Hilfe einer Reiseagentur per Bahn auf den Weg gemacht. In der Zeit von 1880-1920 sind mehrere Personen aus 3 meiner Ahnenfamilien zusammen mit anderen aus dem Dorf nach Amerika ausgewandert/bzw. haben dort gearbeitet und sind wieder zurückgekehrt. Der Landweg über Deutschland wäre eine Erklärung für das Erscheinen meines Urgroßvaters in einer niedersächsischen Stadt,in der er sich 1890 als Eismacher niederließ.


    Schönen Sonntag
    Catarina

  • Ich meinte deswegen Triest, weil viele Italiener aus Norditalien DIREKT von dort nach Amerika fuhren.
    Die Vermutung allerdings liegt nahe, daß der Landweg bis Le havre und von dort das Schiff günstiger kam.
    Vielleicht wurde der Weg einfach nur deshalb gewählt, weil schon vorher ein Bekannter/Verwandter diesen genommen hat und einem sozusagend empfohlen oder gar vermittelt/bezahlt wurde.....
    Wie gesagt einige Möglichkeiten und schwer nachzuvollziehen warum genau dieser Weg.
    Der kürzeste meiner Meinung nach über Land müßte wohl der über Tirol, Vorarlberg und die Schweiz (Zürich, Basel) und über Paris nach Le Havre gewesen sein.