Totesursache

  • [size=10][size=12]Hallo Liebe Mitforscher,


    Bei einder Familie ist auffällig, dass alle Kinder der Mutter im Kleinkindalter verstorben sind. In den Jahren von von 1682 bis 1694 verstarben alle sieben Kinder.
    Während in der Ehe II des Vaters nur eins von sieben Kindern das heiratsfähige Alter nicht erreicht.


    Wo liegt die Ursache? Ich komme das es Gründe sein müssen die in der Person der Mutter liegen.
    Was meint Ihr? Habe Ihr auch solche Fälle?

  • Hallo baer1955
    Es kann sehr viele Gründe geben warum die Kinder alle im Kleinkindalter starben.Damals wusste man noch nichts vom Kindbettfieber der Frauen und vor allem kannte man noch nicht die Kinderkrankheiten in dem Maße wie heute.Meistens kam man zu dem Schluss ,dass das Kind nicht lebensfähig sei.Bedenke bitte auch,dass die Frauen damals bis zur Entbindung hart gearbeitet haben.Die Menschen waren damals zum Teil auch unterernährt und so hatten die Babys damals schon einen sehr schlechten Start in das leben.Es kam sogar nach dem 2.WK vor das Kleinkinder nach der Geburt starben.Diagnose nicht lebensfähig.Ich weiss dies deshalb,weil 2 meiner Geschwister mit dieser Diagnose starben.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Hallo Gregor,

    Ich komme das es Gründe sein müssen die in der Person der Mutter liegen.


    ich denke nicht, dass die Ursache der Kindersterblichkeit auf jeden Fall bei der Mutter zu suchen ist.


    Falls die Ursache bei der Mutter zu suchen ist, läßt sich das im Nachhinein natürlich schwer überprüfen (ich gehe mal davon aus, dass du die Sterbeeinträge im Kirchenbuch schon angesehen hast und dort keine Todesursache verzeichnet ist.). Du könntest höchstens mal die Familie der Frau überprüfen - wie viele ihrer Geschwister das Kleinkindalter überlebt haben und wie es bei deren Kindern aussah.


    Allerdings kannst du überprüfen, ob im Wohnort der Familie im betreffenden Zeitraum äußere Umstände gab, die für die Kindersterblichkeit verantwortlich sind. Einige Möglichkeiten:
    - Nachsehen, ob im Kirchenbuch möglicherweise eine außergewöhnlich hohe Zahl and Todesfällen (speziell von Kindern) in dieser Zeit verzeichnet ist.
    - Sind in der Ortsgeschichte Krankheitsepidemien verzeichnet (z.b. in Erfurt fielen 1683 die Hälfte der Einwohner der Pest zum Opfer).
    - Wetterdaten für den entsprechenden Zeitraum - möglicherweise Todesfälle durch extremes Wetter oder dadurch ausgelöste schlechte Ernte/Hungersnot



    Es kann sich aber auch die wirtschaftliche Situation der Familie in der zweiten Ehe gebessert haben (z.B. durch Heirat in eine wohlhabendere Familie - bessere Ernährung - gesündere Kinder). Das könnte man unter Umständen an Steuerdaten Schätzungsregister) überprüfen.



    Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche.



    Viele Grüße,
    Anke

  • Hallo Anke,


    die Familie von Vater und Mutter gehört zur besseren Bürgerschicht. Viele Taufpaten sind Pfaffer, Handwerker, Ärzte.
    Die Familie der Mutter sehe ich mir gerade an. Gerade bei den Paten fällt auf, jemehr Kinder sterben um soweniger Werden diese ins KirchenBuch eingetrageen. Mit der zweiten Ehefrau änder sich das wieder.
    Bei über der Hälfte der Totesfälle sind die Kinder über zwei Jahre alt. Heute wäre es einfach nach einer Leichenschau wäre der Fall klar.

  • Hallo Gregor,


    die allgemeine Lebenserwartung der Menschen betrug im Mittelalter nur 30-33 Jahre. Auch zu Beginn der Neuzeit, also in dem Dich interessierenden Zeitraum, war sie nicht wesentlich höher. Prägend war dabei nicht zuletzt die hohe allgemeine (Klein-)Kindersterblichkeit.


    Bei "wer weiss was" hat Michael Kling in 2008 Gründe dafür wie folgt zusammengefaßt:
    "Re: Weshalb die tiefe Lebenserwartung im Mittelalter
    Gründe:
    1. Mangelhafte Medizinische Versorgung und mangelhafte Hygiene, was vor allem zu einer immensen Säuglingssterblichkeit führte.
    2. Unter- und Fehlernährung, die vor allem die niederen Schichten betraf.
    3. Lokale Nahrungsversorgung nahe dem Subsidenzniveau, was bei einem Ernetausfall zu regelmäßigen Hungersnöten führte. Nahrungsmittel konnten in so einem Fall mangels Infrastruktur nicht von aussen zugeführt werden.
    4. Die direkten Bevölkerungsverluste durch Kriegshandlungen waren eher gering. Die Zerstörungskraft mittelalterlicher Heere war viel geringer als heute bereits mit Konventionellen Mitteln erreicht werden kann.
    Allerdings führte der Krieg dann zu einer großangelegten Humanitären Katastrophe, vor allem durch Ernteausfälle. Somit führten die Mittelalterlichen Kriege nicht zu einem Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen. Beide Geschlechter waren gleichermaßen vom Tod betroffen.
    All das führte zu einer signifikant geringeren Lebenserwartung, wobei die "niederen" Schichten ein viel höheres Risiko hatten als die meist gut ernährten Mitglieder der Oberschicht.
    Der Unterschied bei Frauen und Männern ist auf das hohe Risiko bei Geburten zurückzuführen.
    Die Unterschiede in der Darstellung der durchschnittlichen lebenserwartung rühren meist daher, dass einmal die Säuglingssterblichkeit mit eingerechnet wird, zum anderen die Überlebenswahrscheinlichkeit nach dem 1 Lebensjahr genommen wird.
    Tatsächlich greift in der Präindustriellen Gesellschaft das Prinzip von Malthus, dass die Bevölkerung durch die zur Verfügung stehenden Resourcen begrenzt werden."


    Gruß
    Detlef

  • Hallo


    Bei meinen Ahnen gibt es auch eine sehr hohe Kindersterblichkeit. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Babys welche bei der Geburt oder gleich danach verstarben entweder Mütter hatten die sehr jung, also under 20, oder aber schon um die 40 waren. Auch war der Stand der Familie sehr entscheidend. Zum Beispiel gehörten die Lehrer in der Zeit um 1800 zu den Ärmsten, weil viele Bauern für eine Schulausbildung ihrer Kinder kein Verständnis hatten. Die Kinder sollten lieber auf den Feldern schuften. Von einem Lehrer meiner Ahnen brachte die Frau fünf Jahre hintereinander fünf Kinder zur Welt welche die Nottaufe bekamen. In den zwei Jahren danach starben zwei im ersten Jahr. Es waren alles Kinder, bei den die Mutter über 38 Jahre alt war. Ein Sohn verstarb im 6.Lebensjahr laut Sterbematrikel an der Schwindsucht. Wenn die Frauen durch die vielen Schwangerschaften sowieso geschwächt waren, nur wenig zu Essen hatten und auch noch schwer arbeiten mussten ist es doch kein Wunder, dass viele ihrer Kinder starben. Hinzu kommen Krankheiten an welchen heute kein Kind mehr sterben muss. Oft war auch das Geld für einen Arzt wenn einer da war, unerschwinglich. Auch mussten viele Menschen in der damaligen Zeit für einen Lehnsherr arbeiten und hatten kaum Zeit einen Arzt aufzusuchen. Die Geburtshelfer waren in vielen Fällen andere Frauen welche einfach nur Hilfe leisteten. Jede Geburt die etwas schwieriger war wurde für Mutter und Kind zum Risiko, und nicht selten mussten die Frauen gleich nach der Entbindung weiter arbeiten.


    Grüße Brigitte