Kriegsgefangene und Internierte im 1. Weltkrieg (diverse nationen)

  • Hallo


    Das lange Warten hat ein Ende - nun ist es endlich soweit! Die Datenbank zu den Kriegsgefangenen
    des 1. Weltkrieges des Internationalen Roten Kreuzes ist online (noch nicht vollständig).


    http://grandeguerre.icrc.org/


    Zur Suche gibt man den Namen ein, wählt bei Nationality German und bei Available Files: German army main files.
    So findet man übrigens auch Deutsche, die in der Schweiz interniert waren.


    Meistens kommt man nicht direkt auf den gesuchten Namen, sondern man muss die angezeigte Serie durchblättern
    indem man langsam nach unten scrollt. Die alphabetische Reihenfolge innerhalb der Serien stimmt nicht immer.


    Wenn man ein Dokument gefunden hat, sieht man rechts davon, ob es noch weitere Dokumente zur selben Person gibt und man kann diese dann auch direkt anklicken. Manchmal gibt es aber auch weiter unten weitere Dokumente zur selben Person.


    Die meisten Karteikarten enthalten nicht mehr als Name und Vorname(n), Geburtsdatum sowie die militärische Einheit. Manchmal ist noch das Todesdatum erwähnt, oft nur ein Kreuz. Manche enthalten jedoch mehr Informationen:

    So zum Beispiel Geburtsort oder wann und wo vermisst oder verwundet sowie Name und Adresse eines Angehörigen.


    Sucht man nach Franzosen, Belgiern oder Briten, die in der Schweiz interniert waren, wählt man bei Nationalität
    "French or Belgian" und bei Available Files: "French, Belgian and British servicemen and civilians interned in Switzerland".


    In diesen findet man dann Angaben wie in welchem Lager sie zuletzt in Deutschland waren,
    und in welchem Ort sie in der Schweiz untergebracht waren (meist ein Hotel).


    Ein Beispiel eines Franzosen und welche Angaben man finden kann, könnt ihr in meinem Hinweisthread
    zu franz. Soldaten nachlesen. Weitere Beispiele findet ihr auf meiner eigenen Website:
    Sterbeurkunden und Gräbersuche Französischer Soldaten
    http://iten-genealogie.jimdo.c…rnierte/franzosen-luzern/


    Welche Angaben man zu den deutschen Internierten in der Schweiz findet, könnt ihr auf meiner Website nachlesen.
    Zu solchen Fällen findet man zusätzliche Informationen in den Verlustlisten der deutschen Armeen.
    http://iten-genealogie.jimdo.c…ernierte/deutsche-luzern/


    Auf allen diesen Karteikarten und Dokumenten findet man an verschiedenen Stellen Nummern, zum Beispiel P 959.


    Meist gibt es neben der Karteikarte, wo die weiteren Dokumente verlinkt sind, auch noch ein grosses Plus auf
    rotem Grund, anklicken, dann erscheint auch der Kasten wo man die Reference Number eingeben kann.


    So kann man die Listen bestimmter Lager finden, oder von Transfers von einem Lager in ein anderes. Erwähnt
    sind dann die Einheit, das Datum und die Orte der Lager. Bei den Franzosen gibt es auch medizinische Angaben.


    Gruss
    Svenja

  • Hallo


    Die Staatsbibliothek Berlin hat die Liste der deutschen Internierten in der Schweiz,
    herausgegeben von der deutschen Kriegsgefangenen-Fürsorge in Bern, online gestellt.


    http://digital.staatsbibliothe…38530441&PHYSID=PHYS_0004



    Den Listen vom November 1916 kann man folgende Angaben über die Internierten entnehmen:
    Name, Vorname, militärischer Grad, Truppenteile (abgekürzt), Heimatort/Geburtsort,
    Staatsangehörigkeit, Geburtsjahr, Beruf, Gefangenenlager (vor dem Aufenthalt in der Schweiz),
    Datum und Ort der Gefangennahme, Ort und Anstalt der Internierung (meist waren es Hotels).



    Ich habe jetzt schon einige Seiten dieser Listen genauer angeschaut, dabei ist mir
    aufgefallen, dass wohl viele zuvor in England in Gefangenschaft waren.
    In Frankreich sind mir bei den Gefangenenlagern viele Orte in der Bretagne aufgefallen.
    Einige sind auch in Marokko oder Kamerun (Schutztruppen) in Gefangenschaft geraten.
    Die Unterkünfte in der Schweiz befanden sich alle in der Zentral- oder der Ostschweiz.
    Bei einigen ist übrigens vermerkt, dass sie am Gymnasium oder an der Universität waren.



    Ebenfalls interessant ist die Schrift "Deutschen Kriegsgäste in der Schweiz", ein Gedenkblatt an die
    Hospitalisierung deutscher Kriegs- und Zivilgefangener, herausgegeben von der Abteilung für
    Gefangenenfragen der Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft in Bern.


    http://digital.staatsbibliothe…N670591726&LOGID=LOG_0002



    Diese Schrift war auch eine wichtige Quelle für meine Abhandlung zu diesem Thema, in der ich
    auch die Möglichkeiten der Ausbildung und des Studiums für die Internierten erwähne. Inzwischen
    habe ich eine Auswertung der Listen der deutschen Kriegsgefangenen in der Schweiz ergänzt:


    http://iten-genealogie.jimdo.c…erte/internierte-schweiz/



    Informationen über deutsche Internierte in der Schweiz findet man auch in
    der neuen Datenbank des Roten Kreuzes http://grandeguerre.icrc.org/
    die ich weiter oben bereits ausführlich beschrieben und erklärt habe.


    Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass in den Verlustlisten manchmal auch
    genauere Angaben zum Aufenthaltsort in der Schweiz auftauchen.
    http://des.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search


    Gruss
    Svenja

  • Hallo


    In der oben erwähnten Liste der deutschen Kriegsgefangenen in der Schweiz
    sind ab Seite 177 Zivilinternierte aufgelistet, darunter viele, die an Bord der
    Nieuw Amsterdam am 04.09.1914 in französische Gefangenschaft gerieten.


    Mehr Informationen zur Gefangennahme des Schiffes Nieuw Amsterdam
    und weiteres Material zum Gefangenenlager auf der Ile-Longue kann man
    in nachfolgendem Link nachlesen. Die Nieuw Amsterdam der Holland-Amerika
    Linie war unterwegs von New York nach Boulogne und Rotterdam, als sie vor
    der Bretagne vom französischen Hilfskreuzer Savoie aufgehalten wurde.

    Insgesamt wurden 714 Männer an Bord der Nieuw Amsterdam interniert,
    darunter 457 Deutsche und 257 Österreich-Ungaren.
    Sie wurden zunächst
    ins Fort Crozon gebracht, später auf das Schiff Charles Martel ehe sie das
    neu erstellte Lager Ile-Longue beziehen konnten. Die meisten von ihnen
    verbrachten beinahe 5 Jahre im Gefangenenlager Ile-Longue in der Bretagne.
    Die Offiziere wurden zunächst im Bouguen Gefängnis in Brest untergebracht.
    Später wurde ihnen das Chateau in Brest als Unterkunft zur Verfügung gestellt.

    In der Liste der deutschen Kriegsgefangenen in der Schweiz vom November 1916
    erscheinen die Gefangenen von der Nieuw Amsterdam als Zivilinternierte. Der
    offizielle Bericht der französischen Marine bezeichnete diese Männer jedoch
    als in den Kriegsdienst Einberufene, die von Amerika nach Europa reisten,
    um sich bei ihren Einheiten in Deutschland oder Österreich-Ungarn zu melden.
    Im "rapport officiel de la marine française" findet man einen Link zur "liste des
    prisonniers autrichiens", der gefangenen Österreicher von der Nieuw Amsterdam.


    http://www.ilelongue14-18.eu/?…ciel-de-la-marine&lang=fr


    Diese Website kann auch auf deutsch oder englisch gelesen werden.


    Gruss
    Svenja

  • Hallo


    Während des 1. Weltkrieges gab es auch Zivilpersonen aus Deutschland und Österreich, die in Indien ansässig waren
    sowie deutsche Besatzungen von Handelsschiffen, die in Indien in britischen Prisoner of War Camps interniert wurden.


    Verschiedene Prisoner of War Camps in Indien
    https://wiki.fibis.org/w/POW_Camps_in_India
    https://de.wikipedia.org/wiki/Internierungslager_in_Indien


    Bericht des Roten Kreuzes über POW Camps in Indien
    https://grandeguerre.icrc.org/en/Camps/Calcutta/7/fr/


    Das Camp Ahmednagar bestand aus drei Teilen: Camp A für die normalen Internierten und die Besatzungen von deutschen Schiffen,
    Camp B für die bessergestellten Internierten, Geschäftsleute und Angestellte, die zuvor schon in Indien ansässig waren und
    Camp C (ohne Stacheldraht) für die Internierten, die ihr Wort gegeben hatten, keinen Fluchtversuch zu unternehmen.So


    Über die Interniertenlager in Indien sowie über dort internierte Personen wurde auch in diversen Zeitungen berichtet.
    So zum Beispiel in österreichischen Zeitungen wie dem Neuigkeits-Weltblatt (Ausgabe vom 30. Dezember 1914).
    http://anno.onb.ac.at/cgi-cont…2&ref=anno-search&seite=7


    Unter den in Indien internierten Personen waren auch deutsche und österreichische Missionare.
    Darüber wurde in mehreren Zeitungen in Österreich und im Südtirol berichtet bis ins Jahr 1922.
    http://digital.tessmann.it/tes…77A53DCC3F61F94439CBC120B


    Gruss
    Svenja