Bleidistel

  • Ich kann es leider nicht sagen, aber geh evtl. mal wie folgt vor:


    Prüfe mal wie oft der Name heute noch vorkommt und die örtliche Verteilung auf einer Landkarte. Prüfe aber nicht nur für Deutschland, denn es könnte sein, dass der Name sich im Laufe der Zeit verändert hat und "eingedeutscht" wurde.


    Wenn er an einem Ort besonders häufig vorkommt, frage doch dort auch mal Deine Namensverwandte. Evtl. sind es dann ja tatsächlich Verwandte.


    Evtl. kommst Du so ein kleines Stück weiter. Keine einfache Aufgabe.


    Ansonsten gibt es die Wissenschaft der Namenskunde (Onomastik). Evtl. kann Dir ja ein solcher Namenskundler weiterhelfen. Leider verstehe ich von Namenskunde noch nicht all zu viel.


    Viel Erfolg.

  • Da der seltene Familienname BLEIDISTEL sich heute nahezu ausschließlich im Großraum Hannover findet (in Seelze, Wedemark, Isernhagen, Wennigsen, Wunstorf, Suthfeld und Bad Nenndorf), so könnte er sich von einer im norddeutschen Raum - ehemals - befindlichen Wohnstätte (auch Flurbezeichnung) hergeleitet haben.


    Der ehemalige (zuletzt 1950) Lehrbeauftragte für Namenforschung an den Universitäten Rostock und Hamburg Dr. Hans Bahlow fand den mittelalterlichen Familiennamen BLOYEDISTELE (= blühende Distel) in LÜBECK.


    Bahlow stellt in seinem Standardwerk 'Deutsches Namenlexikon' (1. Auflage, Frankfurt a.M. 1972, S. 65) den Lübecker Familiennamen BLOYEDISTELE in einen Zusammenhang mit den niederdeutschen Flurnamen Bleidorn, Bleudorn, Blödorn (= blühender Dornbusch), Bloibaum, Bleybaum, Blöbaum (= blühender Baum) usw. und verweist darauf (S. 96), daß man auch in Westfalen oft die Bauernnamen Diestelkamp, Disselkamp, Diestelbrink, Diestelhorst u.ä. findet, welche sich von Wohnstätten herleiten.


    Da der Ursprung des Familiennamens BLEIDISTEL im Mittelalter zu suchen ist, so dürfte es sehr schwierig sein, den Herkunftsort der Familie zu bestimmen. Selbst wenn Ihnen der Nachweis gelingen sollte, daß die Familie Bleidistel im Mittelalter im Raum LÜBECK ansässig war (hier würde es sich lohnen, die 'Lübecker Urkundenbücher' zu prüfen!), so wüßte man noch immer nicht, w o man die Wohnstätte oder Flurbezeichnung BLOYEDISTELE zu suchen hätte: das bleibt das Geheimnis der schönen alten deutschen Familiennamen.


    Freundliche Morgengrüße vom Rhein

  • Danke euch sehr, für die Informationen,meine Familie kommt aus Mesmerode( heute Wunstorf )wurde 1546 in Bokeloh heute Wunstorf )erwähnt und ist etwa1639 nach Mesmerode gezogen.
    Die Bedeutung des Namens hat mich sehr interessiert.
    Dank euch weiss ich jetzt mehr.
    Uschi

  • Loden, weiss ich nicht.Meine Vorfahren waren Kleinbauern und Leinweber.
    Es gibt unterschiedliche Schreibweisen
    1848 Bleydistel
    1766 Bleydiestel
    1689 Bleydiestell
    1639 Bleydistel
    1609 Bleidistell
    1559 Bleidistel
    1557 Blidistel
    1550 Bleidistell
    1546 Bleidistel

  • Hmmm.
    Meine Überlegung war:
    die Karde, Kardendistel oder auch Weberdistel genannt - auch wenn man inzwischen weiß, dass es botanisch gesehen gar keine Distel ist - wurde u.a. von den Lodenwebern/-machern verwendet, wird teilweise heute noch verwendet, um besonders hochwertige Loden herzustellen.
    Die Karde ist daher auch auf dem Zunftsiegel der Lodenweber gewesen. Mit ihrem Zunftsiegel wiederum haben die Zünfte die Qualität ihrer Waren ausgezeichnet. Da waren Bleisiegel/-plomben, die man heute noch verschiedentlich in Heimatmuseen sieht.
    Mag vielleicht etwas weit hergeholt klingen, war aber das erste, was mir zu dem Namen eingefallen ist.


    Rossi

  • Danke für die Mühe,
    bisher konnte man mir nie sagen was der Name bedeutet.
    Hier im Forum habe ich das erste Mal überhaupt mal Ansätze
    für den Namen bekommen,
    liebe Grüsse
    Uschi
    :danke:

  • Hab' jetzt mal nachgeschaut:
    Das schreibt wikipedia u.a. zur Karde:

    Zitat

    Die Weber-Karde (Dipsacus sativus, "Karden-Distel") wurde im vorindustriellen Zeitalter zum kämmen (krempeln, kardätschen, kardieren) von Wolle verwendet. Die getrockneten Kardenköpfe wurden noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts gesammelt und von Handwerkern wie Webern, Tuchmachern und Hutmachern dazu benutzt, um Wolle auszukämmen bzw. aufzulockern und für das spätere Spinnen vorzubereiten oder, um das Tuch aufzurauhen. Textilfragmente aus Gräbern der Hallstattzeit (sog. Hallstatt D, ältere Eisenzeit, ungefähr 600 - 450 v. Chr.) belegen, dass bereits damals Stoffe mit Hilfe von Karden aufgerauht worden waren.


    Ich dachte bisher, dass die Karden ausschliesslich von Lodenmachern verwendet wurde. Scheint wohl nicht so zu sein.
    Das hat mich bei der ganzen Sache auch etwas stutzig gemacht, meines Wissens wurden Loden vorwiegend in Süddeutschland, Österreich und Südtirol hergestellt.
    Ein Bild von der Karde gibt's da übrigens auch:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karde


    Rossi