Türkentaufen (u.a. Erbendorf und Langen/Hessen)

  • Türkentaufe in Erbendorf


    Hallo zusammen,
    in der Geschichte der Stadt Erbendorf von Joseph Höser steht folgendes zu lesen: "An die Türkenkriege zu Ende des 17. Jahrhunderts erinnern zwei bemerkenswerte Einträge in der Taufmatrikel der kathol. Pfarrei Erbendorf. Der erste lautet: "Anno 1691, 15. Oktober, wurde zu Reuth (in der Schloßkapelle) getauft mit bischöfl. Erlaubnis ein 20-jähriger Türke, dem man den Namen Wolfgang Adam und vom Orte seiner Gefangennahme Ofen (dem heutigen Budapest) "Offner" gab. Paten waren der hohe und gelehrte H. Wolfgang Reith, Pfarrer von Falkenberg, Wolf Adam Erdmann von Sparneck und Weißdorf zu Trausnitz i. T., Wolf Christoph von und zu Grafenreith und Bichersreith und Adam von Sparneck und Weißdorf, Studierender der Philosophie." Der zweite Eintrag heißt: "Anno 1693, am 16. April, mit bischöflicher Erlaubnis getauft in Friedenfels ein Türke Johann Wilhelm Friedrich Erdmann Felsner, benannt nach dem Orte Friedenfels. Paten waren Se. Excellenz der H. H. Johann Petrus Trösta, Lizentiat beider Rechte und Pfarrer zu Wiesau, und Johann Andreas Wilhelm von Sazenhofen, ferner Friedrich Leonhard v. Pellkofen und Johann Christ. Erdmann v. Notthafft auf Weißenstein."
    Seid Ihr auch schon mal auf eine solche Türkentaufe gestossen?
    Gruß
    Weissenstein

  • Türkentaufe in Langen/Hessen


    Hallo,


    in Langen/Hessen fand ebenfalls eine Türkentaufe statt:


    1689
    Festu Ascensi [Christi Himmelfahrt, 9.Mai] ward alhier getauft ein geborener Türck von ohngefehr 22 Jahr alt, seiner Aussage nach von Griechisch Weißenburg bürtig, welchen der Herr von Bratowitz, Obrist Lieutenant von dem Chur Sächsischen Baron de Brunnischem Curassier Regiment bei Eroberung der Ungarischen Haupt Festung Ofen in seine Hände bekommen; nachdem er modo unsere teutsche Muttersprache ziemlich erlernet und der Regimentsstab anhero auf einige Wochen ins Quartier verleget worden, ist er von mir [Pfarrer Franciskus Wolrad Fresenius] in den Hauptstücken christlicher Lehre unterrrichtet und also sein Glaubensbekenntnis öffentlich in unserem Gotteshaus gethan, dermaß solcher Taufactus in Gegenwart vieler hoher und niederer von mir verrichtet worden; spondirte Herr Baron de Brunn, Obrist von bemeldtem Regiment; Herr von Ketatsch, Generaladjudant unter Ihrer Durchlaucht Herzog Christian von Mörseburg General von der Sächsischen Armee und Frau Anna Sophia Herrn Obristwachtmeisters Hanolds Gemahlin und ward genennet Hans Carl. Es ist dieser neue Christ Festo Pentecostis [19. Mai, Pfingsten] confirmirt und zum hl. Abendmahl zugelassen worden.


    Gruß
    Gaby

  • Zitat

    Original von Weissenstein
    Seid Ihr auch schon mal auf eine solche Türkentaufe gestossen?
    Gruß
    Weissenstein


    Hallo, diese Taufen waren wohl nicht so selten. So wird in der Jubiläumsschrift "450 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Babenhausen" aus dem Copulationsprotokoll 1700 Seite 627 zitiert:


    ...Johann Philipps bleib-getreu, gewesener Türk, aber wieder-gebohrner Christ, nunmehr gemeiner Statt-becker alhier...


    In späteren Jahren findet sich der Name Bleibtreu regelmässig in der Geschichte der Stadt Babenhausen/Hessen.


    Grüssle Willi Braunwald

  • Der Annahme von Herrn Braunwald, daß die 'Türkentaufen' gar nicht so selten waren, pflichte ich bei. Vielfach handelte es sich bei den Täuflingen um G r i e c h e n , die man in den türkischen Heeresdienst gepreßt hatte (vgl. auch die Angabe von Gaby, wonach der 1689 getaufte junge Mann in „Griechisch Weißenburg“ geboren sei).


    MfG

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim v. Roy ()