Post von der Wast - und nun??

  • Hallo an alle,


    ich hab nach 9 Monaten warten jetzt Post von der Wast bekommen, mit der Auskunft das so nichts erhalten geblieben ist (Wehrstammbuch etc.) aber aus sonstigem Schriftgut folgendes hervorgeht:


    Diensteintrittsdatum: nicht angegeben
    1. Erkennungsmarke: -967-3./Schtz.Ers.Kp.84


    Truppenteile:
    lt. Meldung v. 03.11.1940 3. Kompanie Infanterie-Ersatz-Bataillon 84
    Standort: Cosel O./S.
    lt. Meld. v. Nov./Dez. 1940 1. Kompanie Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 5
    Standort: nicht angegeben
    lt. Meldung v. 20.01.1941 1. Kompanie Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 3
    Standort: nicht angegeben
    lt. Meldung v. 21.01.1941 5. Kompanie Eisenbahn-Pionier-Regiment 7
    (motorisiert)


    Über die Dienstzeit bis Februar 1944: keine Unterlagen


    2. Erkennungsmarke: -38-5./Eisenb.-Pi.Rgt. 7
    Ersatz für verlorene Erkennungsmakre -967-


    Truppenteile:
    lt. Meld. v. März 1944 Eisenbahn-Pionier-Kompanie 55
    und v. Dezember 1944 (Seilbahn)
    Unterstellung: nicht angegeben


    Kriegsgefangenschaft: keine Unterlagen
    03.04.1946 von einer britischen Entlassungsstelle registriert


    Dienstgrad: keine Unterlagen


    Was fang ich jetzt damit an?
    Kann ich irgentwie herausfinden wo diese Truppenteile gewesen sind?
    Wenn er doch von einer britischen Entlassungsstelle registriert worden ist, dann war er doch auch in Gefangenschaft, oder?


    Ich bin über jede Information dankbar und bedanke mich schonmal im voraus.


    Gruss pauline_rot

  • Hallo pauline,


    zum ersten war er wohl von Kriegsende bis zum 03.04.1946 in britischer Kriegsgefangenschaft.


    1. Erkennungsmarke: 967- 3. Schützen-Ersatz-Kompanie 84


    2. Erkennungsmarke: 38-5. Eisenbahn-Pionier Regiment 7


    Über diese Daten und die Truppenteile sowie Standorte kannst du vielleicht mehr Infos finden unter:


    http://www.militaria-fundforum.de/index.php


    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/


    Einzelne Kompanien sind allerdings nicht unbedingt aufgeführt, sondern er die Divisionen, in denen sich diese Einheiten befanden.


    z.B. Kompanie Eisenbahn-Pionier-Regiment 7


    http://www.lexikon-der-wehrmac…isbPiRgt/EisbPiRgt7-R.htm


    Hoffe es hilft dir ...

  • Hallo Pauline,


    Agrion war wohl etwas schneller. Gestattet mir dennoch zu den angeführten Links eine kleine Auswertung für militärisch Unbedarfte anzufügen:


    Der Gesuchte war zunächst zur 3. Kompanie des Infanterie-Ersatz-Bataillons 84 nach Cosel eingezogen worden. Die kurze Verweildauer in den Ersatzeinheiten läßt darauf schließen, daß er bereits vor 1939 seinen Wehrdienst in einer Infanterie-Einheit geleistet hatte und über die Ersatzeinheiten lediglich einer geeigneten Verwendung zugeführt werden sollte. Da er vermutlich bereits im Zivilberuf etwas mit der Bahn oder Seilbahnen zu tun hatte wurde er deshalb zum Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 5 zu einer kurzen Ausbildung oder Einweisung in Fürstenwalde versetzt.


    Nach seiner Ausbildung wurde er dann zur Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 3 nach Hanau versetzt, um von dort einem aktiven Truppenteil bei Bedarf Einheiten zugeteilt zu werden. Wie wir sehen, hatte man dort wohl auch gleich eine Verwendung in einem Stammtruppenteil parat und hatte in gleich zur 5. Kompanie des Eisenbahn-Regiments 7 weiterversetzt.


    Diese Einheit wurde dann nach Italien verlegt (vermutlich nach dem Westfeldzug) und dort umgegliedert. Aus den einzelnen Kompanien des Regiments wurden selbstständige Kompanien gebildet, wobei die 5. Kompanie zur Eisenbahn-Pionier-Kompanie 55 umbenannt wurde. Diese Einheit hatte als ganz speziellen Auftrag den Betrieb und Bau von Seilbahnen.


    Da die Italienfront bereits 1944 zusammengebrochen war, ist der Gesuchte dort dann auch in britische Kriegsgefangenschaft geraten.


    In dieser Zeit gerieten große Mengen an deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft, wobei sich die Gefangennahme oft unter chaotischen Umständen und im großen Stil ereignete. Eine geordnete Buchführung über jeden verlorenen Mann hat es in den letzten Kriegsmonaten meist nicht mehr gegeben. Ob nun irgendwelche Listen britischer Lager aus den letzten Kriegstagen überdauert haben, wage ich zu bezweifeln. Ich denke, daß Recherchen in diese Richtung wenig Sinn machen, eine nähere Beschäftigung mit Sachbüchern zum Krieg in Italien wird da eventuell mehr zur Aufhellung der Umstände beitragen.

    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Danke erstmal, das bringt etwas mehr Klarheit.


    Strobel:
    Im Zivilberuf war mein Opa Wagenmacher oder so ähnlich, jedenfalls hat er Räder gebaut.
    Was ich nicht verstehe, er ist in Essen (Ruhrgebiet) geboren und hat da wohl auch gelebt, wiso ist er in Cosel eingezogen worden? Wenn ich richtig gegoogelt habe ist das doch in Polen, oder nicht?


    Mit der Gefangenschaft versteh ich das auch noch nicht so ganz. Mein Opa hat wohl erzählt, das er in Sewastopol (richtig geschrieben?) auf der Insel Krim in Gefangenschaft geraten ist und von da abgehauen ist.


    Gibt es noch Archive die ich anfragen könnte? Das Bundesarchiv in Berlin oder das Krankenbuchlager oder sonst noch eins? Oder fragt die WAST schon bei denen nach?


    Danke nochmals pauline_rot

  • Hallo Pauline,


    für weitere Recherchen empfehle ich die Anfragen an folgende Stellen:


    Verwundungen und Lazarettaufenthalte:


    Krankenbuchlager Berlin
    Wattstraße 11-13
    13355 Berlin


    Falls er bei der NSDAP war:


    Bundesarchiv Berlin
    Abteilung Deutsches Reich
    Finckensteinallee 63
    12205 Berlin


    Bezüglich Entnazifizierungsunterlagen kannst du dich an das Staatsarchiv welches für den Wohnort deines Verwandten nach dem Krieg zuständig war wenden.


    (Entnazifizierungsunterlagen bitte nicht mit NSDAP Mitgliedschaft vergleichen. Fast alle Soldaten die aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden mussten "entnazifiziert" werden, d.h. sie mussten auf einem Fragebogen angeben ob sie in der Partei waren, was sie während des Krieges gemacht haben ect... und wurden dann ggf. nach Hause entlassen.


    Sehr hilfreiche Quelle!


    Gruß Alex


  • Findest du?
    Ich habe kürzlich den Entnazifizierungsfragebogen meines Großvaters in der Hand gehabt (er war Fabrikant, aber nach meinem Dafürhalten nicht in einem kriegsrelevanten Industriezweig), erstmal hat er darin gelogen, dass sich die Balken bogen, ausserdem so ziemlich jede Frage, die mit Krieg oder Nazis zu tun hatte, mit einem kategorischen "Nein" beantwortet - was auch zumindest teilweise gelogen war und vom Informationsgehalt gibt der Bogen auch nicht viel her. Man will darin zwar viel wissen, bekommt aber wenige Antworten.


    Rossi

  • Hallo Pauline,


    mit ein paar Details läßt sich schon etwas mehr interpretieren. Mit Sewastopol sind mir gleich die schweren Eisenbahngeschütze eingefallen, die dort wohl ihren einzigen Einsatz während des Weltkrieges hatten. Die Teile der Geschütze waren separat auf Spezialladern verlastet und wurden erst in der Feuerstellung montiert. Für die Feuerstellung wurden umfangreiche Gleisanlagen gebaut. Die Besatzung dieser Geschütze betrug jeweils über 1000 Mann und wurden von einem General geführt. In der Liste der in Italien stationierten Einheiten habe ich neben zahlreichen Eisenbahnbatterien auch drei dieser großen Geschütze gesehen (Wotan, Hagen und Erhardt).


    Es dürfte nun klar sein, daß die Eisenbahn Pionier Kompanie 55 in einem engen Zusammenhang mit diesen Geschützen zu sehen ist. Das erklärt auch den Einsatz in Sewastopol. Man hatte dort zur Einnahme der Festung alle verfügbare schwere Artilleriewaffen zusammengezogen und zum Einsatz gebracht. Die Einnahme von Sewastopol war im Juni-Juli 1942 und die Präsenz deutscher Truppen in Italien war erst von 1943-44. Diese Einheiten wurden also nach ihrem Einsatz in Sewastopol nach Italien verlegt, daran besteht kein Zweifel.


    Daß der Großvater bei Sewastopol in sowjetische Gefangenschaft geraten und wieder ausgebüchst war, ist durchaus möglich, wird sich aber wohl 1942/43 abgespielt haben dürfen. Da er später aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, mußte er auch von britischen Truppen gefangengenommen worden sein. Britische Truppen operierten in Italien und Norddeutschland. Das spricht doch sehr dafür, daß die Eisenbahn-Pionier-Kompanie 55 im Dezember 44 noch in Italien gewesen sein muß und nicht ins Reich verlegt worden war.


    Warum er nach Cosel eingezogen wurde, wird sich nicht mehr nachvollziehen lassen. Ich denke, daß hier militärische Bedürfnisse und Notwendigkeiten eine Rolle gespielt haben dürften. Möglicherweise waren aber auch die speziellen Fertigkeiten des Großvaters der Grund.


    Ersatzbataillone haben jedenfalls die Aufgabe für ganz bestimmte Einheiten für den Personalersatz zu sorgen. Wenn also in einer Einheit ein Soldat ausfällt, wendet sich die Einheit an das für sie zuständige Ersatzbataillon und fordert dort einen entsprechenden Mann an. Für das Eisenbahn-Pionier-Regiment 7 war das wohl das FErsBtl 3 in Hanau.


    Du kannst sicherlich verstehen, daß ich an dieser Stelle zu dem sehr komplexen Thema nur ein paar schemenhafte Ausführungen anbringen kann. Für jeden kleinen Hinweis ließe sich noch weitere Anmerkungen und Erklärungen finden. Für konkrete Informationen müßte man sich da noch näher mit den Themen Eisenbahngeschütze, Eisenbahnpioniere, dem Kriegsschauplatz Krim und Italien beschäftigen. Entsprechende Sachbücher gibt es dazu jedenfalls.


    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Ganz vielen Dank an alle.


    Jetzt hab ich schon ein paar Ansätze wo ich weiter suchen kann und um welche Literatur ich mich mal kümmern werde.


    Die Tips mit den anderen Archiven werde ich mal in Angriff nehmen. Vielleicht gibt es ja da auch noch was.


    Schönes Wochenende pauline_rot