"Wehrmachtstagebuch"

  • Hallo,


    mich würde es interessieren, ob für Einheiten der Infanterie (2. WK) sogenannte Tagebücher überliefert sind.


    Auf welcher Ebene wurden sie verfasst? Kompanie, Regiment, Bataillon oder Division? Wurden die Berichte täglich verfasst oder über einen längeren Zeitraum.


    Könnte jemand ein kurzes Beispiel liefern?


    Sicherlich würde man mich hier an das Bundesarchiv in Freiburg verweisen, mir wäre es aber lieber, wenn jemand berichten würde, der selbst in Freiburg "geforscht" hat.


    Schönen Gruß
    Martin

  • Hallo Martin,


    bei den von dir genannten "Tagebüchern" handelt es sich um Kriegstagebücher (KTB) und sind wie du bereits erwähnt hast im Militärarchiv in Freiburg archiviert.


    Die KTB sind in der Regel auf Regimentsebene verfasst und wurden täglich niedergeschrieben. In den späteren Kriegsjahren sind diese aber meisten sehr lückenhaft bzw. fehlen sogar für die letzten Kriegsjahre, ist aber von Einheit zu Einheit unterschiedlich.


    Eine kurze Erklärung dazu gibt es auch hier http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegstagebuch


    Ich stelle heute Abend mal eine Berichtsseite eines KTB's ein.


    Gruß Alex

  • Hallo,


    die Kriegstagebücher wurden ab Kompanieebene geführt. Meist wurden Kriegstagebuchführer (Offizier) eingeteilt, welche wichtige Ereignisse, Meldungen sowie ein- und ausgehende Befehle im Tagebuch kontinuierlich festhielten. Aus Erfahrung weiß ich, daß es zumindest ab Divisionsebene hauptamtliche Tagebuchführer gab. Auf Bataillonsebene dürfte diese Aufgabe als Zweitfunktion von einem Offizier aus dem BtlStab wahrgenommen worden sein.


    Da der Kompanietrupp im Gefecht sehr klein war, ist mir nicht so recht klar, wer diese Eintragungen außer dem KpChef geführt haben könnte. Da aber während des laufenden Gefechtes wohl kaum Zeit blieb, um solche Eintragungen vorzunehmen, wird er dies bei Gelegenheit nachgeholt haben (mit Sicherheit jedoch täglich). Ich selbst habe noch kein Kriegstagebucher einer Kompanie gesehen und kann deshalb auch nichts zu dem vorgegebenen Schema der Eintragungen sagen. Mit Sicherheit werden sie militärisch knapp auf das Wesentliche reduziert sein. Ich vermute auch, daß dieser Bücher wohl kaum die Wirren der letzten Kriegstage überlebt haben dürften. Sofern noch Zeit blieb, wird man sie mit den anderen Unterlagen vor der Gefangennahme oder Internierung verbrannt haben.



    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    hm, Kompanieebene wäre eigentlich gar nicht so übel, damit ich anhand dieser Aufzeichnung den Weg meines Großvaters nachvollziehen kann bis seine Kompanie am 19.02.1942 in einem russischen Dorf in einen vernichtungsreichen Hinterhalt gerieten. Mehr weiß ich allerdings auch nicht. Viele sollen wohl nicht überlebt haben - er hatte das Glück und kam schwer verwundet heraus.


    Fraglich ist eben, welche Bücher die Zeit überstanden haben.


    Gruß
    Martin

  • Hallo Martin,


    ich möchte natürlich niemandem von irgendwelchen Recherchen abhalten, dennoch glaube ich, daß die Suche in Richtung Kompanie von geringem Erfolg gekrönt sein wird. Sollte die Kompanie tatsächlich aufgerieben worden sein, wird da kein Auge trocken geblieben sein und kein Mensch wird sich nach einem solchen Ereignis mit der Führung von Tagebüchern beschäftigt haben. Man hatte danach sicherlich ganz andere Sorgen. Bis diese Kompanie wieder aufgestellt war, wird wohl einige Zeit vergangen sein, ehe hier wieder geordnete Verhältnisse eingekehrt waren und Routinearbeiten aufgenommen werden konnten.


    Ich würde mich eher auf die Suche nach den Tagebüchern des Regiments begeben, da erfahrungsgemäß auf dieser Ebene auch ein besserer Überblick über die Zusammenhänge der Geschehnisse erkennbar ist. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, daß diese Tagebücher von 1942 in einem Archiv gelandet sein können wesentlich realistischer.


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard