Lazarett Rotenburg Ende 1945

  • Hallo,


    ich suche den Verbleib meines Großvaters, der sich bis Ende 1945 im Lazarett Rotenburg ( Hannover?) aufgehalten hat. Danach verliert sich seine Spur.
    Daten: Michael Paetzel, geb. am 09.10.1889 in Ackeln ( Ostpreussen, Kreis Elchniederung)


    Meine Großmutter glaubte daß er nach Ostpreussen zurückging um sie zu suchen.
    An welcher Stelle ( wahrscheinlich russische) kann ich mich wenden?
    mfg. Michaela

  • Hallo Michaela,


    leider wird aus Ihren Angaben nicht deutlich, ob auch Ihre Großmutter während des Zweiten Weltkriegs im Kreis Elchniederung wohnte.


    Zum Kreis E l c h n i e d e r u n g ist anzumerken, daß diejenigen Gemeinden, die im östlichen Kreisgebiet lagen, bereits am 11. Oktober 1944 (!) den Räumungsbefehl erhielten. Am 12. Oktober 1944 erging der Räumungsbefehl für die entlang des Ruß-Stromes gelegenen Gemeinden sowie für die Gemeinden an der Haffküste und zum Teil für die zwischen Heinrichswalde und Tilsit gelegenen Gemeinden.


    Am 17. Oktober 1944 erging der Räumungsbefehl für das mittlere Kreisgebiet, also für den Bezirk Neukirch, für Rauterskirch und für die Kreisstadt Heinrichswalde. Am 24. Oktober 1944 sollten die restlichen Gemeinden, nämlich Seckenburg, Großfriedrichsdorf und Kreuzingen geräumt werden. Als dann am 1. November 1944 Tawe an der Haffküste geräumt wurde, war – bis auf die an der Grenze des Großen Moorbruchs gelegene Ortschaft Schneckenmoor – die Evakuierung des Kreises abgeschlossen!


    70 Gemeinden wurden in Richtung H e i l i g e n b e i l evakuiert, 54 in das S a m l a n d, 2 in den Kreis Labiau.


    Am 19. Januar 1945 (!) durchbrach die Rote Armee die deutschen Stellungen bei Schillen im benachbarten Kreis Tilsit-Ragnit; im Laufe des 19. bis 21. Januar 1945 besetzten die Sowjets dann den gesamten Kreis Elchniederung.


    Quelle: Edgar G. Lass, Die Flucht – Ostpreußen 1944/45, Bad Nauheim 1964, S. 32, 34, 70.


    Wenn Ihr Großvater bis Ende 1944 (wohl nicht 1945, wie Sie schreiben) im Lazarett lag, dann hat man ihn vermutlich - zum Genesungsurlaub - nicht mehr in seine ostpreußische Heimat entlassen. Sollte seine Gesundheit nach dem Lazarettaufenthalt hingegen völlig wiederhergestellt gewesen sein, dann dürfte man ihn wohl seiner Stammeinheit oder irgendeiner anderen militärischen Einheit zugewiesen haben.


    Ich glaube deshalb nicht, daß Ihr Großvater Ende 1944 die Gelegenheit erhielt, in meiner ostpreußischen Heimat nach seiner Familie zu suchen. Das alles sind jedoch lediglich Vermutungen. Um die Situation Ihrer Großeltern wirklich beurteilen zu können, müßte man genau wissen, wann und wo sich Ihre Großeltern gegen Ende des Krieges aufhielten. Anfragen bei r u s s i s c h e n Behörden halte ich deshalb für aussichtslos.


    Wenn Sie hingegen den letzten Dienstgrad Ihres Großvaters, vielleicht sogar seine Einheit ausfindig machen könnten, dann müßten Sie einigermaßen gute Chancen haben, den Verbleib Ihres Großvaters bei d e u t s c h e n Behörden zu erkunden. In Betracht kommen hier vor allem die 'Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WASt)' in 13403 Berlin, Eichborndamm 179, das Krankenbuchlager in Berlin, der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg, der kirchliche Suchdienst usw. - Schauen Sie sich in diesem Faden um, wie andere Damen und Herren nach ihren Angehörigen gesucht haben.


    Im sogenannten „Gräbernachweis“ des 'Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.', den ich soeben einsah, wird Ihr Großvater nicht genannt.


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Lieber Joachim, vielen Dank für deine Mühe.
    Du hast Recht, die Flucht begann bei meiner Familie am 05.Okt. 1944.
    Auf der Flucht waren meine Großmutter,mein Großvater und 2 Kinder( davon eine meine Mutter).
    In Königsberg-Quendnau ca. Anfang 1945 wurde mein Großvater von einem Wagen überrollt und dort in einem Lazarett gebracht. Beinamputation.
    Meine Großmutter ist dann weitergezogen.
    Nach dem Krieg hat meine Großmutter eine Suchanfrage beim Kirchl. Suchdienst gestartet. Sie gab an das die erste Nachricht ihres Mannes am 31.01.45 aus Quednau kam, eine weitere von April 45 aus dem Reserve-Lazarett Rotenburg/Hannover und die letzte Nachricht Weihnachten 1945 ebenfalls aus Rotenburg stammt.
    Seitdem wird er vermisst und irgendwann hat meine Oma ihn für Tod erklärt.
    Anfragen an die Stadt Hannover nach einem Lazarett waren erfolglos, es gab wohl ein Lazarett in Rotenburg/Wümme. Leider sind alle Krankenbücher 1975 vernichtet worden.
    Also suche ich weiter.
    LG.
    Michaela

  • Hallo Michaela,


    soweit ich aus den Beiträgen gesehen habe, wurde noch keine Anfrage an den Suchdienst des Roten Kreuzes gestellt. Ich würde Dir dringend raten, dieses nachzuholen. Ein Onkel von mir war als Kind mit der Familie 1945 über Pillau aus Ostpreußen geflüchtet und hatte vom DRK erstaunliche Details über den damaligen Weg seiner Familie mit konkreten Daten erhalten. Da der Großvater als Zivilist in den Westen gebracht wurde, kann ich mir gut vorstellen, daß hierzu beim DRK eventuell noch etwas zu finden ist. Zumal sich 1944 die Evakuierungen noch in relativ "geordneten" Bahnen bewegte (soweit sich das so überhaupt umschreiben läßt).


    Viel Erfolg
    Reinhard
    :computer: