Militärabschied, Militärpflicht, Dienstzeit

  • Hallo,


    ich habe unlängst einen Heiratsregisterauszug für meinen Ur-Ur-Großvater (!) bekommen.


    Am Ende des Eintrags heißt es: "Comparant hat einen Militärabschied vorgezeigt, d.d. Würzburg den 11. März 1852 und sich damit ausgewiesen, daß er seine Militärpflicht durch sechsjährige Dienstzeit erfüllt habe und hat am Heutigen den Staatsbürgereid geleistet."


    Gibt es irgendeine Möglichkeit, näheres über diese Militärzeit in Erfahrung zu bringen?



    Viele Grüße und Frohe Ostern
    Matthias

    Wenn ein alter Mensch stirbt, verbrennt eine ganze Bibliothek
    (Afrikanisches Sprichwort)

  • Hallo Matthias,


    zu den Gegebenheiten der bayerischen Armee aus jener Zeit möchte ich mich nicht als den ausgesprochenen Spezialisten einordnen. Nachdem sich aber zu diesem Thema bisher keiner eingeschaltet hat, möchte ich doch ein paar Gedanken zur Sache einbringen.


    Im benachbarten Württemberg wurden erst nach 1871 die in Preußen üblichen Stammrollen für alle Angehörige der Armee eingeführt. Ab 1812 wurden hier zunächst Aushebungslisten durch die Rekrutierungskommissionen in den Oberämtern geführt. Diese Listen wurden ab 1819 durchgehend bis 1870 durch die so genannten Kontingentslisten ersetzt. Auch diese Listen wurden jahrgangsweise in den jeweiligen Oberämtern angelegt. In diesen Listen wurden neben den Personaldaten und den weiteren Angaben zu den Lebensumständen auch Angaben zu der späteren militärischen Verwendung vermerkt.


    Daneben wurden ab 1689 für Offiziere und Militärbeamte im Kriegsministerium neben den Stammlisten verschiedene weitere Unterlagen geführt.


    Aus Gründen der militärgeschichtlichen Parallelen der württembergischen und bayerischen Armee könnte ich mir gut vorstellen, dass auch in der Königlich Bayerischen Armee Stammrollen erst nach 1871 eingeführt wurden. Die Unterlagen der Armee befinden sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München.


    Bayerisches Hauptstaatsarchiv München
    Abt. IV –Kriegsarchiv-
    Schönfeldstr. 3
    80539 München
    (Postfach 22 11 52, 80501 München)
    Tel. 089/28638-2525, Fax 089/28638-2526
    E-Mail: poststelle@stam.bayern.de


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    :danke: für Deine Erläuterungen und die Adresse. Dort werde ich mal mein Glück versuchen. Vielleicht kann ich ja noch irgendwie die Einheit herausfinden bei der mein Ur-Ur-Großvater war, weiß aber noch nicht so recht, wie ich das anstellen könnte.


    Er wohnte eigentlich in der Pfalz. War es zu der Zeit normal, seinen Militärdienst fast 200 km entfernt abzuleisten?



    Viele Grüße
    Matthias

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    (Afrikanisches Sprichwort)

  • Hm ...,


    bisher war hier die Rede von Würzburg. :rolleyes:
    Da jedoch auch große Teile der Pfalz zum Königreich Bayern gehörten, müsste man zunächst einmal klären, unter welcher Verwaltung die Heimatregion des Altgroßvaters stand. So war zum Beispiel noch bis 1914 im Raum Landau/Pfalz die 3. Königlich Bayerische Infanterie-Divison stationiert.


    Je nach Situation könnte man dann in den heute zuständigen Landesarchiven nach Kontingentslisten etc. recherchieren. Ein weiterer Ansatz wäre hier auch einmal nach fraglichen Garnisonsstädten im Umland des Heimatortes zu suchen. Die Rekrutierung erfolgte damals in der Regel aus den festgelegten Oberämtern in der weiteren Region der Regimenter.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Zitat

    Original von Strobel
    Hm ...,


    bisher war hier die Rede von Würzburg. :rolleyes: :



    Genau, so steht es auch in der Heiratsurkunde. Aber die große Entfernung macht mich dann doch stutzig.


    Zitat

    Da jedoch auch große Teile der Pfalz zum Königreich Bayern gehörten, müsste man zunächst einmal klären, unter welcher Verwaltung die Heimatregion des Altgroßvaters stand. So war zum Beispiel noch bis 1914 im Raum Landau/Pfalz die 3. Königlich Bayerische Infanterie-Divison stationiert.


    Mein Altgroßvater kam aus der Nähe von Bad Kreuznach, aus einem Ort namens Feilbingert, der heute zu Bad Münster am Stein-Ebernburg gehört.


    Im Artikel über die Pfalz auf
    Wikipedia findet sich auch eine Karte über das Gebiet der Pfalz als bayerische Provinz. Dort liegt Ebernburg gerade noch am obersten Zipfel, allerdings im Jahr 1900.


    Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für Deine Hinweise.



    Viele Grüße
    Matthias

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    (Afrikanisches Sprichwort)

  • Hallo Matthias,


    leider liegen die nächst möglichen Standorte zu weit im Süden, um hier eine mögliche Zuordnung treffen zu können. Die bayerischen Einheiten lagen in Landau, Saargemünd und Germersheim. An einen Militärdienst im benachbarten Hessen oder Preußen glaube ich nicht, da die Länder zu dieser Zeit noch zu sehr eigenständig waren. Nach meiner Überlegung könnte Würzburg in diesem Zusammenhang durchaus Sinn machen, da der Stab des übergeordneten Verbandes in Würzburg lag (II. Königlich Bayerisches Armeekorps). Der Altgroßvater hatte eine längere Dienstzeit abgeleistet und könnte so im Laufe seiner Dienstzeit zum Korps-Stab nach Würzburg versetzt worden sein. Wie es beim Militär öfters vorkommen soll, hatte er dann dort wohl auch seine spätere Ehefrau kennen gelernt und geheiratet. :D


    Ich würde zunächst klären, zu welchem Oberamt Feilbingert damals gehört hatte und mich dann auf die Suche nach dem Verbleib der Kontingents-, Rekrutierungslisten etc. dieses Amtes begeben. Zunächst könnte man beim Hauptlandesarchiv von Rheinland-Pfalz in Koblenz oder im nächstliegenden Kreisarchiv ansetzen:
    http://www.landeshauptarchiv.de/email/


    Da in diesem Fall die Recherchen immer selbst vorgenommen werden müssen, wäre es natürlich äußerst fatal, wenn sich die Dokumente im Archiv in München befänden.


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    habe jetzt nochmal genau nachgesehen. Mein Altgroßvater Simon Eisenlöffel ist in Feilbingert geboren, lebte aber zur Zeit seiner Heirat in Hallgarten, welches aber nicht weit von Feilbingert entfernt ist und heute ebenfalls zu Bad Münster...Ebernburg gehört.


    Seine Frau wohnte ebenfalls in Hallgarten, war aber in Kalkofen geboren.
    Die Heirat fand übrigens interessanterweise nicht in Würzburg, sondern auch in Hallgarten statt.


    Dabei zeigte Simon aber seinen "Militärabschied" vor, der in Würzburg ausgestellt war. Damit wies er nach, daß er 6 Jahre Militärdienst geleistet hatte und leistete vor dem Standesbeamten dann gleich noch seinen "Staatsbürgereid" (was immer das bedeutet).


    Vielen Dank auf jeden Fall schon mal für Deine Hilfe!


    Viele Grüße
    Matthias

    Wenn ein alter Mensch stirbt, verbrennt eine ganze Bibliothek
    (Afrikanisches Sprichwort)