Gerichtsurteile der Allierten

  • Hallo zusammen,


    mein Großvater war nach Angaben der Deutschen Dienststelle bei der SS (Leibstandarte Adolf Hitler). Er kam im Mai 1945 in westalliierte Gefangenschaft in Wolfsberg, im April 1946 wurde er nach Munsterlager überführt.


    Ich gehe davon aus, daß er für seine SS-Zugehörigkeit bestraft wurde (Haftstrafe? oder Berufsverbot?).


    Leider existiert im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf keine Entnazifizierungsakte über ihn.


    Wo könnte man eventuelle Urteile bzw. Strafen einsehen.


    Vielen Dank vorab


    Stefan

  • Moin,


    da gibt es auch ein Bundesarchiv für:


    Abteilung B - Bundesrepublik Deutschland mit westlichen Besatzungszonen 1945 ff.


    Zonenverwaltung bis 1949


    und dann die Unterteilung Justiz


    Dort könnte man Dir vielleicht weiterhelfen!


    Gruß


    Benny

  • Hallo Stefan,


    Munsterlager war ein Kriegsgefangenenlager, ein sogenanntes Sammellager,
    da wurden ungefähr 1,7 Mill. Kriegsgefangene nach Hause entlassen.
    Wenn Dein Großvater wegen einer Sache bestraft worden ist, dann
    geschah das nach seiner Entlassung aus Munsterlager.


    Viele Grüße
    Footsteps :computer:

  • Hallo Stefan,


    ob und in welchem Umfang Ihr Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg für seine Zugehörigkeit zur 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte SSAH“ bestraft wurde, hängt von seinem Alter, seinem Dienstgrad und von evtl. Einsätzen außerhalb des militärischen Bereichs ab.


    Evtl. hatte Ihr Großvater im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens eine Geldstrafe zu entrichten, vielleicht, falls er nicht Mitglied der Partei war, nicht einmal das. Nähere Einzelheiten würden sich aus der Entscheidung der zuständigen - deutschen, nicht alliierten - Spruchkammer ergeben. Vergleichbare Fälle finden Sie, wenn Sie oben links unter „Suchen“ das Stichwort „Spruchkammer“ eingeben.


    Freundliche Grüße vom Rhein


    Nachtrag


    Was den Zeitraum Mai 1945 bis April 1946 anlangt, so war Ihr Großvater nicht in Haft, sondern in einem der vielen Lager der Alliierten als kriegsgefangener Soldat.

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim v. Roy ()

  • Vielen Dank für die rasche Beantwortung meiner Frage.


    Mein Großvater war vor dem Zeitpunkt der Kriegsgefangenschaft Unterscharführer beim SS-Panzergrenadierregiment 36, welches der SS-Panzerdivision (Reichsführer-SS) unterstellt war. Zudem war er seit 1933 Parteimitglied.


    Habe soeben an das hingewiesene Archiv geschrieben und warte mal auf eine Antwort, ob dort Spruchkammerurteile vorhanden sind.



    MfG


    Stefan Brück

  • Hallo Stefan Brück,


    die 16. SS-Panzergrenadierdivision „Reichsführer-SS“ entstand bekanntlich erst im Sommer des Jahres 1943. Die Ausbildung erfolgte auf der Insel Korsika. Im Oktober 1943 wurde die Division auf das italienische Festland zurückgenommen, wo die SS-Panzergrenadierregimenter 35 und 36 – gemeinsam mit der italienischen SS-Legion - bis zum Ende des Jahres 1944 in schwere Abwehrkämpfe gegen Partisanen verwickelt waren.


    Nachdem die Division im Januar 1945 weit im Nordosten Italiens eingesetzt war, wurde sie zum Gegenangriff an den Plattensee nach Ungarn verlegt. Hier ergaben sich dann Teile der „Reichsführer-SS“ südlich der Drau, während sich andere nach Klagenfurt zurückzogen, die sich dort den westlichen Alliierten ergaben.


    Da Ihr Großvater es erst bis zum Unterscharführer gebracht hatte, würde ich nur dann von einer evtl. Bestrafung ausgehen, falls die WASt ausdrücklich auf einschlägige Vorgänge beim Bundesarchiv (Abt. R - ehemaliges Berlin Document Center) aufmerksam gemacht hat.


    Sollte Ihr Großvater hingegen im Zivilleben im öffentlichen Dienst tätig gewesen sein, so wäre es denkbar, daß er - lt. Spruchkammerurteil - wegen seiner Parteizugehörigkeit erst einige Jahre nach dem Zusammenbruch wieder in den Staatsdienst eingestellt worden ist (etwa 1948). Ein entsprechendes Urteil der Spruchkammer dürfte sich jedoch nicht in den Beständen des Bundesarchivs befinden.


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Hallo Stefan,


    es wäre von Vorteil, wenn du uns die Auskunft der WASt hier einstellen könntest.


    Ratsam wäre es, wenn die WASt etwas über die Zeit der Gefangenschaft geschrieben hat, dort nochmal anzufragen ob du die Unterlagen über die Kriegsgefangenschaft in Kopie bekommen könntest.


    Gruß Alex