Wandalewsky in Ungarn ??

  • Hallo,


    ich erforsche meine Vorfahren der Familie Vandalewsky, früher Wandalefsky. Die Spur führte eigentlich über einen Kirchenbucheintrag nach Westpreußen. Dort komme ich aber nicht weiter. Nun meinte ein Verwandter Vandalewsky, das ein Ungar ihm gesagt hätte, dass der Name ungarischen Ursprungs sei. Es würde sogar einen Wandalefsky-Platz in Budapest geben. Da habe ich mir natürlich den Stadtplan Budapest angesehen, abder nix sonstiges oder ähnliches gefunden. Kann mir vielleicht jemand einen Tipp geben, wo dieser Platz zu finden sei, falls es ihn überhaupt gibt. Die Schreibweise kann natürlich abweichen. Hinsichtlich das angeblich ungarischen Ursprungs des Namens hätte ich auch gerne Meinungen

  • Hallo


    Ich kenne mich auch nicht aus in Budapest, aber falls es dort einen Platz mit diesem Namen gibt, heisst das noch lange nicht, dass dieser Name ungarisch sein muss. Dazu ein Beispiel: In Nancy (Frankreich) gibt es beispielsweise den sehr sehenswerten Stanislausplatz, dieser Name ist aber nicht französisch sondern polnisch. Es handelt sich nämlich um einen polnischen König der auch Herzog von Lothringen war.


    Für mich tönt der Name Wandalewsky insbesondere dessen Endung nicht ungarisch. Aber ich könnte mir vorstellen dass der Verwandte den Namen mit den Vandalen in Verbindung gebracht hat. Hier die Geschichte der Vandalen. Du kannst auch bei google suchen, da findet man jede Menge Infos zu den Vandalen. Unter anderem las ich hier auch, dass Vandalen die "Beweglichen" oder die "Wandelbaren" bedeutet.


    Gruss
    Svenja


    Nachtrag: Hast du nur einen aktuellen Stadtplan von Budapest angeschaut oder auch ältere, vielleicht von vor dem 2. Weltkrieg? Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht der eine oder andere Platz mal umbenannt wurde. Wäre es möglich dass während der kommunistischen Zeit einige Plätze und Strassen neue Namen bekamen und dann nach dieser Zeit wieder geändert wurden?

  • Hallo,


    den seltenen Familiennamen VANDALEWSKY finde ich zuerst 1890 in Hannover. Auch im heutigen Telefonbuch ist dieser Name nahezu ausschließlich im Raum Hannover – Lüneburg verbreitet.


    Da die Familie VANDALEWSKY vermutlich erst seit neuerer Zeit in Deutschland ansässig ist, dürfte es relativ einfach sein, im Raum Hannover - anhand von standesamtlichen Unterlagen - nach der Herkunft der Familie zu forschen.


    Freundliche Grüße vom Rhein


    P.S. In welchem Ort soll denn der Name in Westpreußen erscheinen ?? - Eins ist sicher: zwischen den Vandalen und dem Familiennamen Vandalewsky gibt es keinen Zusammenhang.

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim v. Roy ()

  • Hallo


    Die Vandalewskys in Hannover sind mir natürlich vertraut, da diese zu meiner mütterlichen Verwandschaft gehören. Ich bin gerade dabei, alle anzuschreiben, um sämtliche Familienzweige zu verbinden. Ich gehe bislang davon aus, das sich sämtliche Vandalewsky einem Stammvater zuzuordnen lassen. Die bisherigen Ergebnisse sehen positiv aus. Ich bin gespannt. Zu Deiner Frage: Lt. KB Döhren bei Hannover heiratete dort am 13.10.1816 der aus der Legion entlassene Soldat Johann Jacob Wandalefsky aus Marienburg in Preußen die Sophia Elisabeth Büsing(en)*21.05.1795. Hinsichtlich der Legion denke ich, dass hier die Deutsch-englische Legion gemeint ist, die 1816 aufgelöst wurde und teilweise in der hannoverschen Armee aufging. Hinsichtlich Marienburg gehe von Westpreußen aus. Eine Suchanzeige in http://www.westpreussen.de blieb bislang erfolglos.

  • Hallo Mirko Treichel!


    I.


    Sie haben völlig recht: wenn es bei der Eheschließung des „Johann Jacob Wandalefsky“ heißt, daß dieser „aus Marienburg in Preußen“ stammt, dann ist hier natürlich die Stadt Marienburg an der Nogat gemeint. Da die Mormonen die evangelischen und die katholischen Kirchenbücher (auch die Militärkirchenbücher!) von Marienburg verfilmten (vgl. http://www.familysearch.org/En…rch+records&columns=*,0,0 ), so müßte es doch relativ einfach sein, die Herkunft des Johann Jacob Wandalefsky zu bestimmen.


    Die Stadt M a r i e n b u r g hatte um 1800 einen relativ hohen polnischen Bevölkerungsanteil. So ist in der 'Topographie von Westpreußen' vom Jahre 1789 im Abschnitt „Marienburg, poln. Malborg“ zu lesen: „Der Religion nach sind die mehresten Einwohner der Stadt nebst dem Magistrate evangelisch. Auf den Vorstädten ist ohngefehr die Hälfte der Einwohner römisch katholisch, wie denn auch ein Drittheil aller Einwohner der Vorstädte polnisch ist.“


    Zu den Marienburger Vorstädten gehörten 1789 „das Vorschloß, die Binnenwald-Starostei, die sogenannte große und kleine Geistlichkeit, die 5 städtischen Schultzereien (= Schulzendörfer) und der sogenannte inkorporierte Grund diesseits der Nogath sowie die Ortschaft Kaldowe (= Kalthof) jenseits der Nogath.“


    In den mir vorliegenden Namenregistern von Danzig und Elbing (leider besitze ich keine Register von Marienburg) wird der Name „W a n d a l e f s k y“ oder ähnlich nicht genannt. Die westpreußische Schreibweise des Namens dürfte wohl „Wandalewski“ oder ähnlich gelautet haben, wobei man das „a“ - polnisch korrekt – unten mit einem Häkchen zu versehen hätte (= „on“ gesprochen). Da man in den deutschen Kirchenbüchern das Häkchen vielfach fortließ, so würde einem hier die Schreibweise „Wadalewski“ oder ähnlich begegnen.


    II.


    Eine Adelsfamilie „v o n W a d i l e w s k i“ (richtig wohl: v. W a n d i l e w s k i) finde ich im Danziger Werder. In dem Beitrag „Die Bewohner der Dörfer Groß- und Klein-Zünder im 17. und 18. Jahrhundert“ von Eugen B. Jantzen (in: Danziger familiengeschichtliche Beiträge, herausgegeben von der Gesellschaft für Familienforschung, Wappen- und Siegelkunde in Danzig, Danzig 1929, S. 101-114), heißt es u.a.:


    „Namen und Hofmarken für 1 7 3 3, nach Angaben des Pfarrers J. Moneta im Kirchenbuch von Groß-Zünder“ - hier: „ B. Namen und Hofmarken der Bauern von Klein-Zünder“:


    „Nr. 13 - Salomon Mittag, hat 1 Hof mit 2 Hufen Land. Nach ihm besitzen den Hof: Bartel Wessel / Johann Biel[e]feld / Abraham Krüger / Jacob Jacobsen / Johann Gottlieb Jacobsen / ... [= Vorname fehlt] v o n W a d i l e w s k i / Johann Daniel Störmer.“


    Im begleitenden Text heißt es: „Wie alle freiköllmischen Bauern führten die Hofbesitzer hier wie anderwärts Hofmarken, die am Hofe und an allem lebenden und toten Inventar, nicht an der Person des Eigentümers, hafteten. ... In den amtlichen Akten und sonstigen Schriftstücken ist häufig statt des Namens nur allein die Marke eingezeichnet; man wußte aber ganz genau, welche Person und welcher Hof damit bezeichnet werden sollte.“


    Die abgebildete Marke des Hofes des Herrn v. W a n d i l e w s k i zeigt ein Kreuz, dessen vier Arme gleich lang sind und von dessen unterem Arm ein waagerechter Strich ein wenig nach rechts verläuft, der dann lang - schräglinks - nach unten geführt wird (etwas untechnisch beschrieben).


    Ob zwischen dieser Familie v. W a n d i l e w s k i und der Marienburger Familie W a n d a l e f s k y oder ähnlich ein genealogischer Zusammenhang besteht, wäre zu erforschen. - Anzumerken ist, daß die Ortschaft Klein Zünder an der alten Landstraße von Danzig nach Elbing lag.

    III.


    Das Wappen der vorgenannten Familie v. Wandilewski ist mir nicht bekannt. Im Königreich Polen gab es einst zwei Adelsfamilien, die sich „de Wadolowski“ schrieben (das „a“ mit dem Häkchen und das „l“ mit einem kleinen Schrägstrich). Diese beiden Familien führten die Stammwappen „Grabie“ (= in Gold auf grünem Dreiberg eine aufgerichtete silberne Harke) und „Odrowaz“ (= in Rot ein mit der Spitze nach oben gerichtetes silbernes Wurfeisen).


    Ob ein genealogischer Zusammenhang zwischen der Familie v. Wandilewski und einer der beiden Familien „de Wa[n]dolowski“ besteht, dürfte wohl nicht einfach zu bestimmen sein.



    Freundliche Grüße vom Rhein

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim v. Roy ()

  • Hallo Joachim v. Roy,


    das sind ja ganz tolle Infos, die mich sicherlich einige Zeit beschäftigen werden. Vielen Dank dafür !!