Altes Foto gefunden

  • Ich habe ein altes Foto von meinem Urgroßvater gefunden. Es zeigt ihn in Uniform. Auf der Vorderseite ist rechts unten die Jahreszahl 1915 eingeprägt. Auf dem Foto dürfte er so um die 25 Jahre alt sein.


    Kann mir jemand sagen, zu welcher Einheit/Regiment er gehörte?


    Er lebte vor und nach dem Krieg in Irsch an der Saar, einem kleinen Ort in Rheinlandpfalz kurz vor dem Saarland. Gestorben ist er erst 1942 eines natürlichen Todes, was die Suche etwas schwierig macht.


    Vielen Dank im Voraus


    EliCaroMa


    PS: Leider kann ich das Foto nicht direkt mit veröffentlichen, weil es zu groß ist. Als Email kann ich es aber bei Bedarf versenden.

  • Hallo,


    Saarburg war vor dem Ersten Weltkrieg eine sehr wichtige Garnisonsstadt. Hier lagen:


    - Stab 42. Infanterie-Division
    - Stab 59. Infanterie-Brigade
    - 1. Oberhessisches Infanterie-Regiment Nr. 97
    - 42. Kavallerie Brigade mit ihren beiden Ulanen-Regimentern
    - Maschinengewehr-Abteilung Nr. 3
    - Teile des 1. Oberelsässische Feldartillerie-Regiment Nr. 15


    Ich denke, dass der Urgroßvater mit großer Wahrscheinlichkeit in einer dieser Einheiten bereits vor der Mobilmachung seinen Wehrdienst geleistet hatte und mit dieser auch in den Krieg gezogen sein wird.


    Eventuell lässt sich ja auf dem Foto ein Anhaltspunkt seiner Zugehörigkeit etwas herausfinden. Zumindest könnte man die Möglichkeiten etwas eingrenzen. Dazu müsste man das Foto halt einmal sehen, stell es doch einfach einmal ein.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo,


    Zunächst scheint die Sache klar zu sein. Nach einem oberflächlichen Blick würde man zur Ansicht kommen, dass es sich hier um einen Angehörigen des Füsilier-Regiment König (Schleswig-Holstein) Nr. 86 handelt. Die Farbe der Schulterklappen und die Anordnung der Knöpfe am Ärmelaufschlag würden dies auch noch unterstreichen. Leider war der Heimatstandort dieses Regiments in Flensburg und hatte keinerlei Bezug zur Saar. Auch der spätere Einsatzraum dieses Regiments im Krieg war von der Saar weit entfernt.


    An dieser Uniform ist auch die Einheitsnummer auf dem Kragen sehr ungewöhnlich. Normalerweise wurden die Einheitsnummern auf den Schulterklappen angebracht. Die einzige Einheit, welche noch die 86 als Nummer führte, war die Infanterie-Brigade 86, deren Stab in Saarlouis lag. Es ist vorstellbar, dass der Urgroßvater der Stabskompanie dieses Stabes angehörte und dort auch die Brigadenummer am Kragen getragen wurde. Das wäre die plausibelste Erklärung, welche mir dazu einfällt.


    Ein kleiner Widerspruch in dieser Option ist jedoch, dass in diesem Armeekorps (übergeordneter Bereich) die Schulterklappen der Infanterie eigentlich rot waren. Weiße Schulterklappen trugen hier lediglich die Dragoner. Diese hatten jedoch eine andere Anordnung der Knöpfe am Ärmelaufschlag, kein Bajonett als Seitenwaffe und letztlich führte keines der Dragoner-Regimenter die Nummer 86.


    Letzte Klarheit könnte man eventuell durch das Krankenbuchlager erlangen, welches aber derzeit ihre Auskünfte an Privatpersonen eingestellt hat.


    Ich hoffe, dass du mit meinen Ausführungen klar kommen wirst. :whistling: Ansonsten einfach nochmals nachfragen. :]


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Vielen Dank für deine Bemühungen. :danke:


    Klar komme ich damit mir Sicherheit, aber es bleibt ja weiter unklar. Nicht klar ist mir allerdings, wie du auf einem SW-Foto Farben erkennst... ?( In einem andern Forum habe ich das Foto auch veröffentlicht und die Antwort war der Tipp auf das Landsturmbatallion Nr. 86, allerdings ohne, dass derjenige wusste um welches Gebiet es geht. Würde das auch Sinn machen?


    Was mir als andere Möglichkeit gerade einfällt, wäre die französische Armee, die haben ja auch heute noch eine Garnison in Saarburg. Könnte man ihn da vielleicht etwas schlüssiger zuordnen?


    Viele Grüße


    EliCaroMa

  • Hallo,


    zu deinen Überlegungen:

    Zitat

    wie du auf einem SW-Foto Farben erkennst...

    Bei den Graustufen von SW-Fotos ist Rot wesentlich dunkler, als dies bei Weiß der Fall wäre.


    Landsturmeinheiten gab es eigentlich nur in Bayern und Württemberg. In Preußen war dieses Aufgebot in der Landwehr eingegliedert. Der Landsturm war das älteste Aufgebot der Wehrpflichtigen und folgte der Landwehrpflicht, welche mit 27 Jahre begann. Inzwischen habe ich auch von der bei der Landwehr gebräuchlichen Einheitsnummern auf dem Kragen gelesen.


    Was mich da etwas irritiert, ist der Umstand, dass mir der Abgebildete für die Landwehr noch viel zu jung erscheint. Ferner gehört die 86 nicht so recht in die Saar-Region. Einheiten mit diesen Nummern lagen eigentlich in Schleswig-Holstein. Wie schon bei der Brigade 86 erwähnt, passt auch hier nicht so recht die Farbe der Schulterklappen zu den Ärmelaufschlägen. Das könnte aber mit dem Mangel an Uniformen für Landwehr-Einheiten zusammenhängen.


    Zudem wurde das Landwehr-Regiment Nr. 86 erst ab 1917 unter dieser Nummer geführt. Aufgrund ihrer geringen Bedeutung sind die Informationen zu den Reserve-, Ersatz- und Landwehreinheiten sehr dürftig. Ich habe mich deshalb auch nur sehr allgemein mit diesen Einheiten beschäftigt.


    Eine französische Uniform ist das nicht, da bei dieser Armee Stiefel in dieser Form nicht getragen wurden. Zudem gehörte ganz Elsaß-Lothringen in der Zeit von 1871-1918 zum damaligen Deutschen Reich.


    Sorry, dass ich dir da auch nicht ein finales Ergebnis liefern kann. Ich würde da einmal in den Stadtarchiven nach der Stationierung einer Einheit mit der Ordnungszahl 86 recherchieren.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo,


    ich würde grne ein wenig zur Klärung beitragen.
    Der Soldat auf dem Foto ist ein Landsturmmann und gehört einem von der 86. Infanterie-Brigade aufgestellten Landsturm-Bataillon an. Welches dies genau ist, kann man anhand des Bildes nicht sagen, sondern nur vermuten.
    Die Bezeichnung der Landsturm-Bataillone änderte sich während des Krieges mehrfach. Zunächst wurden die Bataillone nach dem Aufstellungsort benannt. Im April 1915 numerierte man dann alle diese Einheiten innerhalb eines Armeekorps durch, so daß sie neben der Ortsbezeichnung nun zusätzlich in Klammern die Nummer des Armeekorps erhielten.
    Als Abzeichen der Uniform trugen diese Soldaten zunächst die arabische Nummer der aufstellenden Infanterie-Brigade am Kragen. Hier also die 86. Als dann die erwähnte Änderung der Bezeichnung eintrat, wurde am Kragen die arabische Ziffer des neu durchnumerierten Bataillons, sowie darüber die des Armeekorps als römische Ziffer angebracht. Man muß allerdings sagen, daß es zwar genaue Bekleidungsvorschriften gab, diese aber mangels Ausrüstung sehr großzügig ausgelegt wurden.


    Dieser Mann trägt einen blauen Waffenrock mit vorschriftsmäßigen Schulterklappen aus hellblauem Gurtband ohne Abzeichen und eine schwarze (Cord?-) Hose. Das Seitengewehr dürfte das Modell 71 sein, das zum dem beim Landsturm gebräuchlichen Gewehr M88 gehörte. Für mich könnte er durchaus 39 Jahre sein und/oder ein Soldat des ungedienten Landsturms.
    Bei der Einheit habe ich eine Vermutung. Da er in Irsch a.d. Saar, im Bereich des XVI. Armeekorps wohnhaft war, käme am ehesten eine Verwendung in einem der Saarburger Landsturmeinheiten in Frage. Dies war das Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon Saarburg (XVI. 12) mit Standort in Hayingen i. Lothr. und das Landsturm-Infanterie-Ausbildungs-Bataillon Saarburg (XVI. 17) mit Standort in Saarburg.
    Beide Einheiten wurden im März bzw. Juli 1915 vom Stellvertretenden Generalkommando des XXI. Armeekorps für das XVI. Armeekorps aufgestellt. Letzteres ist aber wie gesagt nur ein kleiner Anhaltspunkt.
    Ist auf dem Foto zufällig ein Atelier vermerkt?


    Hinrich Dirksen

  • Vielen Dank für die vielen Anregungen. Jetzt wo ich es lese, klingelt es bei Hayingen bei mir. Ich weiß nur noch nicht, wo ich das schonmal gehört habe. Vorhin habe ich einen Brief an den Onkel meines Vaters geschickt, der weiß bestimmt auch noch was. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. ;-) Gibt es ausser dem Krankenbuchlager, was ja momentan nicht zugänglich ist, eine Möglichkeit, mehr über seine Karriere als Soldat herauszufinden? Meistens ist dann das Problem, dass er nicht im Krieg gefallen ist.


    Mal schaun, was sich noch herausfinden lässt...


    Viele Grüße


    EliCaroMa


    PS: Auf der Rückseite steht leider nichts.

  • Hallo, ich bin neu hier, weil ich seit neuem auch so ein Foto habe, und beim googeln nach Infos deshalb in diesem Thread gelandet bin.


    Das Foto zeigt einen Urgrossonkel von mir, zwischen 1914 und 1916. Ich war mir aber nicht sicher, ob er von der mütterlichen Seite meines Grossvaters ist ( = badisch), oder von der väterlichen ( = Schweiz). Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer von 1. WK-Formationen und Uniformen.


    Es gibt offenbar einige Ähnlichkeiten zur Uniform von EliCaroMas Urgrossvater. Ausserdem wurde das Foto dem Text hinten zufolge in Antwerpen hergestellt, was auch für Deutschland sprechen würde, da Belgien ja besetzt war. Und schliesslich, wenn man nach einer Formation mit den Nummern XIV und 17 googelt, stösst man schnell auf das Landsturm-Infanterie-Bataillon Mannheim 2 (XIV./17), welches zum Landsturm XIV. A.K. (Baden) gehörte.


    Eigentlich scheint es ziemlich eindeutig, aber ich wollte trotzdem noch die Experten hier fragen, ob sie dem zustimmen würden.


    [Blockierte Grafik: http://img91.imageshack.us/img91/4635/urgrossonkelreinhardt19op5.jpg]

  • OK verstehe, niemand hier weiss etwas dazu zu sagen.


    Oder habt ihr ein Problem damit, dass mein Urgrossonkel offenbar ein Offizier oder Unteroffizier war??

  • Hallo, Simon W.,


    sei nicht ungeduldig, es dauert manchmal etwas, bis einer, der Deine Frage beantworten kann, den Beitrag zu Gesicht bekommt. :|


    Dass das Bild einen Offizier oder einen Unteroffizier zeigt, ist mit Sicherheit für keinen der Forum- Teilnehmer ein Problem!


    Ich selbst kann Dir leider zu dem Bild nichts sagen, ?( bei Militäruniformen muß ich auch Fachleute befragen.


    Grüße aus Berlin
    frankowolf

  • Hallo frankowolf.


    Danke für den Zuspruch.


    Das hätt ich nicht gedacht, dass das hier so lange dauern kann; auf anderen Foren (zu anderen Themen) gehts in der Regel viel schneller, bis jemand antwortet, falls jemand antwortet.



    Gruss aus Basel

  • Hallo, vermutlich wurde es von einigen übersehen, wäre evtl. besser gewesen einen eigenen Beitrag dazu auf div> zumachen. Also eigentlich hast Du schon alles raus gefunden. Das einzige was mir dazu noch einfällt, das es sich /div> div> evtl. um einen vereinfachten feldgrauen Waffenrock nach Landsturmschnitt 1913 handeln könnte (ähnlich dem /div> div> Waffenrock 1907) mit brandenburgischen Ärmelaufschlägen. Desweiteren dürfte sein Rang Gefreiter gewesen /div> div>sein - am Kragen befindet sich ein Knopf und somit war er auch kein Offizier. /div> div>Gruss Jens /div>

  • Hallo Simon,


    gelegentlich sind die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern wie sie uns erscheinen. :rolleyes: Zu welcher Dienstgradgruppe ein Vorfahre gehörte, spielt für mich keine Rolle, es geht hier letztlich um Familienforschung. Meine Vorfahren kamen über den Dienstgrad eines Gefreiten nicht hinaus, dennoch war ihr Lebensweg nicht weniger interessant.


    Manchmal gibt es auch für die so genannten „Spezialisten“ Zwänge außerhalb der Familienforschung oder sind schlicht und einfach für ein paar Tage nur einmal weg. :dogrun:


    Letztlich liegst du mit deinen Recherchen völlig richtig, da gibt es halt einfach nichts anzufügen. Die Option zur Schweiz scheidet definitiv aus. :thumbup:


    Da die Stammrollen der badischen Regimenter erhalten blieben, würde ich einfach einmal mit den vorhandenen Daten eine Anfrage beim Landesarchiv in Karlsruhe starten:


    Generallandesarchiv Karlsruhe
    Nördliche Hildapromenade 2
    D-76133 Karlsruhe
    Telefon: 0721/926-2206
    Telefax: 0721/926-2231

    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo, danke für eure interessanten Antworten.


    Sorry für meine späte Reaktion, aber jetzt war ich mal eine Woche weg, und zwar auch noch (passend zum Thema) im "Urlaub in grün"...


    Dass mein Urgrossonkel nur Gefreiter war, hat mich überrascht. Mit meinen Laienaugen hätt ich jetzt von der Ausstattung her wirklich auf Offizier getippt. Aber so kann man sich irren.


    Mit meiner Vermutung ein höherer Rang könnte ein Problem für einige sein, meinte ich übrigens v.a. dass das zum Erlangen eines solchen Rangs nötige stärkere militärische Engagement in einer Zeit, als Deutschland noch Angriffskriege führte, heute einigen verwerflich erscheinen könnte. Im Sinne von: "Der einfache Soldat war einfach gezwungen mitzumachen, ob er wollte oder nicht. Der Offizier dagegen war ein "Täter"".


    MfG

  • Hallo Simon,


    wir sollten die Verhältnisse 1914 mit dem damaligen Zeitgeist betrachten. Zunächst waren ja die meisten mit Begeisterung und klingendem Spiel in den Krieg gezogen (nicht nur die Offiziere). Eine erste Ernüchterung setzte da auch erst zögerlich mit dem Beginn des Grabenkrieges ein.


    Eine Schuld für die Geschehnisse sehe ich hier eher bei den maßgeblichen Leuten in der obersten Führungsebene. Dazu gehörten Leute, welche die Idee des Abnutzungskrieges propagierten und auch noch großspurig von Blutmühlen faselten.


    Schade nur, dass wir aus diesen Erfahrungen nur wenig lernen wollen und uns immer wieder mit fadenscheinigen Argumenten von einer auch immer gearteten Notwendigkeit eines Krieges überzeugen lassen. Irgendwie erinnert mich das an die tödliche Wanderschaft der Lemminge. Eine Ernüchterung setzt da leider auch immer nur erst bei den unmittelbar Betroffenen ein.


    Eventuell sollten wir gerade in der kommenden Adventszeit einmal darüber nachdenken. :whistling:



    Gruß
    Reinhard
    :computer: