Soldat im 1. Weltkrieg

  • Hallo Forscher und Helfer,


    Ich sah heute meine alten Foto`s an und ich fand Kleinigkeiten über meinen Großvater,aber ob die zur Identifikation ausreicht?


    Mein Großvater hat ein Erinnerungsfoto von seiner Dienstzeit,auf den Schulterstücken ist nur die 13 zu erkennen. Das


    Foto wurde bei Fotografen "Adolf Kühn" Müllheim i/B. hergestellt.


    Auf einem zweiten Bild steht "Feldzug 1914", ohne weiteren Angaben!


    Das dritte und letzte zeigt Ihm vor dem Unterstand ,die Schulterstücke zeigen nun die Nummer 41 an.


    Der Name lautet "Gustav Posdziech", Zu dieser Zeit müßte Er schon in Berlin gelebt haben!Geboren ist Er am 24.03.1886 in


    Szcepanken(Stauchwitz) Ortelsburg.


    Um was für ein Regiment könnte es sich handeln und wo war Er eventuell stationiert?


    Sein Sohn "Herbert Posdziech" geb.17.01.1913 in Berlin ist am 13.09.1944 beim Gut Shala bei "Törva/Estland


    gefallen. In welcher Kompanie Er diente hatte ich nicht erfahren,denn lt."WAsT" liegt Er auf keinem


    Soldatenfriedhof!


    Könnte jemand nähere Auskünfte geben?


    Mit freundlichen Grüßen


    Burckard Posdziech

  • Hallo,


    die Sache mit dem Großvater ist nicht ganz einfach und hat einige Ungereimtheiten. Zunächst dürfte der Großvater im Zeitraum von 1906-1910 seinen eigentlichen Militärdienst abgeleistet haben. Aufgrund des Vermerkes auf dem Bild gehe ich davon aus, dass er jedoch mit der Mobilmachung 1914 wieder eingezogen wurde. Nun wird es schwierig, denn Einheiten mit der Ordnungszahl 13 passen nicht so recht zu den genannten Orten. Alle 13er-Infanterie-Regimenter hatten ihre Friedensstandorte in Westfalen und rekrutierten sich auch aus dieser Region. Zudem wurden diese Einheiten 1914 in der 2.Armee in Belgien eingesetzt.


    Blieben da noch die Einheiten des XVI. Armeekorps in Metz, welche sich aus dem ganzen Reich rekrutierten. Hier währe das Husaren-Regt. König Humbert von Italien (1.Kurhessisches) Nr. 13 in Diedenhofen (eher nicht), das Jäger-Regiment zu Pferd Nr. 13 in Saarlouis und die Festungs-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 13 in Metz zu nennen.


    Alle restliche 13er-Einheiten liegen weit außerhalb einer Wahrscheinlichkeit.


    Mit der 41 wird es dann erst richtig verwirrend. Das einzige Infanterie-Regiment mit dieser Ordnungszahl lag im Bereich des I. Armeekorps in Königsberg (Ortelsburg gehörte jedoch zum Einzugsbereich des XX. Armeekorps). Fragliche Regimenter waren das Inf.-Regt. von Boyen (5.Ostpreußisches) Nr. 41 in Tilsit und Memel sowie das Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 41. Auch hier liegen die wenigen restlichen 41er außerhalb der Wahrscheinlichkeit.


    In diesem Fall wäre es nicht schlecht, wenn man einmal die Bilder sehen könnte. Eventuell bieten ja noch die Art der Schulterklappen und die Anordnung der Knöpfe an den Ärmelaufschlägen einen kleinen Ansatzpunkt.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Burkard,


    die von dir zugesandte Bilder sind ein gutes Beispiel dafür, was solche Fotos uns gelegentlich erzählen können. Ich halte es deshalb für sinnvoll die Auswertung hier ins Forum zu stellen.


    Bild 2 zeigt einen Soldaten in der so genannten Friedensuniform. Wesentlich auf diesem Bild ist die Art des Ärmelaufschlages und deren Anordnung der Knöpfe. Zudem die Töne am Troddel des Seitengewehres. Diese Tonfolge kommt nur für die 6. oder 8. Kompanie/Batterie infrage (eher 6.), welche zum II. Bataillon eines Regimentes gehörten. Man beachte auch das Assesoar am Bild (Kantone).
    [Blockierte Grafik: http://img134.imageshack.us/img134/8045/geschichte002wg7.th.jpg]



    Auf Bild 4 ist ein Soldat in der Felduniform abgebildet. Hier fällt der Helm ohne den Tuchüberzug auf. Wichtig hierbei ist die kugelförmige Helmspitze, welche nur von den Artilleristen getragen wurde und der preußische Adler. Dieses Foto könnte eventuell noch in Friedenszeit bei einem Manöver oder einer Parade aufgenommen worden sein. Möglicherweise steht er hier vor einer Kanone oder Haubitze.
    [Blockierte Grafik: http://img526.imageshack.us/img526/6351/geschichte004kz0.th.jpg]



    Auf Bild 6 ist wieder ein Soldat in der Friedensuniform zu sehen. Wichtig sind hier ist der Grauton der Schulterklappen und die Assesoars am unteren Bildrand (Kanonen und preußischer Helm) sowie der Namenszug des Fotografen. Leider sind die Bezeichnungen auf den Schulterklappen doch nicht so eindeutig bestimmen.
    [Blockierte Grafik: http://img505.imageshack.us/img505/6149/geschichte006nk3.th.jpg]



    Auf Bild 7 ist eine Gruppe von Soldaten im Feldanzug zu sehen. Entscheiden sind auch hier die kugelförmigen Helmspitzen, welche nur noch bis zum Beginn der Grabenkriege getragen wurden. Ganz entscheidend ist der Helmüberzug des mittleren Soldaten in der hinertesten Reihe mit der Nummer 13. Da einer der Soldaten bereits ein Eiserne Kreuz trägt, dürfte deshalb die Aufnahme in den ersten Kriegsmonaten entstanden sein.
    [Blockierte Grafik: http://img526.imageshack.us/img526/3838/geschichte007pf3.th.jpg]



    Auf Bild 5 trägt die Person keine Uniform, lediglich der Bezug zu Pferden spielt hier eine Rolle.


    Zusammenfassung:
    Aufgrund der Helmspitze und der Assesoars an den Bildern 2 und 6 gehörte der Urgroßvater zur Artillerie. Weiße Schulterklappen und besagte Ärmelaufschläge wurden jedoch nur von den Fußartilleristen getragen.


    Jetzt kommt das Mühlhausen auf Bild 6 und die Troddeln ins Spiel. In Mühlhausen selbst lag lediglich das Badische Fußart-Regt. Nr. 14, hingegen war im nahe liegenden Breisach das II. Bataillon des Hohenzollerschen Fußart-Regt. Nr. 13 stationiert. Man kann davon ausgehen, dass hier der Fotograf seinen Bildrahmen der Fußartilleristen auch in Breisach nutzen wollte. Da in Breisach auch nur ein Bataillon lag, ist anzunehmen, dass hier auch eine administrative Verbindung zu den 14ern bestand.


    Nun wir man sich fragen, was ein Preuße bei einer Einheit aus Hohenzollern zu tun hatte. Hier sei angemerkt, dass die kaiserliche Familie dem Hause Hohenzollern entstammte und somit diese kleine Enklave zu Preußen gehörte.


    Für weitere Recherchen ist die militärische Zuordnung von Bedeutung:
    Die Fußart.-Einheiten waren mit schweren Geschützen ausgestattet und gehörten deshalb zur Armee- oder Korpsartillerie. Das 13er-Regiment war bei der Mobilmachung bei den Korpstruppen des XV. Armeekorps.


    Nachstehend ein Link zur Chronik des XV. AK während des Weltkrieges:
    http://www.1914-18.info/erster…?u=560&info=15.Armeekorps


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo,
    vorab, ich kann dem ganzen nicht mehr so ganz folgen - welche Angaben evtl. zu welchem Bild gehören!
    Welche Bilder sind jetzt von welcher Person bzw. Personen!?? Zu einem Infanterie-Rgt. Nr. 41 sehe nichts!?! :rolleyes:


    Hier mal ein paar Gedanken zum Bild 6 (Müllheim in Baden) mit den Schulterklappen-Nr. 13:


    - Das Husaren-Regt. König Humbert von Italien Nr. 13 kann man definitiv ausschliessen da die Uniform nicht
    passt und das Regiment trug statt einer Einheitszahl ein Monogramm auf ihren Schulterstücken.


    Die anderen Bilder (mit der Kugel statt der Spitze auf der Pickelhaube) dürften Artilleristen sein.
    Folgende Regimenter kämen (wegen der "13" auf dem Helmüberzug und Badische-Region) in Frage:
    - Hohenzollernsches Fußartillerie-Regiment Nr. 13, Ulm/Breisach (wie Reinhard schon sagte).
    Das Feld-Artillerie-Regiment König Karl (1. Württembergisches) Nr. 13 (Ulm/Stuttgart(Canstatt)), kann man
    bei Bild 4 ausschliessen, da er den preuss. Linien-Adler als Helm-Emblem trägt (nicht das Württemberg-Emblem)
    und auf den Schulterklappen trugen sie (statt Einheitszahl) ein bekröntes Monogram mit Rundgranate desweiteren
    hatten sie schwedische Ärmelaufschläge.


    Gruss Jens
    :sleeping:

  • Hallo Jens,


    in meinem letzten Beitrag ging es darum, die mir zugesandten Bilder von Burkard zu kommentieren. Aus diesem Grund habe ich auch auf dessen Nummerierung der Bilder zurückgegriffen. Da mir Burkard kein Bild zur Nummer 41 zugesandt hatte, konnte ich hierzu auch keine neuen Erkenntnisse einbringen. :D


    Ich hätte die ganze Angelegenheit auch direkt per Mail mit Burkard abwickeln können. Da aber verschiedene Details nicht so ganz klar erkennbar sind, erschien es mir doch sinnvoll die Bilder ins Forum zu stellen. Wie ich deinem Beitrag entnehmen kann, bist du dennoch mit den Bildern klar gekommen und kannst meine Überlegungen unterstreichen. :thumbup:


    Ich gelobe dir aber künftig Besserung! :S


    Gruß
    Reinhard