Aushebungslisten

  • Hallo liebe Mitforscher,


    diesmal treibt es mich nach Schlesien. Ich frage mich, ob
    die Aushebungslisten der Behörden zum


    Pr.Armee. Infanterie Regiment 37 (v.Tschepe)


    noch existieren und wo ich diese finden könnte.
    Mich interessiert vor allem die Zeit zwischen
    1770 und 1800.


    Ich kann mir vorstellen, dass diese Unterlagen beim
    Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
    liegen. Ich habe aber auch schon gelesen, dass viele
    Daten / Stammrollen etc. die zur preuß. Armee
    gehören im WK II vernichtet wurden.


    Die Kirchenbücher habe ich schon aufgetan, nun
    fehlen noch die Mannschaftsdaten.


    Über weitere Tipps wäre ich dankbar.


    Gruß, pert

  • Hallo Pert,


    zur Archivlage in Schlesien kann ich dir leider auch keine konkreten Hinweise geben.
    Die Rekrutierung wurde zur fraglichen Zeit durch die Regimenter selbst oder über die Kreis- oder Stadtverwaltungen durchgeführt.


    In Württemberg haben zum Beispiel nur sehr wenige solcher Listen aus jener Zeit überdauert und befinden sich heute im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart. Wenn man sich die Situation in Schlesien betrachtet, glaube ich kaum, dass man hier noch fündig werden kann. Selbst im gut sortierten Württemberg beginnen die geschlossenen Bestände erst mit der Einführung der Wehrplicht. Man könnte versuchen, einmal bei einem regionalen Archiv des betreffenden Landes anzufragen. In der Bestandsübersicht des genannten Archives in Berlin habe ich keinen Hinweis auf Aushebungslisten gesehen, dennoch könnte man da zumindest einmal Versuchsballon starten. Falls du dennoch in der Sache erfolg haben solltest, wäre es schön, wenn du dich nochmals melden könntest.


    Die eigentlichen Stammrollen der Regimenter sind in der Tat alle 1945 verbrannt. :S


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Was sind Aushebungslisten ?


    VG


    Bärbel

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  • Hallo Bärbel,


    in der fraglichen Zeit war der Militärdienst vom Grundsatz her noch freiwillig. :D
    Die Werber der Regimenter zogen durch ihre Region, um Rekruten anzuwerben. Dumm war nur, dass gerade in diesen Jahren der preußische König beschlossen hatte, seine Armee wesentlich zu vergrößern. Deshalb wurde der Werbung ein wenig nachgeholfen, er beauftragte die regionalen Verwaltungen eine notwendig Anzahl Freiwilliger auszuheben. Mit den Aushebungslisten wurden dann die Männer erfasst, welche für den Militärdienst infrage kommen konnten. Anhand dieser Listen wurde dann der Bedarf der Regimenter gedeckt.


    Mit der Heeresreform wurde letztlich diese Praxis in der Wehrpflicht sanktioniert.


    In den vielen souveränen Staaten Deutschlands wurden diese Listen mit unterschiedlichen Bezeichnungen geführt.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    vielen Dank für die sehr ausführlichen Erläuterungen. Ich habe von einem meiner Vorfahren einen Freilassungs-Schein aus dem Jahre 1821 in Kopie vorliegen.


    Auf der Kopie steht etwas von einem Ausloosungs-Bezirk, einem Ausloosungsjahr, der Loosungs-Liste, und des gezogenen Looses.


    Dann folgt noch der Text. Inhaber dieses, Namens ................... geboren den ................ zu ....................
    hat seiner Militärpflicht bedingt durch Freiloosung genüget, wobei jedoch der Vorbehalt der gesetzlichen Bestimmung im § 26 sub Nro. 2 der Rekrutirung - Verordnungs vom 15ten December 1820 eintritt, welches hierdurch bescheinigt wird.


    Schwerin, den 1.ten Sept. 1821


    Militair-Distrikts-Behörde des Schwerinschen Distrikts


    Ist mein Vorfahre evtl. auch über eine Aushebungsliste rekrutiert worden ? Kannst Du mir ansonsten noch ein paar Eläuterungen zu dem vorstehenden Text geben ?


    Viele Grüße


    Bärbel

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  • Hallo Jens,


    vielen Dank für Deinen Hinweis. Dann hat mein Urahne ja echt die "Niete" gezogen.


    Viele Grüße


    Bärbel

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  • Hallo Bärbel,


    zu deiner Frage noch ein paar Hintergrundinformationen:
    Nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon 1808 hatte man das Heer grundsätzlich reformiert. Gründe lagen in der veränderten Gefechtsführung und des Diktates der Friedensverhandlungen in Tilsit.


    Ein wesentlicher Bestandteil der Reform war die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht. Der Wehrpflicht unterlagen zunächst alle Männer zwischen dem 17. und 45. Lebensjahr. Die Erfassung erfolgte nun ausschließlich in den kommunalen Behörden. Die Musterung selbst wurde dann in den zivilen Aushebungsbezirken durchgeführt, welche sich mit den Kreisgrenzen deckte.


    Die Praxis der zugeteilten Kantone für jedes Regiment wurde somit mit einer neuen Bezeichnung und Organisation beibehalten. Wesentlich dürfte hier noch sein, dass man im Deutschen Bund 1821 damit begonnen hatte eine Einheitlichkeit unter den Armeen zu erreichen.


    In der Praxis der Personalunterlagen sollte das jedoch erst nach der Reichsgründung 1870/71 weit gehend erreicht werden. Gerade in den Jahren bis ca.1829 wurden in den Ländern die Listen mit unterschiedlicher Bezeichnung geführt.


    Gruß
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    vielen Dank für die weiteren Erläuterungen. Das Thema interessiert mich wirklich sehr, wie auch allgemein die deutsche Geschichte der letzten Jahrhunderte. Ich möchte ja auch wissen, in welchen Umfeld meine Vorfahren gelebt haben.


    Dann interessiere ich mich auch noch für die Uniformen dieser Zeit. Hast Du, oder auch die Anderen aus dem Forum eine Idee, wo ich evtl. ein paar Bilder dazu finden kann.


    Viele Grüße


    Bärbel

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  • Hallo Bärbel,


    eine sehr gute Einstellung zur Familienforschung. Nur mit dem nötigen Zeitkolorit füllen sich die nackten Lebensdaten zum Leben. Leider beglücken uns die so genannten Größen der Zeit regelmäßig mit einem Krieg (zur Mehrung ihres Ruhmes). :thumbsup: So bleibt es auch nicht aus, dass wir früher oder später auch mit diesem Thema konfrontiert werden. :S


    Im nachstehenden Link findest du unter <Inhalt> < Deutsche Uniformen v. H. Knötel d.J. u. M. Lezius> alte Sammelbilder zu den Uniformen. Der Zeitabschnitt 1813 – 1815 dürfte auch noch für 1821 gültig sein.


    http://www.grosser-generalstab.de/


    Viel Spaß und Erfolg
    Reinhard
    :computer:

  • Hallo Reinhard,


    vielen Dank für den Link. Schade das ich von meinem Vorfahren kein Bild habe. Dann würde ich die Uniform ausdrucken, meinen Vorfahren einscannen, und aus beiden Ausdrucken eine Anziehpuppe machen. Aber Spass beiseite. Ich werde mir dan Link mal ganz in Ruhe ansehen.


    Viele Grüße


    Bärbel

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