Dokumente durch Klebeband zerstört

  • Hallo zusammen,


    habt ihr auch immer wieder das Problem das irgendwelche Dokumente in den 50er/60er Jahren mit Tesafilm (oder einem ähnlichen Klebeband) repariert wurden und heute weitgehend beschädigt sind?
    Um deutlich zu machen was ich meine:


    Ich habe z.B. einen Geburts- und Taufschein der 1956 ausgestellt wurde, wo damals zum "Schutz" der Ränder hinten rundrum Tesa geklebt wurde :cursing: . Inzwischen ist in der Mitte nur noch eine etwa postkartengroße Stelle die nicht von der Kleberchemie durchzogen und verfärbt ist.


    Ich weiß nicht, was man am besten macht um die Zerstörung wenigstens zu stoppen, rückgängig machen kann man ja wohl nichts mehr.

    :help: Kennt jemand eine sichere Methode um das Klebeband zu entfernen und das Papier zu "entkleben", ich meine die Klebstoffreste zu entfernen? :help:


    Für den Fall das ein Dokument nach der Entfernung des Klebebandes in Teile zerfällt habe ich zur Reparatur ein sicheres :thumbsup: säurefreies Klebeband aus dem Fachhandel (Künstler- und Buchbinderbedarf): filmoplast P der Firma Neschen. Eine Box mit 50 m Band, 2 cm breit, kostet um 10 €, nicht billig, aber ich kenne keine Alternative.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Jörg,


    Ich würde erst mal bei einem Profi nachfragen,einem Restaurator oder Buchbinder,der sich auch mit alten Büchern auskennt.Fragen kostet nichts.
    Bei der "Selbermach-Methode" macht man oft mehr kaputt als ganz.Vor allem bei altem Papier.


    Bin aber trotzdem auch gespannt auf die Antworten.


    Grüße Evi

  • Hallo Jörg,


    bei frag-vati fand ich diesen Beitrag:


    Kleberreste (Pritt, Tesa oder sonstige) entfernt man genial mit
    Wundbenzin aus der Apotheke. Eigentlich war dieses Mittelchen dafür
    gedacht, um die Reste von Pflastern an der Haut schonend zu entfernen.


    Aber damit lässt sich so ziemlich alles klebrige "Zeug" wieder wegmachen.
    ...
    In der Apotheke ist z.B. bei mir das 100ml Fläschen für ca. 70 Cent zu haben, also auch sehr günstig.Von Peter Schwarz


    Gruß
    Detlef

  • Bei der "Selbermach-Methode" macht man oft mehr kaputt als ganz.Vor allem bei altem Papier.

    ... das ist genau meine Sorge, daher die Frage an alle Fachfrauen und -männer hier im Forum. Auch ich bin sehr gespannt auf die Antworten.


    @ Detlef
    Was bitte ist "frag-vati" ?(


    Das Benzin die letzten Rückstände von Klebeband (oder auch Klebeetiketten auf dem neu gekauften Kaffee-Pott) entfernt ist mir bekannt. Aber das auf schon etwas brüchigem Papier anzuwenden - da hätte ich schon Bedenken.
    Aber der Hinweis auf wirklich reines Benzin - Wundbenzin - ist vermutlich für diesen Zweck extrem wichtig :thumbup:
    Aber wir kriege ich denn das Klebeband erstmal ohne Schäden anzurichten vom Papier, damit ich dann die Reste entfernen könnte ?(

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo
    Also ich würde auf keinen Fall mit Benzin daran gehen ,denn Papier und flüssiges verträgt sich nicht. Entweder du lässt das Dokument so wie du es erhalten hast und legst dir noch eine Kopie zu oder lässt für teures geld den Fachmann ran . Aber selbst wenn du das Tesa ablösen kannst ,wird das Original dadurch keinesfalls besser.
    LG
    Gabriele

  • Halte den Abschnitt mit den klebestreifen so lange unter eine starke UV Lampe bis der Kunststoff zerbröselt und von selbst abfällt! :evil:


    Im Ernst, ich würde da, wenn durch vorsichtigen Eigenversuch wirklich nix zu machen ist, mal in eine größere Bibliothek gehen oder in irgendein Archiv wo jemand Arbeitet der sich mit sowas öfter beschäftigt und da mal nachfragen.


    Ich würde aber auch sagen, das nach 40 Jahren die Chemikalien die da drinn waren ihre Wanderschaft nun beendet haben, so dass unmittelbar davon keine weitere Gefahr ausgeht. Alles was jetzt weiter kaputt geht sind die Ursachen von dem was das bereits angerichtet hat.

  • Hallo.
    Also ich meine mal gelesen zu haben, daß man Kaugummi, Kleberreste usw. sehr gut abbekommen soll, wenn man es in die Gefriertruhe legt. Aber garantieren kann ich es natürlich nicht.
    Gruß, Uwe.

  • Halte den Abschnitt mit den klebestreifen so lange unter eine starke UV Lampe bis der Kunststoff zerbröselt und von selbst abfällt! :evil:


    An sich ist die Idee nicht schlecht, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Schrift/das Photo ebenfalls von dem UV-Licht zerstört wird. :evil: Von Lösungsmitteln wie Aceton oder Benzin würde ich daher auch die Finger lassen.


    Daher sollte man eher das tun:

    Zitat

    Im Ernst, ich würde da, wenn durch vorsichtigen Eigenversuch wirklich nix zu machen ist, mal in eine größere Bibliothek gehen oder in irgendein Archiv wo jemand Arbeitet der sich mit sowas öfter beschäftigt und da mal nachfragen.


    Oder die Fa. Beiersdorf - als Hersteller des Tesafilms - direkt anzuschreiben. Letzteres habe ich gerade gemacht, wenn ich eine Antwort bekomme, stelle ich sie hier ein.


    Rossi

  • Hallo Rossi,


    Die tesa AG als Herstellerin der Klebeprodukte ist allerdings eine eigenständige, wenn auch 100%ige, Tochter der Beiersdorf AG. Also denke ich mir mal das man die direkt anschreiben könnte/sollte.

  • Hallo Rossi,


    Die tesa AG als Herstellerin der Klebeprodukte ist allerdings eine eigenständige, wenn auch 100%ige, Tochter der Beiersdorf AG. Also denke ich mir mal das man die direkt anschreiben könnte/sollte.


    Auf der Beiersdorf-Seite gibt es ein Kontaktformular, über das man Tesa direkt anschreiben kann. Das habe ich benutzt.


    Rossi

  • Hallo,


    wenn die Urkunde schon Brüchig ist würde ich sie wahrscheinlich nur noch laminieren, um sie vor Verfall zu schützen.


    Gruß


    Marion


    :computer:

  • Moin,


    was da 40 Jahre draufklebt, das macht jetzt auch nichts mehr kaputt. Wenn Du nicht viel geld ausgeben willst, dann lass es erstmal so! - Ansonsten kommt da m.E. nur ein Fachmann in Frage. Laminieren ist auch nicht so sinnvoll, wenn man es privat macht, weil man dann auch säurefreie Folie braucht und auch den Zettel überhaupt vernünftig (!) in die Maschine bekommen muss.


    Außerdem ist die Frage, ob das Tesa wirklich die Struktur des Blattes eingreift oder nur verfärbt!


    Viele Grüße


    Benny

  • Hallo zusammen,


    erst mal :danke: :danke: für Tipps und Ratschläge.


    Ich habe mir heute - es ist Rosenmontag, also war Mainz für mich gesperrt - zwei von diesen verklebten Dokumenten vorgenommen (trotz der nur allzu berechtigten Warnung vor unqualifizierten mach's - selbst - Aktionen, aber: für den Fall, dass ich voll auf den Bauch falle, würde ich mir die neu besorgen können).


    Salichs spaßhaft gemeinter Vorschlag mit der UV-Lampe hat bei mir eine Erinnerung ausgelöst: Wärme hilft beim Ablösen von Klebeband.
    Also habe ich mit der Restwärme (ziemlich wenig!) auf dem Ceranfeld vom Herd probiert. Siehe da: es ging recht gut (mit einer Ausnahme. Da war auf beiden Seiten Tesa, da habe ich auch gleich ein bisschen Papier mit entfernt :huh: ). Davon mal abgesehen verblieb nur noch ein beppiger Rest (rheinhessisch, = klebrig). Und der ließ sich problemlos :thumbsup: mit reinem Benzin (Wundbenzin DAB 1999, Petrolether) entfernen. Die Tintenschrift auf dem einen Teil war durch die Kleberstoffe ganz leicht verlaufen, das Benzin hat die Tinte überhaupt nicht angegriffen, das Papier ist wieder fast so glatt und weich geworden wie die nicht betroffenen Stellen.


    @Gabriele: Papier und Benzin verträgt sich sehr gut, für Wasser oder wässrige Lösungen hast du vollkommen recht!


    Dann habe ich die Blätter eingescannt und mit einer Bildverarbeitung bearbeitet: die Ausdrucke sehen fast wie neu aus :thumbsup:


    Dennoch: ich kann keinem empfehlen, dies kritiklos zu übernehmen :no: , ich werde das bei unersetzlichen und extrem wichtigen Dokumenten nicht wiederholen. Wenns nicht so wichtige Teile sind: jederzeit.


    @ Benny: auch nach 40 / 50 Jahren ist die Schädigung nicht abgeschlossen, unter dem Klebeband ist auch heute oft noch "aktiver" Kleber :!: . Deinen Optimismus kann ich nicht nachvollziehen, im Gegenteil: das dauert und dauert ...


    @ Marion: vor dem laminieren kann ich nur warnen. Bennys Einwand dazu ist vollkommen berechtigt. Meine eigene Erfahrung (beruflich) dazu ist ziemlich negativ wenn's um's Langzeit-Verhalten geht. Dazu gibt's übrigens noch einen thread im Forum (Titel weiß ich jetzt nicht, irgendwas mit alten Dokumenten).


    O je jetzt habe ich aber lange geschwafelt ... :huh:

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Du darfst ruhig lange schwafeln,hast ja auch lange experimentiert.......... ?(


    ............und wir profitieren jetzt von deinen Ergebnissen. :D


    Vielen Dank und viele Grüße


    Evi

  • Na die schnellste Lösung kann oft so nahe liegen. Auf wärme war ich auch gekommen, aber das Ceranfeld hätte ich dazu wohl nie benutzt, da muss man erstmal drauf kommen! 8-)

  • Na die schnellste Lösung kann oft so nahe liegen. Auf wärme war ich auch gekommen, aber das Ceranfeld hätte ich dazu wohl nie benutzt, da muss man erstmal drauf kommen! 8-)


    Guten Abend,


    also da muss ich ihm zustimmen, ich hätte auch eher meinen Heißluft-Fön aus der Werkstatt genommen.


    Mein Vater hat eine Todesanzeige mit doppelseitigem Teppichklebeband ins Album geklebt. Nach etwa 15 Jahren war der Kleber durchs Papier gesickt. Ich habe an der Anzeige nichts verändert und sie eingescannt. Danach habe ich mit meinem Bildbearbeitungsprogramm einen Layer drübergelegt und die Anzeige "nachgebaut" und auf neuem Papier ausgedruckt. Als ich es meiner Mutter zeigte war sie begeistert und wollte gleich das Papier im Album austauschen.


    Für alle Dokumente geht das ganz gut. Schade ist halt nur, dass bei bedeutenden Dokumenten, wie Urkunden, Klebstoffe dauerhafte Schäden anrichten, die letzlich den Verlust des Originals bedeuten können.


    Mit der oben beschriebenen Methode kann man es dann halten wie die Archive, man rückt nur noch die Reproduktion heraus und lässt die Originale unter Verschluß.


    Gruß, uff di eepsch said vom Rhoi. Narrhallamarsch.

    Gruß
    Michael Lauffs
    Aachen, Eschweiler, Stolberg

    www.Lauffs.de

    Man sollte eine Dummheit nicht zweimal machen, es gibt doch so viele davon.


  • Gruß, uff di eepsch said vom Rhoi. Narrhallamarsch.

    Hallo Michael,


    das mit der "eepsch seit" scheint wohl vom eigenen Standort abzuhängen...


    Ich hab das hier jedenfalls eine Spur anders gelernt :D

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)