Wappenbrief von 1570

  • In einer Familienchronik aus der Linie meiner Uroma ist ein Wappenbrief von 1570 abgebildet. Leider ist es die Fotokopie einer Kopie etc, also schwer lesbar. Offenbar hat keiner meiner Voreltern das Dokument entziffert, denn die Mär, es sei die offizielle Adelsurkunde, konnte ich nach dem Lesen nicht bestätigen. Es handelt sich eigentlich nur um die Blasonierung des Wappens (- kein Urkundenmerkmal vorhanden wie Aussteller, Empfänger, Siegel etc). Eventuell war das Papier ein Anhang zu einer Urkunde. Das Original wird im Reichsarchiv in Wien aufbewahrt.
    Hier der Wortlaut als Lückentext, anschließend meine Fragen dazu:


    Mit W....... eine. Schilde (?)


    Rubinfarben Schildt darauff findt
    sich gradt von dem Hindt vndt (=hinten unten)
    geg dem vordt oben ein(?) weisses
    od. silberfarbenes Wasser. Vnnd über die
    selb creutzweiß von dem vordt vndt
    gegen hindt oben als(?)
    ein g..farben Stock mit fünff aber-
    stende esten (=5 abstehenden Ästen). Auf dem Schildt ein
    freie offene adelich Tournierhelm
    beidseits mit roten Weissen vnd
    gelben Helmdecken, vnnd von den selben
    farben mit einem grünen P.... mit
    ... geziert, darauß zweyn
    P..fft(?)hörnern, deren mundlöcher auß-
    wärts gekehrt vnnd v.... über Z...
    ein ... theil..... als nemblich
    das v... und b.nd ... oben Rot od.
    Rubin und die anderen I... thail
    weiß od. silberfarben sein, außend
    für sich/ vnd Wilden Mannsgestaldt am
    Fuß einen ... habendt auf seinem
    haubt ein grüen Farben Crans die
    Linke ... auf die hüfft Str...endt
    hand und Rechten handt f... sich
    b... f..., Stockg...
    .....
    (Unterschrift: unleserlich)
    D(atu)m Speier 12 September 70


    So, habt Ihr dem Kauderwelsch folgen können?
    Als Randvermerk steht erst das Wichtigste, von anderer Hand: Von Maximilian II an Anton Stegmann von Pritzwald verliehen.


    Was mich nun wundert, ist vor allem die Parallelsetzung von ROT=RUBINFARBEN, so wie heute noch praktiziert Gold=Gelb bzw Weiß=Silber.
    Gibt es überheupt einen Unterschied zwischen Rot und Rubin, und was sagt die moderne Heraldik dazu, die doch immer die klaren Grundfarben bevorzugt?

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Das Wappen Stegmann von Pritzwald, zeigt nach nach Max Müller, Beitrag zur Baltischen Wappenkunde im Band 2, Tafel 79
    in Gold eine schwarze Axt, gekrönter Helm, Helmzier: die Axt.
    Das Wappen wurde von Herrn Percy Stegmann von Pritzwald, Professor der Universität Jena persönlich eingereicht.
    Auf der Seite
    http://www.pritzwald-stegmann.de
    wird eine angebliche Chronik zugänglich gemacht. Vielleicht lohnt es sich, sich mit dem Autor der Webseite in Verbindung zu setzen.
    Ob ein bzw. dieser Wappenbrief wirklich existiert, lässt sich im Österreichischen Staatsarchiv in Wien feststellen bzw. erfragen.

  • Danke, Herr Martinoff. Was nicht passt, bleibt dann einfach für mich als historisches Faktum zu akzeptieren. Nach dem Link von A. Jacob habe ich das Gefühl, ich muss auch noch weitere Informationen nachreichen. Also: Den Link zur Familie Pritzwald-Stegmann habe ich vor kurzem entdeckt, und zu beiderseitiger Freude den Kontakt mit der anderen Linie der Familie neu aufgenommen. Durch den Austausch der in den nachfolgenden Generationen verfassten Chroniken ergibt sich ein ganzheitliches Bild von der Familie vom 15. Jahrhundert bis heute.
    Der Familienname "Stegmann von Pritzwald" entstand im 16. Jh. durch die Erbschaft des Lehens Pritzwald in die Familie Stegmann, und wurde bis ins 18. Jh. so geführt. Als das Adelsdiplom bei einem Brand vernichtet wurde, konnte der damalige Träger sich in Kurland nicht im Adelsmatrikel anerkennen lassen, und führte den Namen Stegmann weiter.
    Besagter Percy Pritzwald-Stegmann erreichte jedoch zumindest die Anerkennung des Zusatzes Pritzwald vor einem deutschen Gericht, und gibt den Namen in seiner Linie so weiter. Er hat das beschriebene, völlig andere Wappen angenommen. Schon sein Vater führte anstatt des Familienwappens ein persönliches Wappen- ein Vorgang, den ich in alten Familien schon oft bemerken konnte. In meiner Linie hat sich jedoch das Wappen von 1570 mit leichten Veränderungen tradiert- bis zum Aussterben des Namens 1962.
    Genealogisch interessant ist die Zeit des 30-jährigen Krieges für die Familie, als General Tertzky (siehe Schillers Wallenstein) durch die Einheirat der Gräfin Trcka z Lipa zum leiblichen Onkel des damaligen Stegmanns wird.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)