Tapferkeitsauszeichnung 1870/71

  • Hallo,


    Heinrich Rolfs *14.05.1849 in Papenburg, hat laut Überlieferung, die Tapferkeitsauszeichnung aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 erhalten. Er hatte in dem Krieg Sedan mit eingenommen und wurde bei der Belagerung von Paris durch einen Knieschuß verwundet.


    Was war die Tapferkeitsauszeichnung? Gibt es Listen mit Personen die diese Auszeichnung bekommen haben?
    Kann man evtl herausbekommen in welcher Einheit Heinrich Rolfs war?

    Bin über jeden Hinweis dankbar.


    Gruß
    Klamphauer

  • es gibt z.B das goldene Ehrenbuch von Bayern.
    darin werden die Träger von bayerischen Tapferkeitsauszeichnungen aufgeführt.


    gruss


    uli :computer:

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Sind den die Tapferkeitsauszeichnungen anderer "deutschen Staaten", auch aufgeschrieben (beurkundet, ...) worden?
    Papenburg gehörte damals zur preußischen Provinz Hanover.


    Klamphauer

  • Hallo Rathna,
    Sachsen-Anhalt wurde erstmals 1946 gebildet. 1870 gab es die preußische Provinz Sachsen und die anhaltinischen Herzogtümer, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, die aber durch Erbschaft zusammengelegt wurden.
    Gruß Krüll

  • Hallo Rathna,
    Sachsen-Anhalt wurde erstmals 1946 gebildet. 1870 gab es die preußische Provinz Sachsen und die anhaltinischen Herzogtümer, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, die aber durch Erbschaft zusammengelegt wurden.
    Gruß Krüll


    Hallo Krüll,



    da hast Du recht.


    Aber wie war es denn in der Provinz Sachsen (Ich glaube Halle/S. zählte damals zu Sachsen)?


    Wo wurden solche Auszeichnungen vermerkt und wo kann ich heute darüber Unterlagen finden?



    Gruß rathna

  • Das Thema interessiert mich sehr. Mein Urgroßvater nahm am Deutsch-Dänischen Krieg, Schlacht bei Königsgrätz und Deutsch-Franz. Krieg Teil. Er bekam Auszeichnungen. Die Urkunden und Medaillen existieren noch in der Familie und ich komme nicht ran. ?( Die alte Dame (Kusine, 85 Jahre alt) blockt ab. Jetzt versuchen wir es mit „Honig“. Schließlich soll ihr Bruder zum 80. eine Chronik als Fotobuch erhalten.


    Für Andrea: Abgewandelt aus der Ortschronik meines Onkels:


    Als mein Vater 1895 geboren wurde, gehörte Kleinottersleben zur preußischen Provinz Sachsen. Sie wurde nach dem Wiener Kongress (1815) zum 1.4.1816 aus preussischen Gebieten (Altmatk, Magdeburg - Halle, Halberstadt) und bisher kursächsischen Gebieten (Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg, Nordthüringen) und ehemals kurmainzischen Gebieten (Erfurt, Eichsfeld) gebildet mit der Hauptstadt Magdeburg.


    Viele Grüße


    louisa

  • Hallo Luisa.


    Im Krieg 1870/71 wurde vielerlei Ehrenzeichen verliehen. Zu dem Ehrenzeichen gab es eine Urkunde. Die Kriegsteilnehmer erhielten alle die Kriegs-Denkmünze von Stahl am Combattanten-Bande. Die entsprechende Urkunde mit der Germania links und rechts lautete: "Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist die von Allerhöchstdemselben gestiftete Kriegs-Denkmünze von Stahl am Combattanten-Bande dem.... ,,, (z,B,. Ulan Mathias Hensel von der Ersatz Eskadron 7. Ulanen-Regiment") in Anerkennung seiner pflichtgetreuen Dienste während des siegreichen Feldzuges 1870 - 1871 von dem Unterzeichneten übergeben worden.
    Ort , den ...ten.....1871. Unterschriften und Stempel. Leider klappt mein Scanner nicht, sonst hätte ich ein entsprechendes Bild eingestellt. Die Urkunde ist sehr dekorativ gestaltet.
    Gruß Ferdi

  • Hallo Klamphauer,
    zum ersten Thema: Tapferkeitsauszeichnung aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71", zu dieser Bezeichnung gibt es
    eigentlich keine preussische Auszeichnung. Evtl. das Preußische Militärehrenzeichen oder das Militär-Verdienstkreuz.
    Tapferkeitsauszeichnungen für die Mannschaft und Unteroffiziere, die die Bezeichnung z.B. "Für Tapferkeit" oder
    "für Tapferkeit und Treue", etc. gab es (um 1870) z.B. aus Hessen, Württemberg, Bayern, Sachsen, Mecklenburg und Baden.
    Was ihm als Teilnehmer des deutsch-französischen Krieg 1870/71 definitiv zustand war die Kriegsdenkmünze für die Feldzüge 1870/71
    (kurz auch KDM genannt). Die gab es in zwei Ausführungen Bronze und Stahl (bzw. in drei Verleihungs-Varianten);
    - KDM in Bronze (erstellt aus eroberten Geschützen) am Combattanten-Bande - für Soldaten im aktiven Kriegsgeschehen waren.
    - KDM in Stahl am Combattanten-Bande - für Personen die im Kampfgebiet sich hilfreich auszeichneten (z.B. Ärzte, Priester, etc.)
    - KDM in Stahl am Nicht-Combattanten-Bande - für Personen die sich für die Kriegshilfe auszeichneten.


    Aber auch das Eiserne Kreuz wurde für besondere Tapferkeit verliehen, ich habe eine preussische Ordensverleihungsliste von 1877
    zum Eisernen Kreuz und unter der Kategorie: Eisernes Kreuz 2. Klasse am (schwarzen) Kämpfer-Bande ist ein:
    ROLFS, Heinrich Gerhard, Kanonier im Feld-Artillerie-Regiment von Scharnhorst (1. Hannoversches) Nr.10 verzeichnet,
    evtl. ist es ja der Gesuchte!?
    ^^ Gruss Jens

  • Hallo Klamphauer,
    ich denke die waren in Hannover stationiert (evtl. auch mal in Celle ???), aber das weiss ich alles leider nicht genau!
    ^^ Gruss Jens


    ... hier findest Du noch ein paar Informationen: http://wiki-de.genealogy.net/FAR_10



    Nachtrag:
    hier steht: "Kaserne des Feldartillerie-Regiments von Scharnhorst Nr. 10 am Welfenplatz (in Hannover).": http://www.lord-manhammer.de/Sturmfest/Sl.html
    ... und hier ein Beispiel einer Offiziers-Haube (ca. 1880): http://kaisersbunker.com/dunkelblau/helmets/dbh21.htm

  • hallo ferdi! vielen dank für den text. vielleicht kommen wir doch noch an die unterlagen ran. so ein bild davon mit den "münzen" macht sich gut in der ( kurzen?) biographie. :D auch steht in den unterlagen die größe des ahnherrn usw. zum glück hatte mein vater ein foto seines großvaters. ärgerlich ist auch, dass wir an die aufzeichungen meines onkels (erzählungen der großmütter) nicht ran kommen. da hätten wir informationen und nix ist! zum glück ist der rest der familie auch interessiert und jetzt "arbeiten" wir zusammen. bis august haben wir zeit. natürlich würde ich die originale zurückgeben.


    schönen tag


    louisa

  • Hallo Zusammen,


    da es gerade zum Thema passt, möchte ich Euch mal mitteilen, was mein Urgroßvater in seinen Lebensaufzeichnungen 4 Jahre vor seinem Tod 1921 an Erinnerungen zum Krieg 1870/71 schriftlich aufzeichnete:




    Frankreich. Erinnerungen, vom Kriege


    Im Feldzug gegen Frankreich 1870-71 als Landwehrmann im Juli zum Landwehr-Battalion No. 27 in Halle eingezogen. Da uns durch den französischen Gesanden Bennetetti dem Kaiser in Bad-Ems der Krieg erklärt wurde, aus dem Grunde, das kein Hohenzollern Prinz auf ewige Zeiten den Spanischen Königsthron besteigen dürfe, und dise und dieses freche Verlangen von Napoleon und seine Eugenie hat unser Alten Ehren Kaiser abgelehnt und dann Bennetetti die Tür gewiesen. Das war der Grund zu dem Kriege 1870-71.


    Wir wurden hier vom Landwehrzeughaus Anfang Juli eingekleidet bekamen 2 paar Stiefel, 2 Hemden, paar Sohlen und Eisen, Flintenladegewehr, statt des Säbels, Stechpajonet in einer Lederscheide, 150 Stück Pattronen in Zinkblechbüchsen.


    Nun wahren wir ausgerüstet und mußten uns am 16. Juli Marschfertig im Bürgergarten stellen, dann sind wir in drei Tagesmärschen in der Nähe von Torgau einquartiert es war gr. Rittergut (genannt die Last) und gehörte ein Herrn Poppe, dort waren wir nur kurze Zeit. Dann sind wir nach Leipzig marschiert wo wir 3 Tage Quartier bezogen, und sind auf dem Bairischen Bahnhof verladen worden und bis Edenkoben in Elsas gefahren, wo wir Ende Juli angekommen sind. Dort war das erste französische VerwundenLazaret wo wir die verschiedenen Rassen der fremd Völker gesehen haben.


    Am 14. August sind wir über die Schlachtfelder bei Weifenburg marschiert, wo am 4.August die Schlacht und die Erstürmung des Geisberges, durch die zweite Westfälische Brigate commantiert von General Kötken Siegreich geschlagen ist. Es waren das 7 und 47 Rgt. Es sah noch schrecklich aus, denn wir hatten dort: Ranktebu:? in einem Gasthof welcher an der Strecke lag, waren im Hofe die Tornister berghoch aufgestapelt, desgleichen auch die Helme. Ich fand im Gartenzaun eine Lazaretverbandzeugtasche von den 47gern, und habe dieselbe unseren Stabsarzt abgegeben.Wie ich schon bemerkt, es sah schauderhaft aus. Da lagen zerschoßen Lavetten und Parkwagen haufenweis umher. Auch über das Schlachtfeld bei Wörth, welche am 6. August Siegreich geschlagen ist wir marschiert, die kleinen Festungen Longwie und Pfahlsburg haben wir inks liegen gelassen. Wir kamen in das Dorf Ercoruf ins Quartier, meine die 6. und 7. Comp. musten 1 Tag um den anderen auf Vorposten ziehen, lagen in einem ausgegrabenen Ackergraben als Schanze da schlugen die Geschoße vor und hinter uns ein, und sind gesund davongekommen. Mit College Albert Weisenbech habe ich dasselbe Quartier gehabt, auch in denselben Bett geschlafen, aber nie im Quartier gesehen, bloß bei Ablösung auf Vorposten. Wir wurden mitte Septbr. von einem Badnischen Landwehr Battalion abgelöst am 23. Septbr. hat Toul capituliert. Wir sind dann bis vor Paris nach Helun und Fontebleau marschiert, dort Quartier bezogen bis Silvester. Dann kam meine Comp. nach Mulesserbe kl. Städchen. Am 28.11.71 hat Paris capituliert, wir wurden, wir wurden den 18. März in ungnaden in Monkterau 10 Mann im Cope am 28. März kamen wir Mühde und verlaust hier an, die Freude war sehr groß.


    Arbeit von mehreren Tagen.


    Halle den 11.7.21


    Großvater Tschüß




    Das Schwierigste beim Abtippen, war die Rechtschreibung vom Großvater. Aber jetzt ist es autenthisch wiedergegeben.


    Insgesamt hat er in einigen Wochen sein ganzes Leben auf 6 Seiten geschrieben.


    Besonders toll war dabei, dass es seine eigenen Empfindungen festgehalten hat.


    Ich hoffe, Euch gibt es auch einen kleinen Einblick in die damalige Situation.




    Andrea


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