Sippennachweis / Arier-Nachweis

  • Hallo Borgasse,


    das mit den Ariernachweis interessiert mich jetzt auch und besonders die "umfangreiche akte" :] Wonach muss man den da beim Bundesarchiv genau fragen um das zu bekommen. Und wenn man danach fragt reicht es wenn man Geburtsdaten und Heiratsdatum der Großeltern kennt oder braucht man da noch mehr dazu?

  • Hallo Kai,


    ich weiß auch nicht mehr genau, wie meine Anfrage lautete, ich nehme an, daß ich allgemein nach Unterlagen meiner Großeltern suchen ließ, da ich ja nicht wußte, was mich alles erwarten würde. Natürlich wußte ich, daß mein Großvater in der SS-Leibstandarte Adolf Hitler war (in deren ehemaligen Kaserne sich übrigens das Bundesarchiv befindet), aber ich wußte nicht, ob meine Großmutter als überzeugte Nationalsozialistin nicht vielleicht auch ehrenamtlich in irgendeiner Weise für die Partei tätig war.


    Aus einem Schreiben des Bundesarchives entnehme ich, daß sie nur Namen und Geburtsdaten meiner Großeltern und eine Kopie meines Ausweises zwecks Identitätsnachweis haben wollten. Im nächsten Schreiben wurde mir dann mitgeteilt, wann ich im Bundesarchiv die Akten einsehen könne (der genannte Termin läßt sich aber auch verschieben).


    So war das jedenfalls 2001.


    Grüße und viel Erfolg


    Borgasse

  • Ich habe vor einigen Wochen die Forschungsunterlagen meines Großonkels, der während der Nazizeit als "Sippenforscher" tätig war, vom WGGF bekommen, um sie auszuwerten, nachdem sie lange Zeit nur gut verpackt im Archiv gelegen haben. Das sind 5 Kartons, und unter anderm enthalten sie etwa zwei Dutzend komplette Stammtafeln - teils die berühmten "Ahnenpässe" teils als Ahnentafeln - und dazu jede Menge beglaubigter Auszüge aus Kirchenbüchern, Notizzettel usw.
    Einige der Ahnenpässe waren eindeutig für Parteigenossen erstellt, die meisten waren von Bauern in Auftrag gegeben worden, weil diese wegen der "Erbhofgesetze" einen Arier-Nachweis zu erbringen hatten. Meine Mutter meint, ein Teil der Unterlagen sei nicht ausgehändigt worden, weil sich die Leute nach dem Krieg, als sie sie nicht mehr brauchten, weigerten, zu bezahlen, andere hatten vermutlich kein Interesse mehr und nach dem Kriege weiß Gott andere Sorgen.
    Natürlich sind diese Schachteln sowas wie eine Goldgrube. Erstmal habe ich die Namen der fertigen Ahnentafeln in der Vereinsliste vorgestellt und einigen Interessenten dann Kopien gemacht. Zum andern habe ich in Absprache mit den Westfälischen Genealogen begonnen, die Ahnentafeln in eine Ahnendatei zu übertragen und habe inzwischen die ersten vier Familien bei GedBas eingestellt, so dass nach all der Zeit noch wer was von der Arbeit meines Onkels hat. Ich habe soweit wie möglich mit Hilfe von IGI (Mormonen) jeweils die komplette Familie - also auch die Geschwister, die in den Ahnentafeln ja fehlen - zusammengetragen.
    Damit habe ich Arbeit für Jahre, aber da sich die Forschung uf einen begrenzten Bereich bezieht, ist es doch sehr spannend, wenn sich auf die Dauer die familiären Verflechtungen im Münsterland abzeichnen.
    Natürlich habe ich mir auch über die rechtliche Seite ein paar Gedanken gemacht. Theoretisch gehören die Unterlagen ja irgendwie den Erben, aber andererseits haben die Leute diese Sachen ja aufgegeben - es handelt sich ja um die "ürbriggebliebenen" Ahnenpässe und einige Zweitschriften. Und welchen Erben sollte man das übergeben? Gedbas filtert ja zum Glück automatisch die geschützten Leute raus, d.h. in der Regel werden die, auf deren Namen der Ahnenpass lautet, gar nicht veröffentlicht, sondern nur ihre Vorfahren.
    Die Forschungen, die von meinem Onkel stammen, habe ich alle mit einem entsprechenden Vermerk versehen. Ich habe zwar auch schon ein oder zwei Fehler gefunden (und auch kommentiert), muss aber sagen, dass er doch sehr ordentlich gearbeitet hat, soweit ich das bis jetzt übersehen kann. Fragt sich, ob wohl noch mehr solcher "Schatzkisten" irgendwo in den Nachlässen dieser alten Sippenforscher ruhen?

  • Leider ist die Akte aus dem Bundesarchiv R nicht immer vollstandig.
    Bei uns waren von 100 Seiten nur 20 Seiten interessant, von jeder Seite waren unwahrscheinlich viele Kopien.
    Ahnenpass und Ahnenliste waren nicht dabei, laut Angabe vom Bundesarchiv ist viel verbrannt.
    Wir haben aber trotzdem viel über die Familie erfahren. Außerdem eine Kopie von einem Standesamtfoto, das wir nicht hatten.
    Es lohnt sich eine Anfrage zu stellen.


    Grüße
    Helga

  • Hallo,


    das interessiert mich jetzt aber auch :!:
    Wo genau muss ich, wenn es Zweck hat, die Anfrage stellen :?:
    Oder ist es so, das es nur Unterlagen über ehemalige NSDAP-Mitglieder oder SS Angehörige gibt.
    Ich weiß nur das mein Großvater 1939 geheiratet hat und wohl, denke ich, auch einen Ariernachweiß oder Ahnenpaß vorlegen mußte. Zwecks der Heirat. Ob es Sinn macht dort danach zu fragen :?:
    Für jede Information bin ich dankbar.


    Gruss Hermie

    MV: "Bekendorf, Brüning, Krüger, Krull, Hartig, Frick, Gads, Schwarz, Hintz, Schmidt, Täge, Winkelmann, Witthohn, Poels, Schliemann, Krohn, Knaak, Hagedorn, Daniels, Radke, Ewert, Metelmann"
    Pom/ Ostpreußen: "Jahnke, Kretschmer, Wolter, Lade, Beiersdorf, Zander, Kühn, Gehrke, Abraham"

    Westpreußen: "Her(r)mann, Lezonka, Borowska(i), Tucholsky(a)"

  • Hallo Hermie,


    ich denke, diese Unterlagen gibt es nur für die SS und Waffen-SS, wie gesagt, es geht dabei um die Aufnahme in die sog. SS-Sippengemeinschaft (dazu s. z.B. Gudrun Schwarz, Eine Frau an seiner Seite. Ehefrauen in der "SS-Sippengemeinschaft". Aufbau Taschenbuch Verlag 2000 - Schwarz ist Mitarbeiterin am Hamburger Inst. f. Sozialforschung). Einen Antrag auf Einsichtnahme mußt Du beim Bundesarchiv in Berlin stellen, das ist auch online möglich. Alles weitere habe ich ja bereits oben geschrieben.


    Grüße


    Borgasse

  • Hallo,


    hier ein paar Vorschriften aus diesem Heft:


    "enthält hintereinander einzelne Vordrucke, in welche aus amtlichen Urkunden über die Person des Inhabers, dessen leibliche Eltern und Voreltern (keine Stief-, Adoptiv-und Pflegeeltern!) Eintragungen vorgenommen werden, die von jedem Standesbeamten bei Vorlegung der einzelnen Urkunden gegen eine Gebühr von 10 Rpf. für jeden Eintrag, bei 10 und mehr urkundlich belegten Eintragungen für insgesamt RM 1,- unter Beidrückung eines Amtsiegels beglaubigt werden."


    Vom RNK-Verlag, Berlin SW und erhältlich in Papierhandlungen kam es


    "Mein Ahnenpass" für 30 Ahnen mit Glankarton Deckel, mit Kunstleder-Deckel, mit Echt-Leder-Deckel, dgl. auch für 62 Ahnen


    Dann "Meine Ahnentafel" für 30 Ahnen, extrafestes Urkundenpapier, gelb bzw. Schreibpapier, weiß oder auch dgl. für 126 Ahnen.


    Es gab sogar eine Doppel-Postkarte mit Antwort um nach einem Auszug aus den Kirchenbüchern nach Geburts-, Heirats- und Sterberegister zu erhalten.


    Meine Mutter und ihre Geschwister hatten die billige Variante mit 30 Ahnen und Glanzkarton-Deckel.


    Regina

  • Ja, danke! Die letzte Info ist ja sehr interessant. Nun ist es wirklich so, dass ein
    Onkel meines Vaters in der SS war. Mein Vater meinte aber Einschränkend, dass
    sein Onkel 1944/45 eingezogen wurde und die Aufnahmeverfahren nicht mehr
    so streng. Sind diese Unterlagen bis zum Schluß so detailliert geführt worden.


    Ich war übrigens immer überrascht, dass dieser Onkel bei der SS aufgenommen
    wurde, da er nicht größer als 165 war (ich habe ihn noch kennengelernt). Die
    weitere Frage ist nun: Wie komme ich an diese Dokumente ran, wenn er selbst
    schon Tod ist und keine Nachfahren hat, die mir die Erlaubnis geben könnten,
    dass ich nachforschen darf? Ich bin ja kein direkter Nachfahre von ihm...


    Dies nur mal als Anmerkung.
    LG, Pert