Ausgedinger

  • Hallo zusammen.
    Gab es den Begriff "Ausgedinger" nur bei Bauern, oder auch bei anderen Berufsarten?
    Über Eure Antworten freue ich mich schon.
    Liebe Grüße
    Marianne

  • Hallo,


    diese Bezeichnung habe ich auch bei anderen Berufen gefunden. Meitens bei gestorbenen in einem recht hohen Alter.


    Leider weiß ich nicht, was es bedeutet.


    Gruß Schnupi

  • Also ich kenne diesen Begriff aus dem Oberschwäbischen.
    Raum Ravensburg. Dort sprachen die Bauern, die ich kenne,
    nicht vom Ausgedinger, aber vom Ausgedinghaus. Das Haus
    also, indem die Altbauern gelebt haben.


    Was mir dort übrigens noch aufgefallern war: Der Landwirt hat
    Fremde in der zweiten Person Plural angesprochen: Also anstatt:
    Haben Sie heute schon gegessen, sagte er: Habt Ihr heute schon gegessen?
    Oder: Wo kommt Ihr her (auch wenn es sich nur um eine Person gehandelt hat)


    Das nur am Rande. Das war so um 1987/88 rum. Der Mann war damals um die 40.


    LG, Pert

  • Schnuppi, ich kenne diesen Begriff von alten Bauern,
    die den Hof übergeben haben. Also nicht mehr auf dem
    Hof bestimmen. Weitere Bedeutungen sind mir nicht bekannt.


    LG, Pert

  • Ich denke, es ist eine Art Rentner - bei Bauern in Norddeutschland jemand, der seinen Hof übergeben hat und nun auf dem Alltenteil oder in der Leibzucht sitzt. Bei Handwerkern könnte ich mir entsprechendes vorstellen "im Ausgedinge = nach Übergabe des Betriebes an den Nachfolger".

  • Hallo Marianne,


    ich fand dazu:


    Altenteil: Ausgedinge, Auszug, Austrag, Leibzucht
    meist
    rechtlich gesicherte Leistungen eines landwirtschaftlichen Betriebs an
    den infolge Alters von der Bewirtschaftung zurückgetretenen Bauern bis
    zum Lebensende (Wohnung, Naturalleistungen, Krankenversorgung und
    Rentenzahlungen).
    © Wissen Media Verlag


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Marianne,


    ich fand dazu:


    Altenteil


    Ausgedinge, Auszug, Austrag, Leibzucht
    meist rechtlich gesicherte Leistungen eines landwirtschaftlichen Betriebs an
    den infolge Alters von der Bewirtschaftung zurückgetretenen Bauern bis
    zum Lebensende (Wohnung, Naturalleistungen, Krankenversorgung und
    Rentenzahlungen).
    © Wissen Media Verlag


    Gruß
    Detlef

  • Herzlichen Dank für Eure Ausführungen.
    Da Ihr es auch bei anderen Berufen schon gefunden habt kann ich meine Person jetzt zuordnen.
    Liebe Grüße
    Marianne

  • Hallo Marianne,
    ich war auch gespannt, ob noch andere Berufsbezeichnungen
    vorkommen. Aber in den Beiträgen ging es doch immer um
    landw. Betriebe, oder? Welche andere Berufsgruppe könnte
    es noch sein?


    Eventuell gilt das Ausgeding auch für Nebenerwerbslandwirte.
    Es kam ja schon Ende des 19 Jh. dazu, dass Bauern in der Industrie
    arbeiteten und nebenbei (oft die Frau + Kinder) eine Landwirtschaft
    betrieben.


    Übrigens ist mir eingefallen: In Ravensburg hieß es Ausgedeng. Kleine
    dialektalische Variation.


    LG, Pert

  • Hallo Pert,
    bei mir geht es um einen Schmiedemeister, der sicherlich seinem Sohn der auch Schmied war,alles übergeben hat.
    Dafür fehlt mir aber noch die Gewissheit.
    Mit freundlichen Forschergruß
    Marianne

  • Hallo zusammen,
    ich glaube Detlef hat schon den wichtigsten Hinweis gegeben:

    Altenteil


    Ausgedinge, Auszug, Austrag, Leibzucht
    meist rechtlich gesicherte Leistungen eines landwirtschaftlichen Betriebs an
    den infolge Alters von der Bewirtschaftung zurückgetretenen Bauern bis
    zum Lebensende (Wohnung, Naturalleistungen, Krankenversorgung und
    Rentenzahlungen).

    Der Senior hat sich mit der Übergabe seines Betriebes (und das muss nicht Landwirtschaft sein, war's aber naturgemäß am häufigsten in der stark agrarisch geprägten Zeit damals) bestimmte Leistungen "ausbedungen" - ein Wort das wir auch heute noch kennen, wenn es auch wenig benutzt wird. Wie die Wortentwicklung im einzelnen verlaufen ist weiß ich allerdings nicht, aber immerhin auch unwissenschaftlich ziemlich leicht vorstellbar.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Zu den "Naturalleistungen": In solchen Übergabeverträgen war oft vieles bis ins kleinste geregelt - etwa, dass der Rentner das gleiche Essen zu bekommen hatte wie der Bauer oder Meister, dass ihm jedes Jahr ein neues Kleidungsstück bestimmer Qualität zustand usw. ... Das mag uns eventuell kleinkariert erscheinen, beruht aber sicher auf der Erfahrung, dass genaue Verträge viel Streit ersparen können.