k.u.k. Uniform von 1899 ?

  • Hallo,


    im Anhang ist ein Foto meines Urgroßvater Johann Kober aus Gablonz/Böhmen zu sehen. Das Foto wurde vermutlich 1899 aufgenommen.


    Kann mir jemand sagen, um welche Uniform des österreichischen Herres es sich hierbei handelt ?


    Aufgrund der Mütze würde ich auf eine Pioniereinheit tippen, bin mir aber unsicher. Vielleicht kann ja noch jemand mehr aus dem Bild heraus lesen ?


    Vielen Dank im voraus !
    Jo

    Einmal editiert, zuletzt von jushaeger ()

  • Hallo,


    ich bin jetzt nicht der Spezialist für Österreich, dennoch ist das keine Uniform aus dem Jahr 1899. Wie in der damaligen deutschen Armee wurde auch bei der kuk Armee mit der Mobilmachung die feldgraue Uniform getragen. Diese Mütze war die allgemeine Kopfbedeckung zur Felduniform.


    Die Uniform weist auch keinerlei Effekten mehr aus, welche die Friedensuniform schmückten. Bei den Abzeichen am Kragen vermute ich einmal eine Truppen- oder Waffenzugehörigkeit (Eichenlaub etc.), ein Dienstgradabzeichen würde ich ausschließen. Die ganze Uniform lässt auf einen einfachen Soldaten schließen. Auf der Brust unterhalb des Kragens könnte man eine Auszeichnung vermuten.


    Der Urgroßvater scheint auf diesem Foto schon älter gewesen zu sein, als dies für den allgemeinen Militärdienst üblich war (ca. 20-23 Jahre). Ich denke dass der Urgroßvater mit 20 Jahren seinen eigentlichen Militärdienst abgeleistet hatte und 1914 mit der Mobilmachung wieder eingezogen wurde.


    Soweit ich mich erinnern kann, befinden sich die Stammrollen der kuk Armee heute im Kriegsarchiv in Wien: http://www.oesta.gv.at/site/5001/default.aspx


    Ich denke aber, dass auch für Recherchen in diesem Archiv zumindest ein fragliches Regiment erforderlich ist.


    Damit du dir einmal einen groben Überblick verschaffen kannst:
    http://de.wikipedia.org/wiki/L…C3%A4nde_der_k.u.k._Armee


    Gruß
    Reinhard

  • Erst einmal danke für die Antworten !


    Da das Foto nach mündlicher Überlieferung 1899 in Gablonz aufgenommen worden ist, habe ich auf der Übersichtskarte der Truppenstandorte des k.u.k. Heeres unter http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/img/oegarnkart1898.jpg noch folgende Information gefunden:


    In der Nähe von Gablonz, in Reichenberg war das 36. Infanterie-Regiment (3. und 4. Bataillon) und das 1. und 2. Feldjäger Bataillon stationiert.


    Könnte die Uniform in irgendeinem Zusammenhang mit den dort stationierten Einheiten stehen ?

  • Hallo,


    in Wikipedia habe ich einen interessanten Beitrag zum Thema der österreichischen Feldjäger gefunden. Wichtig erscheinen mir dort die Ergänzungsbezirke. Ich würde einmal versuchen das Abzeichen auf dem Kragen des Urgroßvaters zu ergründen. Soweit ich recherchiert habe, war das Emblem der Feldjäger ein Jagdhorn mit dem österreichischen Adler in der Mitte (also eher rund).
    http://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Feldj%C3%A4ger


    Für die Infanterie-Einheiten habe ich auch noch eine sehr detaillierte Übersicht zu den k.u.k. Garnisonen gefunden.
    http://de.wikipedia.org/wiki/G…e_%C3%96sterreich-Ungarns


    Zu den Stiefeln habe ich auch noch etwas recherchieren. Soweit ich gesehen habe, trug die Masse der Fußtruppen Schürstiefel. Im nachstehenden Link habe ich unter Uniformierung gesehen, dass bei den Pionieren und Sappeuren Schaftstiefel getragen wurden. Hier wird auch etwas zu den Abzeichen dieser Einheiten gesagt. Die Abzeichen auf dem Kragen des Urgroßvaters passen da leider nicht so recht zu den genannten Waffengattungen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Pioniere

    Auf verschiedenen Bildern habe ich Stiefel jedoch auch bei der Artillerie und dem Train gesehen. Im Link wird erwähnt, dass diese Einheiten Dragonerstiefel trugen (beim Urgroßvater eher nicht). http://de.wikipedia.org/wiki/%…sch-Ungarische_Artillerie


    In den Links findest du unter "Österreichisch-Ungarisches Militärwesen" noch weiter Informationen zu dieser Zeit.



    Viel Spaß beim Grübeln
    Reinhard

  • Hallo, leider kenne ich mich nicht mit k.u.k. Uniformen aus, hier mal unverbindlich was mir dazu einfällt:
    Am Kragen lässt sich eine geflügeltes Rad erahnen, wenn dem so sein sollte - dürfte er dann vermutlich bei
    dem Eisenbahner-Regiment gewesen sein (im Mannschaftsrang)!? (Garnison war in Korneuburg (Niederösterreich).
    Gruss Jens


    http://www.kuk-wehrmacht.de/img/oe1898_09.jpg
    http://www.mlorenz.at/images/07_ulanen_technische.jpg
    http://www.mlorenz.at/Bewaffnete_Macht/Uniformen.htm

  • Hallo Jo,


    ein Mannschaftsdienstgrad der KuK-Armee des 1. Weltkrieges in der hechtgrauen Uniform um 1916-17, erkennbar an den sichtbaren Taschenknöpfen und dem abfallenden Kragen. Die Feldmütze war Standard bei den Östereichern des 1. Weltkrieges, aus ihr ging später die Bergmütze der deutschen Gebirgsjäger und ab 1943 die Einheitsfeldmütze der Dt. Wehrmacht hervor. Die Kappenrose mit der "12" (?) kann ich leider nicht deuten, eigentlich dürfte an der Feldmütze nur „FJ1“ (Franz Joseph I.) zu sehen sein, habe aber selbst ein Foto mit ähnlichem Problem, dass ich bisher nicht klären konnte. Auf dem Kragen das Symbol der "Automobil-Truppen": Rad, Pfeil und Schwinge(Gold=Stabsoffiziere, Silber=Offiziere, Alu= Unteroffizier und Mannschaften). Er war sicher bewaffnet mit dem Steyr-Mannlicher-Gewehr M 1895, sichtbar an dem Bajonett an der linken Seite. Schön zu erkennen das Koppelschloss mit dem doppelköpfigen Adler der österreichischen Doppelmonarchie. Interessant auch die an der rechten Schulterklappe fehlende rundliche Wulst, diese diente offenbar als Tragefixierung für den Gewehrriemen und war typisch für Landwehr- und Infanterieeinheiten, hier also nicht zutreffend. Die Medaille am Band (unverbindlich) möglicherweise die Tapferkeitsmedaille. Sehr schönes Foto!
    Vgl. "The Austro-Hungarian Forces in WW I (2)", Men-at-Arms 397, Peter Jung und D. Pavlovic 2003, S. 16.


    Viele Grüße Micha

  • Vielen Dank für alle Antworten !


    Ich habe noch eine Frage zu den Kraftfahrtruppen:
    waren diese den Traindivisionen zugeteilt und wie kann ich etwas darüber herausfinden, bei welcher Einheit er gedient hat ?


    Jo

  • Hm ...,


    die Ausführungen von Micha sind wirklich sehr kompetent. Was mir aber dabei jedoch auffällt, ist der Umstand, dass der Urgroßvater Schaftstiefel trug. Wie wir inzwischen wissen, wurden diese lediglich bei den Pionieren und Sappeuren getragen. In der Aufgabenbeschreibung der Sappeure habe ich gesehen, dass die Eisenbahn-Truppen wegen ihrer geringen Stärke häufig von diesen unterstütz wurden. Aus der Aufgabenstellung der Eisenbahn-Truppe lässt sich deshalb die Sinnhaftigkeit der Schaftstiefel vermuten.
    Hierzu ein Zitat aus einem anderen Link:

    Zitat


    Die Angehörigen des Eisenbahnregimentes erhielten eine Spezialausbildung im Eisenbahnbau, in der Erhaltung von Bahnstrecken, in der Wiederherstellung zerstörter Bahnanlagen, im Brückenbau sowie in der fachgerechten Zerstörung von Betriebsanlagen;

    http://gebirgskrieg.heim.at/Eisenbahn.htm


    Zudem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass diese Stiefel für Kraftfahrer nicht sonderlich gut geeignet sind. Schnürschuhe sind hier allemal vorzuziehen. Selbst wenn man hier auf Stiefel zurückgegriffen hätte, würde man damals die sonst beim Train üblichen Reitstiefel verwendet haben.


    Auf Grund des Links von Jens habe ich nun auch das Abzeichen des Eisenbahnregiments gefunden, wobei der Gefreitenstern wegzudenken ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Eisenbahn.jpg


    Ach ja, für solche spezielle Einheiten wurden häufig Soldaten eingesetzt, welch schon aus dem Zivilen entsprechende Vorraussetzungen mitbrachten.


    Gruß
    Reinhard