Briefadel

  • Hallo Elena,


    die sehen das evtl. so, dass, wenn sich Dein Bruder dafür nicht engagiert oder selbst den Antrag stellt, dieser Stamm sowieso in männlicher Linie mit Ableben Deines Vaters erloschen ist. Du kannst den Stamm ja als Frau nicht fortführen, da gibts beim ARA kein wenn und aber. Und genau das sehe ich persönlich eher als Hauptgrund, warum sie DIR abraten. Das mit den 500 EUR sehe ich gar nicht als durchschimmernde Ablehnung. Das ist eine Belehrung, die sie jedem mitteilen MÜSSEN, damit es keine Probleme gibt. Es gibt sehr viele Leute, die denken, dass das schließlich ihr "Recht" ist und sie deshalb keine Kosten zu tragen haben. Es ist schon ein großes Entgegenkommen, wenn man bei Erfolg die Kosten überhaupt erstattet bekommt.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • OK, mein Bruder interessiert sich nicht dafür, aber es gibt ihn doch.
    Wenn es mit meinem Bruder was zu tun hätte, dann hätten sie mir doch schreiben können, Sie nicht, Ihr Bruder schon. Und abgesehen davon, Töchter adeliger Väter haben genauso ein Anrecht darauf, der Adelsversammlung beizutreten, oder sehe ich da was falsch?
    Es gab doch sogar Erbtöchter.

  • Hallo Elena,


    ganz falsch siehst Du das zwar nicht aber es ist bei Adels nunmal so, dass eigentlich erstmal nur die Männer zählen. Gibt es in der Familie keine mehr, dann kommt die Erbtochter zum Zuge und selbst da tut sich Adel durchaus recht schwer, denn da muss auch "Substanz" vorhanden sein, sonst passiert da gar nichts mehr. Da Du jedoch einen Bruder hast, zählst Du scheinbar gar nicht.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hach Elena,


    wir sind "WEIBLICH" und wenn einer Deiner Ahnen nicht in seinem Testament ausdrücklich die weibliche Nachfolge mitbedacht hat, dann hast Du nur Deinen Bruder der es beanspruchen kann aber Du gehst in jedemfall leer aus, da es ja seit 1919 keinen "Adel" mehr gibt!!!


    Die Damen und Herren vom Amt haben Dir einen amtsdeutschen Bescheid gesendet und der ist für meine Begriffe echt ehrlich ausgelegt.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Jo, die 500 Euro hast Du gespart und kannst die in Deine Chronik mit einbauen, auch den "alten Adel" und ein wenig damit angeben.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
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  • Na, ich gebe in meiner Chronik an wer das war an Blaublütern und ich stehe da am Anfang, den der Ahnenschwund geht schon bei einem Cousin des Cousins` der "Adels" - Klasse los, und nun gehe ich schon zu den Homosexuellen Denkmälern für die, die in KZ gestorben oder umgebracht wurden.
    Die waren in meinem Fall eben die Adlige Linie und ich bin stolz wie "Oskar" das ich solche einen Menschen meinen Cousin nennen darf!


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Ich hab einen ziemlichen Gemisch von allen möglichen Nationalitäten, Ständen ect. Und jede Linie kommt bei der Familienforschung zum Zuge :computer: . Es ist doch immer interessant die Geschichte anhand der eigenen Familiengeschichte kennenzulernen. Vor allem dann, wenn es um unterschiedliche Länder und unterschiedliche Stände handelt.

  • Hmm, naja stolz, warum sollte ich auf meine adelige Familie stolz sein? ?(
    Mein blaublütiger Vater war als solcher ziemlich untauglich, mein Großvater war ein Halodri, mein Urgroßvater wurde vom portugiesischen König als Gouverneur nach Maputo / Mosambik geschickt, nur dass er nicht weiter dessen Frau anbaggern konnte, etliche Ahnen waren zwar gekrönt aber alles andere als rühmlich in der Geschichte, auch ein Onkelmörder, der gerädert wurde, war unter meinen Blaublütern, eine Nebenlinie wurde fast vollständig in die Verbannung geschickt, weil sie ein Attentat auf den König verübten, fünf von ihnen wurden sogar geköpft. Naja, ob ich so stolz darauf bin :D ? Stolz bin ich auf mich, wenn ich was für mich geschaffen habe. Meine Ahnen finde ich nur schlicht und einfach sehr interessant. Es ist ein langer Gang durch die europäische Geschichte, für mich nicht mehr und auch nicht weniger.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,
    ich finde Deine letzte Antwort klasse :)
    Mir ist es auch nicht so wichtig, ob ich nun einen Schultheiß oder einen armen schlesischen Weber in meinem Stammbaum habe.
    Wir müssen unser Leben meistern und da helfen uns unsere Vorfahren nicht dabei.
    Mich interessiert auch der Bezug zur Geschichte und natürlich, wo die musikalische Begabung in meiner Familie herstammt.
    Viele Grüße
    Jutta

  • Hallo Doreen und die anderen,


    in einem Testament konnte ein Adeliger allenfalls seiner Tochter Vermögen o.ä. vererben, jedoch nicht die Stammfolge bestimmen. Adels waren nunmal streng patriarchisch und auch nur über die männlichen Nachkömmlinge konnte der Familienname weitergegeben werden - zumindest in deutschen Landen. Heute ist es ja durch das deutsche Namensrecht etwas anders aber wir haben ja auch keine Monarchie mehr. Nun gibt es natürlich einige Ausnahmen, dass adelige Frauen die Namen einiger, ansonsten erloschenen Familien in der Ehe (allerdings nur in die Ehe mit einem Adeligen) brachten. Das ging aber nicht eben mal so, weil sie Erbtochter war. Das bedurfte der Genehmigung von "ganz oben". Erfolg dabei hatten mit diesem Ansinnen bei weitem nicht alle Familien. Gerade bei nicht vermögenen und briefadeligen Familien wurde soetwas äußerst selten genehmigt. Deshalb gibt es ja auch so viele erloschene Adelsgeschlechter. Es lag also nicht daran, dass eine testamentarische Nachfolge einfach vergessen wurde. Die Stellung der Frau bei Adels war im allgemeinen dadurch bestimmt, dass sie für den Nachwuchs zu sorgen hatten. Ihre Rechte waren genauso eingeschränkt, wie beim restlichen Teil der Bevölkerung. Da nutze es auch wenig, dass sie vielleicht Frau Gräfin war. Blieben die Töchter unverheiratet, steckte man sie nicht selten in ein Konvent, zumindest solange, bis sie sich dann doch zur Heirat entschlossen oder eben auch nicht. So verbrachte so manches junge adelige Fräulein seine Zeit mit verwitweten adeligen Damen und widmete sich zumeist karitativen Aufgaben. Es war also keineswegs günstig, nicht zu heiraten.


    Wenn ihr mich fragt, ich bin heil froh, dass diese Zeit Geschichte ist und ich in der heutigen Zeit lebe. Ich hätte keinen Spaß daran, gezwungen zu sein, um des "normalen" Überlebenswillen jemanden zu heiraten, der sich in der blaublütigen Gesellschaft findet. Die Abschaffung der Stände und Einführung der Demokratie war ein Segen für die Menschheit. Ich lebe sehr gut mit meinem bürgerlichen Namen. Den Namen unserer Familie schreiben sowieso alle falsch. Meine Brüder sind es oft leid, das jedem zu buchstabieren und anschließend noch die ganze Familiengeschichte erzählen zu müssen.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Ich kann, übrigens, inzwischen meine Frage bzgl. der Nichtbeanstandung beantworten. Ich habe lesen können, dass eine Nichtbeanstandung ausländischen Adels nur dann möglich ist, wenn ein Hineinwachsen in den deutschen Adel stattfindet. D.h. die Mutter, Grossmutter, Ehefrau ect. müssen dem deutschen Adel angehören. Und bei mir ist es sowieso nicht der Fall. Meine Vorfahren waren zwar deutschstämmig, nur waren sie russische Adelige und eben nicht deutsche. Weder meine Mutter noch Grossmutter gehören dem deutschen Adel an. So einfach ist das.

  • Hallo Elena,


    ja, das erklärt die Sache dann natürlich. Insofern ist es also eine ganz klare Regelung und keine schwammige Angelegenheit, die Auslegungssache wäre.
    Also kommst Du nun gar nicht mehr weiter.
    Bliebe also wirklich nur eine Adoption durch Deine Verwandten. Aber das wäre natürlich ein Schritt, den ich z.B. nicht gehen würde. Das hat ja wesentlich mehr Konsequenzen als nur eine Namensänderung. Soetwas sollte dann sehr durchdacht sein.
    Insgesamt finde ich es gerade in Deinem Fall nicht schön, dass sich das deutsche Recht total auf den Füßen steht, bzw. das Standesamt Dein Ansinnen nicht als gewichtigen Grund anerkennt. Immerhin ist es Dein Geburtsname gewesen, den Du nicht freiwillig aufgegeben hast. Die Namensänderung lag also gar nicht in Deiner Macht.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Naja, stimmt, die Nichtbeanstandung hätte Dich ja letztendlich in der anderen Angelegenheit wohl auch nicht weiter gebracht. Denn auch das wäre ja für eine Namensänderung kein gewichtiger Grund.


    Mir geht gerade so durch den Kopf, dass es auch sehr viel Sinn ergibt, was der ARA dazu für eine Regelung hat. Ich denke dabei an den polnischen Kleinadel, der auf Preußischem Territorium lebte. Diese hätten dann allesamt auch ein Recht auf Nichtbeanstandung. In heutiger Zeit würde es allenfalls bedeuten, dass die Familie im Genealogischen Taschenbuch des Adels eingetragen wird und in entsprechenden Kreisen "dazugehört". Aber eine Anerkennung zu Zeiten der Monarchie hätte glattweg den Ruin bedeutet, da das auch eine Anerkennung der Privilegien bedeutete. Die Preußen wussten sehr genau, warum sie da sehr strenge Regelungen hatten.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Ja, es ist durchaus nachvollziehbar. Letztendlich ist es ja ein Stand, der im Heimatland begründet ist, nicht aber im Ausland, die haben damit eben nichts zu tun. Wenn heutzutage jemand in den Beamtenstatus versetzt wird, dann gilt das ja auch nur für das Heimatland. Naja, ist vielleicht ein etwas blöder Vergleich ;-).


    Interessant ist die Sache allerdings beim europäischen Hochadel. Meine Vorfahrinnen Grfn. Marianne Therese von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Grfn. Maria Barbara Josefa Breuner kamen in alter Tradition als Hofdamen an den portugiesischen Hof und heirateten dort standesgemäß Höflinge aus den hochadeligen einheimischen Familien Menezes und Tavora (eine Tavora-Nebenlinie sind die geköpften und deren Frauen und Kinder nach Brasilien verbannten, die ich oben erwähnt hatte). Ich gehe jede Wette ein, dort ist keiner auf die Idee gekommen, bei den Damen eine Nichtbeanstandungsprozedur abzustatten, da der europäische Hochadel sowieso durch und durch miteinander verwandt war. Die portugiesischen Königinnen wurden übrigens aus dem Hause Habsburg "importiert", wodurch der portugiesische Thron über die Generationen letztendlich auch habsburgisch war. Ebenso, ohne weitere Prozedur dürfte es beim Hochadel auch Generationen vorher zugegangen sein, als es um europäische machtpolitische Interessen ging und meine Vorfahren kreuz und quer durch Europa verheiratet wurden.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann