Briefadel

  • Hallo, Leute,



    Ist eventuell, der Erberleih vom Land, Erbzins, der vom Fürsten Leopold von Dessau vorgenommen worden ist, mit einer automatischen Nobilitierung verbunden?
    Ich habe irgendwo im Forum lesen können, dass bürgerliche Offiziere für den 30. jährigen Dienst auf Ersuchen den Adelsbrief
    erhalten haben. Allerdings trat dieses Gesetz ca. ab 1750 in Kraft, bei liegen diese Ereignisse einige Jahrzehnte vorher.


    Danke schön im Voraus!


    Elena

  • Wenn die Bachenschwan[t]z v. Schwanbach (Wappen: Springendes Roß, dessen Rücken am Bug [= Schulterstück] mit einem Pfeil schräglinks durchschossen ist. Helm: Das Roß wachsend) vom Kaiser oder in dessen Vertretung von einem Hofpfalzgrafen nobilitiert wurde, dann dürfte das Österreichische Staatsarchiv, Nottendorfer Gasse 2, A--1030 Wien, Unterlagen haben [Gebühren für Kopien sind "moderat"].
    Mit freundlichen Grüßen
    Friedhard Pfeiffer

  • Hallo,
    Friedhard,


    ein Ross, der am Bug von einem Pfeil durchschossen worden ist, ist tatsächliche ein Teil des Wappens unserer Familie

  • Im Siebmacher, Band Preußen Ergänzungen, Seite 8, Tafel 5, ist lediglich angemerkt:
    "Bachenschwantz v. Schwanbach. In der Peußischen Armee haben im Laufe des 18. und noch des 19. Jahrhunderts mehrere dieses Geschlechts gedient, beim Husaren-Regiment Zieten, beim Infanterie-Regiment Lichnowski, ein Zeuglieutnant in Cosel, beim Kürassier-Regiment Driesen und beim 3. und 4. Infanterie-Regiment. Die Familie blüht noch [1890] in Preußen."
    Im Siebmacher, Band Baltische Ostseeprovinzen Nichtmmatrikulierte, Seite 4, Tafel 4, ist nur angemerkt:
    "Bachenschwanz. Diese auch in Preußen vorkommende Familie soll aus Livland stammen...."
    Mit mehr Angaben kann ich nicht weiterhelfen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Friedhard Pfeiffer

  • Hallo Elena,


    ich denke, das könnte recht schwer werden, etwas genaueres über die Familie herauszufinden. Sowohl Ledebuhr, Kneschke und Siebmacher wollen sich da nicht so recht festlegen, ob es sich nun um eine oder 2 Familien handelt und auch ob sie nun aus Coburg oder Livland oder beides stammen. Der Gotha und das GHdA lassen lieber ganz und gar die Finger von Aussagen über diese Familie, da wohl nichts über eine Erhebung in den Reichsadelsstand o.ä. auffindbar war/ist. Sicher ist, dass es mindestens eine gut betuchte Familie Bachenschwan(t)z in Coburg gab, die auch einen Bürgermeister stellte. Seine Frau wurde Opfer der Coburger Hexenverfolgung. Wie die (evtl.) Verbindung von Coburg nach Dessau usw. zustande gekommen sein könnte, scheint ebenfalls nicht überliefert zu sein.


    Ich weiß nicht, ob Du diese Webseite kennst http://www.arendi.de/_Adel-Nie…el-in-Niedersachsen-B.htm . Der Autor schreibt als Bemerkung, dass die Familie seit 1740 zum Adel gerechnet wird. Das heißt evtl., dass es keine sicheren Erkenntnisse gibt. Vielleicht kannst Du Dich ja mal mit ihm in Verbindung setzen, ob er Dir genaueres zu dem ganzen Sachverhalt mitteilen kann.


    Die Verlässlichkeit der Adelsbücher ist immer nur relativ, da die Herausgeber nicht in der Lage sein können, alle Angaben der Autoren genau zu überprüfen. "Wackelkandidaten" sind sowohl Ledebuhr, als auch Kneschke. Selbst im Siebacher steht nicht immer alles ganz präzise. Fehler sind auch in den Europäischen Stammtafeln, im Gotha und GHdA zu finden. Es liegt eben immer an der eigentlichen Quellenlage und der gründlichen Recherche der Autoren. Die Herkunft meiner Vorfahren wird z.B. bis auf zwei Monographien, die sich auf spätere Urkundenfunde beziehen, seit 1650 in allen einschlägigen Nachschlagewerken des Adels falsch voneinander abgeschrieben.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo, Hina,


    danke Dir für Deinen Beitrag :) !Ja, Du hast absolut recht, wo Menschen arbeiten, kommen auch Fehler vor, vor allem dann, wenn der Umfang so gross ist.

  • Hallo Elena,


    da hast Du recht, man sollte wirklich alles in Erwägung ziehen. Allerdings war der "Schwertadel" allgemein kein erblicher sonder persönlicher Adel. Den Adel ersitzen konnte man in Preußen nach einer Bestimmung von 1794 nach 44 Jahren Bedienung adeliger Vorrechte und Prädikate. Ähnliche Bestimmungen gab es in Bayern, wo jedoch mindestens 100 Jahre entsprechender Besitzstand nachgewiesen werden mussten und das "Adelsprädikat" auch ebenso lange in amtlichen Dokumenten eingetragen sein musste. Dass in anderen Ländern ebenfalls Adel ersessen werden konnte, ist - zumindest mir - nicht bekannt.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • O.K. dann sind schon mal das Ersitzen des Adels und der "Schwertadel" ausgeschlossen.



    Laut den russ. Archivdokumenten, waren sie vor der russischen Nobilitierung im Jahre 1852 "Kaiseradelige" und Staatsangehörige Österreichs.
    Vor allem irretiert mich, dass sie österreichische Staatsbürger bis zum Jahre 1856 gewesen sind.

  • Hallo Elena,


    wenn sie offiziell Österreicher waren, dann kann das mit dem Schwertadel durchaus möglich sein, denn auch in Österreich gab es derartige Regelungen aber auch dort war es persönlicher Adelsstand, der nicht vererbt werden konnte und sie mussten natürlich in österreichischen Diensten stehen. Wie es dort mit dem Ersitzen aussah, weiß ich allerdings nicht.


    Wie sie zu Österreichern wurden, ist mir auch nicht ganz klar. Möglich, dass sie dort Besitzungen hatten und sich einbürgern ließen. Auch die Nachfahren blieben für gewöhnlich Untertanen des jeweiligen Stammlandes der Familie, es sei denn, sie strebten eine Einbürgerung in der neuen Heimat an. Das ging in der Regel gar nicht immer so einfach. So konnte es sein, dass etliche Generationen später die Familie immer noch Bürger eines anderen Landes war, denn erstmal zählte die Abstammung, nicht der Geburtsort. Einen Zusammenhang zwischen Coburg und Österreich gab aber zu keiner Zeit, das heißt, das österreichische Bürgerrecht muss irgendwie erworben worden sein.


    Unter dem Begriff "Kaiseradel" dürfte der Schreiber eine Nobilitierung durch einen Kaiser verstanden haben, bis 1804 durch den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, danach möglicherweise auch durch den Österreichischen Kaiser. Möglich auch, vielleicht aber eher unwahrscheinlich, dass mit dem Begriff "Kaiseradel" der reichsunmittelbare Stand gemeint war, z.B. Reichsritter.


    Das, was Du in den Archiven in den Dokumenten gefunden hast, ist in der Tat recht schwer erklärlich.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Elena,


    ja, da gibt es Unterschiede. Eine Verleihung, eigentlich Erhebung (Nobilitierung) in den Adelsstand, ist klar. Dies konnte nur vom Landesherrscher oder dessen berechtigte Vertreter vorgenommen werden.


    Im Adelsstand bestätigt konnten diejenigen werden, die dem sogenannten Uradel (das ist eigentlich eine Erfindung der Herausgeber des "Gotha", um den alten nicht nobilitierten Adel vom Briefadel zu unterscheiden), angehörten. Nobilitierungen bürgerlicher Personen gab es ja erst seit dem 14. Jh. der Adelsstand selbst ist wesentlich älter.


    Den Adel anerkannt konnten diejenigen bekommen, die ausländischem Adel entstammten. Sie wurden damit dem inländischen Adel gleichgestellt. Das trifft dann auch auf Deine Vorfahren zu.


    Es war eigentlich schon immer üblich, dass die Militärelite auch eine entsprechende Militärakademie besuchen musste. Das war im Grunde fast nur gutbetuchten und damit meist adeligen Familien möglich, die nicht auf die Arbeitskraft ihrer Söhne angewiesen waren. Im Mittelalter gab es sogar die Adelsaufgebote. Das hieß, jeder Adelige war verpflichtet sein Land in einem Adelsaufgebot zu verteidigen. Diese Adelsaufgebote bewährten sich allerdings wegen schlechter Ausbildung und Bewaffnung nicht. Das letzte Adelsaufgebot gab es im 17. Jh. Die Adelsaufgebote gehörten nicht zum gewöhnlichen Heer, das für Kriegseinsätze in anderen Ländern zur Verfügung stand oder gar "verliehen" wurde.


    Bei Nobilitierungen in Österreich war es übrigens anders als anderswo üblich, an den bürgerlichen Namen noch einen wohlklingenden Fantasieortsnamen anzuhängen. Man setzte also nicht vor den Familiennamen das "von" sondern vor dem zusätzlichen Namen. Insofern würde ich in Deinem Fall durchaus auf eine österreichische Nobilitierung tippen, was durchaus auch damit im Einklang stehen würde, dass sie Österreicher waren. Was dann allerdings dann wieder im Gegensatz zu dem "genannt" steht. Das war dort wiederum nicht üblich.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo,


    wer in Düsseldorf wohnt, sollte betref. Nobiliterungen zumindest nicht außer acht lassen:
    - Frank, Karl Friedrich von, Standeserhebungen und Gnadenakte fuer das Deutsche Reich und die oesterreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich oesterreichische bis 1823, UniBib Düsseldorf, Signatur hisc535.f828.
    - Gritzner, Maximilian, Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte, UniBib Düsseldorf, Signatur hisc535.g871


    Eine Anfrage in Wien kann man sich dann sparen, die schauen nämlich selber immer nur in den Frank.


    Peter Michelsberg

  • Danke schön!
    Im Frank gibt es die mich interessierende Eintragung nicht, da habe ich bereits reingeschaut, aber von dem 2. Buch habe ich noch nie was gehört. Vielen herzlichen Dank nochmal!

  • Wenn ich mich nicht irre da das halt auch absolut nicht meine region ist, gibt es noch das Genealogische Handbuch der Baltischen Ritterschaft welches in Bände unterteilt ist wie Kurmark oder Lettland usw. Aber wie geschrieben ist absolut nicht meine Region

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Ich habe im Forum folgenden Beitrag lesen können:


    "wenn ein aus Deutschland stammender Vorfahre von Ihnen nach 1800 im
    kaiserlichen Rußland geadelt wurde, dann erscheint die betreffende
    Familie auch heute noch in den deutschen Adelslexika. Gleiches gilt,
    wenn es sich um eine einst im Baltikum lebende deutsche Familie
    handelt, die nach ihrer Nobilitierung bei den baltischen Ritterschaften
    immatrikuliert wurde."

  • Hallo Elena,


    so viel ich weiß, wurde 2005 das Adelslexikon mit dem 16. Band abgeschlossen. Von einer erweiterten Neuauflage ist mir nichts bekannt. In sofern ist es wohl auch nicht möglich, eine Familie in dieses Lexikon aufnehmen zu lassen.
    Das Genealogische Handbuch des Adels wird dagegen weitergeführt. Im Moment sind es 137 Bände.
    Ich würde mich diesbezüglich mit der Frage direkt an den Starke Verlag wenden, damit Du eine wirklich kompetente Antwort erhältst.
    Für die von Detlev Schwennicke herausgegebenen Europäischen Stammtafeln wäre der Degener Verlag zuständig.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann