Frage zur Rekrutierung

  • Ein Bruder meiner Großmuter ist im 1. Weltkrieg in Frankreich gefallen. Über den Volksbund Deutscher Kriegsräberfürsorge habe ich auch herausgefunden, wann er gefallen ist und wo er beerdigt wurde.


    Ich versuche jetzt herauszufinden, an welchen Kampfhandlungen er beteiligt war. Dazu müsste ich allerdings wissen, in welcher Einheit er gedient hat.


    Wie war das damals? Geboren in Stockheim, Kreis Düren, Rheinland, gehe ich davon aus, dass er in ein Rheinisches Regiment der preussischen Armee eingezogen wurde. Sein Dienstgrad war Musketier. Ich habe herausgefunden, dass dieser Dienstgrad in der Infanterie benutzt wurde. Dort war der unterste Dienstgrad jedoch auch Jäger, Füsilier und Grenadier. In welchen Einheiten wurden Musketiere eingesetzt?


    1914 war in Düren der Stab und das 1. Bataillon des 10. Rheinischen Infanterie-Regiments 161 stationiert. Kann ich davon ausgehen, dass er in dieser Einheit gedient hat? Wie komme ich an andere Erkenntnisse?

  • Hallo Alexander


    Bei der WAST wirst du ziemlich sicher nichts finden, was mit dem 1. Weltkrieg zu tun hat.
    Die Unterlagen (Stammrollen) der preussischen Armee aus dem 1. Weltkrieg sind während
    des 2. Weltkriegs bei einem Bombenangriff zerstört worden.


    Die WAST hat nur die Unterlagen, um einen militärischen Werdegang im 2. Weltkrieg
    zusammenzustellen (manchmal inkl. Lazarettaufenthalte und Kriegsgefangenschaft).
    Nur zu Angehörigen der Marine gibt es auch Unterlagen aus dem 1. Weltkrieg.


    Zur Frage in welches Regiment er eingezogen worden sein könnte und zur Geschichte der
    möglichen Regimenter können dir andere Mitglieder besser Auskunft geben als ich.


    Hast du vielleicht ein Foto von ihm in Uniform? Dann solltest du es auch hier ins Forum stellen. Wir
    haben hier einige Spezialisten, die dir anhand der Uniform evtl. etwas zum Regiment sagen können.


    Wenn du mir noch verraten würdest, wann und wo genau dein Grossonkel gefallen ist,
    dann könnte ich evtl. etwas für dich finden zu den damaligen Geschehnissen.


    Wichtige Infos zur Suche im 1. Weltkrieg


    Gruss
    Svenja

  • Tja, die Angaben, die ich habe, sind ziemlich dürftig.


    Er ist gefallen am 12.12.1914 und die Grabstätte ist in Noyers-Pont-Maugis (Frankreich)

  • Hallo Alexander,


    Es muss schon klar sein, dass man mit den wenigen Angaben nur Spekulationen anstellen kann und diese mit Vorbehalt betrachten sollte.


    Es wäre natürlich hilfreich gewesen, wenn man von deinem Großonkel das Geburtsjahr genannt worden wäre. Denn davon hängte es ab, ob er in einem aktiven oder einem Regiment der Reserve in den Krieg gezogen war. Ich gehe einmal davon aus, dass hier ein aktives Regiment infrage kommen wird.


    Natürlich könnte er in Düren gedient haben. Nachdem ich mir aber auf der Karte zu Stockheim und die Dislozierung der Truppen in dieser Region angesehen habe, kommen da jedoch auch die Standorte Euskirchen, Aachen, Köln und Bonn in Betracht.


    Ich würde mich jetzt aber nicht mit der Frage nach dem Regiment beschäftigen, das macht in diesem Fall keinen Sinn. Wesentlicher ist, dass diese Standorte im Einzugsbereich der 15. Infantrie-Division lagen. Die 15. ID unterstand dem VIII. Armeekorps, welches mit der Mobilmachung der 4. Armee zugeordnet wurde.


    Gut für die Recherche ist der frühe Tot des Großonkels (ich hoffe ich werde hier nicht falsch verstanden), da zu diesem Zeitpunkt die großen Umgliederungen noch nicht vollzogen worden waren.


    Hier ein Link zur Kurzchronik der 15. ID:
    http://www.1914-18.info/erster…anterie-Division&start=30


    Nach dem Link befand sich die 15. ID fraglichen Zeitpunkt in der näheren Region des Friedhofes. Leider konnte ich die dort aufgeführten Orte nicht eindeutig lokalisieren, eventuell kann Svenja dazu noch etwas nachsteuern (Schlacht bei Souain, Perthes les Hurlus und Beauséjour). Mit den Ort Souain vermute ich einmal Semuy (36 km südwestlich des Friedhofes).


    Die von dir aufgeführten Mannschaftsbezeichnungen wurden nur in entsprechenden Einheiten geführt: Grenadiere in den Grenadier-Regimentern, Füsiliere in den Füsilier-Regimentern und Jäger in den Jägerbataillonen. Im gesamten Bereich des VIII. AK gab es jedoch keine der angeführten Waffengattungen.


    Gruß
    Reinhard


    PS. Ganz allgemein wäre es hilfreich, wenn die Suchenden mit ihren vorhandenen Fakten nicht so sparsam wären. Scheinbare Nebensächlichkeiten können oft den Ausschlag zu einer richtigen Spur sein. Ich betone, dass ich sicherlich keine Waschmaschine verkaufen möchte. :thumbsup:

  • O.k. ich sehe ein, dass ich ein wenig mehr beisteuern muss.


    Leider weis ich auch nicht richtig viel.


    Der Soldat hieß Alexander PETERS aus Stockheim. Über die Gräbersuche beim Volksbund habe ich den Todestag 12.12.1914 und die Grabstätte in Noyers-Pont-Maugis (Frankreich) erfahren.


    Meine Großmutter ist Jahrgang 1902, leider weis ich den Jahrgang ihres Bruder nicht. Davon ausgehend, dass er älter war, im Jahre 1914 aber zumindest volljährig, würde ich auf ca. 1896 schätzen. Ich denke, dass er erst mit der allgemeinen Mobilmachung 1914 Soldat wurde.


    Strobel:


    Aus deinen Schilderungen schliesse ich, dass damals ein Musketier in einer Musketier-Einheit gedient hat. Wurden zum damaligen Zeitpunkt noch reine Musketier-Einheiten aufgestellt? Zwischenzeitlich wurden im infanteristischen Bereich doch auch Jägereinheiten aufgestellt.


    1914 war in Düren auch die II. Abteilung des 3. Rheinischen Feldartellerie-Regiments Nr. 83 stationiert. Wenn er aber hier gedient hätte, wäre er doch sicherlich Kanonier gewesen?


    Meine Tante (militärisch unerfahren) hat mir einmal gesagt, dass Alexander PETERS bei Sedan gefallen wäre. Dies müsste geografisch-chronologisch passen, oder?

  • Die Bezeichnung Musketier stammt noch aus der Zeit, in der Musketen zur Bewaffnung bestimmter Soldaten gehörten (bis ca.1700). Mit der Erfindung der Steinschlossgewehre wurden diese Einheiten zu Füsiliere und später zur Infanterie umbenannt.


    Verschiedene militärische Bezeichnungen wurden häufig beibehalten, obwohl sich die Taktik oder ursprünglich Funktion verändert hatte. So auch bei der Infanterie des Ersten Weltkrieges, die alten Bezeichnungen wurden nur noch als Ehrentitel geführt.


    Anders war es bei den Jägereinheiten. Diese Bataillone wurden zusammen mit der Kavallerie zur bewaffneten Aufklärung, Flankenschutz oder für besondere Aufgaben herangezogen.


    Mit dem Kanonier hast du völlig Recht. Das währe aber auch nicht von großem Belang, da dieses Regiment ebenfalls zur 15. ID gehört hatte.


    Auch Sedan passt zum Kriegsverlauf dieser Division, obwohl diese Ortsangabe sicherlich nur zum besseren Verständnis in der Heimat gedient hatte (die Betonung liegt hier auf „bei“).

    Nach deinen Vermutungen zum Geburtsjahr des Großonkels zu urteilen, würde ich vermuten, dass er nicht nach 1894 geboren worden sein kann. In der Regel wurden die Soldaten zwischen dem 20. und 22. Lebensjahr eingezogen.


    Er wird also bei der Mobilmachung entweder gerade aktiver Soldat gewesen sein oder wird erst seit kurzer Zeit zum 1.Kontingent der Reserve gehört haben, was vermuten lässt, dass er auch zu seinem aktiven Regiment eingezogen wurde.

    Gruß
    Reinhard

  • Du meinst also, dass er folglich schon vor dem Krieg Soldat war, eventuell auch zwischenzeitlich wieder Reservist?


    Wurden denn bereits bei Kriegsausbruch (August) Ungediente einberufen und dann direkt an die Front (gefallen Dezember) geschickt?


    O.k. ich werde dann jetzt folgendes machen:


    1. Anfrage bei Volksbund. Vielleicht habe die in ihren Unterlagen ja weitere Angaben der Erkennungsmarke.
    2. Da ich den Geburtsort weis, Anfrage bein zuständigen Satndesamt wg. Geburtsurkunde.


    Wenn ich richtig informiert bin, dann hat seinerzeit das Heimatstandesamt den Tod beurkundet. Also
    3. Anfrage bei diesem wg. Sterbeurkunde.


    Vielleicht komme ich dann ja weiter.

  • Nur kurz zum Thema wann "Eingezogen":
    Man darf nicht vergessen das es gerade unter den jüngeren Leuten, Oberschülern, Lehrlingen und Studenten, eine recht Große Begeisterung für den Krieg gab, Stichwort Kriegsfreiwillige!
    Wäre es also uU möglich das er doch jünger als 20 war?!


    Wenn dem so wäre, dass Freiwillige auch jünger seien konnten, sollte man das zummindest berücksichtigen.
    Mal ne ganz dumme Frage: Hast du schonmal beim Standesamt versucht eine Geburtsurkunde zu bekommen, oder vielleicht in der Kirche den Taufeintrag?! Das wäre doch ein guter Schritt genauere Daten über den Herrn zu finden. Das macht die Anfragen bei anderen Stellen dann auch immer etwas "seriöser" (und einfacher!).


    Grüße


    Salich

  • Hallo Salich,


    du hast völlig Recht, in einem anderen Tread wird als Geburtsjahr 1896 angegeben. Aber wie gesagt, es bleiben halt nur Spekulationen. Ich würde mir auch einmal die Geburtsurkunde besorgen.


    Gruß
    Reinhard

  • Hallo


    Dass er in der Nähe von Sedan gefallen ist, passt geografisch,
    wie man im Beschrieb zum Soldatenfriedhof nachlesen kann:
    http://www.volksbund.de/kgs/stadt.asp?stadt=1061


    Hier der Heeresbericht vom 12.12.1914
    http://www.stahlgewitter.com/14_12_12.htm
    Unter anderem wird die Gegend Souain-Perthes erwähnt,
    Argonnerwald und St. Mihiel sind in einer anderen Gegend,
    westlich bzw. südlich von Verdun, Département Meuse.


    Sedan gehört zum Département Ardennes, Nähe Grenze Belgien
    Noyers-Pont-Maugis, Département Ardennes, südlich von Sedan
    Souain-Perthes-les-Hurlus, Département Marne, östlich von Reims
    (dort gibt es übrigens auch einen deutschen Soldatenfriedhof)


    Beauséjour ist auf meiner Karte nicht vorhanden.
    Entweder ist es zu klein oder es wurde eingemeindet,
    oder umbenannt oder aufgelöst bzw. zerstört im Krieg
    und danach nicht wieder aufgebaut.


    Das wärs mal fürs erste von mir, vielleicht habe ich später noch
    etwas Zeit, wenn ich noch etwas finde, melde ich mich wieder.


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Alexander


    Ich habe gerade etwas in meiner Linksammlung herumgewühlt
    und eine Website gefunden über die Kämpfe in der Champagne.
    Diese Website ist französisch, ich hoffe du verstehst es ein wenig.


    Dort steht auch etwas über die "villages disparus" also die ver-
    schwundenen Orte, darunter ist auch Perthes-les-Hurlus. Die
    Namen der verschwundenen Orte wurden an andere Orte in
    der Nähe angehängt, z.B: Souain = Souain-Perthes-les-Hurlus.


    http://pagesperso-orange.fr/champagne1418/index/hindex.htm
    Hier kann man es auch auf Deutsch nachlesen (ganz nach unten scrollen)
    http://pagesperso-orange.fr/ch…rcuitsouain/camp/camp.htm


    Hier siehst du auch eine Karte mit den Sehenswürdigkeiten. Wenn
    du den Sektor Souain anklickst, siehst du auch Perthes-les-Hurlus.
    Bei jedem Sektor werden Sehenswürdigkeiten aufgelistet, wenn
    man sie anklickt, kann man einiges dazu lesen und Bilder sehen.


    http://pagesperso-orange.fr/ch…e1418/circuit/circuit.htm


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Alexander,
    es gibt die Buchreihe: "Schlachten des Weltkrieges" es handelt sich dabei um die Geschichte der Schlachten aus dem 1. Weltkrieg geschrieben wurde sie teilweise von damaligen Offizieren im Auftrag des Reichsarchives. Die Reihe besteht aus 37 Bänden und ist auch über Fernleihe zu beziehen.Beschrieben werden darin die einzelnen Schlachten. Desweiteren sind teilweise auch Namen von Gefallenen darin verzeichnet und Mitglieder von Stosstrupps also schon sehr ausführlich. Auch enthalten die Bände Pläne der Stellungen sowie der Aufmärsche.
    Desweiteren gibt es die Reihe Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Darin werden die Geschichte der Regimenter beschrieben wie vollständig diese Reihe ist entzieht sich allerdings meiner Kenntniss.
    In den Bänden die ich kenne sind die Daten der Schlachten wo diese Regimenter teilnahmen aufgeführt sowie auch der Gefallenen mit Todestag und Ort wo sie gefallen sind.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Zwischenzeitlich liegt mir die Antwort vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge vor. Ging absolut zügig.


    In dieser Mitteilung steht, dass Alexander PETERS Musketier im Truppenteil 12./R.I.R.68 war.


    Steht R.I.R. hier für Rheinisches-Infanterie-Regiment oder für Reserve-Infanterie-Regiment?

  • Hallo Alexander!


    R.I.R. heißt Reserve-Infanterie-Regiment.


    Das R.I.R.68 wurde bei der Mobilmachung aufgestellt. Und zwar in Jülich der Reg.Stab, II. und III.Btl., und in Rheydt das II.Btl.


    Es war bei Mobilmachung der 16.Res.Div. unterstellt.


    Der Kommandeur war Oberstleutnant v. Strenger vom I.R.29. Er verstarb am 13.12.14


    Kommandeure der Bataillone waren:


    I. Major Hiepe vom IR 160


    II. Major Scupin vom IR 68


    III. Major Horn vom IR 160


    Quelle: Hartwig Busche: Formationsgeschichte der dt.Infanterie im ersten Weltkrieg 1914-1918


    Ich hofe, ich konnte etwas weiterhelfen, Gruß, Andreas

  • Andreas, vielen Dank für die schnelle Hilfe.


    Noch eine Verständnisfrage: Diente des Reserve-Regiment zur Auffrischung des Rheinischen-Inf.-Rgts.? Oder war das Reserve-Regiment selbstständig eingesetzt?


    Mir ist folgendes aufgefallen:


    Rheinisches Infanterie Regiment 68, 30. Infanterie-Brigade, 16. Infanterie-Division


    und


    Reserve Infanterie Regiment 68, 30. Reserve-Infanterie-Brigade, 16. Reserve-Infanterie-Division


    Die militärischen Formationen sind (bis auch den Zusatz "Reserve") identisch. Zufall oder bewusst? Wie hängt dies zusammen?

  • Die Reserve-Infanterie-Regimenter dientn natürlich zur Auffrischjung der aktiven Verbände. Sie wurden aber nach der Mobilmachung auch teilweise selbstständig eingesetzt. Die Zusammensetzung war.


    Aktive Truppen: 54% aktive Soldaten, 46% Reservemannschaften bis 26 Jahre


    Reservetruppen: 1% aktive Soldaten, 44% Reservemannschaften, 55% Landwehrmannschaften des 1.Aufgebots bis zu 30 Jahren

  • Kann ich denn nun davon ausgehen, dass mein Großonkel 1914 im Rahmen des Rheinischen Infanterie-Regiments 68 eingesetzt wurde?