Vermisst seit Anfang 1945: Günter Enge

  • Hallo
    Ich möchte einmal eine kleine Zusammenfassung posten aus allen Antworten per PM und Foren.
    Derzeitiger Stand der Dinge:
    Günther Enge, geb. 30.11.1926 in Vechta
    EKM -425- 1.Gen.Kp.G.E.B.185
    Letztes Lebenszeichen - einen Brief, der nicht mehr zu finden ist von Anfang 1945. Dort schrieb er, dass er einen KLK-Lehrgang in Königsbrück absolviert und dass sie in Einsatzbereitschaft sind.
    Er scheint vor der Einberufung in einem Lehrlingswohnheim in der Lutherstadt Eisleben gewohnt zu haben (Laut Brief von der Gemeinde Nobitz, Wohnort seiner Eltern, ist er am 7.4.1942 dorthin verzogen). Gemäss Auskunft von Eisleben war er dort nicht gemeldet.
    Er arbeitete als Bergmann im Mansfelder KupferSchiefer Bergwerk. Ich habe versucht über diesen Ansatzpunkt mehr über meinen verschollenen Onkel herauszufinden - aber bis jetzt ohne einen Erfolg.


    Truppenplatz Königsbrück:
    1939 sind in Königsbrück folgende Truppenteile und Einheiten stationiert:
    Nebel-Abteilung 1,
    Panzer-Regiment 31/I.,
    Sanitäts-Abteilung 4 /San.Staffel,
    Heeresmunitionsanstalt,
    Kommandantur Truppenübungsplatz Königsbrück


    “1940-1945 wurden ca. 20 Ersatzeinheiten aufgestellt und ausgebildet, außerdem wurden ausgebildete Truppenteile und Verbände in die Reserve genommen, aufgefüllt und ausgebildet danach erneut in den Kampf geworfen. 1944 Stationierung der Fahnenjunkerschule der Panzertruppen Ausbildung am Sturmpanzer "Brummbär"
    Der Ort selbst verrät zum Kriegsende dies:
    Es gab also kleinere Gefechte und Rückzugskämpfe. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß zu diesem Zeitpunkt alles was laufen konnte, mit Gewehr in der Hand ausrücken mußte. Wenn Ihr Onkel seitdem vermißt ist, wird er vermutlich mit seinem Lehrgang rausgeschickt und im Zuge der Absetzbewegungen durch Ostdeutschland umgekommen sein, und das bevor eine geregelte Abwehrposition eingenommen werden konnte, dann nämlich wäre ein Verlust eher verzeichnet worden.“


    1.Gen.Kp.G.E.B.185:
    „Ich fand noch ein interessantes Detail, nämlich daß das Ersatz-Regiment 534, dem sein Bataillon wohl unterstand, erst ab April wieder einen Stab in der Feldpostnummerliste hatte. Soll heißen, es gab vermutlich bis zur Aufstellung eines Stabes nur improvisierte Organisations- und Verwaltungstätigkeit in dieser Einheit, was fehlende Aufzeichnungen über Verluste und dergleichen erklären würde. Bei den schnell zusammengewürfelten und überstürzt mobilisierten Einheiten dieser Tag kamen solche Situationen schon mal vor.“
    Unter http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Glie...ErsBat185-R.htm steht folgendes:
    Das Bataillon wurde am 8. September 1939 in Zwickau, Wehrkreis IV, aufgestellt. Das Infanterie-Ersatz-Bataillon 185 unterstand der Division 154 und stellte den Ersatz für die 87. Infanterie-Division. Ab dem 10. Juni 1940 unterstand das Bataillon der Division 174. Am 15. September 1942 wurde das Bataillon in ein Infanterie-Ersatz-Bataillon 185 und ein Reserve-Infanterie-Bataillon 185 geteilt. Nach der Teilung unterstand das Ersatz-Bataillon ab dem 1. Oktober 1942 der Division 464. Das Reserve-Bataillon wurde nach der Aufstellung der 174. Reserve-Division unterstellt und wurde nach Tschenstochau in das Generalgouvernement verlegt. Die beiden Bataillone wurden am 3. bzw. 2. November 1942 zum Grenadier-Ersatz-Bataillon 185 bzw. Reserve-Grenadier-Bataillon 185 umbenannt. Das Reserve-Bataillon wurde am 16. August 1944 aufgelöst. Das Ersatz-Bataillon wurde im April 1945 als Grenadier-Ausbildungs-Bataillon 185 mit der Feldpostnummer 59393 in der 464. Ausbildungs-Division mobil gemacht.


    Kann mit diesen Angaben eigentlich nicht viel anfangen, denn Günther scheint vor April 1945 vermisst worden sein.


    KLK-Lehrgang:
    „Ich würde fast tippen, daß es entweder ein KurzLehrgang oder ein KraftfahrerLehrgang ist (die Ausbildungsdivision hatte auch eine Kraftfahr-Ausbildungs Einheit), vielleicht Kraftfahrer Lehrgang Kette (= Kettenfahrzeug, also Panzer oder Sturmgeschütz). Wäre zwar ungewöhnlich zu der Zeit weil das Material knapp wurde (wenig Fahrzeuge), aber es wird ja eine Panzerschule erwähnt auf dem TrÜPl Königsbrück.“
    „.... es heißt "Kraftfahrer, Lehrgang, Kette". also für Kettenfahrzeuge......“


    Die sämtlichen Lehrgänge, die es bei Heer, Luftwaffe und Marine gab wurden im Februar 45 aufgelöst und der Heimatverteidigung zugeführt.
    Die Teilnehmer dieses Lehrgangs in Königsbrück waren mutmaßlich bei den letzten großen Schlachten im Osten bei Thorn und an der Oder/Berlin eingesetzt.


    vom Kirchlichen Suchdienst:
    "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir in dieser Angelegnheit nicht weiterhelfen können, Ihren Angaben zufolge, stammt die gesuchte Person nicht aus einem vom Kirchlichen Suchdienst betreuten Ost- bzw. Vertreibungsgebiet. Somit liegen in unseren Unterlagen keine Aufzeichnungen über die betreffende Person vor."


    vom Standesamt I Berlin
    Es liegt kein Eintrag im Sterbebuch vor, auch keine Mitteilung über eine Beurkundung bei einem anderen Standesamt.
    Keine gerichtliche Todeserklärung zu ermitteln.


    vom DRK
    Er gilt weiterhin als verschollen. Ein Gutachten (vom Dez. 1982) über das Schicksal meines Onkels geht davon aus, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit am 20. April 1945 bei den Kämpfen im Raum Bautzen gefallen ist.
    Die Möglichkeit einer Kriegsgefangenschaft wurde abgeklärt. In den zur Zeit zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen des Sonderarchives in Moskau konnte er nicht gefunden werden.
    Aus dem Schreiben geht weiter hervor, das er zu den Alarmverbänden der 4. Armee angehörte.
    Da mein Vater das Gutachten nie erhalten hat und von deren Existenz auch keine Ahnung hatte, habe ich mich wieder ans DRK gewandt und folgendes Mail erhalten.
    "wie Ihnen schon mit Brief vom 07.05.2008 mitgeteilt wurde, liegen über den Gesuchten Günter Enge hier einige Karteikarten vor, aus denen ersichtlich ist, daß es bereits seit der unmittelbaren Nachkriegszeit Suchanfragen aus der Familie gegeben hat (Bruder Horst Enge). Günter Enge gehörte der Einheit Truppen-Übungsplatz u. Flak-Lehrgang Königsbrück. Als Datum der letzten eigenen Nachricht bei der Familie war der 25.01.1945 bekannt gewesen und über letzte Nachricht durch Dritten (Heimkehrer), war der Familie bekannt, dass er 1946 angeblich in russischer Gefangenschaft in Charkow gewesen sei.


    Der Suchdienst hat wegen der genauen Lagerangaben des Heimkehrers, im September 1977 eine Anfrage an das Rote Kreuz in Moskau gerichtet – diese Anfrage verlief mit Auskunft vom März 1979 negativ. Daraufhin wurde der Suchfall in das Begutachtungsprogramm des Suchdienstes aufgenommen, in dem auf Grundlage des bekannten Einheitenschicksales mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Schicksal des Gesuchten geschlossen wurde. Ein entsprechendes Gutachten sollte der Familie, bzw. dem Bruder Horst Enge, wohnhaft in Gerlingen / Stuttgart, Hasenbergstr. 26, zugesandt worden sein. Wie wir Ihren Brief entnehmen können, hat dieses Gutachten leider Ihren Vater
    Horst Enge nicht erreicht – warum das geschehen ist, entzieht sich unser Kenntnis."


    Hat es Sinn dem Hinweis von der russischer Gefangenschaft in Charkow weiter nachzugehen? Wenn ja, wohin wende ich mich dann?


    Heute habe ich nun endlich den lang ersehnten Brief von der Deutschen Dienststelle, Berlin erhalten. Leider sind es nur spärliche Angaben


    Einberufung: 13.6.1944
    1. Erkennungsmarke: -2264- Stammkp. G.E.B. 53
    2. Erkennungsmarke: -425- 1. Gen.Kp.Gren.Ers.Btl. 185


    warum neue Erkennungsmarke nicht ersichtlich


    Truppenteile:
    ab 13.6.1944, Stammkp. G.E.B. 53, Standort: Zeithain
    ab 14.9.1944, 1. Gen.Kp.Gren.Ers.Btl. 185, Standort: Zwickau/Sa


    Weitere Meldungen liegen nicht vor.


    Mein Vater, der Bruder von Günter, kann sich erinnern, dass Günter einmal verschüttet wurde - ich nahm an als Bergmann, aber vielleicht wurde er als Soldat bei einem Bombenangriff verschüttet und verlor seine erste Erkennungsmarke. Er schien zur Kur nach Bad Gandesheim, Niedersachsen geschickt worden zu sein.


    Nun bin ich wohl am sogenannten 'toten Punkt' angelangt, oder?
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Ingrid

  • hallo molly,


    ich weiß nicht, ob du das schon gesehen hast, aber zu günther enge gibt es bei der kriegsgräberfürsorge einen eintrag. demnach ist er seit september 1944 vermisst.


    http://www.volksbund.de/graebe…90462659E350C7730CA2B5023


    hoffe, das einfügen des links klappt und du landest direkt beim suchergebnis. wenn nicht, einfach auf gräbersuche klicken.


    wenn von 1979 eine auskunft aus moskau negativ war, dann wäre es nochmals einen versuch wert dort eine anfrage zu stellen, denn ich nehme mal an, dass dies das rote kreuz bei der aktuellen anfrage eher nicht gemacht hat. neulich gabs auch mehrere zeitungsartikel, dass tausende verschollene akten von russischen kriegsgefangenen aufgetaucht sind. vielleicht gibt es damit neue hinweise? ich drück dir die daumen.


    grüssle
    lexxus

  • Hallo Lexxus
    Danke für Deinen Tipp.
    Eine Anfrage an das Rote Kreuz in Moskau habe ich in Erwägung gezogen. Bis jetzt habe ich mich vor den Kosten etwas gescheut und deshalb noch gewartet. Zudem sollten ja alle Unterlagen bereits beim DRK in München sein - nur noch nicht alle ausgewertet - sie sind daran übersetzte Dokumente den Angehörigen zu kommen zu lassen.


    ****neulich gabs auch mehrere zeitungsartikel, dass tausende verschollene akten von russischen kriegsgefangenen aufgetaucht sind.****


    Dabei sollte es sich um Soldaten von/um Stalingrad handeln.


    Den Eintrag vom Volksbund konnte ich lange Zeit nicht mehr finden. Keine Ahnung warum Günther dort bereits seit Sept. 1944 als vermisst gilt und beim DRK ab Anfang 1945. Ach alles ist so verwirrend für mich - niemand, weder die Familie noch die verschiedenen Aemter, haben genauere Angaben.... das ist wirklich sehr traurig. Was für eine schlimme Zeit das gewesen sein muss - so viele ungeklärte Schicksale ....... ;(
    Liebe Grüsse
    Molly (Ingrid)

  • hallo molly,


    du hast recht, es ist schon merkwürdig, dass der vdk eine angabe hat, die offenbar nicht von euch stammt und so deutlich vom euch bekannten vermisstenzeitraum abweicht. schreib denen doch mal ne mail und frag, woher sie ihre informationen haben.


    ich hab mal nachgeschaut und meinen beitrag zu dem zeitungsartikel von neulich gefunden. es ging tatsächlich um kriegsgefangene und nicht um gefallene soldaten. ->


    akten tausender vermisster kriegsgefangener in russischem militärarchiv entdeckt


    ich drücke dir die daumen, dass du fündig wirst, auf welchem weg auch immer :) .


    grüssle


    lexxus

  • Hallo Ingrid


    Hast du schon die Hinweise von unserem Moderator Henry Jones gelesen? Dort wird auch das russische Archiv (RGWA) genannt, an dieses solltest du dich wenden. Die Adresse hat er aber leider nicht erwähnt und so viel ich weiss, ist er diese Woche nicht hier, aber du kannst die Adresse in folgendem Forum finden:
    http://www.vksvg.de/ Die Leute dort sind sehr kompetent und können auch viele Informationen zum Kriegsgeschehen geben. Am besten liest du dort zuerst mal die Themen "Suchanleitung" und "Hilfsthemen" durch, dort müssten auch Infos zum RGWA und dessen Anschrift zu finden sein.


    In deinem Beitrag ist mir noch aufgefallen, dass der DRK Suchdienst erwähnt, dass der Heimkehrer genaue Angaben zum Lager (oder zu den Lagern) machen konnte, und sie deshalb in Russland angefragt hatten, ob dein Onkel in diesem/diesen Lagern war. Hat der DRK-Suchdienst dir diese genauen Angaben zu den Lagern, sprich die Namen oder Codes der Lager, bekanntgegeben? Ich habe mehrere Bücher in denen diverse russische Kriegsgefangenenlager beschrieben werden grösstenteils auch mit Aussagen aus der Erinnerung von Zeitzeugen.


    Anleitung zur Suche nach vermissten Soldaten des 2. Weltkrieges


    Anleitung zur Suche nach gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Swenja
    Das mit dem russischen Archiv wusste ich schon - nur scheuen mich im Moment die Kosten von 200 -300 Euro, die kann ich mir ehrlich gesagt nicht leisten.
    Ich habe von DRK nur ein Mail erhalten in dem steht, dass Günter 1946 angeblich in russischer Gefangenschaft in Charkow gewesen sei. Mehr weiss ich nicht. In einen vom DRK später erstellten Gutachten gehen sie davon aus, dass er bei Kämpfen um Bautzen gefallen sein muss.


    Hallo Lexxus
    Ein Mail an die Dienststelle Berlin ist gestern schon raus mit der Frage, warum sie als Vermisstendatum bereits den Sept. 1944 angegeben haben.


    Nun bin ich schon mal gespannt, ob ich auf mein Mail eine Antwort erhalte oder ob ich doch noch via Brief nachfragen muss.


    Lieben Dank für Eure tolle Unterstützung :]
    Liebe Grüsse
    Molly (Ingrid)

  • Hallo zusammen
    Heute habe ich Antwort auf meine Anfrage zum Krankenbuchlager von der Dienststelle in Berlin erhalten.
    Leider ohne Erfolg ;(


    Zitat: "Amtshilfeersuchen an das Krankenbuchlager Berlin werden uns nur dann gewährt, wenn die zu erteilende Auskunft zur Vorlage bei einer Behörde bzw. zur Durchsetzung eines Rechtsanspruchs benötigt wird. Ich bedaure Ihnen nicht weiter behilflich sein zu können."


    Jetzt scheint mir noch noch der Zufall weiter helfen zu können.
    Liebe Grüsse
    Molly (Ingrid)

  • hallo molly,


    das krankenbuchlager wurde für solche auskünfte vor längerer zeit dicht gemacht (siehe auch hier: Petition Krankenbuchlager ). leider sieht es auch nicht so aus, als würde sich daran noch einmal etwas ändern :( .


    liebe grüsse
    lexxus