Wappen Fam .Ansorge

  • Hallo,
    gibt es die Möglichkeit das es für einen Familiennamen 2 Wappen gibt????


    Eine Bekannte die ebenfalls nach Ahnen und Wappen der Fam. Ansorge sucht hat mir ein PDF zur Verfügung gestellt, dass sich schon seit langer Zeit im Besitz der Fam. befindet.
    Auszug:
    Bürgerliches Geschlecht aus dem Meißnischen um 1500. Nicolaus Ansorge erhielt am 03. Juli 1548 einen Wappenbrief.
    Wappen:
    Geteilt, oben in blau eine goldene Krone, unten in gold und blau sechs mal geteilt(Schräg)
    Kopfschmuck:
    Wachsendes, goldbekleidetes, gekröntes männliches Bild mit blauem Mantel, zwischen zwei goldblau geteilten Büffelhörnern mit blau, gold, blau geteilten Federn besteckt.
    Dekan:
    Blau und Gold


    In der Wappenrolle des Münchner Herold, Band 2 steht aber auch ein Ansorge aus Trotenau in Böhmen und kein Ansorge aus dem Meißnischen.


    Danke


    Stephan Ansorge

    Einmal editiert, zuletzt von cyberreiter ()

  • Hallo Stephan,


    sei herzlich willkommen im Forum.


    Ja, es ist möglich, dass es verschiedene Wappen gibt. Die Wappen haben nämlich nichts mit dem Namen allgemein, sondern mit der Familie zu tun und Namensgleichheit bedeutet ja nicht zwangsläufig Familiengleichheit. Denke mal an die vielen Schmidt, Mayer, Schulz, die es so gibt. Die sind auch nicht alle miteinander verwandt und Ansorge gehört zu den überdruchschnittlich weit verbreiteten Familiennamen.


    Es gibt auch die Möglichkeit, dass verschiedene Familienzweige auch verschiedene Wappen führen. Es kommt immer darauf an, wie die Führungsberechtigung geregelt wurde. In der Regel sind das immer die männlichen Nachkommen des Wappenführenden, die auch dessen Namen tragen.


    Insofern nutzt es Dir wenig, wenn Du die Wappen Ansorge "einsammelst". Davon leitet sich keinerlei Führungsberechtigung ab. Du musst andersherum erstmal mit der Ahnenforschung beginnen, Deine Vorfahren so weit es geht, zurückverfolgen und evtl. findest Du irgendwo dann einen Hinweis drauf, dass ein direkter Vorfahre von Dir wappenführend war. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wärst Du dann auch zur Führung dieses Wappens berechtigt, sofern Du den selben Namen des Ahnen trägst.


    Das o.g. Wappen ist sehr alt und es ist fraglich, in welcher Wappenrolle es verzeichnet ist. Es gibt ja noch mehr als die Münchner. Vielleicht findest Du da noch etwas mehr in anderen Nachschlagewerken z.B. Siebmacher (in Uni- oder Landesbibliotheken einsehbar).


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    vielen lieben Dank erstmal für Deine Erklärungen, sehr hilfreich.
    Hätte nicht gedacht, dass der Name Ansorge doch soweit verbreitet ist, und bin davon ausgegangen, dass Wappen Namen- und nicht Personenbezogen sind.


    Habe bereits mit der Ahnenforschung begonnen, diese gestaltet sich aber sehr langwierig und nicht ganz einfach, da meine Ahnen aus dem Raum Schlesien, Breslau kommen und die polnischen Archive und Standesämter lange wartezeiten bei der Bearbeitung von Anfragen haben.
    Hoffe nur, dass überhaupt Kirchenbucheintragungen oder Personenstandsdokumente gefunden werden.

  • Hinzu kommt ja, daß wir als Familienforscher oft auf Wappen stoßen, aber nicht jedes Wappen auch ein Familienwappen ist. Denn dazu wird es ja erst durch Vererbung. Viele Menschen hatten persönliche Wappen, die von den Nachkommen verändert oder völlig verworfen wurden.
    Bei Adligen ändern sich die Wappen auch bei Standesänderungen und wenn sich Nachkommenszweige abspalten.
    Ich habe oft das Gefühl, dass das Wappenrecht in seiner gelebten Zeit viel offener und freier war als heute. Heute ist zwar alles reguliert, aber es gibt kein lebendes Wappenwesen mehr- es ist nur noch Nostalgie.
    Man nehme zum Beispiel die simplen Farbregeln der Heraldik: Für geschätzte 10 % der wirklich historisch verbürgten Wappen gelten die nicht! Aber als Neu-Anmelder musst Du darauf achten. Auch wenn Du nie in einen Kreis heraldisch vorgebildeter Mitmenschen kommen wirst.


    Zurück zu Deiner Frage: Von den vielen Wappen einunddderselben Familie kann ich oft genug ein Lied singen: Ich bin schon froh, wenn ich pro Generation nur ein Wappen zeichnen muss. Manchmal hat es sich ein Ahn auch mal anders überlegt, und wurde innerhalb desselben Lebens mal Baron, mal Graf, und dann musste immer ein neues Wappen her. Am liebsten noch postume Standeserhebungen: Dann muss man Wappen aufzeichnen, die derjenige zeitlebens gar nicht gekannt hat, die aber von der Tradition gefordert werden.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Ein "Wappenrecht" gibt es in dem Sinne nicht. Auf die Idee würde heutzutage keiner kommen, das rechtlich zu verankern, denn es betrifft eine Minderheit an Leuten, die es als ein interessantes Thema sehen. Somit kann es immer nur Richtlinien geben. Letztendlich sollte bei Streitigkeiten auch heute noch der Herold den "Schiedsrichter" spielen, so wie es von altersher war. Wie "pingelig" das da zugeht, war sicher auch schon immer etwas subjektiv. Es gibt letztendlich immer die beiden Lager: die einen halten sich ganz genau an die historischen Regeln, die anderen gehen mit der Zeit und sehen es flexibler (siehe das moderne Namensrecht). Aber Flexibilität gab es eben auch schon früher. Ich kann auch ein Lied davon bei meinen Vorfahren singen. Wenn ich irgendwo ein Wappen finde, muss ich höllisch aufpassen, es auch dem richtigen zuzuordnen, denn bei mir hatte auch ein Großteil der Vorfahren jeweils eigene Wappen. Dazu kommen noch die Allianzwappen, wo die Wappen aus den mütterlichen und väterlichen Linien verbunden wurden.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Recht hast Du, Hina!
    Heraldik erfreut sich heute keines juristischen Schutzes. Aber sehr wohl haben sich selbsternannte Heraldiker zum Schutz aufgespielt; die natürlich nichts als ihre eigenen Ansichten vertreten. Mehr Verfall kann eine Kunstrichtung ja kaum haben.
    Aber zum Glück müssen wir ja nicht alle mitmachen. Solange uns Hobby-Heraldikern kein selbsternannter "Experte" verbieten kann, ein Wappen von mehreren Jahrhunderten Tradition zur Darstellung zu verbieten, machen wir einfach, was wir wollen und als Historiker auch müssen.
    Also: überliefern, bis die Schwarte kracht.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Solange wir uns nicht selbst mit fremden Federn schmücken, sondern sie unseren Ahnen zuordnen, gehts ja in Ordnung ;-).

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann