Bitte um Tips zu dänischem Wappen

  • Hallo zusammen, seit Generationen wird in unserer Familie ein Wappen aufbewahrt, welches angeblich aus Dänemark stammen soll. Es zeigt einen ovalen Schild, in diesem rechts oben eine aufgehende/untergehende ? (die Strahlen zeigen zur Mitte des Schildes) Sonne, links unten eine Sandbank. Auf dem Schild einen Spangenhelm en face, als Helmzier einen offenen Flug, zwischen den Flügeln ein Stern. Über die Farben des Wappens ist leider nichts bekannt. Der Legende zufolge soll es von einer Familie namens Durholm oder von Durholm stammen, ehemals ansässig in Aabenraa (Apenrade). Dort ist jedoch nichts mehr nachvollziehbar. Kennt vielleicht jemand dieses Wappen, oder hat jemand eine Idee, woher man weitere Informationen dazu bekommen kann??


    Gruß und Danke


    Mephistopheles

  • Hallo Mephistopheles,


    herzlich willkommen im Forum.


    Das Wappen, das Du beschreibst, ist mir selbst nicht bekannt. Mit ovalem Schild meinst Du sicher, dass es unten an der "Spitze" gerundet ist. Das ist recht typisch für dänische Wappenschilder. Sonne und Sandbank sind sicher selten, jedoch dürfte es sich sinnbildlich vom Namen herleiten.


    Weder in Deutschland noch in Dänemark ist eine adelige Familie Durholm verzeichnet. Es dürfte sich also um ein bürgerliches Wappen handeln. Auch in Dänemark war es seit dem 14. Jh. auch bei bürgerlichen Familien, die "Bedeutung" hatten, nicht unüblich, Wappen zu führen.


    Mir fällt jedoch etwas bei dem Namen auf. Er ergibt einfach keinen Sinn, weder im Deutschen noch in Dänischen. Wenn man sich die Verbreitung des Namens Durholm ansieht, dann stellt man fest, dass diesen Namen nur eine handvoll Menschen tragen - alles andere als typisch für Dänemark. Es scheint eher eine Verschleifung oder ein Übermittlungsfehler in der Familie zu sein. Dur ist eine Tonart und passt so gar nicht zur Herkunftsbezeichnung -holm. Es dürfte sich also mit relativ hoher Sicherheit um den in Dänemark wesentlich häufiger vorkommenden Nachnamen Dueholm handeln. Ins Deutsche übersetzt heißt es Taubeninselchen. Es gibt ein Johanniter-Kloster Dueholm in Nykøbing/Morsø und einen Flecken (Dorf wäre übertrieben) Dueholm an einem kleinen Flüsschen, 8 km von mir entfernt. In dem Flecken war zwar mal in grauer Urzeit ein Adelsgeschlecht ansässig, allerdings nannten sie sich nicht Dueholm. Dagegen haben etliche Bewohner den Namen Dueholm angenommen und ihn über ganz Jylland und darüber hinaus verbreitet.


    Allerdings ist es ziemlich schwer, der ganze Sache auf den Grund zu kommen, da das Efteraven-System (Nachnamen-System) in Dänemark überhaupt kein System hat. Man kann auf welchen Namen auch immer (vielleicht den der Schwiegerurgroßmutter) zurückgreifen oder einen Ortsnamen (den seiner Herkunft oder der Tante, die man so mochte) anhängen oder aus einer Liste im Amt wählen, wovon auch Gebrauch gemacht wird, sowohl bei den Kindern als auch nach Eheschließung. Erst im 19. Jh. wurden überhaupt Efternaven eingeführt, diese waren patronymisch und somit heiß ein Großteil der Bevölkerung gleich. Kurze Zeit später wurde es jedermann erlaubt, einmal im Leben seinen Namen frei zu ändern, in der Hoffnung, dass mehr Vielfalt entsteht, dann wurde eingeführt, das es einen Mittelnamen gibt. Nun ist der Name im Grunde ganz frei wählbar. Bisher kann man die Dänen eigentlich nur an der CPR (Registrierungsnummer/Personenkennzahl) identifizieren.


    Was ich mit meinem Ausflug in das Dänische Namenssystem sagen will. Namen kommen und verschwinden. Der selbe Name bedeutet nur selten die selbe Familie. Eine große Familie hat oftmals sehr unterschiedliche Efternaven. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wer der wappenführende Vorfahre war und wie er wirklich hieß, hilft nur ganz intensive Ahnenforschung. Das ist in Dänemark absolut nicht schwer, denn alle Kirchenbücher sind verfilmt und sogar online einsehbar. Nur setzt das voraus, dass Du auch erstmal denjenigen in der Familie findest, der Dir den Anschluss nach Dänemark bringt und dann heißt es beim Kirchenbuchstudium höllisch aufpassen. Wenn Du Glück hast, hat die Familie ihren Efternavn vererbt aber das ist lange nicht die Regel.


    Übrigens sind die meisten bürgerlichen Wappen in Dänemark überhaupt nicht registriert. Die Dänen respektierten einfach das Wappen des anderen ohne dass es unbedingt einen bürokratischen Akt hätte geben müssen. Andererseits sehen deshalb viele dänische Wappen auch alles andere als heraldisch aus.


    Hier noch ein Buchtipp: Sven Tito Achen "Identifikation af anonyme våbenskjolde", D.H.F.s Handbøger 1972 (Idenfizierung anonymer Wappen), ist aber leider nur in dänisch erschienen.


    Im Landsarkivet for Sønderjylland in Aabenraa findet man die Akten für Nordschleswig. Aber da warst Du ja scheinbar schon.


    Die Kirchenbücher kannst Du hier einsehen. Du mußt Dich allerdings registrieren und bekommst sofort Dein Zugangspasswort per Mai.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hi Hina - ganz herzlichen Dank für die Infos. An das Landesarchiv von Südjütland habe ich mich auch gewandt - mal sehen, was kommt.


    Übrigens ist der Schild wirklich oval - nicht nur die untere Rundung. Er sieht also wie ein Wikingerschild aus. Auch das dürfte vermutlich nicht häufig vorkommen


    Die Unregelmäßigkeiten des dänischen namensrechtes dürften es nicht leichter machen :-)) Aber vielleicht kann ja noch jemand etwas dazu sagen??


    Gruß und nochmal ein dickes Danke


    Mephistopheles

  • Hallo Mephistopheles,


    wenn das Wappen wirklich oval ist, dann ist es auch in Dänemark kein "richtiges" Wappen. Ursprünglich waren die Wappenschilder sehr schmal und nach unten spitz auslaufend, später dann breiter und unten gerundet. Ein Wikinger-Schild (darüber ein Bügelhelm), das passt auch in Dänemark nicht in die Heraldik.


    Übrigens hat man schon lange vor 1828 besonders adelige Familien gebeten, mit einem Wappen auch einen festen Efternavn zu verbinden, der auch so vererbt werden sollte. Dadurch ist wenigstens bei den adeligen Familien im Namen meist eine Kontinuität zu finden. Bürgerliche wappenführende Familien hielten es oftmals einige Zeit auch so aber sowie ein Nachfahre dabei war, der von Wappen nichts hielt, konnte es passieren, dass er sich oder seine Nachkommen anders nannte und schon war die Kette durchbrochen und das Wappen war plötzlich "herrenlos". Davon gibt es hier reichlich und es wird in den Dänischen Foren von Leuten mit dem selben Namen gefragt, ob sie nicht dieses Wappen übernehmen könnten.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    nochmals Danke für Deine Mühe. Es wird ja immer interessanter :-) Noch zur Ergänzung: dieses Wappen wird wie gesagt seit Generationen in der familie aufbewahrt, und der Überlieferung nach soll diese Familie vor langer Zeit Edelhölzer auf dem Seeweg von Sumatra oder Madagaskar (das ist nicht ganz klar) nach Dänemark gebracht haben, wofür ihnen dieses Wappen verliehen worden sei. Angeblich soll heute noch im dänischen Königshaus ein aus diesen Hölzern gefertigter Sekretär stehen. Soweit die Überlieferung - Belege kenne ich keine dafür. Ich hänge aber mal ein Bild dieses merkwürdigen Wappens mit an - vielleicht kannst Du etwas daraus ziehen...


    Viele liebe Grüße


    Mephistopheles

  • Hierbei ist es allerdings möglich, dass es sich bei dem Gebilde um eine recht freie Interpretation eines Wappens handelt, um der Form des Objektes (Knopf, Ring o.ä.) gerecht zu werden. Dänen sehen vieles wesentlich lockerer als die Deutschen ;-).


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Was meinst Du jetzt mit freier Interpretation des Wappens, die die Dänen lockerer sehen? ? Definitiv weiß ich, daß es ein Siegel ist, welches wie gesagt schon lange in der Familie ist und immer weitergegeben wurde. Mein Großvater hatte definitiv noch das Petschaft dazu, leider ist es im Krieg dann verloren gegangen, da alles augebombt wurde. Übrig blieb nur dieser Ring mit dem gleichen Bild. Das wars dann auch. Mein Großvater stammt aus Schleswig-Holstein, und angeblich soll meine Urgroßmutter noch eine gebürtige Dänin gewesen sein - weitere Informationen habe ich leider nicht dazu. Mein Großvater ist bereits nach dem ersten Weltkrieg bereits nach Bonn verzogen - und dort wurde dann im zweiten Weltkrieg alles restlos durch die Bomben zerstört. Vermutlich dürfte es nicht leicht werden, anhand dieses ominösen Wappens mehr herauszufinden......Seuufz...


    Viele Grüße


    Mephistopheles

  • Unter lockerem Umgang mit Wappen meine ich z.B. auch das hier:
    die freie Interpretation des dänischen Reichswappenin der Trinitatis-Kirche in Kopenhagen, dem auch ein ovaler Schild verpaßt wurde, um die Form des Schlußsteins homogener erscheinen zu lassen ;-). Das Schild des Reichswappens hat natürlich in Wirklichkeit auch die übliche Form.
    Insofern sollte also die Form des Schildes auf dem Siegel nicht ausschlaggebend sein.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Das wirds vermutlich auch nicht leichter machen :-) Na ja - mal sehen, ob die Jungs/Mädels vom Landesarchiv Südjütland noch eine Eingebung haben. Ich werde mich also in Geduld üben. Dir erstmal ganz herzlichen Dank für Tips und Anregungen. Wenn ich was rauskriege lass ichs Dich wissen.


    Viele Grüße


    Mephistopheles