• Hallo zusammen,


    ich habe einen Johann Andreas Wille, der in zwei Einträgen im KB Havelberg/Stadt (1789 und 1791) als


    Carabinier bey H. Major v. Bohmers Compagnie


    charakterisiert ist.
    Anmerkung. In dem einen Eintrag könnte es Böhmer heißen, ist exterm schwer zu entscheiden, aber für die Frage vielleicht nicht entscheidend.


    Meine Fragen: ?


    Was ist ein Carabinier :?: Einfach ein "Schütze A..."
    Gibt es Informationen zu dieser Compagnie :?: (ich muss gestehen: ich hab nicht gegoogelt :( weil ich nicht so recht wusste wo und wie)


    Und noch eine Zusatzfrage:
    Im Sterbeeintrag des Andreas Wille von 1815 steht er nicht mehr als Carabinier sonder als "....bedienter" (das muss ich wohl noch in die Lesehilfe einstellen :( ) eingetragen. Gibt es typische Berufe, die Soldaten damals nach ihrer Dienstzeit ergriffen haben :?:


    Ich sage für jeden Hinweis :danke:


    Ich weiß nicht so recht ob ich hier an der richtigen Stelle bin ... (MOD - einfach verschieben, wenn woanders besser :D )

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo jörg,
    was ein Carbinier ist hab ich noch nicht rausgefunden.
    Zu deiner Frage ob es typische Berufe gibt die Soldaten nach ihrer Dienstzeit ausübten, ich denke dass dies von der Gegend wo sie wohnten sowie auch nach ihrer Fertigkeiten abhing. Als Beispiel sei da Pirmasens genannt wo sich nach der Auflösung der Garnison viele Grenadiere niederliesen und als Schuhmacher arbeiteten die Schuhe dann durch ihre Frauen oder auch durch Händler auf den Märkten vertrieben ebenfalls als Handwerker oft war es auch so dass die ehemaligen Soldaten von den üblichen Abgaben denen die anderen Handwerker unterlagen befreit waren was bei denen verständlicherweise auf Unverständniss und auch auf Neid stiess.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Hallo Jörg,


    ein Carabinier war ein Soldat mit Karabiner, also ein Grenadier.


    Zu jener Zeit (vor der industriellen Revolution) war ca. 90 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, viele davon im abends ausgeübten Nebenerwerb als Schneider oder Schuhmacher, sonst in handwerklichen Berufen. Nach der Entlassung aus dem Militärdienst wurden diese Berufe zumeist wieder aufgenommen.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Joerg,


    ein Carabinier ist ein Gendarm. Hier in Italien heissen sie Carabinieri und sind so eine Art Polizei, nur das sie der Armee untergegliedert sind.


    Gruesse, Anja.

  • :danke: für eure Erläuterungen, was ein Carabinier ist: anders ausgedrückt ein einfacher Soldat mit einer Langwaffe.


    Ich möchte aber nochmal meine zweite Frage wiederholen:


    "Gibt es Informationen zu dieser Compagnie :?:" (es geht um "Herrn Major v. Bohmers Compagnie" - in oder bei Havelberg (?))
    Ich hatte bisher keinerlei Berührung mit militärischen Themen, weiß deshalb auch nicht wo ich evtl. suchen könnte :zuck:


    Bin für jede Hilfe dankbar!

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
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  • Hallo,


    die Bezeichnung Carabinier ist in Deutschland etwas ungewöhnlich. Ein Karabiner ist eigentlich ein verkürztes Gewehr, das zu jener Zeit vorwiegend bei der Kavallerie oder bespannten Einheiten verwendet wurde.


    Grenadiere verfügten in besagten Zeitraum keinesfalls über Karabiner, in der Lineartaktik hätte dies absolut keinen Sinn gemacht. Karabiner wurden bei der Infanterie erst sehr viel später eingeführt. Zudem war „Grenadier“ eine Ehrenbezeichnung, man hätte sie wohl kaum als „Carabinier“ bezeichnet.


    Bis zur napoleonischen Zeit wurden Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung meist Dragoner oder andere Kavallerie-Einheiten herangezogen. Daneben hatte man in verschiedenen deutschen Ländern bereits mit einer neuen Polizeiorganisation begonnen in der sich Polizeireiter, Landhusaren oder Landdragoner befanden. Erst so ab 1812 wurden die Gendarmeriekorps aufgestellt, welche dem Militär angegliedert waren und auch über berittene Einheiten verfügten.


    Auf Grund des Sachverhalts würde ich deshalb die Bezeichnung Carabinier in der Polizeiorganisation des entsprechenden Landes vermuten. Das wird auch noch durch die Größenordnung der Einheit (Kompanie), dem Dienstgrad des Einheitsführers (Major) und der Bewaffnung untermauert.


    Die Rekrutierung und die Personalunterlagen wurden, wie damals üblich, von besagtem Einheitsführer selbst organisiert und geführt. Wie auch bei den Regimentern jener Zeit wird man deshalb nur noch sehr schwer irgendwelche Unterlagen finden können. Zur Einheit selbst könnte man einmal im Stadtarchiv von Havelberg recherchieren.


    Gruß
    Reinhard

  • :danke:


    Vielen Dank, Reinhard,


    für die ausführlichen Hinweise zu meinen Fragen! Wieder was dazugelernt :]
    Tja, dann werde ich mal versuchen in Havelberg weiterzukommen, ich hoffe ich kann da nach telefonischem Start per e-mail weitermachen, die Distanz nach Havelberg ist einfach zu groß um mal eben vorbeizuschauen.


    Nochmal :danke:

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
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  • Hallo,
    bin zur Zeit auch im Militär unterwegs. Bei GenWiki steht unter Carabinier folgendes. Berufsbezeichnung Musketier:
    Bezeichnung für den mit der Muskete bewaffneten
    Schützen. Der Musketier löste den mit der Hakenbüchse ausgerüsteten
    Arkebusier ab. Gemeinsam mit dem Pikenier bildete der Musketier das
    Fußvolk des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Musketier trug
    ursprünglich einen Filzhut mit Federbusch und unter dem Rock nach
    Bedarf ein ledernes Wams, auch Bauchweste genannt. Quer über der
    rechten Schulter hing ein Wehrgehenk mit einem drei Fuß langen
    Degen, über der linken Schulter ein ledernes Bandelier, an dem zehn
    mit Pulver gefüllte Holzkapseln, die Lunte, ferner ein
    Ledertäschchen zur Aufnahme von Bleikugeln, Reservelunten und eine
    Pulverflasche befestigt war.
    Es besteht ein Beitrag von mir in dem ich ein Musketier suche, also Soldaten suche. Wirst Du schon finden. Dort hat Schlumpf, ein Mitglied eine Internet-Adresse hinterlassen. Suche doch dort einmal.
    Gruß Jojo

  • tja.... nun ist guter Rat teuer... oder?


    Ich würde mal bei K11 nachsehen.
    Das Regiment des ollen Schwedter hatte in Havelberg seine Garnison, aber der Kanton war halt ebens
    Holzkreis II
    Da sind als Städte Burg, Genthin, Jerichow, Rathenow, Neuhaldensleben ...


    Ach: Das Kürassierregiment No. 11 war eine preußische Elitetruppe, auch nach 1763, ging aber bei Pasewalk im Jahre 1806 unter.
    Den Namen "Leib- Carabiners" führte die Truppe seit 1738, ohne dass man dafür einen bes. Grund erkennen würde.

  • Hallo,....... so fange ich eigentlich immer an.
    Aber heute, nachdem ich meine Mail abgefragt hatte und hier auf diesen Beitrag gekommen bin.
    Fange ich so an!
    Ach sieh da...der Schlumpf ist wieder da!
    Wer um Gottes Willen soll wissen was K 11 bedeutet. Für mich ist das ein komisches Spiel mit Ihrem Wissen, welches Sie gewillt sind zu vermitteln. Doch auch damit den Fragenden einschüchtern. Wir sind einfache dumme Laien in Bezug auf Ihren Gebiet. Auch alle Hochachtung welch Wissen Sie sich mit der Zeit angeeignet haben. Aber denken Sie daran jeder hat sein Fachgebiet.
    Also ich bin Küchenmeister und Fachlehrer Koch/Köchin. Und wenn Sie hinsichtlich in dieser Sache eine Frage haben, werde ich sie beantworten. Auch werde ich nicht sagen, schauen sie einfach auf Seite 221 des Buches Jungen Koch nach. Tut mir Leid das Sie heute den Frust meines Tages abbekommen haben. Aber ein Ostfriese sagt: Ehrlich wehrt am längsten.
    Gruß Jojo

  • Hallo Schlumpf,


    vielen Dank für die Hinweise!


    Gefunden habe ich einen Artikel aus "Militärgeschichte, Zeitschrift für historische Bildung", Ausgabe 1/2007: Soldaten Im Bürgerhaus: Die Garnisonstadt Rathenow.


    Das betrifft das von dir genannte Kürassierregiment 11. Sehr interessanter Artikel, gibt ein anschauliches Bild der Situation in solchen Garnisonstädten - und auch ein Bild eines Soldaten dieses Regiments. Super!


    Dann fand ich noch die Schlacht bei Mollwitz bei der dieses Regiment beteiligt war und eine "Liste der Kavallerieregimenter der altpreußischen Armee". Da ist das 11. zwar genannt, es gibt aber keine weiteren Informationen.


    Falls du noch weitere links kennst, wäre ich dir dankbar für entsprechende Angaben.
    Ich sollte vielleicht nochmal sagen, dass dies hier mein allererster Kontakt mit einem Militärthema ist ...

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
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  • Hallo Jörg 277


    nun denn: Den Preussenweb kennst Du vielleicht. Das währe die einzigste Sache, die ich Dir angeben könnte.
    Also http://www.preussenweb.de/preussstart.htm


    Hallo Jojo


    Ehrlich: Ich hab vom Militär keinen Schimmer. Sehr oft wurde ich bei den Bock getan. Mein interesse gilt nur bis 1806 oder 1810, je nachdem. Weil ich aber ein Universaldilettant bin, warte ich immer lange ab. Ausserdem tummele ich mich nur noch höchst selten in diesem Forum.
    Ich habe einen Tick für die alten Regimenter aller mögl. Armeen. Sowas wie "Carabiner" oder "Pedes sub electore palatini Legione de isselbach" sind für mich nix ungewöhnliches. Auch das Regiment "Dü Mont" als Nr. 11b ist nix besonderes. Nur leider hat der Schreiber entweder den Durchblick oder kein Interesse mehr. Ansonsten hätte er sich nach der Armee erkundigt.
    Dennoch SORRY, falls ich Sie in irgendeiner Weise tangieret haben sollte. Sie müsen gestatten, auch ich klopfe gerne mal Leute ab.
    Wie gesagt: Dabei handelt es sich um ein persönliches Identitäts - und Kompetenzproblem.

  • Hallo Schlumpf,


    vielen Dank für den Preussenweb link, kannte ich nicht und hätte ihn vermutlich auch nie gefunden. Da ist dieses 11. Kürassierregiment beschrieben, ich lerne dazu. Und ich habe noch etwas mehr auf das ich bei einer Anfrage in Havelberg bauen kann.


    :danke: an alle, die mir hier geholfen haben, was jetzt kommt muss ich in Havelberg selber eruieren.


    @ Jojo und Schlumpf


    Ich hoffe ihr werdet sehr schnell wieder zu dem hier üblichen hilfsbereiten Miteinander zurückkehren.
    Es würde mich sehr belasten wenn meine Frage hier zu irgendwelchen Streitigkeiten führen würde!

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
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  • Hallo Jörg und hallo Schlumpf,
    es ist halt passiert in Deinem Thema Jörg, das ich da einfach mitgemischt hatte. Nun denn, es ist immer besser wenn man jemanden die Meinung sagt, diese Person dann sich rechtfertigt. Danach versteht man sich besser, weil man versucht die andere Person zu verstehen. Dann weiß man mit wen man es zu tun hat. Also für mich ist diese Sache eigentlich erledigt.
    Ich freue mich auf den nächsten Beitrag von Schlumpf, denn sie sind ja hilfreich.
    Also Schlumpf sei nicht böse, so ist Jojo nun einmal, der in seiner Ahnenforschung nicht alles gleich versteht und dann auch mal durchdreht.
    Allen eine gute Nacht und Gruß Jojo

  • Hallo,


    am Donnerstag habe ich endlich ein Buch bekommen "Havelberg - Kleine Stadt mit großer Vergangenheit". Da ist auch ein Aufsatz drin "Aus der Havelberger Garnisonsgeschichte" in dem auch viele Details zum 11. Kürassierregiment stehen.


    Ich bin durch euch ein schönes Stück weitergekommen :danke: nochmals!


    Jetzt werde ich mich um die kleineren Details mal direkt in Havelberg kümmern.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo nochmals,


    eigentlich scheint die Sache ja schon abgehandelt, jedoch habe ich durch Zufall ein Buch gefunden, in dem etwas zu den Carabiniers als solche erklärt wird.


    Diese Einheiten wurden nach dem französischen Muster gebildet. Wie die Dragoner, wurden sie als „Grenadiere der Kavallerie“ bezeichnet. Neben dem Kampf zu Pferd, wurden sie also vorwiegend abgesessen eingesetzt.


    Der große Unterschied zu den Dragonern bestand jedoch darin, dass die Karabiner der Carabiniers einen gezogenen Lauf hatten und deshalb eine größere zielsichere Reichweite hatten. Die Einführung solcher Karabiner beim Kürassierregiment 11 im Jahr 1738 erklärt somit auch den Wechsel der Bezeichnung.


    Wie Schlumpf schon erwähnte, gehörten diese Einheiten zu den Elitetruppen, also auch eine Ehrenbezeichnung. Mit dem Ende des Rußlandfeldzuges verschwand jedoch weitgehend diese Bezeichnung aus den Armeen.


    Gruß
    Reinhard

  • Hallo Jörg,


    vielleicht ist es noch nicht zu spät für einen weiteren Beitrag zum Thema. Mein Vorfahr Joachim Maas war auch Carabiner in Rathenow ca. in dem Zeitraum Deines Wilkes. Für dieses Regiment gibt es ein Militärkirchenbuch, dass sich im Domstiftsarchiv Brandenburg befindet. Für meinen Vorfahren habe ich dort seine OO 1782 und danach seine Kinder eingetragen gefunden. Das Regiment hatte mehrere Standorte und war auch mal zum Üben in diese unterwegs. Mir ist bekannt, dass das Regiment um 1792 nach Frankreich aufgebrochen ist. Aber dort nicht an Kampfhandlungen beteiligt war. Zu der Kapitulation 1806 bei Pasewalk sollte dem Kompaniechef "Vorwürfe" gemacht worden sein. Die einfachen Soldaten gerieten in französische Gefangenschaft. Mir liegt aus einem Heimatkalender ein Beitrag vor. Offiziere wurden entlassen, waren aber auf freien Fuß.


    Mein Vorfahr starb 1809 in Rathenow. Dort steht er ist in Seedorf geboren. Wohl dieses im Jerichower Land, was noch zu prüfen wäre. Aber es ist bekannt, dass dieses 11. Regiment auch seinen Einzugsberich im Jerichower Land hatte. Da ich sowieso noch für einen Mitfoscher die Beitäge zum Carabinerregiment kopieren wollte, kann ich Dir bei Interesse diese senden. Leider sind wohl Quartierlisten ect. (die Carabiner wohnten damals noch in Privatquartieren) und andere Dokumente im Krieg in Potsdam vernichtet worden. Doch ab und zu soll auch mal in Archiven noch etwas auftauchen. Es sind aber nur die Offiziere genannt. Der einfache Soldat wie seine Herkunft sind meist nicht zu finden.


    Es grüßt


    Andreas (Krüger)