Kochbuch der Ur-ur-ur-oma von 1860

  • hallo, ich habe es endlich geschafft, das alte handgeschriebene Kochbuch meiner Vorfahrin zu ergattern. Nur leihweise, aber immerhin in den eigenen Händen. Ich werde es transkribieren und auf meiner Webseite veröffentlichen, sobald das erledigt ist. Die Entwicklung einzelner Rezepte ist einfach zu interessant. Ich gebe den Link dann noch hier bekannt.
    Als Hobbykoch ist das ein großes Fundstück, aber als Ahnenforscher noch viel mehr. Denn von der Ahnin hatte ich bislang noch keine einzige Schriftprobe, aber nun ein ganzes Kochbuch.


    Die Autorin: Minna Lütkens (1812 - 1865) [Blockierte Grafik: http://www.mittelaltersticker.de/Ahnen/thumbnails/57.jpg]
    PS: Die Überschrift musste ich verbessern: Ich hatte ein Ur zuviel für die Oma, sie sitzt in Generation V.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

    2 Mal editiert, zuletzt von F.W.Seipe ()

  • Hallo F.W.Seipe.


    Da ist Dir ja was ganz tolles gelungen.Ich würde so ein gutes Stück nicht nur transkribieren sondern auch kopieren wenn es geht,denn dann habe ich sozusagen immer ein Original wenn auch nur kopiert.Da ich selbst Hobbykoch bin,bin ich schon sehr neugierig auf die Rezepte wenn sie erscheinen.Viel Glück beim Transkribieren.


    Liebe Grüße


    Franz Josef

  • Ich finde eher die Namen der Rezepte lustig. Meine Mutter hat ein 120 Jahre altes Kochbuch von ihrer Stiefgroßmutter geerbt. (Und eines Tages bekomme ich es, weil ich Kochbücher sammel.) Da werden doch mal eben aus den guten alten Pommes Fritz gebackene Erdäpfel. =)

  • Es ist nach der ersten Durchsicht wohl nichts spektakuläres zu erwarten. Es ist nur unbeschreiblich aufregend, wenn so eine Urahnin durch das Kochbuch zu einem spricht, und in zittriger Altersschrift mit Eisenpfannen und alten Maßeinheiten wie Loth und Stoof jongliert. (Ein Stoof ist einfach nur ein Topf von unbestimmter Größe)
    Die Sprache ist ein fast reines Deutsch ohne die typisch Baltendeutschen Wörter, die heute unverständlich wären. Ihr Mann hatte ja das Gedicht "die Oberpahlsche Freundschaft" verfasst, einem mundartlichen Schwank der in Estland noch heute bekannt ist.
    Hier mal eine Kostprobe aus dem Text:
    "Schöne Hefenwaffeln
    Klopfe 2 Eier daß es Blasen giebt, dann gieße
    von einem Stoof (gewärmte) Milch den größten Theil dazu; in das
    ubriggebliebene rühre einen guten Löffel Hefen, gieße
    es dann auch auf die Eier, etwas Salz, Murmal?, Rosen-
    wasser, dann rühre so viel Mehl ein dass es wie ein
    Pfannkuchenteig wird, koche 1 lb Butter aufschäume
    sie gut und gieße zuletzt die klare Butter zuletzt zu
    dem teig klopfe ihn gut durch, bedecke die Schüssel und
    lasse den Teig an einem warmen Ort gut aufgehen.
    Das Eisen schmiere man mit Spad aus."

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Hallo Fabian,


    sensationelle Rezepte sind wohl wirklich nicht zu erwarten, aber diese Art von "direktem Kontakt" zur Ur..oma, der ist nicht zu bewerten. Ich denke, da hat sich was ganz seltenes erhalten, so wie auch das Kochbuch das kellermaeuse erwähnt.


    Könnte das "Murmat?" in dem Rezept Muskat sein? War damals noch was besonderes, gab's nur in den Küchen der etwas bessergestellten Familien.
    Waffeln mit viel Butter werden ja richtig lecker (und so völlig kalorienfrei :D ) Aber: zu nur 2 Eiern und dem bisschen Milch, Mehl etc. noch 1 Pfund Butter geben ?( - da kann ich nicht so ganz glauben das das was wird ...
    Probier's doch mal und erzähl uns wie es geschmeckt hat (oder noch besser bring sie zum nächsten Treffen mit!)

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo F.W. Seipe,


    ich werde immer neidischer auf deine Funde. Eine Riesengalerie mit Ahnenfotos und nun auch noch ein handgeschriebenes Kochbuch. Ich würde es - wie schon einige Vorschreiber gesagt haben - auf jeden Fall nicht nur transkribieren sondern auch kopieren oder abfotografieren. Und möglicherweise noch den Eigentümer anflehen, mich in seinem Testament nicht zu vergessen :D


    Meine Familie hat anscheinend nicht viel aufgehoben - oder vielleicht auch einfach nicht viel besessen :S . Naja, vielleicht habe ich bisher auch einfach nicht an den richtigen Stellen gesucht - immer optimistisch bleiben :]


    Viele Grüße,
    Anke

  • Ich habe noch etwas im Netz gestöbert, und herausgefunden, daß ein Stoof doch eine Maßeinheit ist, nämlich 400gr. Es muss aber nicht so exakt gemeint sein, denn ich kenne das Wort auch aus dem Sprachgebrauch meiner Urgroßmutter für eine beliebige Schüssel.


    Das Pfund soll nach einigen Quellen 560gr gewogen haben. Ein Lot ist in Deutschland überall unterschiedlich schwer, meist zwischen 10 und 20 gr. Ein Quartier sind 1,145 Liter.
    Es gibt in dem Buch durchaus Fehler, deswegen ist das oben erwähnte Pfund Butter auf zwei Eier vielleicht auch ein Flüchtigkeitsfehler.

    Dann habe ich als Zutat Manna gefunden, weiß jemand, was das ist? In einem Rezept verwendet sie wahlweise Mandeln oder Manna, also nehme ich an, daß es etwas ähnliches wie Mandeln ist. Bei Wikipedia gibt es neben dem biblischen Manna nur noch eine so bezeichnete Frucht der Kassie, also eine ostasiatische Angelegenheit, die sicherlich auch nicht in Frage kommt.


    Übrigens hatte mein Herz einen Sprung gemacht, als ich zuerst von dem Manna las: "Löffelkuchen und Klümpen von Mama" las ich dort irrtümlich, statt Manna. Und glaubte sofort, nun rezeptmäßig noch eine Generation weiter in die Vergangenheit zu kommen. War natürlich ein Irrtum. Die einzige Person, die in den Rezepten auftaucht, ist eine gewisse Leni. Welche Bekannte von ihr das ist, konnte ich noch nicht herausfinden. Es könnte ja jeder sein, eine Verwandte ebenso wie eine Nachbarin.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Hallo Fabian,
    unter Manna habe ich auf Wikipedia gefunden dass es sich um indischen Goldregen handeln könnte. Verwendet wurde da normalerweise das Mus als Abführmittel =). Frage mich allerdings was das in deinen Löffelkuchen zusuchen hat.
    Aber lies es selbst mal durch.Röhren-Kassie

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Tja, wenn die Röhrenkassie schon ราชพฤกษ heisst, dann kann ich sie mir nicht auf dem platten estnischen Land des 19. Jahrhunderts vorstellen. Obwohl, Zimt hatte man ja auch verwendet, also ist es vielleicht doch denkbar? Man isst aber von der Röhrenkassie nur das Fruchtfleisch, und als Mandelersatz hätte ich mir doch etwas nussigeres vorgestellt.
    Ein einziges Rezept habe ich gefunden, wo eine Backware als Solche mit dem Namen Manna in Verbindung gebracht wird, ohne daß eine entsprechende Zutat hinzukommt. Aber ist ist ein Rezept aus Kirchenkreisen, also wieder nur eine Anspielung auf das biblische Manna. (Als ob die alten Israeliten in der Wüste Kekse gegessen hätten).

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • Hallo,


    Manna ist eine Baumfrucht, hat längliche, dunkelbraunen Schoten ca. 25 cm lang und 5 cm breit, mit fast schwarzen Kernen.


    Aus den Kernen wurden "Gebetskränze bzw. Rosenkränze" hergestellt. Manna hat mir nicht geschmeckt, weil sehr trocken und zäh.
    Manchmal bekommt man die Schoten im Herbst in türkischen Läden zu kaufen.
    Bei uns ist es auch als Johannisbrot bekannt.
    Johannisbrotmehl bekommt man zu kaufen.
    Grüße
    Helga

  • Hallo zusammen.


    Mana heißt bei uns Boxhorn.Es gab früher als ich noch ein Kind war kein Nikolaussäckchen ohne dieses Boxhorn.Soviel ich weiß,wurden die Kerne früher in den arabischen Staaten als Gewicht benutzt,da jeder Kern exakt das gleiche Gewicht hat.


    Gruß


    Franz Josef

  • Also ich kenne das wort "Manna" nur als gleichbedeutend mit Brot, wobei die in den südlicheren gefilden da eher Fladen sagen(heute).
    Die Brotfrucht kenn ich auch und esse die ganz gerne! (sie schmeckt süß)


    Ich hätte noch einen Witz, aber der passt nicht hierher!
    Ich gebe Euch mal was...einen Eindruck von der Kochkunst des 16ten Jahrhunderts...:


    Wenn due willst einen Hecht einmachenn so nimm zwei Petersilienwurzeln und 6 Zwiebeln und schütte selbe in einen Hafen mit zwei Maß Wasser darin. Siede sie durch zwei Stunden; nimm sodann die Wurzeln mit Zwiebeln heraus, gebe eine Schnitte gabähtes Brot dazu, treibe dieses gut durcheinander und gebe diese Brühe etwas Essig, Safran, Zucker und Pfeffer bei. Danach setze den Hecht ins Wasser und wenn
    er schier gesotten ist, so gieße das Wasser vom Fisch weg und gieße die Brühe über den selben, lasse ihn so eine Stunde lang dünsten,
    so soll er gut und recht sein.


    Das ist ein Rezept von Phillippine Welser, der Gattin von Erzherzog Ferdinand.


    Gefunden habe ich das Rezept in einem Buch von "Sigrid-Maria Größing" und Titel des Buches ist: AMOR im Hause Habsburg...Eine
    Chronique scandaleuse.


    Es gibt auch noch eines für "Schwarze Torte".


    Ich habe auch noch das bürgerliche Kochbuch von 1934 und viele Varianten meiner Uroma wie sie Stolle mit verschiedenen Zutaten gebacken hat und meist mit Kommentar von meinem Uropa ob es geschmeckt hat oder nicht.(die Zutaten sind je nachdem was es zu kaufen gab)


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Hallo Doreen,
    hast du die Rezepte schonmal nachgekocht ?
    würde mich interessieren ob das heute noch schmeckt! :huh:
    Vorallem der Hecht.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • nöööö, hab ich nicht, mein Mann kocht.


    LG Doreen


    Ps.: ich koche nur im Notfall

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Da braucht man ja erst noch eine Übersetzungshilfe. Aber ist bestimmt spannend sowas nach zu kochen.


    Man reiche mir Kochbuch und Pfanne. *pfeif*


    LG Sandra



    Aber ihr bringt mich echt auf die Idee mal das alte Kochbuch meiner Mutter zu holen und es auszuprobieren.

  • Nun ich denke auch so schlecht war das nicht den unsere Vorfahren haben ja die meisten Gerichte wohl überlebt =)

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720