inquilinus und incolus

  • Liebe Forscher und -innen,


    zwischen inquilinus und incolus habe ich bislang keinen großen Unterschied gemacht und mit Inwohner übersetzt. Inquilinus mehr auf dem Land, incolus mehr in der Stad. Fehler von mir?


    Nun bin ich nämlich an der Taufmatrikel von Blauenschlag in Südböhmen um 1750. Zur Pfarrei gehören nur kleine Bauerndörfer mit ein paar Dutzend Häusern.


    Als Berufsangaben finde ich nun neben den bisherigen Bezeichnungen colonus, inquilinus und gazarius immer wieder mal einen incolus.


    Kann mir jemand einen signifikanten Unterschied zwischen inquilinus und incolus auf einem Dorf nennen?


    Gruß aus Bochum
    Herbert

  • Hallo Herbert,
    mir scheint das auch schwer auseinander zu halten. Sind deine Einträge von deim selben Pfarrer gemacht worden?
    Die beiden Worte an sich kommen ja aus der selben sprachlichen Wurzel, daher ist die Bedeutung ähnlich.
    Jedenfalls habe ich mal 3 Wörterbücher gewälzt, 2 genealogisch orientierte und 1 "normales" und wirklich ausführlich zu diesen beiden Worten ist nur das Genealogisch Etymologische von Johann Heinrich Barth. Ich zitiere mal:
    incola: Ein Einwohner, Insasse, Einsasse, Incolae (Plural). Aus incolere (lat.) bewohnen, seßhaft sein.
    inquilinus Ein Bewohner, Insasse, Mieter, Hausgenosse, Anwohner, Einwohner, Schutzverwandter, Gadener, Inste, Instmann. aus incola (lat.) Einwohner, Bewohner, Insasse, Mietsmann, Mitbewohner ohne Eigentumsrecht. Auch ein fremdbürtiger oder eingewanderter Bürger oder nicht eingebürgerter Insasse. Eine Bezeichnung, die auf den Gütler, Hausmann, Instmann, Seldner, Untersasse oder einen armen Hufner usw. angewandt wurde.


    Der Stohwasser (das "normale") sagt:
    Inquilinus 1. Insasse, Mietsmann, civis urbis zugewandert. 2. Hausgenosse
    incola 1. Einwohner, Bewohner (z.B. von Inseln, des Meeres, von Bergen); mundi Weltbürger; ... 2. Insasse (metoikos): cives atque incolae. Das deutet auf einen Gegensatz von Bürger und Einwohner hin (meine Anmerkung)


    ansonsten bin ich auch etwas ratlos und nicht vollständig zufrieden.
    lg
    Gisela


    Ich ho

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Liebe Gisela,


    da haben wir beide in ähnlichen Büchern gesucht. Im klassischen Latein, aber das war zur Zeit meiner Matrikel schon ein paar Jahrhunderte vorbei, wurden noch Unterschiede gemacht.


    Aber um 1750 auf einer Dorfpfarrei bleibt uns wohl nur die Annahme, dass der Pfarrer (es ist eigentlich immer der selbe) mal unterschiedliche Ausdrücke verwenden wollte, Abwechslung der sonst doch meist sehr schematischen Formulierungen. Oder er machte für sich einen Unterschied, den wir nicht nachvollziehen können.


    Danke für Deine Hilfe.


    Gruß aus Bochum
    Herbert