Wandel der Todesanzeigen

  • Hallo,
    Am Wochenende habe ich einige Todesanzeigen bekommen, die zum Teil aus der Zeit vor und während des 2. Weltkriegs stammen. Was mir auffällt, ist die Veränderung zu den heutigen Anzeigen. Mit dem Text " Frau Josef Salzmann....Katharina geb. Day" hätte man heute sofort Alice Schwarzer am Hals.Die Emanzipation hat sogar die Todesanzeigen verändert. Auch fiel mir auf, dass die Anzeigen früher sich fast ausschließlich um die Verstorbenen gedreht haben. Manche hatte sogar einen kurzen Lebenslauf, oder bei einem gefallenen Soldaten, einen Hinweis auf seinen letzten Heimatbesuch zum Inhalt. Bei vielen der den heutigen Todesanzeigen habe ich immer das Gefühl, dass die Kondolenzliste ( seid ihr auch alle da gewesen! ) oder die Adresse für die Blumen und Spenden der Mittelpunkt ist. Vielleicht übertreibe ich auch mal wieder!!! Was meint Ihr dazu???
    Gruß, Peter

    Ich suche alles über die Familiennamen Day / Dey

  • Hallo Peter,


    da kann ich Dir nur voll und ganz zustimmen. Für viele Anzeigenden scheint es eine Pflichterfüllung zu sein
    und sonst nichts. Wenn man schon liest " Es war die Mutter, was soll`s der Worte mehr ", fehlen einem
    selbst die Worte.


    Viele Grüße
    Anne

  • Moin,


    ergänzen möchte ich noch: Früher wollte man nur den Tod bekanntgeben, heute möchte man oft auch eine Art der persönlichen, emotionalen Trauer darbieten. (Subjektiv)


    Gruß


    Benny

  • Die Formulierungen haben sich sehr verändert. Ich beschäftige mich ja im Rahmen des Projekts Familienanzeigen sowohl mit sehr alten wie auch ganz neuen Anzeigen.
    Früher waren oft die Todesumstände in etwa angegeben: "Plötzlich und unerwartet"..."nach langer schwerer Krankheit" und es war zumindest in katholischen Gegenden sehr wichtig, zu betonen "versehen mit den Sakramenten der hl. Kirche" und so etwas.
    Dann ist mir aufgefallen, dass bei den sehr alten Anzeigen als Hinterbliebene eher einfach die Familie genannt ist. In meiner Kindheit war es üblich, eine ganze Liste mit Namen einzusetzen. Das gibt es heute auch noch, aber sehr häufig werden von den Angehörigen heute nur noch die Vornamen genannt (aus genealogischer Sicht natürlich unergiebiger als die kompletten Namen der Familienmitglieder). Die Begleittexte sind heute etwas schlichter "traurig nehmen wir Abschied von..."
    Manchmal gibt es jetzt auch Fotos der Verstorbenen, das war früher natürlich ganz unmöglich. Ich würde die ganze Sache nicht werten wollen. Es gibt wohl eher einen sich wandelnden Geschmack bezüglich der Anzeigen, wobei ich den Eindruck habe, dass sie sich in der Großstadt noch mal deutlich von unserer eher ländlich geprägten Gegend unterscheiden. Hier bei uns gibt es überwiegend auch noch einen religiösen Bezug, der in den Großstädten fehlt (ich habe dieses Jahr mal eine Leipziger Zeitung in Bezug auf die Todesanzeigen angeschaut.)

  • Es gibt auch regionale Unterschiede: Hier im Norden kommt es nicht vor, dass ein Foto des Verstorbenen in der Anzeige erscheint. Es wird auch nur selten eine Berufsbezeichnung angegeben. In Süddeutschland ist mir aufgefallen, dass dort bisweilen ein Foto veröffentlicht wird, und auch Berufsangaben habe ich dort oft gelesen.

  • In Amerika vor fast 9 Jahren stand ja alles in der Todesanzeige meiner Cousine.


    Da stehen Angaben zu:
    ein Foto
    voller Name und Geburtstag mit Ort
    reales Alter mit Angabe der Stadt in der sie lebte und wieviele Jahre sie dort schon wohnte
    genaues Sterbedatum
    Todesursache
    High School
    Beruf
    Hobbys
    das Wesen
    Hinterlassene
    Eltern mit vollem Namen und Spitznamen der Mutter
    Name und Geburtsort des(in dem Falle) Adoptivvaters
    Geschwister meiner Cousine mit vollen Namen und wo sie derzeit wohnen
    Großeltern mit vollem Namen und Wohnort
    Gedenkgottesdienst mit Adresse
    und zu guter letzt das Bestattungsunternehmen


    Das ist eine Menge Info und das in einer Tageszeitung vom Januar 2000.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Hallo zusammen!


    Nachdem mein Bruder letztes Jahr gestorben ist, haben wir uns vom Bestattungsunternehmer sagen lassen, dass Todesanzeigen mit Fotos meist von den Familien genommen werden, wo der Verstorbene keiner Kirche angehört hat. Da bei der Todesanzeige somit das klassische religiöse Symbol "Kreuz" entfällt, dient als Ersatz teilweise ein Foto.


    Gruß,


    Bianca

  • Also hier findet man diese antiquierten Anzeigen à la "Frau Josef Salzmann....Katharina geb. Day" noch ab und zu. Und die Anzeigen mit Bild sind auch nicht so selten, und dann meist von katholischen Familien.



    Gruss Synke

    Raum Stralsund/Rügen: Piehl, Rieck, Schröder, Wittstock
    Altmark/Raum Magdeburg: Kuhlmann, Neumann, Röding, Steffen, Weber, Weitland, Zander
    Harz und Umland: Birkefeld, Bosse, Darnedde, Ebeling, Henkel, Kummig/Kumht, Lange, Otto, Piepenbrink, Rosenthal, Sendt, Steffen, Thiele
    Südthüringen: Becher, Erdmann, Fischer, Gering, Günther, Kolb, Kummer, Weiss
    Sachsen: Butter, Drechsler, Juhrs, Klopfer, Lorenz, Michael, Morgenstern, Richter, Salzbrenner, Schiertz, Schlechte, Tausch

  • Fotos sind hier nicht gerade häufig, aber wenn, auch von katholischen Familien. Sie tauchen aber seltener in der ersten Anzeige auf - da steht das Kreuz immer noch an erster Stelle - sondern eher bei den Danksagungen 6 Wochen nach der Beerdigung oder auch bei der Einladung zum Jahresseelenamt.

  • Hallo


    Hier möchte ich auch meinen Senf dazu geben.Komiker Dieter Nuhr sagte: Es wird nie so gelogen wie in einer Todesanzeige,


    sonst kämen Wörter wie:endlich,nach langen warten,Gott sei Dank und überglücklich,....


    Der Mann hat Recht !!!!


    Gruß Ingo

    Es sind die Wurzeln, das Blut das in den Adern fließt, welche bestimmen was man ist, was man sein wird und wo man hingehört.

  • Ingo, daran habe ich beim lesen dieses Postings auch gedacht und wollte es am Ende schreiben.


    Aber, dass Anzeigen regional völlig anders sind, stimmt. Hier im Osten ließt man heute nur noch sehr selten die Adresse des "trauernden Haushaltes". Im Westen (letztes Jahr war ich in NRW auf Grund eines Todesfalles) wird dies noch mit hingeschrieben. (Beispiel: (Am Ende der Anzeige) Musterdorf, Musterstraße 27 am 19.05.2009.)
    Grüße, Daniel

  • Ich kann es nur aus meiner Sicht beurteilen: Meine Mutter ist vor kurzem verstorben. Wir haben z. B. bewusst auf das ganze Herzschmerz- Zeugs verzichtet. Ein kurzer Spruch, der wie für sie gemacht schien, reichte unserer Meinung nach aus. Wir wissen, was wir von unserer Mutter hatten und müssen es nicht anderen Leuten beweisen.


    Auch wurde z. B. als Trauernde nur unser Vater mit Namen und dann nur dahinter der Satz "mit Kindern und Familien" erwähnt, da wir es als Patchworkfamilie vermeiden wollten, unnötig ca. 10 verschiedene Nachnamen zu erwähnen. Dabei musste ich schon schmunzeln, weil ich mich selbst bezüglich der Ahnenforschung oft über die kurzen Erwähnungen der Familien ärgere ;-)


    Bei unserer Tageszeitung gibt es aber auch viele - nennen wir es mal so- "Vorgaben". Da wurde gesagt: das macht man so und so. Das ist unüblich, bla bla. Ich denke, dies ist von Region zu Region unterschiedlich.


    MfG


    mini