"Witt" wurde zu "Wittkowski" ?

  • In "Der Kreis Stuhm, ein westpreußisches Heimatbuch" (herausgegeben vom Kreisausschuß des Heimatkreises Stuhm, 1975) habe ich in der 2.Auflage von 1992 auf Seite 55 folgenden Hinweis gefunden: "Aus dem Kreise Stuhm kann noch aus unserer Zeit ein Witt angeführt wurden, der gewöhnlich Wittkowski genannt wurde." Weiß jemand, was es mit der Polonisierung deutscher Namen auf sich hat? Blieb es bei "genannt", oder fand die polnische Endung auch Eingang in die Dokumente?
    Ein schönes Wochenende wünscht Agnagha

  • Hallo Agnagha,


    den Hintergrund kann ich Dir nicht nennen. Bei meinen Vorfahren (Kreis Konitz/WPr, Südrand der Kaschubei) kommt diese Polonisierung der Namen aber ebenfalls vor. Aus "Derda" wird "Derdowski", aus "von Briesen" "Brzinski", aus "Knopek" "Knopinski", usw. Ich habe das noch nicht näher untersucht, aber interessant wäre es vielleicht, den zeitlichen Rahmen abzustecken, um dann zu sehen, was in diesem Zeitraum politisch passierte.

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

    Homepage: https://egonossowski.wixsite.com/meinewebsite

  • ... aber interessant wäre es vielleicht, den zeitlichen Rahmen abzustecken, um dann zu sehen, was in diesem Zeitraum politisch passierte.

    Guten Morgen!
    Den zeitlichen Rahmen kann ich dem Buch leider nicht entnehmen, die Formulierungen sind ziemlich vage. Der Abschnitt bezieht sich auf die Volksabstimmung vom 11.06.1920, doch im Text steht: ..."Wie es in gemischtsprachigen Gemeinden üblich ist, kam es schon früh zum Austausch gewisser Ausdrücke und Spracheigenheiten...(S.55).
    Was ist früh? Die Geschichte des Kreises Stuhm wurde ja immer wieder von unterschiedlichen Einflüssen geprägt: Prußisch, Deutsch, Polnisch. Für mich waren Namensverschiebungen vom Deutschen ins Polnische völlig neu. Doch da ist wohl nicht so selten, wenn es auch bei deinen Vorfahren so war.
    Schönen Sonntag! Agnagha

  • Hallo, Agnagha !


    Mir fiel beim erstmaligen Besuch dieses Forums der Name Witt und Wittkowsky auf und das interessierte mich, weil ich einige Vorfahren dieses Namens habe. Die Namensänderung ist damit zu erklären, dass im Siebenjährigen Krieg (1757 bis 1762) Preussen von den Russen besetzt war und während der Besatzungszeit deutsche Namen mit russischen Anfügungen versahen. Dieses ermittelte bereits ein Großonkel, der Pastor in Allenburg /Ostpr. war und sich in den 1930er Jahren mit den ostpreußischen Kirchenbüchern beschäftigte. Er schrieb :
    Auszug aus einem Brief des Walter Wittkowsky (geb. 1887), Pastor in Allenburg /Ostpr., an seine Schwester Martha Hencke vom 27.06.1971:
    „Vielleicht interessiert es die Nachkommen, daß wir von dem Stammvater "WITT" abstammen. Den "-kowsky" mit y haben uns die Russen im Siebenjährigen Kriege angehängt, als sie Ostpreußen 1757 besetzt hatten. Damals wurde am 16.Juni 1760 dem Bäckermeister Joh. Jacob Witt ein Sohn geboren. Der Sohn von Joh. Jacob Witt heißt dann Friedrich Ludwig Wittkowsky. Er wurde in Allenburg geboren und lebte seit1783 als Bäckermeister in Deutsch Eylau.


    Wann die Witt's in Ostpreußen eingewandert sind, habe ich leider nicht erforschen können. Jedenfalls muß es noch unter der Herrschaft des Deutschen Ritterordens gewesen sein. Meiner Ansicht nach stammen sie aus Nordwestdeutschland (Westfalen, Ostfriesland, vielleicht sogar Holland), jedenfalls nicht aus Rußland oder Polen. Denn geheiratet haben die Vorfahren stets Frauen mit deutschen Namen: Emmerich, Nehrenheimb, Siebert. Zu jener Zeit war es üblich, daß die Heiraten stets in der Sippe stattfanden."



    Gruß, Avis1945

  • ...Auszug aus einem Brief des Walter Wittkowsky (geb. 1887), Pastor in Allenburg /Ostpr., an seine Schwester Martha Hencke vom 27.06.1971:

    Guten Abend, Avis,
    vielen Dank für die Ausführungen. Das war für mich sehr interessant, ich habe es mir für meine Chronik kopiert. Gerade bei meiner Urgroßmutter Antonie Wittkowsky habe ich schon seit langem einen toten Punkt, es gibt überhaupt keine Unterlagen mehr, alle Archive antworten abschlägig. Deshalb ist diese Hintergrundinformation so wichtig für mich.
    Viele Grüße von Agnagha :danke: