Was ist ein nepotem quondam?

  • Hallo,


    habe hier ein Problem. In einer lateinischen Urkunde aus dem Jahre 1616 wird jemand als "nepotem quondam" bezeichnet. Ehrlich gesagt, ich verstehe das nicht: Bei den verschiedensten (Fach-) Leuten ergeben sich die unterschiedlichsten Uebersetzungen. Einmal soll es "Enkel" heissen, dann "Neffe" und dann wieder nur "verwandt". Und somit hat man ein genealogisches Problem. :D


    Vielleicht weiss ja hier jemand weiter.


    Viele Gruesse
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    in undeklinierter maskuliner Form bedeuten:
    nepos = Enkel
    filius fratris (auch: sororis) = Neffe.


    verwandt = proquinquus
    blutsverwandt = consanguineus (auch: cognatus)
    verschwägert = affinis.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Franz Losef, Regina und Detlef,


    erst mal vielen Dank fuer Eure Hilfe. Der Abschnitt um den es geht, lautet folgendermassen:


    ....Patrem enim habuit Johannem Hepburnum, virum vere nobilem et bonarum omnium artium studiosum, nepotem quondam Patricii Hepburni....


    Das Problem ist, je nach Uebersetzung ergibt sich ein anderes genealogisches Bild. :D


    John Hepburn ist der Vater. [eindeutig]
    Wer ist aber Patrick Hepburn??? Der Grossvater, der Onkel oder ein Verwandter? :zuck:


    Viele Gruesse
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    XY "...hatte zum Vater den Johannes Hepburn, ..., den Enkel des verstorbenen Patricius Hepburn...".


    Also war
    Johannes der Enkel des Patricius,
    Johannes der Vater des XY,
    Patricius der Urgroßvater des XY.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Detlef,


    erst einmal vielen Dank fuer Deine Hilfe. Eine Frage:


    Koennte auch XY der Enkel des Patricius sein?


    Viele Gruesse
    Daniel

  • Hallo Daniel,
    habe noch mal beim "Georges" nachgesehen, u. da stehen tatsächlich außer der eigentlichen Bedeutung Enkel auch noch Neffe u. schließlich allgemein Nachkomme. Das gilt für den klassischen Bereich, aber welche Bedeutung dann später verstanden wurde, kann man wohl aus diesem Textstück nicht ableiten , u. damit ist Dein Problem nur durch weitere Texte aus der betr. Zeit u. Gegend zu lösen.

  • Moin,


    je mehr Wörterbücher wir befragen, desto mehr Antworten werden wir bekommen. Es ist nicht möglich das an diesem einen Wort beantworten zu können. Sicher ist nur, dass er verstorben ist und verwandt ist.


    Und dieses Wort ist nicht das einzige, was man nicht konkret übersetzen kann.


    Daher pflichte ich J. Steffen auch bei, dass Du hier weitergucken musst, inwiefern es sich durch andere Dokumente bestätigen lässt.


    Gruß


    Benny

  • Hallo J. Steffen und Benny,


    in diesem Fall kann ich dann wohl nur den Faust zitieren: "...Da steh' ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor;...". Ein Jesuit hatte mir die Urkunde uebersetzt und dieses Wort mit "Neffen", allerdings mit der Option, es koenne auch nur "verwandt" heissen, uebersetzt. Da es sich um Schotten handelt, habe ich daraufhin am 23.06.2008 nach Edinburgh geschrieben sowie das Oberhaupt der Familie Hepburn in Schottland konsultiert. Von Edinburgh selbst habe ich bis dato noch keine Antwort. Das Oberhaupt der Familie Hepburn, sowie dessen Schwester kamen zu dem Schluss, dass man sicherlich verwandt sei, im Jahre 1616 [Erstellungsjahr der Urkunde, ein Diplom von Koenig Jacob I. (VI.)] seien naemlich alle Namenstraeger Hepburn in Schottland miteinander verwandt gewesen und mir eine Forscherin in Schottland empfohlen, welche der Angelegenheit auf den Grund gehen koenne. Dies hatte ich auch schon laengst getan wenn bei mir nicht krankheitsbedingt etwas dazwischen gekommen waere und nicht eine Uebersetzung des pommerschen Historikers Prof. Dr. Martin Wehrmann aufgetaucht waere, welcher das Wort als "Enkel" uebersetzt hatte. Der hier ortsansaessige Geschichts- und Lateinlehrer uebersetzte unabhaengig davon nun ebenfalls "Enkel" [petit-fils]. Somit kann ich nun ruhigen Gewissens die Forscherin bemuehen, denn, nachdem ich Eure Meinungen gelesen habe weiss ich, dass egal, wie ich es drehe und wende, aus dem Text allein wirklich nichts mehr herauszuholen ist und dafuer bedanke ich mich.


    Viele Gruesse
    Daniel