Landwehr Garde ?

  • Hallo Leute,


    folgendes Bild zeigt einen meiner Vorfahren. Er lebte in Ebersbach, Sachsen.


    Es soll sehr groß gewesen sein.


    Ich habe eine Hinweis erhalten, daß es sich um eine Landwehr Garde Uniform handeln soll.


    http://www.qpic.ws/viewimage.php?file=/images/dd956483.jpg


    Was sagt Ihr dazu? Könnt Ihr mir vielleicht noch mehr Hinweise geben? Einheit usw.?


    Gruß und vielen Dank


    Michael

    Schönen Gruß


    Michael


    Suche alles über Hechingen und ehemalige Hechinger. Biete Hilfe für Hechingen an.


    Folgende Familien in meinen Vorfahren: Wolf, Suschke, Schairer, Feuerstein, Kühn, Grau, Hofer, Schlageter, Brand, Pfennig.

    4 Mal editiert, zuletzt von Miwa ()

  • Hallo!


    Er kann natürlich bei der Lanfwehr gewesen sein, nur dem Foto ist eindeutig Landsturm zu sehen. Die Litzen bezeichne n die Garde und die Ölmütze den Landsturm. Die Landwehr hatte die gleichen Uniformen wie das normale Heer

  • Vielen Dank für Eure Antworten.


    Landwehr hatte ich in einem anderen Forum mal als Antwort erhalten.


    Wo kann ich denn mehr über die Einheit, oder welche Einheit, erfahren?


    Was hatte die "Garde" für eine Bedeutung?


    Vielen Dank


    Gruß


    Michael :danke:

    Schönen Gruß


    Michael


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  • Hallo Michael!


    Die Wehrpflicht im damaligen Deutschen Reich begann mit dem vollendetem 17. und endete mit dem vollendetem 45.Lebensjahr. Die Dienstpflicht vom vollendetem 20. bis zum vollendetem 39.Lebensjahr und die Landsturmpflicht vom vollendetem 17. bis zum vollendetem 45.Lebensjahr.


    Die aktive Dienstzeit dauerte in der Regel 2 Jahre, man wurde danach beurlaubt und blieb in der Reserve. Dieses 5 Jahre und trat dann zur Landwehr über und gehörte dort 5 Jahre der Landwehr des 1.Aufgebots und danach bis zum 31.März des Jahres, indem man das 39.Lebensjahr vollendet hat, der Landwehr 2.Aufgebots an.


    In Notfällen wurde dann der Landsturm aufgestellt. Dort kamen diejenigen unter, die weder im Heer oder der Marine dienten.Es gab auch zwei Aufgebote. 1. Vom 17.-39. Lebensjahr. 2.Aufgebot vom 39.-45.Lebensjahr.


    Der Landsturm war für Grenzsicherungen, Bahnhofsüberwachung, Kriegsgefangenenbewachung und auch zur Festungsbesatzung zuständig. Die Landsturmeinheiten wurden ursprünglich aus den Infanterie-Brigaden gebildet und trugen zu Kennung eine Zahl an dem Kragen, die der, der Inf.Brig. entsprach. Ab 1915 trugen sie dann auf dem Kragen eine römische Zahl, die das Armeekorps bezeichnete und darunter eine arabische Ziffer, die das Bataillon bezifferte.


    Die Garde-Landsturm Einheiten trugen, soweit sie für eine mobile Verwendung vorgesehen waren, die Namen berühmter Schlachtfelder der preußischen Armee, und soweit sie nur immobil verwendet wurden die Bezeichnung ihres Standortes. Man kann also anhand der Uniform nicht erkennen, wo genau die Einheit herkam. Selrsam ist, daß er in Sachsen lebte. Die Sachsen hatten meiner Meinung nach keinen Garde-Landsturm. Die Garde-Einheiten waren alle in Preußen stationiert.


    Das Gardekorps stellte z.B. 15 Garde-Landsturm Bataillone und eine Garde-Landsturm Kompanie auf.


    Das sächs.XII.Armeekorps stellte 22. Landsturm Bataillone und 6 Bewachungs Kompanien auf.


    Das sächs. IXI.Armeekorps stellte 33 Landsturm Bataillone und zwei Bewachungs Kompanien auf.


    Du siehst, es ist schwierig, ohne einen Lebenslauf die richtige Einheit zu bestimmen. Vielleicht hast Du ja noch einige Infos, jede Kleinigkeit kann ja weiterhelfen,



  • Hallo Andreas,


    vielen Dank für deine Hilfe und die ausführlichen Informationen.


    Die Person auf dem Bild ist mein Ur-Ur-Großvater. Er lebt in der Nähe von Ebersbach /SA, Nähe Bautzen. Er müsste so ca. 1880 +- geboren sein. Leider habe ich noch keine genaueren Daten.


    Mein Großvater erzählte mir, dass dieser Ur-Ur-Großvater sehr groß gewesen sei. Er soll bei einer Eiheit gewesen sein, wo nur solche sehr großen Soldaten genommen wurden. Es soll etwas mit dem Kaiser Wilhelm zu tun gehabt haben.


    Was mich jedoch an der Geschichte gewundert hatte, daß er dann keine "normale" preussiche Uniform trug.


    Kannst Du etwa einschätzen, wann das Bild aufgenommen wurde?


    Kannst Du auf dem Bild erkennen, welchen Rang er besessen hatte?


    Vielen Dank für deine Hilfe.

    Schönen Gruß


    Michael


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  • Hallo Micha!


    Ich denke mal, das Bild ist zw. 1914 und 1915 aufgenommen worden. Das mit der Größe kann in etwa hinkommen, da bei den regulären Gardeeinheiten eine Mindestgröße von 1,75m vorgeschrieben war, aber im Laufe des Krieges wurde auf diese Bestimmung natürlich verzichtet. Da ich einen Dienstrang nicht erkennen kann, handelt es sich um einen normalen Landsturmmann. Ich habe noch weiter recherchiert und ein Foto gefunden, wo ein sächsischer Landsturmmann auch die Gardelitzen trägt. Die sächsischen Einheiten, die diese Uniform trugen (Gadelitzen und schwedische Aufschläge), waren die Grenadier-Regimenter 100 und 101 (beide aus Dresden). Diese unterstanden auch der Inf.Brig. 45. D.H. er müßte eigentlich eine 45 auf den Kragenlitzen tragen, oder nach 1915 eine römische XII und einer 1 oder eine 2. Dies waren die beiden Landsturmregimenter, die diese Uniform trugen. In den Kriegswirren wurde das natürlich auch mal vergessen.


    Das 1.Ldst.Inf.Btl.Dresden (XII.1) wurde am 26.8.14 mobilgemacht. Das Bataillon stellte die Bewachungstruppen des Zivil-Arbeiter-Bataillons Nr.11 (Fedleisenbahn-Chef),. die 5.Kompanie war Bewachungstruppe des Engländer-Kommandos VIII. (Armee-Abtl. A, Armee-Abtl. B, 19.Armee, Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, 4.Armee, Landsturm-Inspektion Namur(4.9.14), Kreischef Dinant (20.9.14), 60.Landst.Inf.Brig.(23.10.16), OB Ost, 10.Armee)


    Das 2.Ldst.Inf.Btl. Dresden (XII.2) wurde am 26.8.14 mobil gemacht und am ab dem 22.9.14 zum Gouvernment Brüssel. 1917 zugeteilt der 84.Inf.Div., 12. Armee, Armee-Abtl. Schaeffer, Abschnitt Slonim, Heeresgruppe Linsingen, 10.Armee, zugeteilt dem Landwehr Korps.


    Quelle: Hartwig Busche, Formationsgeschichte der deutschen Infanterie im Ersten Weltkrieg 1914-1918 )


    Wie gesagt, er muß in einem diesen beiden Bataillone gedient haben.


    Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen

  • Sicher, Du hast mir sogar sehr weiter geholfen.


    Nochmals vielen Dank für die ganz Arbeit.


    Gruß


    Michael aus dem Hohenzollernländle


    Hechingen :danke:

    Schönen Gruß


    Michael


    Suche alles über Hechingen und ehemalige Hechinger. Biete Hilfe für Hechingen an.


    Folgende Familien in meinen Vorfahren: Wolf, Suschke, Schairer, Feuerstein, Kühn, Grau, Hofer, Schlageter, Brand, Pfennig.

  • Hallo Michael!


    Mir hat die fehlende Kragenzahl doch noch bein paar Gedanken gemacht und so habe ich noch weiter recherchiert. Es ist ebenso möglich, daß er zum Landsturm-Inf.Regiment Nr. 1 gehörte! Das Regiment wurde im August 1914 als Besatzungs-Inf.Rgt.Nr.1 in Posen aufgestellt. Das erste Bataillon dieses Regiments war das 1.Ersatz-Bataillon des sächs.Gren.Inf.Rgt.100.


    Das ist nur eine Vermutung, ich weiß nicht, ob das eine Bataillon eines Regiments auch die Garde-Litzen trung und keine Zahlen an den Kragen hatte.


    Quelle. s.o.

  • ... Seltsam ist, daß er in Sachsen lebte. Die Sachsen hatten meiner Meinung nach keinen Garde-Landsturm. Die Garde-Einheiten waren alle in Preußen stationiert.


    Hallo Andreas,

    wirklich gute Beiträge zu diesem Thema. Dazu noch eine Überlegung zur Garde und den Sachsen. Das Gardekorps und die Marine verfügten über kein eigenes Korpsgebiet, aus der sie ihre Soldaten rekrutierten. So dienten in der Garde Soldaten aus ganz Preußen. Obwohl das Königreich Sachsen über eigene Truppen verfügte, gehörten diese auf Grund der geschichtlichen Ereignisse jedoch zur preußischen Armee. Sie hatten nicht den eigenen Status, wie es das Königreich Württemberg oder gar Bayern hatte.


    Reinhard

  • Hallo Reinhard!


    Danke für Deinen guten Beitrag! Ich denke aber doch, daß die Sachsen den gleichen Status wie die Württemberger hatten und keine Landsturmmänner nach Preußen brachten. Die preußische Landwehr, die ja auch den Landsturm aushoben hatte ihre Standorte nicht in Württemberg, Sachsen oder Bayern. Die 4 Garde-Inf.Brig. Preußens befanden sich ja in:


    Königsberg, Graudenz, Hannover, Schleswig, Berlin, Stettin, Magdeburg, Cottbus, Frankfurt/M, Wiesbaden, Görlitz, Lissa, Breslau, Liegnitz, Hamm, Cassel, Coblenz und Düsseldorf


    Es ist richtig, daß es heißt: Der Ersatz des Gardekorps wird aus den preussischen Provinzen und den einzelnen Bundestaaten entnommen: Die Bundestaaten sind aber die Fürstentümer, Herzogtümer usw, jedoch nicht die Königreiche! Die Truppenteile der Bundestaaten unterstehen der preussischen Verwaltung oder sind vollständig mit der preussischen Armee verschmolzen. Die Konvention mit dem Königreiche Sachsen vom 7.Februar 1867 besagt, daß eine Kommandierung kgl.sächs. Offiziere in die preuß. Armee und kgl.preuß. Offiziere in die sächs. Armee behufs gleichmäßiger Ausbildung NICHT stattfindet. Dasselbe, denke ich, galt auch für Mannschaften und den Landsturm.

  • Hallo Andreas,


    Den Status von Bayern und Württemberg kannst du nicht mit dem der Sachsen vergleichen. Das hat mit den Kriegsfolgen von 1866 gegen die Preußen zu tun. So verfügte zum Beispiel im Gegensatz zu Bayern und Württemberg das Königreich Sachsen über kein eigenes Kriegsministerium.


    Ich weiß aus den Anfragen hier im Forum, dass sehr viele Soldaten aus dem Großraum Köln oder Ostpreußen ihren Dienst beim Gardekorps in Berlin geleistet hatten. Nach meinen Unterlagen waren die 5 Garde-Infanterie-Brigaden mit der Mobilmachung vorwiegend rund um Berlin stationiert.


    Ich denke aber, wir sollten das nicht noch weiter vertiefen – es ist ja nur eine persönliche Überlegung von mir zur Sache.



    Gruß
    Reinhard


    P.S. Deine Ergänzung habe ich erst nach Speicherung dieses Beitrages gesehen, ich konnte deshalb auf deine Argumente nicht weiter eingehen. :thumbup:

  • Hallo Reinhard!


    Ja, ich habe noch mal nachgeschaut, und das dann unter Änderungen reingeschrieben. Du sagst, daß Soldaten aus Cöln oder Ostpreußen ihren Dienst bei der Garde vesehen haben. Ja, Cöln und Ostpreußen gehörten ja zu Preußen. Wär aber trotzdem gut, wenn jemand was konkretes dazu sagen könnte.