Vatersuche

  • Hallo,


    da es um die Zeit des 2. WK geht stell ich meine Frage mal hier. Vielleicht hat jemand eine Idee wie man weiterkommen könnte.


    Der Vater meines Mannes wurde in Klein Nakel Kreis Deutsch Krone in Pommern (heute Polen) 1943 geboren. Dessen Mutter (noch lebend) gibt den Namen des Vaters,also dem Grossvater meines Mannes nicht Preis. Sie waren nicht verheiratet. Sie erzählt nur dass er Wachmann bei den Gefangenen war zu dem Zeitpunkt als sie schwanger war. Und dass ihr Vater ihr dann gesagt habe dass er getötet wurde und sie nicht zu warten brauche. Frage ist ob das alles so stimmt.Die Story lässt eine Menge Raum für Spekulationen von Techtelmechtel mit Gutsherren Sohn bis Kriegsvergewaltigung


    Mich würde interessieren was ihr mit so einer Geschichte machen würdet


    Gruss
    Marieta

  • Hallo Marieta!
    Die verschwiegene Großmutter noch weiter zu "bearbeiten", hat wohl nicht viel Sinn, es sei denn, du wärst mit ihr sehr vertraut und könntest spüren, ob die Fragen nach der Vergangenheit ihr weh tun. Manchmal ist, so schwer es für uns neugierige Ahnenforschern auch sein mag, Taktgefühl angesagt.
    Wenn auf diesem Weg nichts zu erreichen ist, bliebe noch die Möglichkeit, in den Kirchenbüchern (falls sie denn irgendwo archiviert sind) nach einem Hinweis zu suchen. Aber auch das wäre moralisch fragwürdig, weil es gegen den Willen der ledigen Mutter geschehen müsste. Ich glaube, ich würde zähneknirschend die Finger davon lassen, weil unser Hobby nicht auf Kosten der Gefühle von Menschen gehen darf.
    Viele Grüße von Agngha

  • Als Ahnenforscher tut es weh, wenn einmal solche GRENZEN stehen.
    Bei uns in der grossen Familie ist es auch so.
    Die ganze Verwandtschaft scheint Bescheid zu wissen.
    Die noch lebende ledige Mutter sagt nur dazu:
    "Es war eine Jugendliebe."
    Weitere Fragen will sie nicht beantworten.
    Wir "Unwissende" haben uns so geeinigt, das Ableben abzuwarten,
    um dann die Verwandtschafft neu zu fragen.


    Gerade weil es die Jugendliebe war, kann es eine schöne Geschichte werden.


    Allen ein schönes neues Jahr

  • Hallo Marieta


    Ich sehe das gleich wie Agnagha und Alter Knochen.


    Aber wenn du den Namen nicht herausfindest, kannst du auch die Geschichte nicht überprüfen.
    Übrigens wie kommst du auf die Idee, dass es ein Techtelmechtel mit einem Gutsherrensohn
    gewesen sein könnte? Wachmänner von Gefangenen müssen nicht aus der Gegend gewesen sein.


    "Wachmann von Gefangenen" lässt viele Interpretationen zu: Welche Art von Gefangenen,
    waren sie in einem Lager, welche Art von Lager gab es dort, oder hat er sie auf den
    Transporten bewacht oder bei der Arbeit auf einem Bauernhof?


    Auch die Aussage "dass er getötet wurde" lässt viele Interpretationen zu, vor allem weil man
    ja nicht weiss, ob er dort geblieben ist oder noch an einen anderen Ort versetzt worden
    ist oder sogar an die Front geschickt worden ist.


    Gruss
    Svenja

  • Über amtliche Urkunden kommt man wohl nicht weiter. So sind Geburtsregister des Standesamtes Klein Nakel nur bis 1934 beim Standesamt Deutsch Krone vorhanden. Man kann evtl. beim Staatsarchiv Schneidemühl nachfragen, ob noch vom Amtsgericht - Vormundschaftgericht - Deutsch Krone von 1943-1945 Akten vorhanden sind.
    Mit freundlichen Grüßen
    Friedhard Pfeiffer

  • :danke:


    für die schnellen Antworten !


    Es ist wirklich schade dort nicht weiter zu kommen. Selbst der mittlerweile verstorbene Sohn,also der Vater meines Mannes, wusste bis zu seinem Tod nicht wer sein Vater war. Die Mutter selbst erzählt eigentlich gerne über die Dinge " drumherum" nur sagt sie eben den Namen nicht. Und bedrängen möchten wir sie nicht,da sie ja auch schon über die achtzig ist.


    Das mit dem Gutsherrensohn ist entstanden als die Kindeskinder in gemütlicher Runde ihren Spekulationen freien Lauf gelassen haben :] ,da die Oma auf einem Gut gearbeitet hat. Sicher scheint zu sein, dass "Er" aus Klein Nakel kam.


    Mir war wichtig zu hören wie Ihr damit umgehen würdet und der Hinweis mit den Kirchenbüchern ist nicht schlecht.


    Dankeschön auch an Herrn Pfeiffer. Werde mir die Adresse von Schneidemühl mal raussuchen und nachfragen


    Gruss
    Marieta

  • Bitte doch die alte Dame ,den Namen und evtl.die Herkunft aufzuschreiben und bei einem Notar o.ä.zu hinterlegen.


    Wenn Sie dann einmal nicht mehr ist, nimmt sie ihr Geheimniss nicht mit ins Grab , aber hat zu Lebzeiten ihr Gesicht gewahrt.


    Meine Oma war genauso bockig, hat aber dann irgendwann wenigstens den Namen gesagt.Hast Du keinen, der ihr ganz doll am Herzen liegt..der Sie sehr taktvoll und einfühlsam etwas ausfragt....


    Schwierig sowas,leider.


    MfG


    grabo63 :)

  • Es ist interessant, wie leichtfertig einige Mitglieder glauben, die alte Dame müsste......... Sie wird nichts und wird ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen. Es sei denn, der berühmte Komissar Zufall taucht auf, wie bei mir. Meine Schwiegermutter kannte ich nicht anders als eine ängsliche Frau, besonders das Verhältnis zu Männern war massiv gestört. Mich hat diese Einstellung nicht nur gestört, sondern war immer ein Grund misstrauisch zu sein. Durch Zufall habe ich dann das Buch "Pommern 1945" in die Finger bekommen und siehe da, der Grund ihrer Ängstlichkeit war gefunden. In diesem Buch ist ein Abdruck einer angeblichen NS Propagandaseite zu sehen mit der Überschrift "Rotmord". Dann wurden eine ganze Reihe Vergewaltigungen der Russen in Plakatform geschildert . Da sie aus Linde war und auch dort in Barkenfelde eine Lehre begann, war sie daran interessiert es zu lesen. Ihr Lehrherr hatte einige Zeilen aus dem Bereich der Flucht preisgegeben. Die Folge, einer dieser Berichte bezog sich auf Linde. Ihre Reaktion: "Da war ich dabei". Mehr war nicht aus ihr herauszuholen. Sie starb ein halbes Jahr später. Ihre Tochter, meine Frau, hat mir dann erzählt, dass sie ihr auf Grund dieses Eintrages auch die grosse Narbe über die Hand erklären konnte, aber gleichzeitig erklärt hat, es ist nichts passiert. Diese Narbe stammte von einem Messer. Sie war also mit einer Gruppe junger Frauen, alle um 20 Jahre, vergewaltigt worden. Das seelische Ungleichgewicht, so will ich es mal nennen, hat sie auf ihre Tochter übertragen, aber ich muss es ertragen. Ich möchte zu gerne mal wissen, wieviele Töchter heute noch darunter leiden, was ihren Müttern widerfahren ist. Dieses Thema wird immer wieder unter den Tisch gekehrt. Im Fall der Vatersuche gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit, die unmittelbare Umgebung abklappern, in der diese Geschichten entstanden sind.

  • Hallo,
    es ist traurig was der 2. Weltkrieg heute noch nach sich zieht und eine Generation darunter leidet die nichts dafür kann.
    :danke:
    für Eure Kommentare. Denke auch nur der Zufall wird da noch etwas bringen.


    Gruss
    Marieta

  • Hallo!


    Viele Leute von der Generation haben die Antworten zu wichtigen Fragen mit ins Grab genommen. Meine Mutter war eine von den. 1956 mi 9 Jahren sind meine Mutter und ich ausgewandert nach Amerika. Mein ganzes Leben habe ich nach Familie, Verwandten und meinem Vater gefragt. Erst nach Ihrem Tod in 1994 konnte ich mich auf die Suche machen. 1997 Habe ich Familie in Deutschland gefunden aber alle die meine Fragen antworten konnten waren auch schon Tod. Ich habe schon vieles gefunden und gelernt aber nicht daß wichtigste. Ich bin aber sehr Stur und suche immer weiter.


    Ich wünsche Dir Erfolg!


    Liselotte