Familienchronik

  • Servus Markus,
    Servus Marlies,


    :danke: an Euch beide für die Aufbau-Beschreibung einer Familienchronik. Doch in Sachen Proband werde ich wohl eher mich hernehmen und damit auf die Seite von Marlies springen :D

  • Hi Maxi,


    Vorsicht mit den Erzählungen zum "Probanden", die nachfolgenden Generationen könnten falsche ?!?! Rückschlüsse ziehen!!


    Oder warst Du immer brav? ( Das gehört nämlich ebenfalls zur Chronik!)


    ( Meine Tante hat, da sie die älteste war, immer auf ihre Geschwister aufpassen müssen, weil sie aber auch mal spielen wollte, hat sie die Röcke ihre weiblichen Geschwister auf dem Rasen ausgebreitet und dann festgenagelt, die Schwester konnte sich also nicht sehr weit weg bewegen!) Sowas gehört ja eigentlich auch in eine Chronik. Oder die festgenagelten Pantoffeln, oder die zugebundene Kirchentür usw.


    Gruß Marlies




    Gruß Marlies

  • Hallo Marlies,


    es war nur so gedacht, daß ich von mir aus gesehen alles "rückwärts" mache. Also nicht erst bei den Urgroßvätern etc. anfange bzw. diese als Probanden herzunehmen.


    Hmmm, auch über mich gibt es viel negatives zu berichten. Bin ja kein wahrer :angel:

  • [zitat]


    Hmmm, auch über mich gibt es viel negatives zu berichten. Bin ja kein wahrer :angel:[/quote]



    Wer ist das schon!! Hab auch diversen, heute nicht mehr tragbaren Blödsinn gemacht.





    Gruß Marlies

  • Hallo,


    Unfug haben wir wohl alle getrieben, lustig wird es nur, wenn mein Urenkel dann davon in einer Chronik berichtet obwohl er nicht dabei war oder wenn ich sie zu lesen bekomme und darin nur Dinge stehen, die für mich nicht wirklich wichtig waren aber alles fehlt, was für mich von Bedeutung ist ( man erzählt ja nicht jedem alles).


    Interessant wird es sicherlich auch, wenn er in der Chronik mir die Demos gegen den Vietnamkrieg auf der Berliner Karl-Marx-Straße erklärt, obwohl ich diese ja erlebt habe.


    Noch schlimmer wird es, wenn ich dann Dinge zu lesen bekomme, die ich eigentlich vergessen wollte.


    Daher bin ich gegen eine rückwirkende Chronik, entweder es fehlt eine Unmenge, es ist nur blabla mit ein paar Daten und Namen oder es sind Dinge, an die nicht gerüttelt werden sollte.


    Mir ist durchaus bewußt, das man auch anders darüber denken kann !


    Gruß
    Michi

  • Hallo Marlies,


    Zitat

    Schade ist nur, das Du bei Deinem Urgroßvater "aufhören" willst, gerade die Zeit danach ist doch erzählenswert, ausser es gäbe etwas zu verbergen.


    Natürlich höre ich bei meinem Urgroßvater noch nicht auf. Auf ihn bezieht sich nur die ganze Chronik. Es gibt dann eben den Teil "Die Familie des Johann Georg Haibel" und dann geht's noch über zwei Generationen in die Gegenwart - so einfach ist das :]!


    Und wenn es etwas zu verbergen gäbe/gibt ist mir das auch egal - es kommt gnadenlos in die Chronik, damit auch noch nachfolgende Generationen die ganze Wahrheit wissen. Man muss nur aufpassen, was man davon der Verwandtschaft gibt. Mein Urgorßcousin, oder wie man das auch immer bezeichnen möchte, wäre fast in einen Rechtsstreit geraten, weil einem Verwandten die richtige Wahrheit nicht gepasst hat.


    Ich habe ja geschrieben, dass ich theoretisch acht Familienchroniken schreibe. In Wirklichkeit wird es noch ein paar kleinere "Bücher" geben, damit die Übersicht gwahrt bleibt. Ich weiß noch nicht genau wie ich es machen werde, aber vermutlich nehme ich nochmal meine Eltern als Ausgangspersonen und schreibe dann nur über meine Familie. Hier gibt es ja am meisten zu berichten.


    Gruß
    Markus

  • Hallo,
    ich finde ihr habt da ein recht interessantes Thema angeschnitten.
    Was mache ich mit den "schwarzen Schafen" in der Familienchronik?


    Beim schreiben meiner Chronik, stiess ich etwa um das Jahr 1700 auf eine heikle Verwandtschaft. Es handelte sich um "Hühnerdiebe", die an den Pranger gestellt wurden und dann durch die Straßen des Dorfes geführt wurden. Haarklein wurde in den Akten über die Bestrafung und das Verbrechen berichtet.
    Ich fand es zum schmunzeln und schrieb es in die Chronik, getreu nach dem Motto:
    Schäme Dich nicht Deiner Ahnen, denn Du hast auch keinen Anteil an Ihren Verdiensten.


    Doch denke ich das sich viele Leute schämen, so etwas in die Familienchronik zu schreiben. Gerade dann, wenn es noch keine 300 Jahre her ist sondern vielleicht mal eben erst 2 Generationen.
    Wie denkt Ihr darüber?


    mfg
    Klaus

  • Hallo Klaus,


    laut der Umfrage, es für sich bzw. innerhalb der Familie behalten.
    Wenn man sowas macht, dann gehört alles mit rein den es ist Bestandteil der Person und der Familie.


    Eine Chronik ist unvollständig ( wenn sie denn überhaupt vollständig sein kann) wenn nicht auch die " Schwarzen Schafe" mit behandelt werden und wenn es sich dann um die Eltern, Großeltern oder die eigene Person dreht so gehört das, für mein Gefühl, mit rein.


    Gestern habe ich hier in Potsdam eine Chronik, beginnend mit August 1802 bis Dezember 2001, in einem Laden für wertvollen Trödel gefunden. Die ist so, wie man sich das vorstellt, von Generation zu Generation weiter geschreiben, mit Originalfotos der Personen, von Wohngebäuden, usw. Ich konnte sie leider nur ganz vorsichtig durchblättern und kurz überfliegen aber der Schreiber im Dritten Reich hat auch seine eigenen Schandtaten nicht ausgelassen sowie manche von ihren außerehelichen Verfehlungen berichten.
    Leider will die Verkäuferin 1.800 Euro dafür haben.
    Das ist auch so ein Punkt, auch wenn die Chroniken eigentlich für die eigene Familie gedacht waren, finden die sich doch auch bei Ebay oder in den Trödelläden.


    Gruß
    Michi

  • Hallo Klaus,


    Zitat

    Schäme Dich nicht Deiner Ahnen, denn Du hast auch keinen Anteil an Ihren Verdiensten.


    dann hast Du noch nicht in den richtigen Kirchenbüchern gelesen. :D


    Einige Pfarrer waren sehr deutlich in ihren Ansichten, die sie dann auch niedergeschrieben haben. In einem pommerschen KB finde ich einen Taufeintrag, in dem der Pfarrer der Mutter den Zusatz "die dreifache Hure" und dem Vater "der gar liederliche Knecht" gibt. Unter den Taufeintrag schreibt der Pfarrer "Es war meine erste Taufe in dieser Kirche, gebe Gott, daß es nicht so weitergeht". Die Eltern sterben beide am gleichen Tag an der Pest. Der Pfarrer schreibt: "Sie hinterlassen eine völlig blödsinnige Tochter, eine Tochter, die wie die Mutter hurt und einen Sohn der oft der Prügel bedarf".
    Ich stelle mir vor, so einen Eintrag bei meinen Vorfahren zu finden....... 8o


    Gruß,
    Dieter Schimmelpfennig

  • Hallo Dieter,
    starker Tobak!!!
    Trotzdem muss ich sagen, für mich gehört auch dies in die Familienchronik rein.
    Ich stimme hierin Michi voll und ganz zu, es gehört zur Familie.
    Ob dies letztendlich eine Schande für die Familie oder für den Pfarrer ist, sei erstmal dahingestellt. Jeder von uns hat diverse Sachen schon von Pfarrern gelesen und manchmal auch über die Politik die diese zeitweise betrieben haben den Kopf geschüttelt.
    mfg
    Klaus

  • Auch ich finde, daß in eine Chronik alles hineingehört.


    Ich hatte noch vor einigen Jahren etwas Probleme damit, daß mein Großvater Kreisamtsleiter der NSDAP war.
    Inzwischen habe ich erfahren, daß er eine ungelernte Kraft war und im 3. Reich durch die Partei ganz gut vorankam. Nach dem Krieg mußte er dann wieder ganz von vorne anfangen.
    Das für ihn persönlich die Zeit des 3. Reiches nicht nur negatives hatte, kann ich verstehen. Natürlich hat er eingesehen, dass es so nicht funktionierte, aber er hatte unter Hitler schon seine Vorteile.


    Obwohl ich lange dachte, alles was mit Hitler und Konsorten zu tun habe sei "pfui", konnte ich inzwischen lernen, dass nicht alles schlecht war. Gerade zu Anfang verstand es die damalige Politik das "kleine, arme Volk" für sich zu gewinnen.


    Warum sollte ich also verheimlichen, daß mein Großvater und auch meine Großmutter im 3. Reich eine gewisse Stellung hatten. Immerhin waren sie so bekannt, daß über ihre Heirat in der örtlichen Zeitung berichtet wurde.
    Und wenn sich herausstellen würde das ein Vorfahr ein Mörder war, warum sollte ich das nicht erwähnen? Das gehört nun halt auch mal in eine Chronik.

  • So ist es! ALLES gehört rein.... Ob ich da auch die "Schulden" reinschreiben soll, die meine Vorfahren bei Anderen hatten bzw. umgekehrt???


    Habe mittlerweile schon ca. 100 fl. Schulden zusammengebracht (rein und raus ;) )

  • Hi,


    in einer meiner Urkunden steht, das der Adel bei meinem Vorfahren ( Müllermeister) Schulden hatten und daher die Mühle verpfänden mußten, die er dann später kaufte. Sowas gehört auch mit rein.


    Gruß
    Michi

  • Hy Michi,


    blöde bin ich ja nicht... aber irgendwie kann ich Deiner Ausführung nicht folgen!!


    Warum mußte der Müllermeister seine Mühle verpfänden, wenn der Adel bei ihm Schulden hatte???? Kann es sein, daß Du ausdrücken wolltest, der Müllermeister hatte beim Adel Schulden!?!

  • Zitat

    das der Adel bei meinem Vorfahren ( Müllermeister) Schulden hatten und daher die Mühle verpfänden mußten


    ich hatte auch schreiben können :


    das der Adel bei meinem Vorfahren Schulden hatten und SIE daher die Mühle an IHN verpfänden mußten.


    Sie konnten ganz einfach seinen Lohn nicht mehr bezahlen und er bekam statt Lohn die Mühle, die er dann später kaufte.


    Gruß
    Michi

  • Danke für die Aufklärung Michi, so ist es natürlich verständlich ;)
    Die erste Ausführung hat mich halt einfach verwirrt...

  • Ich finde auch, dass alles hinein gehört. Die 08/15-Menschen sind doch meist gar nicht interessant. Jemand, der sein Leben lang auf einem Bauernhof gearbeitet hat, hat eine eher uninteressante Biographie. Nie aus seinem Heimatort herausgekommen usw. Was will man da großartig schreiben?


    Wenn man jedoch "größere" Ereignisse hat, dann wird es doch erst spannend. Z.B. ein Mörder. Nun kann man sicherlich in alten Unterlagen forschen, warum hat er getötet, wen hat er getötet und welche Strafe hat er dafür bekommen. Man kann die Biographie dieser Personen doch viel besser darstellen. Die Personen bekommen dadurch erst ihr Gesicht zurück.


    Und dieser Fall mit der Hurerei lässt darauf schließen, dass diese Personen anders gewesen sein müssen, als die anderen oder irgendetwas verwerfliches getan haben.


    Außerdem möchte man ja auch eine vollständige Chronik haben und keine Chronik, die alles verschönert! :banana:

  • Original von Benny
    . Jemand, der sein Leben lang auf einem Bauernhof gearbeitet hat, hat eine eher uninteressante Biographie. Nie aus seinem Heimatort herausgekommen usw. Was will man da großartig schreiben?



    Oh, es gäbe über jemand,der in früheren Zeiten auf einem Bauernhof gearbeitet hat, schon eine ganze Menge zu erzählen! Die Arbeit war nämlich nicht einfach! Es gab keine Maschinen,alles musste in Handarbeit erlerdigt werden. Man hatte als Knecht oder Magd relativ wenig Rechte,
    man verdiente als Magd rund 50 Mark (im Jahr!!!!) + Kost+ Logis,
    was konnte man da schon ansparen, um heiraten zu können. Viele haben weit weg von der Familie Arbeit gefunden, sie waren also alleine auf sich gestellt und das in jungen Jahren ( 12-14 jährige waren keine Seltenheit)
    Natürlich gibt ein Mörder "mehr her", aber mir sind meine normalen
    Bauern und Handwerker schon lieber!
    In der Zeit der Industrialisierung sind viele Menschen gescheitert, weil sie glaubten, dass man da ja viel einfacher viel mehr Geld verdienen kann, ein Teil des Adels verarmte, weil die Arbeit auf dem Bauerhof nicht mehr richtig geführt wurde. Es gäbe also auch über den Arbeiter auf dem Bauernhof einiges zu berichten.


    Gruß Marlies

  • Hallo,


    es gibt aber bei der Vielzahl der Wanderbewegungen auch viel boden-
    ständige, sprich seßhafte Stämme, die erst viel später ihren Wohnort verlassen haben. Bei mir ist ein Familienzweig über 100 Jahre im gleichen Ort in Thüringen nachgewiesen, auch ein Lausitzer Zweig meiner Frau war seßhaft über einen längeren Zeitraum.


    Was die unehelichen Vorfahren angeht, dafür können diese ja wohl auch nichts, wenn deren Mütter die eigentlichen Väter nicht angegeben haben oder auch nicht wollten. Hier kann nur vermutet werden, dass angesehenere Herren die Väter waren, aber und allen Bedingungen nicht genannt werden sollten, weil ja diese möglicherweise auch schon verheiratet waren. Uneheliche Kinder wurden, wenn es bekannt wurde, als Bastarde verschriehen und der Mutter das Sodum und Gommorra, auch als Hure bezeichnet, unterstellt.


    Aber nichts desto Trotz, gehört alles in eine Chronik hinein, egal ob die
    Verwandtschaft damit klar kommt oder nicht.


    Gruß! Lars