Erbhofbauer und Altbäuerin

  • Hallo,


    kann mir jemand sagen, was ein Erbhofbauer und eine Altbäuerin ist?


    Ich abe diese Berufe in einem Adressbuch aus Sachsen 1937 gefunden.


    Leider konnte ich noch nichts genaues darüber in Erfahrung bringen, nur das ein Erbhofbauer von seinem Vater
    den Hof geerbt hat. Stimmt das? Wenn ja, gibt es da auch Unterlagen über dieses Erbe? Wo könnte ich die finden?
    Wie ging so etwas damals vonstatten? Ist die Altbäuerin dann die Frau vom Erbhofbauer?


    Danke schön im Voraus!
    Stephanie

  • Mit dem Erbhofbauern dürftest du recht haben. Die Altbäuerin ist die noch lebende ehemalige Bäuerin, die nach der Übernahme des Hofes auf das Altenteil zieht.
    Zur Hofübernahme gibt es gewöhnlich schon Akten, zum einen wurde die Übernahme zwischen Altbauern und Jungbauern oft vertraglich geregelt, z.B. wurde festgelegt, wieviel Stück Vieh und Land zum Altenteil (auch Leibzucht usw. genannt) gehörte, oder, wenn die Eltern schon älter waren, was ihnen an Essen oder Kleidung zustand und natürlich auch die Abfindung der Geschwister. Es ist aber reine Glücksache, ob solche Akten erhalten sind, weil die meist auf dem Hof verwahrt wurden.
    Ein großer Teil der Bauern war ja eigenhörig (leibeigen), das bedeutete, dass das Erbe jedes Mal neu an den neuen Bauern vergeben wurde und das wurde - schon weil es mit Zahlungen verbunden war - ebenfalls vertraglich festgehalten.
    Solche Akten wurden von den Grundherren aufbewahrt.
    Natürlich war 1937 die Zeit der Leibeigenschaft vorbei. Ab 1933 gab es das Reichserbhofgesetz , und um in den Genuss der Vorteile zu kommen, mussten die Bauern einen ziemlichen Papierkrieg führen (unter anderem ihre arische Abstammung nachweisen). Es hat dazu immer Unterlagen gegeben, aber ob die in deinem Fall erhalten sind und wenn ja, wo zu finden, kann ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie die DDR mit diesen Akten umgegangen ist.

  • Liebe Stephanie,


    bei uns in Oberösterreich sind Erbhöfe jene Bauernhöfe, die über eine gewisse Zeit (ich glaube 200 Jahre) immer im gleichen Familienbesitz geblieben sind. Es gibt dafür ein eigenes Landesgesetz. Näheres auf: http://www.land-oberoesterreic…hs.xsl/18851_DEU_HTML.htm. Mit der Verleihung des Titels Erbhof ist auch die Erforschung der Familiengeschichte verbunden, was meiner Meinung weit wichtiger ist wie die Plakette neben der Haustür.


    In anderen Ländern oder Staaten wird das wieder anders sein. Aber vielleicht hilft dir dieser Hinweis weiter.


    Gruß

    Fritz

  • Ein freundliches Hallo an alle,


    vielen vielen Dank für die ganzen Infos, da muß ich mich wohl am Wochenende mal hinsetzen und die ganzen Links studieren! Freue mich schon!
    Vielleicht erfahre ich doch noch, ob es Unterlagen darüber gibt.


    Und nun sind mir wieder drei neue Berufe entgegen gesprungen.


    - Sprengmeister
    - Steinbrecher
    - Generator-Schürergehilfe


    Unter den ersten beiden Berufen kann ich mir ja noch etwas vorstellen, jedoch beim Dritten verließen mich meine Google-Kräfte!


    Bei den ersten beiden kann ich mir allerdings auch nicht allzu viel drunter vorstellen, wenn es um die Zeit um 1950 geht. Was machten dort Sprengmeister?
    Sicherlich hatten sie nicht das gleiche Werkzeug, wie heutige Sprengmeister, genauso siehts wahrscheinlich auch für die Steinbrecher aus.


    Aber was ist ein Generator-Schürergehilfe?


    Danke schön!
    Stephanie

  • Hallo Stephanie,


    könnte mir vorstellen das ein Generator-Schürer die Dampfmaschine zum Betreiben eines Stromgenerator am laufen gehalten hat..... also das Feuer für die Dampfmaschine geschürt hat. (Kohle , Öl, oder Gasfeuerung]


    Vielleicht so in der Zeit zwischen 1880 und 1930.




    Viele Grüße


    Klaus

  • Hallo Klaus,


    hmm, daran hab ich noch nicht gedacht. Der Beruf steht auf einer Heiratsurkunde aus dem Jahr 1950.


    Der Bräutigam war "Sprengmeister zur Zeit Generator-Schürergehilfe". Sein Vater war Steinbrecher.


    Ich wüßte natürlich auch gerne, welche Firmen solche "Generator-Schürergehilfen" beschäftigt haben.
    Also welche Art von Unternehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, das solche Arbeiter selbstständig waren.


    Ciao Stephanie

  • Ein "Schürer" ist ein Heizer (steht sogar im Duden). Die Tatsache, dass das ein Familienname ist, zeigt, dass es diesen Beruf seit dem Mittelalter gibt. Da muss man wohl an Salinen u.ä. denken, die mit Holz oder Holzkohle feuerten, auch an Holzkohlen-betriebene Rösten u.ä. in der Metall-Verhüttung.
    So ab zweite Hälfte 19. Jh. zogen die Dampfmaschinen auch in Deutschland ein. Jede größere Fabrik, auch Ziegeleien etc. hatte bald eine Dampfmaschine oder mehrere. Diese setzte eine lange Welle in Drehung, die unter der Decke der Fabrikhalle angebracht war, mit Scheiben versehen war und ihre Kraft mithilfe von Lederriemen auf Werkzeugmaschinen unten am Boden übertrugen (Transmission). Wenn die Dampfmaschine den ganzen Tag lief, musste sie doch ständig überwacht und "gefüttert" werden. Auch Hüttenwerke kommen infrage. Der "Generator" wird wohl schlicht der "Dampf-Erzeuger" (Generator=Erzeuger) gewesen sein. Bei einem Stromgenerator (= Dynamomaschine) gibt es ja nichts zu "schüren".
    Und natürlich kommt auch ein großer Steinbruch infrage, in dem Maschinen das Gestein entweder sägten (Werksteine) oder zerkleinerten, siebten usw. (Schotter).
    In den 50er, spätestens 60er Jahren war aber bald Schluss mit den Dampfmaschinen.

  • Hallo Henry,


    vielen Dank für deine Erklärung! Ich werde mir das mal notieren. Vielleicht komme ich ja meinen Ahnen darüber etwas näher! :-)


    Ciao Stephanie

  • Nachtrag:
    "Sprengberechtigte (Sprengmeister/innen) arbeiten in erster Linie in Naturstein- sowie Sand- und Kieswerken. Auch bei Abbruchunternehmen, Herstellern von pyrotechnischen Erzeugnissen sowie Tiefbau- oder Bergbauunternehmen sind sie beschäftigt."


    Also: In einem Natursteinwerk können Steinbrecher, Sprengmeister und Dampfmaschinen-Heizer gearbeitet haben.

  • Das hört sich schon super an!


    Jetzt muß ich nur noch herausfinden, wo es 1950 in den Gebieten Lohmen (PLZ 01847) und Struppen (PLZ 01796)
    (beide Orte liegen bei Pirna in Sachsen) Steinbrüche oder ähnliches gab.


    Vielen Dank!

  • Weil ich gerade noch ein bisschen Zeit hatte:


    Wenn du bei google maps "Königstein" eingibst und dann von den Ergebnissen das "Königstein(Sächs. Schw.)" anklickst, landest du 6 km östlich von Struppen. Und wenn du dann vergrößerst, findest du 300m südlich von Königstein den "Steinbruchweg". Ich hab einfach so rumgesucht. Das findest du auch.
    So, für heute aber: Feierabend.

  • Hallo Henry und Klaus,


    vielen lieben Dank, habe jetzt ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, das ihr mir was raussucht zu diesem Thema!
    Aber die Idee mit Google Maps und dem Link von Klaus find ich klasse!


    Da kann ich super ansetzen, mal schauen, ob sie daraus was ergibt!


    Danke nochmal!
    Ciao Stephanie