Wo kommt der Anker des Werstein - Wappens noch vor

  • Hallo und guten Tag,


    im Wappen der Edelfreien v We(h)rstein, abgestorbener schwäbischer Uradel, Siebmacher Bd. Vi.2, Tafel 26, kommt ein Anker vor.


    Da ich auf der Suche nach weiteren Spuren der v. We(h)rstein bin, suche ich nach weiteren Wappen (Adel, Bürgerliche oder Ortswappen) in denen dieser oder ein ähnlicher Anker vorkommt. Vielleicht bringt mich das auf die Spur der Herkunft der v. We(h)rstein.


    :danke: für jeden Hinweis



    PS: Das Ortswappen der Gemeinde Empfingen in der ehemaligen Herrschaft Wehrstein kenne ich natürlich.

    Viele Grüße


    Herbert Ernst


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  • Hallo Herbert,


    ich weiß nicht, ob ich vielleicht doch nur Deine Frage nicht richtig verstanden habe, aber wie kommst Du darauf, das man aus einer gemeinen Wappenfigur die Herkunft einer Familie oder andere familiäre Zusammenhänge deuten könnte? Abgesehen, dass Wappendeutung sowieso Kaffeesatzlesen ist, gibt es unzählige Wappen mit Anker, da es eine außerordentlich beliebte Wappenfigur ist. Allerdings werden nur sehr wenige Familien so alt sein, wie die v. Wehrstein. Auch die Art der Darstellung der Wappenfigur ist kein Anhaltspunkt, da nicht die "Handschrift" des Heraldikers entscheidend ist, sondern die Blasonierung und die heißt für die v. Wehrstein Anker in Gold. Kaum eine der unzähligen Anker-Familien wird in irgendeiner Verbindung zu einer anderen mit Anker stehen. Meist lebten die Familien in einer Gegend, die an einem schiffbaren Wasser liegt, ob nun Meer, See oder Fluss aber auch das ist nun eine Möglichkeit, warum sich Leute für einen Anker im Wappen entschieden haben. Es gibt unzählige andere. Wir könnten Dir hier ohne Not wochenlang jeden Abend ein anderes Wappen mit Anker präsentieren aber es bringt Dich keinen Schritt weiter auf der Suche nach der Herkunft der schwäbischen v. Wehrstein. Wenn das so machbar wäre, wären die Historiker auch sicher schon weiter bei den Forschungen zu den v. Wehrstein aber vor dem 12. Jh. sind sie leider nicht urkundlich belegt. Alles, was davor über sie bekannt ist, also die Geschichte mit Karl dem Großen und der Schipperei übers Meer, was der Grund für den Anker gewesen sein soll, ist eine Sage, mehr nicht. Im Grunde kann der Anker auch auf ihrer Burg in Fischingen auf das Wappen gekommen sein, denn Fischingen liegt ja auch am Wasser (Neckar).


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    zunächst vielen Dank für Deine Ausführungen. Was die Heraldik anbelangt bin ich ein Neuling; vielleicht hatte mich das auch deshalb früher nicht sonderlich interessiert, da ich von der von Dir beschriebenen "Kaffeesatzleserei" nicht sonderlich überzeugt bin.


    Aber bei der Beschäftigung mit den v. Wehrstein ist mir ganz einfach aufgefallen, dass das Familienwappen der v. Wehrstein bei etwas Fantasie für mich eine große Ähnlichkeit hat mit dem Ortswappen von Empfingen, das ehemals zur Herrschaft der Wehrsteiner gehörte.


    Die Tatsache, dass z.B. Ortswappen nach den Wappen ehemaliger "Herrschaften" gestaltet wurden, ist ja auch nicht so selten anzutreffen. So also ist meine vielleicht etwas unkonventionelle Folgerung zu begreifen. Ähnlichkeiten können sicherlich rein zufällig sein, aber vielleicht auch eine tiefere Bedeutung haben, und diesem wollte ich nachgehen. Und wenn wir uns schon in dieser an Quellen armen Zeit des 12. Jahrhunderts und früher bewegen, kann ja auch mal der Zufall einen Tipp geben.


    Die Mär von Karl dem Großen und den Schiffen übers Meer wollen wir dort belassen, wo sie hingehört - ins Reich der Märchen.


    Viele Grüße
    Herbert

    Viele Grüße


    Herbert Ernst


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  • Hallo Herbert,


    insofern hast Du schon recht, dass hin und wieder ein Ortswappen auch Wappenfiguren von ortsansässigen Adelsgeschlechtern führen oder führten, wenn diese für die Ortsentwicklung von Bedeutung waren. In so einem Fall würde das bei Empfingen aber vermutlich eher für die Besitzer, die Grafen v. Geroldseck, Grafen v. Hohenberg usw., zutreffen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Gemeinde den Anker aber wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Neckars führt.


    Ich weiß gar nicht, wie weitläufig dort überhaupt Besitz und Einfluss der v. Wehrstein war. Meiner Meinung nach besaßen sie dort nur die Burg, den Landstrich selbst aber die Geroldseck, später die Hohenberg, schließlich die Hohenzollern.


    Viele Grüße
    Hina

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  • Hallo Herbert,
    für ein Gemeindewappen gibt es ebenfalls eine Beschreibung. In dieser steht auch die Bedeutung der einzelnen Symbole die in dem Wappen aufgeführt sind und welcher Bezug sie zu der Gemeinde haben. Ein Wappenbuch der Gemeindewappen gibt es in jeder öffentlichen Bibliothek.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Hallo Hina,


    laut wikipedia umfasste die Herrschaft Wehrstein die Burg Wehrstein und die Orte Betra, Empfingen und Fischingen. Insofern erscheint es mir schon logisch, dass sich das Ortswappen von Empfingen an das Wappen der ersten Herren der Herrschaft anlehnt.


    "Die Herren von Wehrstein, treten von 1101 bis um 1395 urkundlich auf. Ihre Herrschaft umfasste neben der Burg und dem Hofgut Wehrstein die Orte Fischingen, Betra und Empfingen und war zunächst pfalzgräflich-tübingisches, dann hohenbergisches und ab 1381 österreichisches Lehen."


    Viele Grüße
    Herbert

    Viele Grüße


    Herbert Ernst


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  • @ Neandertaler:


    Danke für den Hinweis auf Solingen. Da es sich aber um ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht handelt, erscheint mir ein Suche im schwäbisch-alemannischen Raum sinnvoll zu sein.


    @ paladin:


    Danke für diesen Hinweis; ich werde der Sache mit dem Gemeindewappen von Empfingen nachgehen.

    Viele Grüße


    Herbert Ernst


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  • Hallo Herbert,
    ich habe gerade gelesen, dass das Wappen von Empfingen seit 1950 geführt wird und wie Du richtig vermutet hast, tatsächlich von dem Wappen der v. Wehrstein abgeleitet wurde.
    Viele Grüße
    Hina

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  • Es stimmt schon, daß die Interpretation von Wappenfiguren ein heikles Thema und v.a. deshalb in der Heraldik verpönt ist.
    Bisweilen haben Symbole aber doch eine- ganz allgemeine Bedeutung, d.h. zumindest eine, die den Menschen ihrer Zeit absolut geläufig war oder ist. Nicht zuletzt sind Emblematik und Ikonographie (Hilfs-)Wissenschaften wie die Heraldik und ergänzen sich gegenseitig.


    Ein Beispiel: Wenn man heute nach der Bedeutung von “Großer Bruder/Big Brother” fragte, erhielte man als Antwort sicher von den meisten Zeitgenossen den Hinweis auf die TV-Container-Serie, von manchen anderen die Assoziation zu dem utopischen Roman “1984” von George Orwell. Hätte man- so als Gedankenexperiment- in einer anderen Epoche gefragt, wäre die Antwort wohl gewesen: Was ist denn mit ihrem älteren Bruder...? =)
    (Soviel zu Bedeutungswahrnehmung und-verschiebung.)


    Der Anker hatte in den wenigsten Fällen direkt etwas mit der Schiffahrt zu tun, sondern ist eines der Hauptsymbole der abendländischen Christenheit: das der Hoffnung. Was seine ikonographische sowie heraldische Häufigkeit erklärt (und die Unsinnigkeit, dies mit einer Familie verbinden zu wollen). Damals also quasi ein Gemeinplatz.
    So wie das Herz der Liebe und das Kreuz des Glaubens: es waren die drei Symbole der drei Kardinaltugenden.
    Paulus schrieb im 1. Korintherbrief, 13:
    “Es bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei- die Liebe aber ist die größte unter ihnen”
    Der vielleicht schönste und essentiellste Spruch der Bibel.


    Dies Wort zum Sonntag sprach ;-)
    Johannes

  • Wobei noch angemerkt werden sollte, dass der Anker zwar schon eine sehr frühe christliche Symbolik der Hoffnung hatte, dann allerdings im Mittelalter verschand und erst im 15. Jh. wieder mit dieser Symbolik auftauchte. Zu Zeiten der Christenverfolgungen war der Anker mit dem Querbalken (Kreuz) auch heimliches Symbol der Christen.
    Viele Grüße
    Hina


    Bei Big Brother denke ich vor allem immer an meinen Zwillingsbruder :D

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina und Johannes,


    vielen Dank für die Beiträge. :danke:


    Vielleicht noch eine Anmerkung: Wie man an dem Gemeindewappen von Empfingen und seiner Ableitung vom Wappen der Herren v. Wehrstein sieht, sollte man immer jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Der Versuch, eine weitere solche Spur zu finden, war der Ausgangspunkt meiner Fragestellung.

    Viele Grüße


    Herbert Ernst


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  • Wobei noch angemerkt werden sollte, dass der Anker zwar schon eine sehr frühe christliche Symbolik der Hoffnung hatte, dann allerdings im Mittelalter verschand und erst im 15. Jh. wieder mit dieser Symbolik auftauchte. Zu Zeiten der Christenverfolgungen war der Anker mit dem Querbalken (Kreuz) auch heimliches Symbol der Christen.
    Viele Grüße
    Hina


    Bei Big Brother denke ich vor allem immer an meinen Zwillingsbruder :D


    Hallo Hina,


    schon wieder etwas dazugelernt. Dann hatte also mein Ahnherr Daniel v. Hebron einen Anker im Wappen weil er so ein guter Christ gewesen ist :D ? Wahrscheinlich die Seele eines Menschen :D . Und als Obrist unter Wallenstein praktizierte er dann pure Naechstenliebe :D .


    Viele Gruesse
    Daniel

  • Hallo Daniel,
    tja, das bleibt dann der Fantasie überlassen. Vielleicht hatte er ein entsprechendes Selbstbild von sich oder er hatte schlicht und einfach nur Fernweh, wogegen Wallenstein ja sicher genug Abhilfe schaffte. Wer weiß, wer weiß :D .
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Die gelinde Diskrepanz zwischen Schein und Sein dürfte seinerzeit wohl nicht so ins Auge gestochen haben. :teufel:
    Im Gegenteil: beide Seite fochten im 30jährigen Krieg für den rechten Glauben! Oder sie dachten zumindest, sie täten es...
    @ Daniel: Der hätte dich enterbt, wenn du ihn als schlechten Christen bezeichnet hättest =)
    Viele Grüße Johannes

  • Der Versuch, eine weitere solche Spur zu finden, war der Ausgangspunkt meiner Fragestellung.


    Hallo Herbert,


    da hast Du natürlich recht, dass man jede noch so kleine Spur durchaus auch mal etwas beleuchten sollte. Allerdings ist ja zumindest das Gebiet um Empfingen bekannt dafür, dass dort die v. Wehrstein beheimatet waren. Aber Deine Ausgangsfrage ging ja eher in die Richtung, wo sie denn nun überhaupt herkamen und da wird es dann schon schwierig, zumal das Wappen der v. Wehrstein ja reichlichst alt ist. Viele Gemeindewappen, siehe Empfingen, sind dagegen recht jung. Für Empfingen würde ich einfach mal ganz frech von Nostalgie sprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die v. Wehrstein 1950 noch bedeutungsvoll für den Ort waren, es sei denn, der Tourismus im Zusammenhang mit der Ruine ist dort tatsächlich ein richtiger Wirtschaftsfaktor.


    Viele Grüße
    Hina

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  • Hallo Hina,
    bei solchen Symbolen von Gemeindewappen geht es nicht alleine darum ob eine Familie einpaar Jahrzehnte bestimmend über die Gemeinde war. Als Beispiel in dem Wappen meiner Gemeinde befinden sich sogenannte Hanauersparren obwohl diese Grafen schon über 200 Jahre nichts mehr mit unserer Gegend zutun haben. Allerdings waren die Einwirkungen der Grafen zuvor für unsere Gegend sehr tiefgreifend und bestimmend gewesen. So dass sich auch nach Jahrhunderte dies im heutigen Wappen zeigt.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Hallo Herbert Ernst,
    da hast Du mich total mißverstanden, ich wollte mit dem Beispiel der Stadt Solingen nur darauf hinweisen, daß ein Anker aus verschiedenen Gründen gewählt werden konnte, diese Wappen also nicht unbedingt zusammenhängen.
    Mit freundlichen Grüßen, Wilfried

  • Geschlechter kommen und gehen, was jedoch bleibt.... sind deren Wappen. :!:
    Und Wappen mit dem Symbol des Ankers gibt es hunderte in verschiedenen Sammlungen.
    Welchen Aussagen und Gedanken die Familien mit dem gezeigten Anker in ihrem Wappen haben,
    bzw. damit verbunden hatten,
    bleibt uns, ohne vorliegende schriftliche Angaben der Familien, für immer verborgen.
    Spekulationen darüber bringen nichts. :zuck: