Hallo Reinhold,
herzlich willkommen im Forum.
Nordlingische Wappe bedeutet, dass es sich um das Wappen einer Familie Graf aus Nördlingen/Bayern handelt. Allerdings befürchte ich, dass es sich hier leider um einen Wappenschwindel handelt. Die Art der Über- und Unterschrift, dazu die fehlende Genealogie lassen durchaus solch eine Vermutung zu.
Führt das Wappen in Schwarz zwei Reihen goldene Zacken oder hat es eine gewisse Ähnlichkeit damit?
Vielleicht kannst Du es ja auch als Scan hier einstellen? Dann können wir es uns etwas genauer ansehen und dazu mehr sagen.
Viele Grüße
Hina
Hier möchte ich mich HINA anschließen.
Ohne weitere Angaben zur Familie wird es schwierig sein, etwas genaueres zu sagen.
Wappen zu der Schreibweise "Graf" gibt es in verschiedenen Sammlungen
(Namen und Titel) weit über 700 Eintragungen.
Eine Suche nur nach den Begriffen "Graf" und "Nördlingen" wäre wie eine
Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. 
:zuck:
Eine Hilfe wäre eine Abbildung des fraglichen Wappens.
Hallo Reinhold,
Du wirst Dich sicher wundern, warum ich so zielgerichtet genau dieses Wappen beschrieben habe. Klare Antwort: ich bin Hellseherin 
.
Nein, im Ernst, ich erkläre es. Du schreibst, dass es zu dem Wappen weiter nichts gibt. Claus Billet merkte ja schon an, dass es über 700 Wappen Graf gibt. Aber genau dieses eine Wappen der Ratsherrenfamilie Graf aus Nördlingen ist das einzige deutsche Wappen Graf, das in Rietstaps Amorial general beschrieben ist. Dieses Wappenwerk wird fast regelmäßig von den Wappenschindlern als Grundlage für ihre Fälschungen verwendet. Ohne genealogische Daten und die haben die Wappenschwindler nunmal nicht, kann man aber nicht einfach einen Familienzusammenhang herstellen. Der Name Graf ist ja sehr weit verbreitet und es gibt unzählige Familien, die nicht miteinander verwandt sind. Da Deine Genealogie immerhin bis 17XX erforscht ist, kannst Du davon ausgehen, dass dieses Wappen ohne jeden Familienzusammenhang bei Deinen Verwandten gelandet ist. Dass das Blatt aus der Suppenküche eines Schwindlers stammt, kann man auch an der sehr schlechten zeichnerischen Qualität erkennen. Wappenkundige, auch vergangener Zeiten, verstanden ihr Handwerk durchaus. Hier ist nur etwas ganz einfach auf "alt" getrimmt worden, in Anlehnung an den alten Siebmacher.
Viele Grüße
Hina
Na toll - nun auch noch Schwindler in der Familie 
Dennoch herzlichen Dank für die Klärung 
Gruß
Reinhold
Hallo Reinhold,
der Wappenschwinder ist sicher nicht in der eigenen Familie zu suchen. Das war und ist eine gewerbliche Zunft, die die Unwissenheit vieler Familien ausnutzt. Ein Unerfahrener ist wahrscheinlich einfach nur darauf reingefallen oder es ist ein "nettes" Geschenk von anderen Leuten. Wappenschwindler findet man auch heute noch zu Hauf auf Jahrmärkten und auch im Internet. Das war und ist ein wirklich florierendes Geschäft. Im Grunde haben die wirklich zu jeder Familie ein "passendes" Wappen. Die meisten Menschen wissen ja auch gar nicht, dass ein Wappen nur von einer bestimmten Familie geführt werden darf und nicht auch von nur Namensgleichen. Einen Wappenschwindel kann man in der Regel aber recht schnell identifizieren. Besonderes Kennzeichen sind fast immer die mehr oder weniger "sinnigen" Über- und Unterschriften, dazu oft noch unkommentierte Jahresangaben, meist mit dem Zusatz "Anno", oftmals ein Hinweis auf den "Siebmacher", manchmal findet sich noch eine nichtssagende Auflistung gleichnamiger Personen. Generell fehlen genealogische Angaben, die den Nachweis erbringen, dass die Familie tatsächlich die wappenführende und nicht eine namensgleiche Familie ist und ganz besonders typisch ist die fast immer ungekonnte, meist unheraldische Wappendarstellung. Schaut man dann in Rietstap oder Siebmacher, aus dem diese Wappen meist abgekupfert wurden, findet sich fast immer die tatsächlich wappenführende Familie. Notfalls wurde einfach der Name "angepasst", falls es keine tatsächlich wappenführende Familie dieses Namens gab. Wappenschindler drehen auch ohne Not bürgerlichen Familie Wappen von adeligen Familien an und suggerieren ihnen, von diesen abzustammen, ohne die Familie, der sie das Wappen andrehen überhaupt zu kennen. Wie dann der Adel "verloren" ging, bliebt der Fantasie des Besitzers des bunten Blättchens überlassen.
Viele Grüße
Hina
Hallo Hina,
ich nehm's ja auch nicht tragisch, sondern finde es im Gegenteil höchst spannend und amüsant, was man in der eigenen Famile so findet
Eine Frage (oder zwei) noch. Ihr nennt immer ein paar Referenzen wie Rietstap, Siebmacher o.ä. - gibt es die nur gedruckt, oder findet man diese Infos auch online im Web? Wo finde ich das Originalbild dieses Wappens? Ich würde mir das selber gerne mal ansehen.
Viele Grüße
Reinhold
Hallo Reinhold,
ja, einige Ausgaben von Siebmacher und Rietstap stehen auch online.
Frei zugänglich stehen von den sehr vielen Siebmacher-Bänden nur die beiden ältesten hier und hier online. Hier sind im allgemeinen nur ein Teil der Wappen adeliger Familien abgebildet aber viele Schwindelwappen sind von diesen abgeleitet. Etwas üppiger wird es dann im Rietstap, allerdings auch "kniffliger". Rietstaps Armorial general ist ein Buch mit französischen Blasonierungen (Wappenbeschreibungen), also keine Abbildungen. Online kann man das auch einsehen, z.B. diese Ausgabe hier und hier. Das Wappen Graf findest Du im ersten Band auf Seite 812 beschrieben.
Viele Grüße
Hina
