Zwei Heiratsurkunden

  • Hallo


    Ich habe zwei heiratsurkunden für die selben Personen. Die erste wurde am 24. August 1772 in Koblenz wo die Braut wohnte ausgestellt. Die andere am 5.September 1772 in Mönchen-Gladbach wo der Bräutigam wohnte.


    Meine Frage : war dies um diese Zeit so üblich ?


    Grüsse von Emilie

  • Hallo Emilie,
    sind das Heiratsurkunden oder Eintragungen in Kirchenbücher das ist ein Unterschied. Heiratsurkunden gab und gibt es nur auf Standesämter und diese wurden erst später eingerichtet.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Hallo Paladin


    Es waren natürlich Eintragungen in den Kirchenbüchern. Aber warum zweimal ? Ist bei meinen Nachforschungen noch nie vorgekommen.


    Gruss


    Emilie

  • Da ich beruflich mit der Materie zu tun habe, vermute ich, dass der erste Eintrag sich auf den Ort der Trauung bezieht - das ist auch heute noch so, dass egal wo ein Paar herkommt, dies auch in dem Ort im Kirchenbuch geführt wird, wo es geheiratet hat. Der zweite Eintrag wird sich auf den Lebensort beziehen, denn dorthin wird die Trauung zumindest heute gemeldet. Ich vermute, die zwei mussten ihre Trauung dann beim Pfarramt ihres Lebensortes auch anzeigen und der hat dann das Datum der Anzeige genommen.
    Gruß Harald

  • An Lemke


    Vielen Dank für die Erklärung. Dann muss ich wohl das erste Datum festhalten.


    Grüsse


    Emilie

  • Hallo Harald,

    Ich vermute, die zwei mussten ihre Trauung dann beim Pfarramt ihres Lebensortes auch anzeigen und der hat dann das Datum der Anzeige genommen.


    dann müsste das erste Datum aber das Datum des Aufgebots sein, und nicht der Heirat?


    N.B. habe ich sowas auch desöfteren gesehen. Manchmal steht in beiden Kirchenbüchern beides (Aufgebot und Heirat), manchmal findet man den Heiratseintrag aber auch nur im Kirchenbuch des tatsächlichen Heiratsortes und den Aufgebotseintrag im Kirchenbuch des Wohnortes des auswärtigen Ehepartners.


    Rossi

  • Hallo Rossi


    Ich habe diese Daten bei FamilySearch im Internet gefunden. Ich hatte sowieso vor nach Mönchen-Gladbach zu fahren um im Archiv etwas zu suchen und da werde ich, wenn es möglich ist mir die Kirchenbücher genauer ansehen.


    Vielen Dank für die Anregungen


    Emilie

  • Hallo Emilie,
    die Kirchenbücher von Gladbach befinden sich höchstwahrscheinlich im Personenstandsarchiv in Brühl. Also vorsichtshalber vorher anfragen.
    Freundlichen Gruß, Wilfried

  • Hallo Emilie,
    folgende Kirchenbücher befinden sich im Stadtarchiv von Mönchengladbach:


    Zitat

    Inhalt : (in Abschrift, Kopie oder auf Film) zu Giesenkirchen (kath.): Taufen 1650-1799 (Lücken), Heiraten 1647-1799 (Lücken), Tote 1647-1770 (Lücken), verkartet; Hardt (kath.): Taufen 1740-1798, Heiraten 1724-1798, Tote 1770-1798, verkartet; Mönchengladbach (kath.): Taufen 1615-1799, Heirat 1583-1823, Tote 1770-1803, verkartet; Mönchengladbach (ev.): Taufen 1611-1631, 1683-1798, 1808-1817, Heiraten 1611-1631, 1683-1798, 1808-1817, Tote 1683-1798, 1808-1817; Odenkirchen (kath.): Taufen 1649-1657, 1721-1910; Rheindahlen (kath): Taufen 1650-1872 (Lücken), Heiraten 1653-1884 (Lücken), Tote 1664-1868 (Lücken); Rheydt (kath.): Taufen 1698-1799, Heiraten 1734-1799, Tote 1738-1814, verkartet; Rheydt (ev.): Taufen 1633-1798, Heiraten 1630-1660, 1679-1722, 1733-1798, Tote 1679-1710, 1738-1798, verkartet; Wanlo (kath.): Taufen 1716-1800, Heiraten 1750-1800, Tote 1750-1801; Wickrathberg (ev.): Taufen 1677-1811, Heiraten 1684-1733, Tote 1638-1802.


    Hier ist auch der link du kannst dort selbst online recherchieren und Dich über das Archiv informieren.


    Kommunalarchiv Moenchengladbach

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Hallo. Linksreinisch gibt es schon ab 1800 Zivielstandsunterlagen da sie unter der französischen Herrschaft eingeführt wurden. Rechtsrheinisch erst ab 1884 da es bis dato preussisches Herrschaftsgebiet war. anika

  • dann müsste das erste Datum aber das Datum des Aufgebots sein, und nicht der Heirat?

    Guten Morgen Rossi,
    dass das Aufgebot ins Kirchenbuch kommt ist mir neu - habe heute mal bei uns geschaut, wir haben sie bis 1620 - da wird immer nur von Eheschließung gesprochen. Zumal das Aufgebot m.W. auch früher gemacht werden musste, denn nur ne Woche vorher. Aber - vielleicht gabs das ja auch regional verschieden.
    Gruß Harald

  • Hallo Harald,
    ich kenne das aus Südbaden so.
    Ich habe da sogar einen Fall, da gibt es Einträge in drei Kirchenbüchern über die Heirat:
    der Bräutigam war ein Handelsreisender, hat auswärts geheiratet, ist aber auch an einem anderen Ort geboren, als dem, wo er seine Bürgerrechte ererbt hatte.
    Geheiratet hat er am Wohn- und Geburtsort seiner Braut, dort findet sich auch der Heiratseintrag. Die Aufgebote finden sich zwei Wochen früher in den Büchern seines Geburtsortes und seines Bürgerrechtsortes.


    Allerdings - da muss ich dir zustimmen - habe ich auch in Kirchenbüchern anderer Orte überhaupt keine Aufgebotseinträge gefunden. Erschliesst sich mir daher auch nicht wirklich, wie das damals mit den Aufgeboten generell gehandhabt wurde.


    Rossi

  • Hallo an alle die mir geantwortet haben


    Ich habe die Aufgebotsanträge auch noch nicht in den Kirchenbüchern gesehen.


    Es heisst doch immer daß die Angebote "öffentlich angeschlagen" waren oder "vor der Tür" bekannt gemacht wurden.


    Gruß


    Emilie

  • Hallo Emilie,


    ich erforsche im hessischen Vogelsberg die Familie meines Mannes. In den Kirchenbüchern sind auch immer die Aufgebote (in der Regel zwei bis drei) mit Datum erwähnt. Wenn abweichend, auch noch der Ort. Wenn ein Ehepartner aus einem anderen Ort kam, dann kam es mitunter vor, daß die "Proclamation", also die Ankündigung der Eheschließung auch oder manchmal sogar nur in dessen Heimatort erfolgte. Das wurde dann ebenfalls vermerkt. Meistens erfolgte die erste Proclamation 3-4 Wochen vor der eigentlichen Eheschließung. Wenn das Paar sich vor der Ehe schon näher gekommen war, gab es keine Proklamation. Und das wurde ebenfalls im Kirchenbuch vermerkt....


    Viele Grüße,
    Bea

  • Hallo Emilie


    Darf ich zur Aufklärung beitragen?


    Ein Mann und eine Frau wollen heiraten!


    Der Braut ist aus Koblenz, der Bräutigam aus Mönchengladbach.


    Geheiratet werden soll in Mönchengladbach.


    Die Braut geht zu ihrem Pfarrer in Koblenz, lässt sich von ihm bescheinigen das kein Ehehindernis vorliegt.


    In den Kirchenbüchern von Koblenz wird eingetragen, "nach erfolgter Proclamation nach Mönchengladbach entlassen", und zwar am 24. August 1772
    Diese Bescheinigung legt sie dem Pfarrer von Mönchengladbach vor.


    Das Paar kann heiraten, und zwar am 5.September 1772 in Mönchengladbach


    Da in den Listen der Mormonen nur Datum und Name der Brautleute angegeben ist, ist das dort nicht zu erkennen.



    Grüße von Albert

  • Hallo Albert


    Das hast du wunderbar erklärt. Ich werde mir, sobald ich kann, dieses Kirchenbuch anschauen wenn es in Mönchen-Gladbach ist.


    Vielen Dank


    Emilie

  • Hallo,


    ich habe in vielen, aber nicht allen, KB-Traueinträgen in Preußen (genauer Kurmark und Berlin, Zeitraum etwa 1780 bis 1860) auch die Angabe wann die Proklamation erfolgte. Das Aufgebot wurde ja nicht irgendwo ausgehängt sondern in den Wochen vor der Heirat (meist) beim Sonntags-Gottesdienst von der Kanzel verkündet!


    Den Fall, das eine Heirat in zwei KB steht, habe ich nur einmal, im Jahre 1853. Im KB des Wohnortes des Bräutigams ist die Proklamation Kern des Eintrags (ohne laufende Nr.!), am Ende steht "cop. 16.Mai in Havelberg".
    Der Eintrag in Havelberg, wo die Braut wohnte, ist sozusagen "normal", die Proklamationen sind hier leider nicht erwähnt, obwohl die geplante Heirat ja auch dort von der Kanzel verkündet wurde.


    Es war übrigens üblich, das am Wohnort der Braut geheiratet wurde! Oder war das etwa auch regional unterschiedlich?

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Emilie,

    Zitat

    Es heisst doch immer daß die Angebote "öffentlich angeschlagen" waren oder "vor der Tür" bekannt gemacht wurden.


    Du suchst im 18. Jaharhundert in dieser Zeit konnten die wenigsten Leute lesen und schreiben. Deshalb wurden Aufgebote wie es Jörg schon mitteilte in der Kirche von der Kanzel durch den Pfarrer verkündet.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Es war übrigens üblich, das am Wohnort der Braut geheiratet wurde! Oder war das etwa auch regional unterschiedlich?

    Hallo Jörg,


    bei meinen oben geschilderten Recherchen in dem kleinen, hessischen Töpferdorf habe ich durchaus auch Fälle, wo dieser (Heirats-)Ort der Heimatort des Bräutigams war und im Heimatort der Braut lediglich noch eine Proclamation erfolgte (wenn überhaupt).


    Es schien also nicht unbedingt überall so konsequent gehandhabt worden zu sein, daß im Wohnort der Braut geheiratet wurde.


    Viele Grüße,
    Bea

  • Du hast vollkommen Recht, Bea, "Ausnahmen — auch mehrere — bestätigen die Regel" sagt das Sprichwort.
    In Berlin ging das teilweise so weit, dass selbst bei benachbarten Kirchen in der für die Braut zuständigen geheiratet wurde.Und das kann ganz schön ätzend sein. Wo der Mann wohnte ist schon leichter rauszukriegen, aber wo zum Kuckuck wohnte die Braut?
    Aber es gab auch hier Fälle, wo im Kirchsprengel des Mannes geheiratet wurde, anscheinend hauptsächlich wenn die Braut aus dem weiteren Berliner Umland stammte. Und ich habe auch den Eindruck, dass von der üblichen Regel häufiger abgewichen wurde, wenn die Brauteltern nicht mehr lebten oder die Braut schon Witwe war.
    Alles in allem: ziemlich kompliziert.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)