Tagebuch Franz Nicolaus Kumpfe, Teil III (ab Seite 61)

  • Guten Abend,
    ich glaube, dies ist meine Seite.
    Heute schaffe ich es endlich, die Transskription am Abend noch einzustellen. Ich hoffe, deswegen sind nicht mehr Fehler drin als sonst :D
    Leider ist am Ende das Wort abgetrennt - was ist das für ein Buchstabe nach dem z?
    Aber hier erst mal mein Werk:


    Schlößchen kam. Dießmal [sic!] habe ich mir einen ganz [r. Rand: Juni]
    guten Anzug verdorben.
    Zum Pfingstfest war ich wieder 3 Tage daselbst,
    als ich hinkam sah ich wohl daß sie nicht viel Zeit für
    mich übrig haben würde, den [sic!] sie war überhäuft
    mit Arbeit. Darum gingen wird den ersten Feier-
    tag erst gegen Abend, nach Lauterbach wo ich
    meinen Wirth vom Jahre 1836 aufsuchte. Beÿer
    war aber nicht zu Hause und nur die Tochter konn-
    te sich noch an mich erinnern. Den zweiten Tag
    gingen wir mit August, Carl konnte nicht mit gehen
    den [sic!] er stand Gevatter für August welcher nicht
    dazu zu bewegen war, auf die Bastei in der
    sächsischen Schweiz, in Rathewalde machten wir erst
    Mittag, schon hier fand ich viel Vergnügen an der Na-
    tur, eben auf der Bastei erst, sollte ich staunen ;
    ja, es ist ein eignes, ein heiliges Gefühl, wel-
    ches uns beim Anblick solcher Majestätischen
    Schönheiten erfüllt. Was sind alle Werke der
    Menschen gegen so einen Gigantenbau, des
    Schöpfers. Von hier gingen wir den Felsen hin-
    unter nach Rathen, und von da durch den Am-
    selgrund wo wir uns am Amselfall ein wenig
    aufhielten, kamen wir erst gegen Abend
    nach Hause, wir warn zu müde um noch auf
    Schießhaus oder einen andern Tanzsaal gehen zu-


    Postet bitte eure Korrekturen. Ein paar Fragezeichen sind enthalten!
    Einen schönen Abend wünscht Euch :D
    M. Böhme


    Alle Korrekturen bis 07:47 Uhr sind verarbeitet!

    Dauersuche nach folgenden Namen:
    Bögel, Heckler, Petrich, Hainbuch
    :)
    Dauersuche in folgenden Orten:
    Magdeburg, Malchin, Vielbrunn, Kreis Znin, Kreis Wreschen, Mundelsheim, Raum Ostholstein
    :)
    Folgende Seite kann ich für Forscher in Bosau empfehlen: Bosau in Fakten
    :)
    Viele Grüße

    4 Mal editiert, zuletzt von Böhme ()

  • Hallo M.,


    möcht`s mal versuchen.


    Zeile


    4: ... nicht viel Zeit für...
    15: schon hier fand ich viel Vergnügen
    20: gegen so einen Giganten...
    21: Schöpfers
    23: Amselfall
    26: ... oder einen andern Tanzsaal gehen zu-


    Wenn ich falsch liege - sorry


    Herbert

  • Hallo,
    Herbert hat die paar Kleinigkeiten, die uns M. Böhme freundlich hingestreut hat :thumbsup: , schon fast aufgesammelt. Bleibt mir noch mein Lieblingsthema der Buchstabenfolge:


    ja, es ist ein eignes, ein heiliges Gefühl, wel-
    (Man kann es nicht beweisen, sondern muss es einfach glauben, aufgrund des Sprachgefühls)



    und der simple Tippfehler:
    ------------------------- Von hier gingen wir den Felsen hin-

  • Hallo,


    schön gemacht, die paar Kleinigkeiten ...
    Einen Punkt habe ich noch: der "Wirth" in Zeile 8 heißt
    Beÿer
    In dem Tagebuchteil von 1836 ist er nicht genannt (auch nicht Lauterbach).


    Zu Henrys "Lieblingsthema der Buchstabenfolge" : ich finde das diesmal sogar recht deutlich (-> der oben liegende Querstrich des e !)


    Der Tagesausflug zur Bastei ist schon für heutige Verhältnisse fast unvorstellbar (außer für eingefleischte Wanderer). Das sind so ungefähr 23 km gewesen, bei rund 900 Höhenmetern!

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Guten Morgen Herbert, Henry und Jörg,


    eure Korrekturen habe ich alle in meinen Text eingearbeitet. Jetzt müsste er richtig sein!
    Den könnt ihr dann so übernehmen!


    Schönen Tag
    M. Böhme

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    Viele Grüße

  • Hallo,


    beim Übernehmen der Seite 67 ist mir noch eine für mich unsichere Stelle aufgefallen:


    tur, eben auf der Bastei erst, sollte ich staunen


    Vom Satz her sollte es aber heißen, ich lese aber eigentlich wie M. eben.
    Das aber in der 9. Zeile sieht zwar ähnlich aber eben
    :D doch anders aus.


    Wie interpretiert ihr das bitte?

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Jörg,
    alle Achtung, du bist aber auch ein extrem sorgfältiger Leser! Du hast völlig Recht mit der Feststellung, dass es vom Sinn her unbedingt aber heißen muss ("schon hier ... aber auf der Bastei erst"). "Eben" ist genau betrachtet völlig unsinnig.
    Dass Franz die beiden Wörter hier versehentlich verwechselt hat, ist extrem unwahrscheinlich.
    Andererseits tu ich mich sehr schwer, absolut sicher zu sagen: Da steht aber "eben"! Nach allem, was wir bei Franz an Schreibe erlebt haben und erleben, kann man das einfach nicht mehr sagen - auch wenn der erste Buchstabe einem schulmäßigen e gleichsieht.
    Man darf dem reinen Augenschein leider nicht mehr trauen. Begründung:
    Dies ist ein gut geschriebenes e, und das Wort heißt es.es.JPG
    Und dies? Ebenfalls ein gut geschriebenes e?an.JPG
    Mitnichten, es ist ein a, und das Wort heißt an!
    Beide Beispiele sind aus dieser Seite.
    Meine Antwort heißt also: Franz hat aber geschrieben, es sieht bloß wie eben aus.

  • Guten Morgen!


    Hier kommt Seite 68 bzw. 68a mit vielen Unsicherheiten in der Randbemerkung:

    1841.
    können II. Aber auch den dritten Tag ob ich gleich [l.R.: Juni]
    zeitig fort wollte blieb ich so lange wie immer
    es wechselte Regenguß mit Regenguß ab, und
    dennoch bestanden beide Therese und August dar-
    auf mich zu begleiten. Es war eigentlich nicht
    recht von mir daß ich mir beider Begleitung
    nicht ernstlich verbat. Das Gefühl daß unser
    Liebstes sich auch nicht scheuet unser Loos zu tragen und
    zu theilen ist aber auch beseeligend. Endlich bis an
    die Chaussee gekommen kehrten beide um, und nahmen
    herzlichen Abschied. Ich träumte durch den Wald
    durch und wußte kaum wie ich hindurch gekommen
    war, obgleich ich lange Zeit gegangen war, erst vor
    Weißig erwachte ich recht aus meinem Schlummer
    als mich die Post einholte, es regnete nicht mehr
    und ich kam noch trocken zu Hause.
    Den nächsten Sonntag hatte ich den Schenkhausdienst [l.R.: 6]
    von der Ostra allee bis ans Seethor, woselbst ich jedoch gar
    kein Vergnügen hatte. Den darauf folgenden mit Tromp-
    lern und seinem Mädchen einer Landsmännin von mir [l.R.: 13.]
    in Strehln, woselbst ich mit ihr tanzte, denn Trompler
    liebte es nicht. Acht Tage darauf war Vogelschießen in
    Neudorf woselbst ich mit Tromplern auch nicht fehlte [l.R.: 20.]
    Meine immer rege Phantasie spielte mir heute
    einen unverzeihlichen Streich. Wir waren noch [l.R.: 22.]


    Randbemerkung / Fußnote:
    Ich war meiner selbst Meister worden aber diesesmal
    konnte es sich um meine Gesundheit handeln. Ich fühlte heftige
    Schmerzen in allen Gesch.theilen. Jedoch in 3 Tagen war der
    Schmerz schon wieder linder und in 8 Tagen fühlte ich nichts mehr.



    Heute habe ich mich schwer getan, besonders an der "Ostra Allee" hatte ich zu knabbern und bis ich die Strecke Ostra Allee - Seethor der alten Karte zugeordnet hatte, das hat ein Weilchen gedauert... Und bei der Randbemerkung bzw. Fußnote habe ich viele Unsicherheiten und Lücken gelassen.


    Ich freue mich auf Eure Korrekturen. Herzlichen Dank schon mal dafür!


    Bis später, liebe Grüße von
    Bea


    Korrekturen eingearbeitet.

  • Hallo Bea,


    prima gelesen! Die Ostraallee hat schon was - ich hab's nicht erkannt.


    > Die ?-Zahl halte ich für eine 6.


    > in Strehln, woselbst ich mit ihr tanzte, denn Trompler (Strehln = Strehlen, steht schon im Register, Strehla ist zu weit weg)


    Der Teil "... denn Trompler liebte es nicht ..." ist sehr merkwürdig. Beim Beinchenzählen :) fehlt für denn ein Beinchen, ok, kommt vor, noch dazu wo Franz eh in letzter Zeit etwas häufiger Fehler einstreut. Aber vom Inhalt her: Franz tanzt mit Tromplers Mädchen denn (= weil ??) der es nicht liebt (was jetzt: das Mädchen oder das Tanzen mit Franz ??). Und wenn er Trompler da verärgert hat - am nächsten Wochenende sind sie schon wieder fröhlich gemeinsam auf Achse.


    Der seitliche Text ist wirklich schwer. Du hast aber schon viel entziffert :thumbsup: . An deinen Fragezeichen lese ich es genauso, die Stellen dürften richtig sein - nur das ? bei Gesch. würde ich noch stehen lassen.


    Kann der erste Satz heißen: Ich war meiner selbst Meister worden .... (auch wenn sich der Sinn mir nicht so recht erschließt)


    Wo ist er denn nun erkrankt? Bei meinem ersten Leseversuch dachte ich er müsste ein biologisch/anatomisches Wunder sein, da er den Plural benutzt. Inzwischen bin ich nur noch unsicher ?( ... Von Medizin habe ich nicht so die wirkliche Ahnung ...
    Wer liest den Rest und deutet das Ganze?

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Jörg,


    die 6 paßt, da stand ich wohl wirklich auf dem Schlauch.
    Auch Strehln stimmt natürlich! Und dabei war Strehla ja schon lange abgehakt... peinlich :D


    Bei "... denn Trompler liebte es nicht ..." verstehe ich das so, daß Trompler eben das Tanzen nicht liebte und der Franz sich "gnädigerweise erbarmt" ;) Auch wenn Trompler gerne auf Achse ist, muß er ja nicht unbedingt gerne tanzen. Das e im denn wäre dann zwar geschludert, aber nicht so ungewöhnlich.


    Beim seitlichen Text finde ich deine Idee mit "Ich war meiner selbst Meister worden..." sehr gut. Meister hatte ich eigentlich auch gelesen, kam aber mit dem Wort vorne nicht klar und somit auch nicht mit dem Sinn. Aber so ... Vielleicht meint er damit, daß er noch so viele Strapazen auf sich nehmen kann (die Nächte durchmachen usw.) und sich dennoch am nächsten Tag völlig im Griff hat, wenn der Dienst ruft. Nur dieses Mal fürchtet er eben um seine Gesundheit.


    Und da kommen wir zu seiner Krankheit. Wenn ich mit "Gesch. theilen" denn richtig liege, dann finde ich die Ausdrucksweise eigentlich gar nicht so verwunderlich, dann tat ihm da eben alles weh.
    Aber vielleicht stimmt mein Gesch. ja auch gar nicht :S


    Vielleicht hat ja noch jemand eine zündende Idee...!?


    Viele Grüße,
    Bea

  • Danke Bea,


    das Trompler das Tanzen nicht liebt und Franz ihm eigentich einen Gefallen tut - du hast ganz sicher damit recht und ich kann das Ganze jetzt auch im Zusammenhang verstehen. Frauen sind eben doch einfühlsamer :)


    Beim seitlichen Text warte ich lieber auch noch bisschen bevor ich wild rumspekuliere.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo verehrte Mitleser,


    ihr habt alles bereits gelöst :thumbup: und seid nur noch zu zaghaft.
    "meiner selbst Meister worden" ist für mich ebenso unzweifelhaft wie "in allen Gesch.theilen".
    Das Wort wird schamhaft abgekürzt, weil es natürlich unaussprechlich war. Wir wissen doch, dass noch zur viktorianischen Zeit die "Unterhosen" die "Unaussprechlichen" hießen. Auch die Verwendung des Plurals ist unproblematisch, man kann die "Sache" ja "differenziert" betrachten und sieht dann mehrere unterscheidbare Teile. Möglicherweise eine lohnendes kulturgeschichtliches Feld - Körperlichkeit und Intimität in der Alltagssprache - vielleicht gibts da schon Bücher drüber, aber es gib ja wenige Quellen über die (ungeschminkte) Umgangssprache der einfache Leute.

  • Hallo Henry,


    vielen Dank für Deine Bestätigung.
    Dann werde ich das mal so in meinen Text übernehmen.


    Auch Dir, lieber Jörg, vielen Dank für Deine Korrekturen. Das hatte ich vorhin ganz vergessen ^^


    Nun bin ich ja wirklich gespannt, welch unverzeihlicher Fehler unserem Franz da unterlaufen ist....


    Liebe Grüße,
    Bea

  • Hallo Herbert,
    danke für den Kartenhinweis. Ich meine, das war damals die Zeit, als man daran ging, die unnütz gewordenen Stadtbefestigungen allerorten abzureißen und die Städte aus den engen mittelalterlichen Fesseln zu befreien. (Schon Napoleon hatte viele europäische Städte "schleifen" lassen.) Nun konnten sich die Städte ausdehnen und die Industrialisierung ihren ungehemmten Lauf nehmen.

  • Hallo zusammen,
    mal eine Frage zwischendurch, kann jemand erklären
    was der "Schenkhausdienst" ist ?

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Hallo Bianka,


    sicher hast du gegoogelt, ich finde da auch nichts.
    Wenn ich meiner Fantasie mal freien Lauf lassen dürfte, würde ich mir vorstellen können,
    dass es sich um einen Dienst handeln könnte, der schon mal den früheren Kettenhunden zukam.
    Ich glaube, heute sind das die Feldjäger (keine Ahnung).
    Also ein Befehl, die Disziplin von Militärangehörigen bei Alkohlgenuss zu erhalten, kurz, für Ordnung zu sorgen.
    Zumal es sich um eine Strecke durch die Altstadt handelt und das am vielleicht dienstfreien Sonntag.
    Mal nur so vermutet...


    Grüße
    Herbert

  • Ich hab 's:


    Ferner gehörte der Ordnungsdienst in der Stadt zu den Bürgerpflichten. Die dafür
    bestimmten Bürger bezogen das auf dem Hauptmarkte vor dem Rathausturme 1683
    erbaute Wachthaus (B., S. 197).
    Von hier aus gingen bei Tage und bei Nacht Patrouillen durch die Straßen der inneren
    Stadt und der Vorstadt. Sie hatten dafür zu sorgen, daß keine Aufläufe, kein ruhestörender
    Lärm entstanden, keine Behinderung des Wagenverkehrs eintrat, daß ausbrechende Feuer
    rechtzeitig erkannt wurden, daß sich der Marktverkehr glatt abwickelte. Sie mußten auch
    später die Militärpatrouillen beim Schenkhausdienst begleiten. Sie hatten Gefangene
    abzuführen, nach Bedarf auch nach auswärts zu eskortieren, bei Hinrichtungen den Platz
    abzusperren und in Kriegszeiten Gewalttätigkeiten zu verhindern (I m 5. Bl. 13).



    Hier gefunden auf Seite 46


    http://www.wilhelm-bautzen.de/fw_30_schuetzenwesen.pdf -


    So schlecht hast Du mit Deiner Vermutung gar nicht gelegen, Herbert.



    Grüße
    Henriette