Ae statt Ä etc. und keine Akzente in Fraktur?!

  • Ich lese gerade alte Bücher (in Frakturschrift) und handschriftliche Personalakten und frage mich, warum früher Ä, Ö und Ü immer Ae, Oe und Ue geschrieben wurde und warum es in der Fraktur-Schrift keine Buchstaben mit Akzent gibt bzw. warum stattdessen Antiqua-Buchstaben verwendet wurden.

  • Hallo,

    warum statt Ä, Ö und Ü immer Ae, Oe und Ue geschrieben wurde

    Ich habe auch Umlaute gesehen (wobei über dem a, o, u keine Punkte sondern zwei schräge Striche waren) oder statt der Umlaut-stricherln ein kleines e über dem Buchstaben.

    warum es in der Fraktur-Schrift keine Buchstaben mit Akzent gibt

    Ich vermute, weil Fraktur eine "deutsche" Schrift ist und es im Deutschen keine Accents gibt.

  • Hallo Gegoriwitsch,
    die Fraktur ist eine alte deutsche Druckschrift aus dem 16. Jh. Damals gab es noch Umlautvokale ä, ö und ü. Man schrieb ae, ue und oe. Das e aus der deutschen Schreibschrift, das eher wie ein spitz gezogenes n aussieht, wanderte im Laufe der Zeit über den Vokal und mutierte zu zwei schrägen Strichen. Daraus entstanden in der lateinischen Druckschrift die beiden Punkte über dem Vokal. Die alte Fraktur blieb jedoch unverändert. In der Fraktur gab es auch keine Akzent, da diese Wörter Fremdwörter waren und nicht nicht zur deutschen Sprache gehörten. Deshalb wurden diese als solche mit lateinischen Buchstaben geschrieben.
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hi,


    kürzlich hab ich auf dem Flohmarkt ein Buch von 1785 ergattert, darin eine interessante Variante der Umlaute: Über dem Buchstaben a, e, o ist statt der Punkte oder Striche ein sehr Kleines 'e' gedruckt. Die Varianten wurden wohl auch je nach Geschmack des Verlegers angewendet.
    Ganz an Rande: Es geht in dem Buch um Toxologie, eine Auflistung aller bekannten Gifte, deren Wirkungen, Gegengifte und Heilwirkungen. Schon interessant was da so experimentiert wurde. :rolleyes:
    Das gleiche Verfahren wurde unter anderem auch in einer Geographie von 1705 verwendet.


    Gruß


    Wolfgang

  • Buch von 1785 ergattert, darin eine interessante Variante der Umlaute: Über dem Buchstaben a, e, o ist statt der Punkte oder Striche ein sehr Kleines 'e' gedruckt. Die Varianten wurden wohl auch je nach Geschmack des Verlegers angewendet.


    Hallo Wolfgang,
    das hatte eigentlichs nichts mit Geschmack zu tun, sondern mit dem Geldbeutel und der dementsprechenden Ausstattung des Buchdruckers oder vielmehr seines Setzers. Hatte er unter seinen Frakturlettern Ligaturen (zwei verbundene Buchstaben), dann konnte er die entsprechende verwenden, also das kleine e über dem Vokal. Hatte er keine, dann setzte er das e als einzelnen Buchstaben neben den Vokal. Das hatte aber beim Lesen den Nachteil, dass die Worte auch mal falsch gelesen/gedeutet werden konnten.
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann