Tagebuch Franz Nicolaus Kumpfe, Teil IV (ab Seite 91)

  • Juli
    10. Schloßwache; / gesehen: der junge Gardist in Nagel...s B..... u[nd] Kurt
    der Jägerbursche.
    14te Begieret das Exerzieren des Regiments auf dem Helber-
    gel: des Holländers Heved.
    15te Altstadt, bei Pietzschen
    17te Sonntag. Ging erst gegen 4 Uhr ganz allein gegen Neudorf in der
    Absicht in die Lößnitz zu gehen, in Neudorf traf ich aber
    auf Loßmer, mit welchem ich dann bei der Schiffmühle über
    fuhr und auf Altona gingen. Dort traf ich auch Wurter u[nd]
    Bersdorf; mit letzterem waren wir nachher noch auf dem
    grünen Weinlaub. gel: die Marisken.
    19. Sr. Majestät der König von Würtemberg [sic] ist in Dresden angekommen als Graf
    v[on] Fink, daher unterbleibt die vorher bestimmte Rexur der hiesigen Garnison.
    24te Ging ich Mittag 11 Uhr aus Dresden und war um 4 Uhr in Stolpen, auf
    dem Schenkhügel sprach ich erst Herrn Stelpern aus Helmsdorf. er ging nach
    Annaberg zur Probe. August war zu Hause, Carl kam später auch
    dann gingen wir auf den Keller, um 1/2 8 Uhr begleitete mich August
    nach Hertha, wo wir gegen 9 Uhr eintrafen, Therese war sehr beschäftigt
    ich ließ sie daher nicht weit mitgehen, auch klagte sie noch über üblen
    Gesundheitszustand. August ging noch mit bis Fischbach. Von hier
    aus um mich des Schlafes zu erwähren lies ich die Zigarren nicht
    aus löschen, als ich auf dem Schenkhügel noch Licht erblieckte
    war ich sehr erfreut, denn ich hatte Hunger bekommen, welchen ich hier
    denn auch sogleich stüllte. Dennoch aber konnte ich mich von der
    Heide aus des Schlafes nicht enthalten, und stolperten so bis
    Dresden, wo ich halb 4 uhr eintraf. Meine Füße waren in einem
    solch schlechten Zustande, daß ich als die Stiefel runter waren nicht
    einmal auftreten konnte, mit großer Anstrengung schlagte ich mich
    ins Bette, und schlief bis halb 6 Uhr. Ein wenig gestärkt, rückte ich
    um 7 Uhr marschmäßig zum Felddienst oder Landmarsch aus, wo ich aber
    nur ohne Steigbügel weiter konnte. Wer zum Tagesdienst komandirt [sic]
    tauschte aber mit Wintern, um mich noch heute schonen zu können.
    31te Casernwache. Sonntags. Diese Nacht arre [ s ] tirte [sic] ich zwei Mädchen aus Haferstein [,]
    Emelie Hähen u[nd] Johanna Mai [,] wegen unbefugten Aufenthalt in
    der Caserne, und gab sie dann an die Polizei mitelst Anzeigeab-


    Ein paar Fehler und Lücken sind noch drin. Was bedeutet bloß das zweimal auftauchende gel[] ?


    Mit freundlichen Grüßen

    Dauersuche nach folgenden Namen:
    Bögel, Heckler, Petrich, Hainbuch
    :)
    Dauersuche in folgenden Orten:
    Magdeburg, Malchin, Vielbrunn, Kreis Znin, Kreis Wreschen, Mundelsheim, Raum Ostholstein
    :)
    Folgende Seite kann ich für Forscher in Bosau empfehlen: Bosau in Fakten
    :)
    Viele Grüße

  • Hallo M.Böhme,
    da hast du eine schicke Seite erwischt...und sehr gut gearbeitet! :thumbsup:
    kann leider auch nicht alles lesen, was ich anders sehe habe ich
    mal in blau markiert.....



    10. Schloßwache; / gelesen*: der junge Gardist in Napoleons...B..... u[nd] Kurt
    der Jägerbursche.
    14te Beginnt das Exerzieren des Regiments auf dem Heller**
    gel: des Holländers Heved.


    fuhr und auf Altona gingen. Dort traf ich auch Wurter u[nd]
    Barsdorf; mit letzterem waren wir nachher noch auf dem
    grünen Weinlaub. gel: die Marisken.


    v[on] Fink, daher unterbleibt die vorher bestimmte Revue der hiesigen Garnison.


    nach Hartha, wo wir gegen 9 Uhr eintrafen, Therese war sehr beschäftigt


    aus löschen, als ich auf dem Schenkhügel noch Licht erblieckte(Tippfehler)


    Heide aus des Schlafes nicht enthalten, und stolperten (Tippfehler)so bis


    einmal auftreten konnte, mit großer Anstrengung schlepte ich mich


    nur ohne Steigbügel weiter konnte. War zum Tagesdienst komandirt [sic]


    31te Casernwache. Sonntags. Diese Nacht arre [ s ] tirte [sic] ich zwei Mädchen aus Hohenstein [,]


    * ich weiß, das l ist was anderes, meine aber es soll gelesen heißen, ebenso
    die Abkürzung gel., er zählt danach so merkwürdige Dinge auf, die er nur gelesen
    haben kann ?(


    **Heller http://de.wikipedia.org/wiki/Heller_(Dresden)


    bei einigen Namen bin ich unsicher, ich lese z.B. statt Stelpern= Stelzner, Hähen=Hähne
    aber das muss nochmal diskutiert werden... :D, und die diversen Literaturtitel sind
    mir auch noch ein Rätsel


    bis später... :thumbup:

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Das meiste war ja nun geklärt, ich möchte nur bestätigen und auch was ergänzen:
    Allaungasse (von Henriette), ok
    Wiesner ist richtig (von Bianka), Danke, übersehen
    :(
    habe - na klar, beim Tippen geschlampt (von Bianka)

    Zahrab
    hatte ja auch Henriette gelesen, aber das ist was ???


    Es heißt wohl Zohrab, bei ZVAB habe ich Bücher gefunden - allerdings nur in englisch und schwedisch. Der englische Titel " Zohrab The Hostage" entspricht Franz' Angabe, wobei Geißel = Geisel zu lesen ist.
    Bei der Gelegenheit habe ich auch mal nach Franz' anderem Lesestoff geschaut, nur ein Treffer, und auch der in englisch:
    ➜ Frederick Chamier: Jack Adams, The Mutineer (neues im Alltag äußerst wichtiges Wort gelernt
    :thumbsup: : mutineer = Meuterer)
    ➜ Weibertreue und Fürstenwort - Fehlanzeige
    ➜ Magdalene - zu wenig spezifisch, über 1000 Titel, die Magdalene enthalten


    Nur aus Bequemlichkeit werde ich die Korrekturen in mein posting einbringen mit entsprechendem Hinweis.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Vielen herzlichen Dank für eure Korrekturen!


    Achso, das sind alles Literaturtitel, die er gelesen hat. Na dann...


    Was ist nun noch mit

    Zitat

    Stelpern= Stelzner, Hähen=Hähne

    :?:
    Und stimmt das

    Zitat

    arre [ s ] tirte [sic]

    :?:
    p.s.: Ich musste das in Klammern geschriebene "s" leider durch Leerzeichen trennen, sonst würde der darauf folgende Text "durchgestrichen" erscheinen. 8| X(


    Herzliche Grüße

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    Viele Grüße

  • Zitat


    arre [ s ] tirte [sic]


    ich seh da gar kein s, ich lese arretirte... ?(


    edit: Ja, kopfklopf, jetzt weiß ich auch was du mit dem s in Klammern meinst, sorry,
    ich glaub es fehlt ein [e] :D


    arretieren:
    festnehmen
    einsperren, festsetzen, gefangen nehmen°, inhaftieren, internieren, verhaften, gefangen halten

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

    Einmal editiert, zuletzt von biankab ()

  • ich dachte von "arrestieren" (jemanden unter Arrest stellen, Arrest bekommen)


    du könntest allerdings auch sehr gut recht haben!

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    Viele Grüße

  • Mannomann, da hat Franz aber ein paar Klopper eingebaut :whistling: Gut gelöst!


    Zuerst mal zu den Buchtiteln:
    ➜ gel: des Holländers Heved.
    Was ist das mit dem Heved? Ich weiß ehrlich nicht was ich da lesen soll, mir fällt nichts ein, was da möglicherweise stehen soll.
    ➜ grünen Weinlaub. gel: die Marisken.
    Das einzige, was ich da gefunden habe sind Morisken, da gibt es einen wikipedia-Artikel, es ist ein anderes Wort für die Mauren. Lesen kann man m.E. auch ein o statt des a in der Wortmitte. Es gibt alte Bücher zu dem Thema (allerdings habe ich nur wirklich wissenschaftliche gesehen, vermutlich nicht ganz Franz' Kragenweite, wenn ich so an "Kurt der Jägerbursche" denke :D )


    Beim Namen Loßmer bin ich unsicher, ich neige zu Loßmann, mir ist klar, das das eine leicht windige Lesart des Knubbels oben am letzten m-Strich ist. Aber einfach ...mer, das sieht hinten nach Doppel-n aus.

    Die erste der beiden arretirten Mädchen heißt sicher Hähne, und sein Gesprächspartner auf dem Schenkhügel heißt Stelzner.
    Zu "arretirte" ist mir eingefallen, dass Franz ja schon einige Male französische Schreibweisen hatte, hier ist das französische Nomen arrêt für Arrest, ich denke das kann man guten Gewissens so stehen lassen.
    ___________
    Noch was zu Seite 111 und der merkwürdigen Blume: Ich habs dank Herberts link gefunden, es gibt tatsächlich eine
    Zauke <click >, ich kenne sie auch nicht unter dem Namen "Herzblattmaiblume"

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo schon wieder,


    Jörg ich bin von deinen Recherchen beeindruckt,
    und finde es toll das wir auf wohl längst ausgestorbene
    Pflanzen und Literatur stoßen....


    aus dem Duden: arretieren (Technik anhalten; sperren; veraltet für verhaften)


    bei Loßmann stimme ich dir zu, das a ist fast nicht vorhanden, aber das
    Doppel-n gut lesbar


    so und noch etwas unwichtiges, mir ist aufgefallen das er
    Pietschen plötzlich mit z also Pietzschen schreibt...habe
    aber trotzdem im Netz keinen Hinweis finden können, wo diese
    Kneipe mal gewesen ist. Allerdings habe ich was anderes
    interessantes gelesen:


    Off Säggs'sch


    pietschen, biedschen = trinken


    hieß die Kneipe jetzt so, weil pietschen trinken bedeutet,
    oder bedeutet pietschen deshalb trinken weil die Kneipe so hieß??? :thumbsup:


    Säggs'sch für Anfänger:
    http://www.cityguide-dresden.de/de/stadt.asp?lang=de§=saechsisch&sect=saechsisch

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Hallo Herbert,
    super Fund, das wäre ja zu schön...
    ich habe allerdings auch Zweifel, es ist nicht Altstadt... ;(

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Die Herzblattblume gehört zu den Maiglöckchengewächsen, diese hat man ja gern als kleinen Strauß zu besonderen Anlässen mitgebracht und sie blüht eben wie der Name schon sagt im Mai.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Doch noch etwas zur Literatur, gefunden bei:
    http://books.google.de/books?i…e&q=karl%20andree&f=false


    Seite 628 rechts unten:
    Paulding J.R. Sybrandt Westbrook oder des Holländers Heerd. Ein amerikanischer Roman. In's Deutsche übertragen von Karl Andree, Leipzig, Schumann 1 Thlr 18 Gr


    vielleicht ist es das...


    Maternus: Womöglich blühte die genannte "Gartenzauke" ja doch auch noch im Juli,
    (da hat er den Strauß bekommen) oder der Strauß enthielt nur das Grünzeug
    ohne Blüten.... :D

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Hallo Doreen,


    alles richtig.
    Dieser, mein Beitrag, soll als Spass verstanden und ggf. gelöscht werden.


    Wenn Therese mit einem Strauss roter und weisser Rosen ankommt und dazu noch
    Reseda dabei hat, was will sie dann mit einem kleinwüchsigen Zauckestrauss ?
    Das wäre doch des Guten zu viel.


    Langwüchsige Rauke dagegen, stärkt die Manneskraft. Was also soll dem fussgeplagten
    Manne wieder auf die Beine helfen, er läuft doch nun wirklich genug, um mit Theresen
    zusammen zu sein.
    Stimmt ihr mir zu ???


    Herbert

  • Hallo ihr Kneipenforscher,

    hieß die Kneipe jetzt so, weil pietschen trinken bedeutet,
    oder bedeutet pietschen deshalb trinken weil die Kneipe so hieß???


    Ich gehe davon aus, dass Franz und Co die Pinte einfach nach dem Wirt Pietzsch benannten, so wie auch andere Kneipen (zB Otto, Schmiet, Walther etc), das machen wir doch heute auch noch oft.


    Herberts Fund ist schon erstaunlich. Von der Entfernung - es sind rund 6 Straßenkilometer vom heutigen Carolaplatz bis zu der Leutewitzer Windmühle - ist das für die damalige zu-Fuß-Gesellschaft vermutlich nicht so dramatisch gewesen. Ob Franz wohl erwähnt hätte, wenn "Pietschen" eine Mühle war? Vielleicht ist diese Mühle eine zweite Kneipe des Wirtes, die erste würde ich schon "zentraler" vermuten.
    ____________


    Bianka, du hast mit dem Buch einen Volltreffer gelandet!!! Und was steht da nun bei Franz geschrieben ➜ H e e r d

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Ganz einfach Herbert, weil die Blätter (aber das ist unbewiesen) damals als heilend galten bei frischen Wunden.


    LG Doreen

    "Wissen ist Macht" (Heinrich Barth März 1850)
    Nüscht wissn, macht aba ooch nüscht! (der Berliner)
    Je mehr man weiß, desto weniger weiß man nichts! (Ich)

  • Hallo Jörg,
    das der Wirt Pietsch oder ähnlich hieß denke ich auch, ist klar.
    Aber brat mir einer nen Storch wenn das "pietschen" bei den
    Sachsen nicht den Ursprung in dieser Bezeichnung für die Kneipen hat.
    Noch bestätigt, wenn es gar mehrere Kneipen von den "Pietschens" gab.


    Naja, schade alles nur hypothetisch.

    Viele Grüße Bianka


    :?: Suche Spuren von Anton Weil *1740 ???, + 1797 in Heiligenbeil :?:

  • Bianka, ich schon wieder,


    natürlich heisst pietschen einen schnasseln, juchten, trinken u.v.m. Ich kenne den Ausdruck.
    Aber der Name/die Bezeichnung wurde doch immer groß geschrieben und er war ja bei seinen
    Sauftouren nicht nur bei Pietzschen, sondern hat wohl keine Lokalität ausgelassen.


    Sind so meine Gedanken
    Herbert