Russisches Dokument 1945

  • Hallo Michael


    In etwa so lese ich das


    Bescheinigung
    gefangene Deutsche Lunka Bruno war vom
    26.Juli 1945 - 18 August 1945 im Krankenhaus
    Untersuchungs ergebniss Dystrophie 2
    Ist mit seiner Ernährung zufrieden 20 August 1945



    Gruß


    Detlef

    Jede Generation lächelt über die Väter,
    lacht über die Großväter
    und bewundert die Urgroßväter
    (William Somerset Maugham)


  • Hallo


    Könnte der Ort nicht auf dem Stempel stehen? Und was wurde da zusätzlich hingeschrieben?
    Da ist doch eine Nummer zu sehen, ich glaube 65486, aber was bedeutet sie?


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Svenja


    Ich glaube auch das auf dem Stempel der Ort genannt wird ..aber leider ist es mir nicht lesbar.!
    Die Nummer könnte eine Lagernummer sein..aber auch dazu kann ich nichts sagen..


    Gruß


    Detlef

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    (William Somerset Maugham)


  • Hallo Michael,


    ich glaube, du hast alle irritiert... :) Schau mal, was ich für dich gefunden habe. Sehr interessant!
    Also, es handelt sich nicht um das Jahr 1945 sondern 1943 ( nach damaliger Schreibweise sehen 5 und 3 ziemlich gleich aus, nach der Vergrösserung sieht man das sehr gut). Dann habe ich noch herausgefunden( nach sehr laaaangen Recherchen), dass Feldpost 65486 dem Feldlazarett Nr. 1762 ( "mobiles" Krankenhaus für Kriegsgefangenen und internierten Staatsangehörigen der Soviet Union) entspricht. Unten sind Zeiträume und Orte aufgelistet, wo das Lazarett sich im Laufe der Zeit befand:



    22.06.1941-15.09.1941 Lebedin, Gebiet Sumy , Ukraine (Лебедин, Сумская область, УССР)


    13.10.1941-15.08.1943 Kulebjaki, Gebiet Gor`kij (heute Gebiet Nizhniy Novgorod),Russland (Кулебаки,Горьковская область)


    01.11.1943-15.11.1943 Skuratovo, Gebiet Tula, Russland (Скуратово, Тульская область)


    01.12.1943 Chern`, Gebiet Tula, Russland (Чернь, Тульская область)


    15.12.1943-01.07.1944 Klintsy, Gebiet Brjansk, Russland (Клинцы, Брянская область)


    15.07.1944-01.09.1944 Baranovichi, Gebiet Baranovichi, Weissrussland (Барановичи, Барановичская обл., БССР)


    15.09.1944-15.03.1945 Slobudka, Gebiet Brest, Weissrussland (Слобудка, Брестская обл., БССР)


    15.04.1945-01.05.1945 Schwiebus, Deutschland


    15.05.1945 Frankfurt an der Oder, Deutschland


    Also, wenn wir davon ausgehen, dass Bruno am 26.07.1943 ins Krankenkaus geliefert und am 18 bzw. 20 August entlassen wurde, kann man beinahe den genauen Ort nennen und zwar:


    13.10.1941-15.08.1943 Kulebjaki, Gebiet Gor`kij (heute Gebiet Nizhniy Novgorod),Russland


    Laut deinem Schreiben musste Bruno aus dem Lazarett (wegen der erneuten Dislokation des Feldrazarettes) entlassen und laut dem
    Befehl Nr. 85 (?) den örtlichen Machtorganen übergeben werden.


    Du kannst es auch unter http://www.soldat.ru nachschauen. Leider ist die Seite nur in russischer Sprache.


    Und, bin ich gut? :D


    Mit freundlichen Grüßen,


    Elena

    2 Mal editiert, zuletzt von elena_b ()

  • hallo Michael,
    jetzt bin ich aber traurig.... ;( Also bin ich doch kein Nachfolger von Scherlock Holmes.... :( Na.ja...


    Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was genau unter "örtlichen Machtorganen" gemeint ist. Es kommt drauf an, wo dein Opa sich aufhilt bzw. festgenommen wurde. In einem Dorf oder auch Stadt könnten Wachmänner, Ortsvorsteher, Bürgermeister oder Polizei gemeint sein. Da es sich offensichtlich doch um Juli-August 1945 handelt ( also bereits ein paar Monate nach dem Krieg), könnte er doch aus einem Lager ins Lazarett geliefert werden ( dann geht es wohl um Wachpersonal).


    Jetzt stellt sich aber die Frage, ob dieses Lazarett nach dem Krieg immer noch die gleiche Feldpostnummer wie während des Krieges gehabt hat...
    Ich weiß nur, dass während des Krieges jeder Truppenteil bzw. wichtiges Objekt eigene Feldpostnummer hatte ( die richtige Adresse mit Ortsangabe sollte geheim gehalten werden). Manche Truppenteile oder wichtige Objekte (z.B. Lazarett) wurden nach dem Krieg aufgelöst ( da sie nicht mehr notwendig waren).Die Truppenteile, die nicht aufgelöst wurden, besitzen die Nummer bis heute...


    Es gibt aber einen Truppenteil, der heute noch die Nummer 65486 trägt. Er befindet sich irgendwo in Gebiet Jaroslavl`(wo genau, weiß ich noch nicht)...


    Ich bin weiterhin auf der Suche!!! :D


    Viele Grüße,


    Elena


  • Ein freundliches Hallo


    Ich denke mal das Elena auf der richtigen Spur ist...
    Da er 1944 Nachgemustert wurde gibt es die Möglichkeit,dass er in Frankfurt / Oder doch im Feldlazarett Nr. 1762 war..
    Zum Feldlazarett Nr. 1762 habe ich das hier gefunden Feldlazarett Nr. 1762 in diesem Bericht wird dieses Lazarett 3 mal benannt.


    Gruß


    Detlef

    Jede Generation lächelt über die Väter,
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    und bewundert die Urgroßväter
    (William Somerset Maugham)


  • Hallo Detlef,


    du bist ein Genie! Wirklich! :thumbsup: Danke vielmals für den Bericht! Ich fand ihn richtig spannend.Ich konnte nicht aufhören ihn zu lesen. Ich glaube, die Seiten 30 ( letzter Absatz), 31, 34 (Anfang des letzten Satzes),35 und 102-111 enthalten Information, nach der wir gesucht haben.
    Nun versuche ich das ganze zusammenzufassen:


    1 ) es gib eine Bescheinigung auf den Namen Lübke, Bruno
    2 ) die Bescheinigung besitzt eine Feldpostnummer
    3 ) die Feldpostnummer 65486 entspricht dem Lazarett Nr. 1762
    4 ) das Lazarett befand sich in der Hindenburg-Kaserne (ab dem 15.05.1945)(S.30-31)
    5 ) die Hindenburg-Kaserne befand sich im Kriegsgefangenenlager Nr. 69 in Frankfurt/Oder


    Also, Bruno könnte (99,9% der Wahrscheinlichkeit) einige Monate in Kriegsgefangenenlager Nr.69 in Frankfurt/Oder verbracht haben...


    6 )Bruno wurde krank ( Dystrophie 2)
    7 )vom 26.07.1945 bis zum 18.08.1945 war er im Lazarett
    8 )am 18.08.1945 wurde er entlassen ( ich bezweifle, dass er bereits nach nur 23 Tagen gesund geworden ist. Man braucht mindestens 6 Monate, um einen an Dystrophie leidenden Menschen zu heilen ?( Aber wie es mir scheint, die Ärtze mussten sich offensichtlich mit seiner Entlassung aus dem Lazarett beeilen( wegen des Befehls, vielleicht sogar zu einem bestimmten Termin).
    9 )am 20.08.1945 wurde er anscheinend neu befragt ( ob er mit seiner Ernährung zufrieden sei usw.und da er anscheinend auf diese Frage eine positive Antwort gegeben hat, wurde er als gesund und arbeitsfähig eingestuft) (S.34-35)


    Diese Tatsache lässt mich vermuten, dass er genauso wie Günter Knörcke ( vielleicht sogar mit dem gleichen Zug) am 20.08.1945 zuerst nach Brest und dann nach Minsk ( Weissrussland) abtransportiert wurde. Oder?.. In diesem Fall würde ich die Aussagen von Herrn Günter Knörcke einfach mal weiter im Bericht verfolgen...


    Eigentlich passt alles sehr gut zusammen... :S Was meinst du?


    Mit freundlichen Grüßen,


    Elena

  • Hallo,


    das war ein hochinteressanter Bericht. Jetzt habe ich noch einmal ein paar Zusatzinformationen zu meinem Opa.


    1. 1945 war er 45 Jahre alt


    2. 1938 wurde er laut Wehrpaß in die Landwehr (Reserve?) überführt


    3. 1939 bis 1940 war er bei der "Luft.-Horstkomp. Nest" (bei Köslin) in der "Startgruppe" laut Wehrpaß, das muß die "Seefliegerhorst-Kompanie Nest" gewesen sein.


    4. Dienstgrad war Gefreiter


    5. 1951 verstarb er Im Sanatorium Potsdam-Babelberg


    ich weiß nicht ob diese Informationen wichtig sind.


    Gruß


    Michael

  • Ein freundliches Hallo


    Jetzt mal Salopp gefragt .... ist dir bekannt wann er aus der Gefangenschaft entlassen wurde ?
    Denn um mal Ehrlich zu sein mit der Erkrankung..hätte er keinen Winter in der SU überlebt..
    Daher vermute ich mal,dass man ihn aufgrund seiner schweren Erkrankung Entlassen hat.


    Dazu gibt es ebenfalls noch einen tollen Link..Lager Nr. 69


    Dort lesen wir : „Dystrophiker“ - erhielten, wurden wieder zurückgeschickt. Offensichtlich
    war das Vorgehen so, daß die einzelnen sowjetischen Speziallager
    in gewissen Zeitabständen Kontingente von ihrer Meinung
    nach „arbeitsfähigen“ Häftlingen zusammenstellten und nach Frankfurt/
    Oder schickten. Aus bisher vorliegenden Zeitzeugenberichten über
    den Ablauf der Untersuchungen und die Eingruppierung in die verschiedenen
    Kategorien ist zu entnehmen, daß Kriegsgefangene beim
    Befund „untauglich“ in der Regel entlassen wurden, wohingegen Zivilinternierte
    in die Speziallager in der SBZ zurückgebracht wurden.


    freundliche Grüße


    Detlef

    Jede Generation lächelt über die Väter,
    lacht über die Großväter
    und bewundert die Urgroßväter
    (William Somerset Maugham)