mußte ich mich endlich von der Wahrheit überzeugen, welche
mir freilich nicht zu angenehm war. Therese war gestern
Abend gegen 9 Uhr hier angekommen, und ging um 11 Uhr
von Walthers aus wieder retour. Das sie mich nicht
antraf war ihr freilich äußerst unangenehm, aber
das schlimmste dabei war, dass ich nicht um 10 Uhr zu Hause
kam. O, jetzt fühlte ich erst schmerzlich, dass ich zu ent-
kräftet war, sogleich eine Reise zu Ihr zu unternehmen.
Aber dennoch hatte ich keine Ruhe, Richter lieh mir
ein par Thaler Geld, und ich machte mich auf ein Pferd
zu miethen, die Zeit war aber schon zu kurz, den es
war Nachmittag 3 Uhr, da ich erst fort konnte, ich war
auf der kleinen Brüdergasse bei der Wittwe Meinhart
konnte aber kein Pferd bekommen, auf der Viehweide
beim Bereiter Schwender, desgleichen, dieser schickte
mich wieder zum Nachbar Steinsetzermeister Wagner
diesen traf ich nicht zu Hause an, und dessen Frau
konnte mir in seiner Abwesenheit, das Pferd, welches
noch stand, nicht geben, nun ging ich wieder Wagnern
aufzusuchen, konnte aber auch diesen nicht finden.
Im goldenen Creuz an der Frauenkirche, war ich
ebenfalls umsonst, sogar keinen Einspänner
konnte ich bekommen, denn allen, war der Weg zu
weit und der Abend schon zu Nahe. Endlich selbst
ermüdet ging ich bei Walthers, ich hatte geglaubt
Therese würde, ein par Zeilen an mich zurük-
gelassen haben, aber nein, allem Anschein nach
sehr aufgebracht hatte sie Walthers noch vor 11 Uhr
verlassen.
Tagebuch Franz Nicolaus Kumpfe
- Bonzhonzlefonz
- Geschlossen
-
-
1842.
Mai 18. Früh holte ich mir einen Postschein bis Schmiedefeld f[ür] 21 g 6 dn
und meldete mich um Urlaub bis morgen früh. Mittags
12 Uhr ging die Post ab. waren 9 Personen, neben mir
zur linken war ein Ökonom aus Leipzig welcher
zur Thierausstellung nach Bauzen reiste, neben diesem
saß ein Mann von 46 Jahren, von welchen ich aber kein
Wort gehört habe, hind/ter mir saßen auf zwei Männer
von mittlem Alter, welche ich für Schullehrer zu erkennen
keinen Anstand nahm, sie hatten ein Frauenzimmer
in der Mitte, aus der Rheingegend und reiste nach
Tobolsk. Sie war auch die Hauptperson im Wagen, und
unterhielt durch ihr Gesprach [sic] die ganze Gesellschaft [.]
Im Vordersitz, waren zwei israelitische Handelsleute
und ein Forstmann, aus Fischbach. Um 3 Uhr trafen
wir in Schmiedefeld ein, von wo aus ich dann in den
Chaise bis Hartha fuhr, wo ich um 4 Uhr ausstieg
am Gasthofe. Dort schickte ich einen Knaben zu
Theresen, welche bald darauf selbst erschien, sie
konnte sich aber nicht aufhalten, weil sie noch Beschäf-
tigung hatte. Die Madam Hausner jedoch, wollte
mich selbst sehen, und so mußte aufs Schloß, die Madam
empfing mich sehr freundlich und zuvorkommend, Therese
mußte mich sogleich, im ganzen Schloße und Garten herum
führen, denn der Herr war nicht zu Haus. ) Abends mußte
ich durchaus dort Essen, und die Madam brachte alles
mögliche herzu getragen, und empfahl mir, ja
nicht zu schonen. ¼ 10 Uhr empfahl ich mich, und Therese
ging noch bis vors Dorf mit, jetzt sollte ich ich scheiden, -
eine Traurigkeit erfaßte mich, wie ich sie fast noch
nie beim Scheiden fühlte, und es war mir als sollte
ich sie mitnehmen und mich nicht wieder trennen.
Aber was konnte alles helfen ich mußte doch fort.
Ja ich gebe zu, der Weg den ich vor mir hätte, den
Gesundheitszustande angemessen, machte mir dies-
mal etwas Bange, und nur ganz langsam trat
ich nun meine Reise an. An den Gasthofe zum
Fuchs, dachte ich schon an den Schlaf, und daß ich
ja bis um 12 Uhr hier im Bette schlafen könne
und dann, wieder gestärkt der Weg mir weniger
Mühe verursuchen* würde, so immer im Zweifel
was ich machen soll, holten mich mehrere Wagen
ein, welche von Bauzen kamen, aber alle waren
besetzt, bei Fischbach fing nun die Plage des
Schlafes an, und nur sehr mühsam ging es von
nun an vorwärts, alle Hoffnung ruhte nun
auf den Schenkhübel, dort wollte ich meinen
Durst stillen und wo möglich ein Stündchen
schlafen, aber auch auch diese var** vereitelt
denn da war alles finster und niemand
mehr wach und ich mußte weiter, zwei
mal setzte ich mich auf Steinhaufen um zu
ruhen, aber Kälte erfaßte mich und rief* gemeint: verursachen
** gemeint: war -
mir mein Fieber ins Gedächtniß und trieb mich
weiter. Endlich habe ich den schon längst ersehnten
[19.]weißen Hirsch erreicht, an diesem Röhrwasser
stille ich mir den Durst, aber meine Beine
wollen immer zusammmenbrechen, was ist doch der
kranke Mensch ohne Kraft für ein gebrechli-
ches Ding, an der Saloppe stürzte ich in den
Chausseegraben, so daß ich längere Zeit brauchte
um wieder zur Besinnung zu kommen, fühlte
aber glücklicher Weise keine Verletzung, und ar-
beitete mich wieder auf. Endlich ½ 4 Uhr bin ich
in der Caserne, wo ich noch zwei Stunden Schlaf
genoß, um 8 Uhr rückte ich zum Scheibenschießen
zu Pferde aus.
[22.]Waren Landsleute hier, mit welchens ich Nachmittags auf
Frankens war. Simank und Kranz waren mit. Dord[!]
erfuhr ich Abend, daß das Geschenk vorgeblich von meinen
Eltern, von Anna Varsch war, welches mir eben nicht
sonderlich gefallen kann. Versprach kommende Mittwoch
hinaus zu kommen.
[25.]Nachmittags mit Trompler und Tilger in Luschwitz*, kamen
erst in der 10tn Stunde nach Hause.
[29.]Schenkhausdienst auf dem Schulguth, war fast den ganzen
Nachmittag bei Pietschen. Früh 3 Uhr kam ich nach Hause.
[31.]Mittags schickte mir Therese mit dem Kutscher einen
Brief, ich schlief grade ein wenig, und konnte mich
gar nicht gleich besinnen, was der Mann wolle.* wahrscheinlich: Loschwitz
-
Mit dieser Gelegenheit schrieb ich sogleich wieder, und
nun zwar alles, was mir am Herzen lag um
nie von der Wahrheit abzukommen. Freilich
war ich sogar Willens, ihr auch meine mißlichen
Vermögensumstände zu endecken, aber kann mich
nicht dazu überwinden. Abend war George
Waurick bei Pietschen, er ist erst aus Rom zurück
und weiß vieles zu erzählen. [Juni]
Ebenfalls wieder dort, morgen will Waurick wieder [1.]
über Pillnitz nach Hause .
Vormittag beim Büchsenschüßen, und dann bein [3.]
Walthers. Nachmittags Tagesdienst. Erhielt abermal
einen Brief von Theresen als Antwort, auf den
lezten, sie scheint kein Vertrauen zu mir zu haben
obgleich ich nicht offenherziger sein kann, und
ist sogar willens,wenn ichs verlange, wieder vom
Dienst zu gehen,aber da sei Gott vor, daß ich dieß
verlange, wenigstens so lange nicht, als ich weiß
sie wird gut behandelt, und kein Unrecht von
ihr verlangt. Wäre es nicht schon so spät am Tage
ich würde ihr sogleich wieder schreiben, so muß sie
sich aber schon bis kommende Woche gedulden. [4.]
Heut schrieb ich, und zwar alles was ich auf dem
Herzen habe, selbst meiner Vermögensumstände,
mit Bangigkeit sehe ich aber auch einer Antwort
entgegen, denn so etwas wird sie sich sicher nicht
vermuthet haben, und dann, kann ich dabei ge-
winnen? nein, sie wird mich verachten ! oder -
ha, Gedanke! Wohl gar bemittleiden? o nur dieses
nicht, Geliebte! Verachte mich, verlaß mich, meinem
Schicksal überlasse mich, frage nicht mehr nach deinem
Franz, nur nicht Mittleid laß mich fühlen, denn
[ Mai ] es würde mich vernichten, und für meinen Leicht-
sinn doppelt strafen.
[ 5. ] Vormittag in der Kirche und Nachmittag Tagesdienst.
[ 11.] Mit Barsdorf und seinem Mädchen in Strehln, wo ich meh-
rere Cameraden traf unter andern Sanders beide Brüder
u. Wohlrab. Wir gingen dann wieder mit Barsdorf zusammen
nachhause
Von Theresen erhielt ich einen Brief worin sie aber
auf alle meine Angaben gar nicht achtet und mich
förmlich mißversteht, daß ich liederlich sei, will sie
durchaus nicht glauben.
[ 17. ] Meldete ich mich um 5 Tage Urlaub nach Jauer, welchen
ich auch erhielt. Schrieb sogleich an Theresen und zwar,
daß, wenn sie nicht im Dienst wäre, ich sie den Sonntag
Mittag bei meinen Eltern erwarten würde. Ging Nach-
mittag nach Altstadt, wo ich noch mehrere nothige Stüke
zur Civilkleidung kaufte, wozu ich bei Herrn Zespel
12 Thaler erborgt hatte.
[ 18ten ] Nachmittag 3 Uhr fuhr ich mit der Post nach Camenz, woselbst
ich um 9 Uhr eintraf. Unter andern Passagiren war
der Herr Doctor Bager welcher mit bis dahin fuhr.
im goldnen Hirsch war ich bis ½ 11 Uhr, den Wirth
ein Dresdner Namens Bleyel ist ein sehr fideler
Mann. Um 12 Uhr kam ich nach Hause und fand mei-
nen Vater sehr krank. -
1842
[r.R.: Juni]
Vormittags war ich in der Kirche; woselbst ich mit Wagner [r.R.: 19.]
sprach, welcher auf die ganze Woche Urlaub hat. Mittags
kam meine Schwester mit ihrer kleinen Familie von
Crostwitz, und ich blieb daher den ganzen Tag zu Hause [r.R.: 20.]
Auch kam heute der Schwager, dann gingen wir nach Elstra
zum Jahrmarkt, Hamanns Pauline ging mit. Dort blieb
ich sogar die ganze Nacht, wo ich mit der Pauline, deren
Schwester die Schießhauswirthin ist, auf dem Schießhause
tanzte, und gingen gegen Morgen ebenfalls mit-
einander nach Hause.
Früh 9 Uhr ins Kloster, war daselbst bei Lebels [r.R.: 21.]
Betkens, Sikerts und Schusters, kam um 11 Uhr nach
Crostwitz, blieb dort bis gegen 2 Uhr, ½ 3 Uhr in der
Kupfermühle und ging von da mit Wagnern ins
Schmeckwitzer Bad Marienborn, woselbst ich badete.
jener war mit den Kindern des Wirthes[,] eines deres
war Namens Beyen, sehr bekannt. Von dort wieder
nach Hause.
Früh 9 Uhr nahm ich Abschied, und ging über [r.R.: 22.]
Jauer wo ich mich einige Zeit aufhielt nach Hartha,
dort angekommen schrieb ich schnell ein par Zeilen
an Theresen und sie solle mit zu ihren Eltern ge-
hen, gegen 5 Uhr jedoch erst kam sie und konnte
noch nicht. Darüber betrübte und erzürnte ich mich
nun freilich ungemein, so daß ich schon wieder
anfing mehr zu trinken als mir nützlich sein
durfte. Sie begleitete mich bis nach Biela
und versprach dort, wenn sie um 9 Uhr fortkönne
noch nach Stolpen zu kommen. -
Ich traf ihre Eltern nicht zu Hause an, ging daher erst
zu Thomas Traugott, dort war Mittrach und Carl
Mit letzterem ging ich dann wieder fort. ½ 11 Uhr kam
Therese. Erst wollte ich um diese Zeit gleich meine Reise
antreten aber nun verzog sichs doch um jede
Minute, bis es endlich zu spät ward, bei Nacht
noch bis Dresden zu kommen, so blieb ich denn
dort lebte diese par Stunden meiner Therese, gegen
[23.] 3 Uhr mußte sie fort. Dann legte ich mich erst noch
ein par Stunden aufs Ohr, gegen 9 Uhr wekte mich
die alte Mutter mit der Nachricht, daß gegen 10 Uhr
der Stellwagen von Sebnitz hier anhalte. Als ich
wieder gefrühstükt hatte begab ich mich in den Gasthof
und und fahre nach 10 Uhr mit jenem Wagen hierher
woselbst er um 3 Uhr im großen Rauchhaus Scheffelgasse
eintrifft. Ging von da bei Pietschen, und erst Abend
in die Caserne
[24.] Es wurde mir nicht nachtheilig. daß ich zu spät gekommen
war, wie ich es fürchtete. Ich schrieb diesen Mittag noch
an Theresen ihr dasselbe zu melden.
[25.] Bekam wahrscheinlich abermals durch Erkältung einen
bösen Hals, und konnte nichts genießen, weil ich nicht
schlingen kann. Wir hatten Felddienst, ich war bei
der Abtheilung des Leutnant von Vial welche* den
Feind markirte, hörte bei Beendigung kein
Signal, und rükte daher mit meinen Leuten
später ein.
[26.] Sonntag. blieb ich wegen meinem Halse zu Hause.
[27.] Jahrmarkt in Altstadt, ging auch hin, hatte aber
gar kein Vergnügen.* vielleicht auch: velche
-
War Mittags mit dem Befehl beim Major von der
Planitz gewesen. traf ich auf Moritz Hentschel, welcher
zum Jahrmarkt kam, er ging mit in die Caserne.
Ging ganz allein durch die Allaungasse und Louisen
straße nach den Scheunhöfen, mit Grundmann
wieder zurück.
Mittag 2 Uhr bis ¾ 4. Uhr in der köngl. Rüstkammer
wo ich mich so recht wohl befand. Von da bei Hälzigs
auf dem Schloße und bei Pietschen, dann ging ich
noch auf der Promenade um die Stadt und nach
der Caserne.
Erhielt einen Brief von Theresen, mit einer weißen
Rose.
Sonntags gegen 8 Uhr mit Tromplern in Neudorf, es gefiel
mir aber nicht dort, war nach 9 Uhr wieder in der Caserne
Eine Felddienstübung in der Schwadron bis Biehla* an der Bauzner
Straße.
Bei Pietschens, woselbst mir der Kirchenaufseher Wiesner
seine Geschichte erzählte.
Auf Casernwache . Von 1n dieses Monats an habe schon gelesen:
Weibertreue und Fürstenwort : Magdalene: Jack Adams der Meuterer.
Erhielt von Theresen einen schönen Blumenstrauß, von rothen
und weißen Rosen, Gartenzauke und Reseda, sie schreibt
sie sei seit unsrer letzten Trennung sehr leidend. Ich hatte
zwar schon einen Brief an sie fertig, mußte ihn aber nun
noch einmal erbrechen, und kam Nachmittag zu spät
damit nach Altstadt. Auch meinen Eltern und der Schwester
schickte ich mit Gelegenheit ein par Zeilen. / gelesen Zohrab der
Geißel.* heute: Bühlau
-
[Juli]
[10.] Schloßwache; / gelesen: der junge Gardist in Napoleons Armee u[nd] Kurt
der Jägerbursche.
[14te] Beginnt das Exerzieren des Regiments auf dem Heller.
gel[esen] des Holländers Heerd.
[15te] Altstadt, bei Pietzschen
[17te] Sonntag. Ging erst gegen 4 Uhr ganz allein gegen Neudorf in der
Absicht in die Lößnitz zu gehen, in Neudorf traf ich aber
auf Loßmann, mit welchem ich dann bei der Schiffmühle über
fuhr und auf Altona gingen. Dort traf ich auch Wurter u[nd]
Barsdorf; mit letzterem waren wir nachher noch auf dem
grünen Weinlaub. gel[esen] die Morisken.
19. Sr. Majestät der König von Würtemberg [sic] ist in Dresden angekommen als Graf
v[on] Fink, daher unterbleibt die vorher bestimmte Revue der hiesigen Garnison.
[24te] Ging ich Mittag 11 Uhr aus Dresden und war um 4 Uhr in Stolpen, auf
dem Schenkhügel sprach ich erst Herrn Stelzner aus Helmsdorf. er ging nach
Annaberg zur Probe. August war zu Hause, Carl kam später auch
dann gingen wir auf den Keller, um 1/2 8 Uhr begleitete mich August
nach Hartha, wo wir gegen 9 Uhr eintrafen, Therese war sehr beschäftigt
ich ließ sie daher nicht weit mitgehen, auch klagte sie noch über üblen
Gesundheitszustand. August ging noch mit bis Fischbach. Von hier
aus um mich des Schlafes zu erwähren lies ich die Zigarren nicht
aus löschen, als ich auf dem Schenkhügel noch Licht erblickte
war ich sehr erfreut, denn ich hatte Hunger bekommen, welchen ich hier
denn auch sogleich stüllte. Dennoch aber konnte ich mich von der
Heide aus des Schlafes nicht enthalten, und stolperte so bis
Dresden, wo ich halb 4 uhr eintraf. Meine Füße waren in einem
solch schlechten Zustande, daß ich als die Stiefel runter waren nicht
einmal auftreten konnte, mit großer Anstrengung schlepte ich mich
ins Bette, und schlief bis halb 6 Uhr. Ein wenig gestärkt, rückte ich
um 7 Uhr marschmäßig zum Felddienst oder Landmarsch aus, wo ich aber
nur ohne Steigbügel weiter konnte. War zum Tagesdienst komandirt [sic]
tauschte aber mit Wintern, um mich noch heute schonen zu können.
[31te] Casernwache. Sonntags. Diese Nacht arretirte ich zwei Mädchen aus Haferstein [,]
Emelie Hähne u[nd] Johanna Mai [,] wegen unbefugten Aufenthalt in
der Caserne, und gab sie dann an die Polizei mitelst Anzeigeab- -
1842.
August [Randbemerkung rechts und links!]
[2t] War ich Nachmittag bei Pietzschen und dann zum Vogelschießen, [2.]
dort besah ich mir die Ansichten im Diorama und die Vorstellungen
der Kunstreitergesellschaft des Herrn Beillof.
Meine Therese hat mir wieder ein Schreiben zugeschickt, und einen
Blumenstrauß beigelegt, aber ihr geäußerter Lebensüberdruß
krankte mich in tiefstem Herzen, und ich äußerte mich denselben
Tag noch in einem Briefe darüber.
Ich kann fast keinen Stiefel mehr anziehen wegen Hüneraugen, nun
erhielt ich einen Rath, Knoblauch aufzulegen, welches ich denn auch
that, und mir dadurch nun erst eine ganz wunde Zehe zuzog.
sozwar [?!] daß ich mit genauer Noth reiten wie viel weniger mei-
nen Dienst verrichten kann.
Heute schreibt mir Therese sie wolle eine Zeit mit schreiben aus- [6.]
setzen, weil sie mich zu beleidigen fürchte, und sich zu krank
fühle um mir erfreuliches schreiben zu können. Dieses fehlt
mir noch zu meiner Einsamkeit, obgleich mir ihre Briefe
manchmal wenig Freude verursachten, war ich aber doch
stets begierig wenn der Tag herannahete, und ich einen zu
bekommen hoffte, nun aber sehe ich schon den ersten Tag mit
Bangigkeit der kurzen oder langen Zeit des Schweigens
entgegen, und ein Gefühl wie die Ahnung einer langwieri-
gen Krankheit beschleicht mich.
Gestern erst schrieb mir Therese wieder, sie wolle als Heut zu [21.]
meinen Eltern gehen, obgleich sie noch nicht gesund wäre.
Ich kann freilich nicht hin ihr davon abrathen. Denn
ob meine Füße wieder fast hergestellt sind, bin ich
doch nicht im Stande weit zu gehen. Auch nicht schreiben
konnte ich, weil sie der Brief doch nicht mehr zu
Hause treffen würde.
Meldet mir Therese sie sei dort gewesen, und habe einen [26.]
vergnügten Tag gehabt. Der Vater habe sie fast bis Hartha
begleitet. Dann wünscht sie, ich möchte ihr schreiben, aber -
[August]
[29.]dieß konnte auch jetzt noch nicht geschehen, weil ich grade
heut zu viel Arbeit, und morgen Mustrung habe.
[Sept 2.]Heut habe ich nun einen Brief an sie abgesendet, worin
aber Gedanken von mehreren Wochen aufgezeichnet sind.
[4.]Sonntag.Constitutionsfest. Volksauflauf nach Mitternacht
wurde aber bald durch Militair gedämpft.
[7.]Mit Barsdorf und Tilger auf dem Wilden Mann wo, weil ich
unwohl wurde, wir über Nacht blieben, kamen erst früh
halb 6 Uhr nach Hause.
[10.]In Folge bürgerlicher Unruhen, hält heut eine Schwadron
in Bereitschaft Niemand bekommt Urlaub außerhalb
der Caserne. Abend ½ 9 Uhr gingen von der 1.Sch. 2 Patrullen*
in den großen Garten ab, wo sie bis Mitternacht ver-
weilten.
[11.]Sonntag. Jahrmarkt in Neustadt. Die Befehle von gestern
sind noch verschärft.
[12.]Erfolgt wieder die Erlaubniß bis 10 Uhr auszugehen.
war erst eine halbe Stunde auf dem Markte, dann
bei Pietzschen.
[14.]Ging Nachmittag spazieren. Mein Mädchen schreibt mir
ob ich sie mit ihrem Kummer so allein lassen könnte?
Ihre Mutter, welcher immer kranke Augen hatte, ist
um das Licht des Einen schon gekommen und das andre
steht in Zweifel. Ich glaubte aus dem Briefe sie wäre
bei der Mutter, der Brief ist aber aus Harthau datirt.
[15.]Exerziert das Regiment vor Sr. köngl. Hoheit Prinz
Johann. Ich schrieb am[!] meine Eltern, da ichs mit
Gelegenheit befördern kann.
[17.]Regiment Felddienst rükten erst Nachmittag 3 Uhr wieder ein* Patrulle = Patrouille
-
Ging abermal auf ein Nachtzeichen zu meinem Mädchen, und [ Sept. 18. ]
fuhr mit dem Bauzner Lische bis Hartha, wo ich um 3 Uhr
angekommen, Therese nicht, sondern erst in Stolpen traf.
Mit ihrer Mutter steht es wirklich sehr schlimm. Nachts
J 2 Uhr ging ich wieder fort und hatte das Glück dieses-
mal den Schlaf von mir abzuhalten, weßhalb ich dann
noch zu rechter Zeit in Dresden ankam. aber auch heut
mußte ich wieder sogleich marschmäßig fort, weil das Rgt.
einen Landmarsch machte.
Rgt. Feldd. In Verbindung mit der 5t. Schwadron aus Pirna
ich blieb zuruk um Mittag auf Schloßwache [ 22. ]
Mit Barsdorf auf dem wilden Manne, Tilger will nicht mit [ 26. ]
er hat sich degradiren lassen und geht zu seinen Eltern
auf Urlaub um die Wirthschaft in Cunewalde zu übernehmen
Sne. Majestät der König hält Revue über die Garnison und [ 28. ]
die reitende Artillerie, auf dem Heller, wurden auch
einige Bewegungen und Angriffe gemacht. Eine
große Volksmenge als Zuschauer.
Pferde Versteigerung in der Caserne. kam Mittag auf [ 29. ]
Wache. [ Okt. ]
War ich auf Urlaub, fuhr nach Bischofswerda, wo
ich im Gasthause zum goldnen Engel über Nacht
blieb, lernte unterwegs einen Ausbund
von Frauenzimmer kennen, aber von keiner
guten Seite, dieselbe fuhr nach Bauzen zum
Jahrmarkt. Den andern Morgen ging ich
über Geißdorf und Burkau nach Hause.
Nachmittags war ich bei Insorka, woselbst
wir beide schon tichtig zechten, und Abend -
[Okt.]
gingen wir noch in die Klosterschenke woselbst
wir es aber nicht besser machten und erst
um 11 Uhr aufbrachen.
Den Morgen Sonntags, konnte ich nicht
lange ausdauern, so hatte mir das Bier
zu schaffen gemacht, konnte auch deswegen
nicht in die Kirche gehen. Mittags wurde mir
besser, ging daher Nachmittags in die Mühle
dort kam später Insorka ebenfalls hin, wo aus
wir dann nach Kleinhänchen zur Kirmes
gingen, und bis früh Morgens blieben.
Montag Nachmittag zum Reformationsfeste
ging ich nach Elstra, dort mußte ich aber
auch bis Mittwoch früh aushalten, denn
den ganzen Dienstag regnete es ohne auf-
hören. Übrigens hatte ich zwar immer et-
was Unterhaltung, denn die Leute auf
dem Schießhauß kenne ich noch von langer
Zeit her, da sie noch in Neuhof waren
Kubitzens. Gustav Unteroffizir bei den
Schützen war eben zu Hause.
Donnerstag ging ich zur Schwester nach Crost-
witz und blieb wiederum bis Freitag,
Sonnabend kam meine Therese mit ihrem
älteren Bruder Carl. Sie war außer
Dienst gegangen, weil sie sich mit dem -
Stubenmädchen nicht gut vertragen konnte.
Sie konnte mir aber auch wirklich keinen größern
Gefallen thun.
Sonntags warn wir zusammen in der Kirche, das
Wetter wurde sehr unangenehm kalt und Schnee-
gestöber, da der Schwager Nachmittags kam
sollten wir durchaus mit nach Crostwitz, da
wir aber keine rechte Lust in dieses Wetter
hatten mußte das Loos entscheiden, und es
endschied [sic!] nach Crostwitz zu gehen.
Montags hatte das Wetter sich in etwas gebessert
da kehrten wir zu meinen Eltern zurük
Dinstags gingen wir nach Stolpen, wo ich diese Nacht über
blieb und
Mittwochs nach Stolp Desdem [sic!] abreisete, wo ich abends
in der neunten Stunde eintraf.
Donnerstags hatten wir wieder Felddienst marschmäßig
wo es mich abermals traf, daß ich unvorbereitet mit
machen mußte.
Die Uberreichung des englischen Hosenbandordens an
Sn. Majestät den König, wozu ich mit einer Parade von
24 Mann kommandirt war.
Wurde mir ein Diener Posten beim Oberstallmeister [r. R.: Novebr.]
Generalmajor v[on] Fabrize vorgeschlagen, welchen ich
wegen fernerem Fortkommen und unter leidlichen
Bedingungen annahm.
Bekam ich auf einen Monat Urlaub wegen Antritt
meines Dienstes, reisete von hier nach Stolpen, wo
ich meine Therese wieder einmal krank antraf -
1842.
[Decbr] und zwar wieder am Reißen leidend.
[1.] Donnerstag wurde ich durch die ungunstigste Witterung
abgehalten vollends nach Hause zu gehen, schrieb
daher an meine Eltern, warum, und weßhalb ich
hir bin.
[2] Freitag reisete ich mit der Post wieder retour
und blieb Nachts bei Pietschen.
[3] Trat Sonnabend in meinen Dienst ein.Zitat... Hier endet nun unsere Fahrt. ...
Danke allen,
die sich in irgendeiner Weise an der Übersetzung des Tagebuches
beteiligt haben.Danke
auch an die vielen, die aus Neugier oder Interesse in das
Tagebuch des Franz Nicolaus Kumpfe hineingeschaut haben.bei Meißen, 06.08.2009
Wolfgang FriedrichIch schließe mich diesem Dank an. Mein besonderer Dank gilt Marcel Böhme, der mir die Dateien der transkribierten Seiten zur Verfügung gestellt hat.