Im Internet gefundene Ahnentafeln - überprüfen - aber wie am Besten ?

  • Da es ja (wenn auch selten) vorkommt, dass eine komplette Ahnentafel im Internet gefunden wird, möchte ich diesbezüglich eine Frage anbringen.


    Meine Vorgehensweise wäre folgendermaßen: Kontakt aufnehmen mit dem Ersteller (wenn möglich)


    Nach ABLICHTUNGEN in den Quellen suchen (falls angegeben)


    Literatur überprüfen (falls vorhanden)


    Angaben von Wikipedia halte ich für recht vertrauenswürdig, besonders wenn Bilder und Biografien der gesuchten Personen eingetragen sind.


    Stichprobenartig einige Quellen, genauestens (wenn möglich), überprüfen!


    Lange Stammfolgen wird man sicher nicht überprüfen können, ohne in den entsprechenden Archiven selbst zu suchen.


    Das ist kaum durchführbar.


    Also: Eine komplette Überprüfung des "Fundes" ist eigentlich nicht möglich!


    Ich denke aber, das kleinere "Schwachstellen" toleriert werden könnten. Mir ist es leider auch schon passiert (und wird immer wieder passieren), dass mal ein Datum nicht genauestens wiedergegeben wird, oder ein Zahlendreher vorkommt. Es sollte wirklich nicht passieren....ist aber wohl menschlich!


    So ist ja auch mitunter eine Quelle nicht fehlerfrei, was sich erst bei genauestem recherchieren feststellt.


    ALSO: AB WANN IST EIN IM INTERNET GEFUNDENER AHNENSTAMM FÜR EUCH VERTRAUENSWÜRDIG GENUG UM IHN ANZUNEHMEN :?:



    fragt: Seerose :)

  • Zitat

    ALSO: AB WANN IST EIN IM INTERNET GEFUNDENER AHNENSTAMM FÜR EUCH VERTRAUENSWÜRDIG GENUG UM IHN ANZUNEHMEN


    Ab dem Zeitpunkt, an dem ich alle Einträge selbst gesehen habe (im Archiv oder als Kopie)
    Grüße, Daniel

  • Hallo Seerose, hallo daniel,


    Lieber daniel, Dein Spruch ist sehr hart.
    In vielen Dingen ist es kaum möglich, alle Dinge selbst nachzuprüfen.
    Ich empfehle jedem, sich in erster Linie mit dem Autor in Verbindung zu setzen.
    dort kann man die Quellen zu seiner Arbeit erhalten, wenn er denn will.


    Einen Teil meiner Ahnen habe ich nur aus Büchern, wo ich auf eine sorgsame Arbeit hoffen muss.
    Unterlagen aus dem 13. Jh. heute selbst noch einmal suchen gehen, ist meiner Meinung nach nicht immer machbar.
    Genealogische Vereine sind inzwischen erloschen und das Archiv, wo dessen Akten eingelagert sind, hat die Akten gesperrt.
    Bei einer sauberen Archivarbeit normal, bis die Akten klassifiziert und eingeordnet sind. (das kann dauern)


    Nun zu der Frage nach der Grenze
    Bei unbekanntem Autor, würde ich sehr vorsichtig sein. In der Sippe eines Familiennamens wurde im 19. Jh. ein Abstammungsnachweis gebastelt, um eine Renobilierung zu erreichen. Diese wurde aber dann nicht erreicht. Dieser Abstammungsnachweis geistert heute immer noch durch die Gegend,
    teilweise mit Kommentar.


    Wie schon Seerose schrieb, Kontakt zum Autor und abklären, welche eigenen Schritte möglich sind.
    Auf alle Fälle als Info bereithalten, damit der eigene Weg abgesteckt werden kann (ein kleines Geländer).
    Dann aber Stück für Stück aufbauen, wie bei einer neuen Genealogie.

  • Hallo Alter Knochen,
    ja, jetzt bemerke ich, dass ich die Zeit vor den Kirchenbüchern natürlich vergessen habe und auch andere Umstände. Nicht von der Hand zu weisen sind auch Ortsfamilienbücher und andere Sekundärliteratur. Ein gedrucktes Buch ist in den meisten Fällen seriöser als eine Homepage. Auch ist es mir wichtig, wenn ich Daten austausche, dass ich auch eine detailierte Quellenangabe mitgeschickt bekomme. Also mindestens woher der jeweilige Forscher von der Existens dieser Person erfahren hat. Ansonsten ist es jedoch trotzudem wichtig, auch mal den Eintrag selbst zu sehen. Der eine Forscher übersieht mal schnell was, was den anderen weiter bringen könnte. Wenn ich da an die Kirchenbücher in Nordböhmen denke, in denen manchmal 3 Generationen in einem Taufeintrag genannt werden, so passiert es mal schnell, dass der Forscher - der vlt. gerade mit der Forschung angefangen hat und im lesen der Bücher nicht so sehr geübt ist -, den einen oder anderen Ort nicht ganz klar erkennt und schon ist alles für die Katz. Sicher kann man dann immer sein, wenn man den jeweiligen Eintrag auch mal gesehen hat.
    Grüße, Daniel

  • Dass auch in Kirchenbüchern oft Fehler stehen, wissen wir alle - letztlich kann jeder Pastor sich irren und hat bei seinen Eintragungen gewiss nicht an Leute wie uns gedacht.
    Ich besitze ein recht gutes Ortsfamilienbuch, dessen Autor viele Quellen benutzt hat und dass ich selbst gern als Quelle benutze, obwohl ich auch schon mal einen Fehler gefunden und den Autor darauf aufmerksam gemacht habe.
    Seit einem Jahr bearbeite ich den genealogischen Nachlass meines Großonkels. Ich vergleiche seine Angaben noch bei IGI und stelle fest, dass er einerseits gewissenhaft gearbeitet hat - als "Sippenforscher" für andere Leute, aber Fehler habe ich auch in seinen Unterlagen gefunden. Da ich die Ergebnisse bei Gedbas einstelle, fürchte ich, dass ich auch mal selbst Fehler reinbringe: Zahlendreher und ähnliches sind schwer zu vermeiden und nur krasse Abweichungen, die durch Vertippen entstehen, findet mein Ahnenprogramm.
    Ich fürchte, dass alle Quellen Fehler aufweisen können, darum finde ich es gut, wenn andere kritisch mit meinen Daten umgehen und auch mal fragen, wo ich sie her habe. Wenn ich dann z.B. eine beglaubigte Abschrift aus einem Kirchenbuch habe (gibt es stapelweise in diesen Unterlagen), notiere ich bei den Quellen Seite und Nummer und wer möchte, kann das im Original-Kirchenbuch ja noch überprüfen.
    Und die Zeit vor den Kirchenbüchern ist halt noch schwieriger und selbst mit Hofakten und anderen Quellen bleiben eben oft Unsicherheiten.

  • Liebe Rotraud,
    als Autor eines OFB´s muss man die Grösse besitzen, die Fehler einzugestehen und zu verbessern.
    Ich kann bei meinem OFB nicht alle Unterlagen kaufen, so bin ich auf die Zuarbeit anderer Familienforscher angewiesen.
    Diese lässt manchmal nur zu wünschen übrig.


    "Schicken Sie mir Ihre GEDCOM!" - Diese Sprüche sind mir die liebsten.
    Von diesen Leuten bekomme ich leider keine weiteren Angaben, obwohl sie bei ihnen vorhanden sind.


    Liebe Rotraud habe bei Deinem OFB keine Angst vor irgendwelchen Fehlern.

  • Zitat

    als Autor eines OFB´s muss man die Grösse besitzen, die Fehler einzugestehen und zu verbessern.


    Hat dieser Autor auch getan! Er hat sich bedankt und geschrieben, dass bei einer Neuauflage der Fehler (falscher Name: Eickholt statt Eickrodt) verbessert werden soll. Wie gesagt, der hatte auch sonst sehr gute Arbeit geleistet.
    Ich selbst bin auch schon auf Fehler hingewiesen worden, aber bei Gedbas ist es ja wesentlich leichter, die schnell zu verbessern als bei einem gedruckten Buch.

  • Ein gedrucktes Buch ist in den meisten Fällen seriöser als eine Homepage.


    Das wäre zwar wünschenswert, aber leider wimmelt es auch in Büchern von Fehlern. Ich wurde gerade in der letzten Woche mit einem solchen Fall konfrontiert, der das wiedereinmal bestätigte. Das selbe habe ich mit den Veröffentlichungen über eine Ahnenlinie von mir erlebt. Fast alle Bücher, und das sind nicht gerade wenige, die etwas zu diesen Familien beinhalten, geben vollkommen falsche Informationen. Somit ist in beiden Fällen klar, dass einer vom anderen abschrieb, ohne dass sich jemand die Mühe machte, im Archiv zu recherchieren, also in den Originalquellen. Das interessante daran ist aber vor allem, dass es sich nicht nur um alte Veröffentlichungen handelt, es betrifft auch Veröffentlichungen des 20. Jh. und ganz moderne Dissertationen. Diese beiden Beispiele sind keine Einzelfälle. Hier war es nur so gravierend, weil die Literatur fast vollständig falsche Aussagen lieferte. Ich kenne jedoch reihenweise Buchveröffentlichungen, wo ebenfalls keinerlei wirkliche Forschung betrieben wurde. Dagegen sind durchaus auch sehr gut recherchierte Forschungsergebnisse im Netz zu finden und ganz wichtig, sie haben auch Quellenangaben.


    Vorhandene Quellenangaben sind für mich vor allem das Maß aller Dinge. Genealogische und andere Veröffentlichungen ohne jegliche Quellenangaben halte ich von vorn herein nicht für sehr vertrauenswürdig, auch wenn ich dabei dem einen oder anderen möglicherweise unrecht tue und auch wenn bekanntermaßen die Qualität der Quellen sehr unterschiedlich ist. Aber nur so kann ich überhaupt einschätzen, ob hier überhaupt geforscht wurde. Nicht wenige veröffentlichte Genealogien sind reine Spekulationen. Besonders bei den "Adelsanschlüssen" kann ich ein Lied davon singen. Da wird eben mal aus einem Herrn Gundelfinger ein v. Gundelfingen gemacht oder in der Schiller-Genealogie aus Elisabeth Plieninger eine Elisabeth v. Plieningen, um nur zwei der bekanntesten Beispiele zu nennen.


    Was die Wikipedia angeht, so ist deren Qualität ebenso sehr verschieden. Es gibt sehr gut recherchierte Artikel, es gibt aber auch reihenweise Artikel, die sehr schlecht recherchiert wurden, denen vor allem auch die Quellenangaben fehlen, was bei Veröffentlichungen nunmal immer ein schlechtes Licht auf den Autor wirft. Der Höhepunkt war, dass in einer Diskussion über einen sehr schlecht geschriebenen Geschichtsbeitrag der Autor, nachdem er auf grobe Fehler hingewiesen wurde, meinte: Ich kann ja schließlich nicht alles, was ich schreibe nachprüfen. - Bitte, was ist denn das für eine Einstellung?


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo,
    ja, auch bei gedruckten Werken - also neben Büchern auch Aufsätze in Fachzeitschriften - kann man nicht sicher sein. Deshalb sind für mich auch Fußnoten und Quellenverzeichnis ganz besonders wichtig. Das geht so weit, daß ich, wenn ich ein Buch in die Hände bekomme, als erstes den Anhang mit dem Literaturverzeichnis durchlese, dann erst das Inhaltsverzeichnis, und dann - noch vor dem eigentlichen Text - das ganze durchblättere, in der Hoffnung daß ganz viele Fußnoten da sind.
    Ich bin eine passionierte Fußnotenleserin.!! :thumbsup:
    Quellenangaben dienen übrigens in erster Linie der Nachprüfbarkeit der Fakten. Deshalb reichen summarische Literatrur- und Quellenverzeichnisse am Ende natürlich nicht aus. Es ist mir nämlich relativ egal, ob der Autor ganz viele Bücher in den Händen hatte, oder schlechtestenfalls Literatur gegoogelt hat, sondern jeder relevante Fakt muß eigentlich einzeln belegt sein. Das gilt natürlich nicht nur für Papier-Erzeugnisse, sondern im Prinzip auch für Websites. Da hat man aber meistens wenigstens theoretisch die Möglichkeit, unkompliziert mit dem Autor in Verbindung zu treten.


    Dann ist natürlich noch die Frage, ob man, besonders bei Familien, die recht gut erforscht sind, wirklich noch das Rad zum x-ten Male erfinden muß. Eigentlich ja, aber wenn ich mit anderen Forschern mehrfach in Kontakt war, und ihre Quellenangaben vertrauenswürdig und plausibel sind, glaube ich das. Natürlich darf ich dann nicht deren Daten als meine ausgeben.


    Eine andere Möglichkeit: ich bekomme demnächst von einem Lokal-Historiker KB-Einträge aus einer Gemeinde in Thüringen herausgeschrieben. Ich schaffe es nicht, dort in absehbarer Zeit hinzufahren. Strengenommen, habe ich dann auch die Einträge nicht selbst gesehen, aber für mich ist das theoretisch erst mal die allerzweitbeste Lösung, in der Praxis möglicherweise sogar die allerbeste, denn wer weiß ob er nicht besser mit der Handschrift zurecht kommt als ich.


    Ein anderer wichtiger Aspekt von Quellenangaben ist das Vermeiden von Plagiaten bzw. dem Anschein davon. (darum geht es aber hier mal nicht).


    Viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Hallo,


    da ich ja vor kurzem das Glück hatte, eine Stammbaumlinie im Internet zu finden und Wikipedia und online gestellte Bücher (u.a. Deutsche Bibliographie von Hans Dodzial) die gleichen Ergebnisse wie der Stammbaum lieferten, bin ich zuallerst einmal dankbar für die Benennung von Namen, Berufen und Orten. Jetzt werde ich ganz gezielt die Stadtarchive der einzelnen Orte anschreiben und um Kopien der Unterlagen (Namen und zumindest Circa-Daten habe ich ja, sowie die Orte) bitten. Ich habe mit solchem Vorgehen bisher Erfolg gehabt, viele Kopien -beglaubigt- sogar recht schnell und einmal auch kostenlos aus Stadtarchiven erhalten. Und so denke ich, bin ich auf ziemlich sicherem Weg unterwegs. Und wenn solche Internetlisten vielleicht / bestimmt auch Fehler aufweisen können, so halte ich sie dennoch für äußerst hilfreich, weil sie Namen nennen und die Gegend bzw. die Orte, in denen man weiterforschen kann.


    LG Regina :thumbsup:

  • Ich bin überzeugter Fußnotenmuffel, wenn ich Bücher oder Veröffentlichungen sehe, in denen die Fußnotensektion die halbe Seite einnimmt (ja, sowas gibt es), überkommt mich das Grausen. Wenn ich Literatur daraus suchen will, muss ich bei Fußnoten jede einzelne Seite nochmal durchblättern, da ist mir eine einheitliche Liste lieber.
    Literaturverweise gehören für mich in den Text, die dazu passende Literaturliste entweder an das Ende des Buches oder des Kapitels. Dabei sollten die Literaturreferenzen reproduzierbar und möglichst genau sein, beispielsweise statt "Rietstap" den vollen Titel und die Autoren, wie z.B. Rolland V., Rolland H.V., Rietstap, J.-B. (1967): Armorial General, Hrsg.: Heraldry Today, 3. Auflage, Bd. 1, S. 67-68, im Text wird dann kurz zitiert: (Rolland et al. 1967) oder es wird mit Indices ([1]) gearbeitet. Author, Erscheinungsjahr, Titel und Herausgeber bzw. Zeitschrift sowie Seitenangabe sind dabei für mich das absolute Minimum. Bei Kirchenbüchern sollte noch der Standort rein, bei Internet-Seiten das Datum, wann die Seite besucht wurde.
    Ist keine Quelle angegeben, notiere ich die Daten/Angaben zwar oft auch, merke das aber an, denn meiner Erfahrung nach kommt es gerade in solchen Fällen oft vor, dass die Daten/Angaben irgendwo anders abgeschrieben sind, Fehler ungeprüft übernommen wurden. Im Endeffekt kann sowas zwar einen Anhaltspunkt geben (siehe auch die Mormonen-Online-Datenbank), aber wenn kritiklos übernommen mehr Arbeit verursachen als Nutzen. Mir ist deswegen einmal ganz am Anfang meiner Ahnenforschung ein ganzer Familienzweig zusammengefallen wie ein Kartenhaus, dass da die gleichen Daten auf drei verschiedenen Webseiten und in einem OSB standen, hat dabei auch nichts genutzt, da hat eben einer vom anderen abgepinselt.
    Nett auch, wenn man zwei Datensätze von zwei Forschern bekommt, der eine kennzeichnet dabei einen Teil seiner Daten mit "s" für "sicher" und der andere mit "s" für "spekulativ" - was sich natürlich nur auf Nachfrage erschliesst, da beide auf eine Abkürzungserläuterung verzichtet haben.
    Auch immer gerne gesehen: Forscher 1 verzichtet auf Ortsangaben, Forscher 2 frisiert die Daten von Forscher 1 auf, indem er überall einfach den Heimatort des letzten Vorfahren aus der Ahnentafel einfügt.


    Rossi