Farbvariation beim Familienwappen sanktionieren oder korrigieren?

  • Im Zusammenhang mit der Erstellung einer Familienchronik für den Namensstamm meiner Mutter stoße ich immer wieder auf das Familienwappen. Es wurde um 1830 angenommen und ist in der heraldischen Literatur erfasst und blasoniert. Doch die Generation meines Großvaters und seiner Geschwister war heraldisch nicht bewandert, und ließ die (farblose) Wappendarstellung nach dem Siegelring in gutem Glauben kolorieren. Die falschen Farben hängen gedruckt in den Wohnzimmern etlicher Familienzweige in ganz Europa herum. Das Wappen ist vielen Nachkommen daher vertraut, aber eben falsch.
    Jetzt die Frage: sollte man die "falsche" Tradition respektieren- auch sie hat ja bereits etliche Jahrzehnte Geschichte hinter sich- und das veränderte Wappen eintragen lassen?
    Oder sollte man es angesichts unwiderlegbarer Tatsachen wieder richtig kolorieren, und den falschen Krempel wegwerfen?
    Wie seht Ihr das?


    Hintergrundinfo: Falsches Wappen = "brauner springender Hund über rotem Dreiberg auf Grün" (BILD)
    Richtiges Wappen="weißer springender Hund über grünem Dreiberg auf Rot"(BILD)

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

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  • Hallo F.W.Seipe,


    wenn Deine als richtig beschriebene Blasonierung aus einer authentischen und anerkannten Quelle stammt (und nicht aus der Hand einer unbewanderten Person), sind die abweichenden Tingierungen (Kolorierungen) von Familienmitgliedern aus heraldischer Sicht zu verwerfen.


    Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, daß falsche Wappenzeichnungen nicht auszurotten sind, wenn sie erst einmal verbreitet wurden. In meinem Falle fand sich über die Jahrhunderte durchschnittlich in jeder dritten/vierten Genaration ein Familienmitglied, welches das Wappen "in kreativer Freiheit" dem Zeitgeist anpaßte. Kein Besitzer einer dieser Wappendarstellungen ließ sich davon überzeugen, daß sein Wappen "falsch" ist.


    Gruß
    Detlef

  • Die Quelle ist "Max Müller, Beitrag zur Baltischen Wappenkunde". Mir wäre vom Bauchgefühl her auch die "alte" Form am liebsten, wegen der älteren Tradition.

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

  • @ Hallo Herr F.W.Seipe


    Wenn Sie eine Chronik über die Familie schreiben, bietet es sich auf jeden Fall an hier eine Richtigstellung über die Tingierung des Wappens einzubauen.
    Möglichst mit Abbildung des Wappens und der Blasonierung, sowie der Nennung der Quelle.
    In der Strich-Zeichnung ist ja das Wappen richtig wiedergegeben.
    Eine entsprechende Erläuterung, warum und weshalb teilweise eine falsche Farbgebung verwendet wurde, dürfte den Familien-Mitgliedern dann einleuchten.
    Wenn nicht, sollen sie eben mit der falschen Tingierung seelig werden. ^^
    Von einem Neu-Eintrag, mit der "fälschlicherweise genutzten" Tingierung würde ich absehen, da dies für spätere Generationen zu Irritationen führen könnte.

  • Vielen Dank Herr Billet, für Ihre Einschätzung. Zu Ihrer Erheiterung habe ich in meiner obigen Anfrage einmal Links zu den Abbildungen eingefügt: Wenn man sich einmal anschaut, was der unkundige Künstler aus dem Helm und dem Flug in der Helmzier gebaut hat, dann darf man gerne etwas schmunzeln.
    Jahrelang kannte ich nur dieses Konstrukt, und habe mir den Kopf zerbrochen was das sein soll...

    QVEM QVAERIS? ("Wen suchst Du?"- Johannes 20,15)

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  • Hallo Fabian,


    ich würde in der Chronik auch etwas ausführlicher auf das Wappen eingehen und versuchen, die Familie so zu beeinflussen, dass sie glücklich sind, wenn sie nun endlich ein heraldisch in jeder Hinsicht korrektes Wappen führen können. Ob es tatsächlich gelingt - wer weiß. Wenn man sich z.B. im Internet umgeschaut, fällt doch deutlich auf, dass viele sehr stolz auf "ihr" Wappen auf Seite 1 sind, egal, wie schlimm es aussieht. Bei den meisten kann man sich eigentlich nur wundern, angefangen von der Ästhetik, über die vielen Fehler bis hin zu den geklauten Wappen. Ein wahres Interesse an der Sache ist da eher nicht zu erkennen.


    Das von Dir eingestellte falsche Wappen sieht ja wirklich gruselig aus. Die falschen Farben sind das eine aber bei der gesamten Darstellung sieht man wirklich sehr deutlich, dass da jemand äußerst unbedarft zu Werke ging. Z.B. frage mich wie auch hier sehr oft, warum wohl eine Helmdecke eben so heißt ;).


    Viel Glück bei Deiner Überzeugungsarbeit
    wünscht Dir
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann