Kriegserinnerungen von Karl Wienecke - Kapitel 2 (Seite 25 - 28) - Neandertaler/Wilfried

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    Exerzierplatz bei Jüdels Fabrik oder zum Franzschen
    Feld am Nußberg. Übungsmärsch in die Umge=
    bung wurden eingelegt. Langsam gewöhn=
    ten sich die alten Reservisten und Wehrleute
    wieder an das Militärleben. Kehrten wir mittags
    zurück, dann empfingen uns junge Mäd=
    chen und Schüler und teilten belegte Brote
    und Zigarren aus. So ließ sich ganz gut
    Krieg spielen.
    Die Abende verbrachte ich viel im Kreise
    meiner Verwandten und Bekannten. Ein
    kleines Erlebnis fällt auch in diese Zeit, über
    das wir beiden Beteiligten noch oft gelacht
    haben.
    Eines Abends waren die zum Landsturm ein=
    gezogenen Seesener Kameraden, sowie der Vi=
    zefeldwebel Schüler und ich im Gasthof "Stadt
    Salzwedel" zu einem gemütlichen Bierabend
    versammelt. Hier fehlte auch Willi Helmer
    nicht, der immer zu lustigen Streichen auf=




    Danke Herbert, habe Deine Korrektur bzw. Ergänzung in den Text eingearbeitet, Wilfried

  • Hallo Wilfried,


    eine kleine Korrektur:


    zum Franzschen Feld am Nußberg (Google)


    über das wir beiden Beteiligten noch oft gelacht haben


    Noch viel Spass
    Herbert

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    gelegte Zahntechniker aus Seesen. Als
    Schüler und ich mich in früher Morgen=
    stunde verabschiedeten, wollte Helmer uns
    mit seinem Auto zur nahen Kaserne
    fahren. Vorher hatten wir aber einen Plan
    ausgeheckt. Vorweg sei bemerkt, daß
    Schüler schon den Krieg gegen die He=
    reros mitgemacht hatte und die Afrika=
    denkmünze und die Dienstauszeichnung
    trug.
    Also rin in den Wagen und fort ging
    es zur Kaserne. Vor dem Kasernentor sprang
    ich aus dem Wagen und riß den Wagen=
    schlag auf. Der Posten, im Glauben, daß
    ein Offizier aus dem Wagen steigt, eilt
    ans Schilderhaus und macht einen
    Präsentiergriff. Majestätisch schreiten der
    Herr "Vizefeldwebel" und der Herr "Gefreite"
    durch das Kasernentor.
    Das Gesicht des Postens vergesse ich mein

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    Leben nicht.
    Wie anderswo, so suchten auch in Braun=
    schweig tausende von Kriegsfreiwilligen un=
    terzukommen. Aber bald war alles überfüllt.
    Auch bei unserer Kompanie versuchte
    ein schon älterer Kriegsfreiwilliger von Beruf
    Privatförster sein Heil und unser Hauptmann
    nahm ihn mit. Er hieß Nemzo (???) und
    hatte einen riesigen Vollbart, da er
    auch von stattlicher Größe war, kam er
    in die erste Gruppe und auf unseren
    Märschen durch die Stadt erregte er nicht
    geringes Aufsehen.
    Auch unser Sanitätsunteroffizier beim Sa=
    nitätswagen war ein alter Kriegsfreiwilliger,
    namens Müller aus Braunschweig. Schon
    längst war er aus dem Pflichtalter heraus.
    Lange hat er mitgemacht, aber schließlich
    wurde es ihm aber doch zu sauer und
    er kam in die Heimat zurück.

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    das Menschenmaterial unseres Bataillons war
    prachtvoll, alles gediente Leute. Nur mit der an=
    deren Ausrüstung haperte es sehr. So war für
    das ganze Bataillon nur eine Feldküche vorhan=
    den und noch dazu ein altes Modell, aber trotzdem
    hat sie uns vortreffliche Dienste geleistet. Brauchten
    doch immer nur 2 Kompanien abkochen und
    so wechselte es dann täglich. Die anderen Batail=
    lone unserer Brigade hatten keine Feldküche. Auch
    der Patronenwagen war noch ein altes Kaliber
    und wurde von 6 Pferden gezogen. Unsere übri=
    gen Bagagewagen waren alles requirierte Wa=
    gen mit Planen bedeckt.
    Den Sonnabend 15. August waren wir
    auch mal wieder zum Exerzieren auf dem
    Franzschen Feld ausgerückt. Doch wir hatten
    noch nicht lange "Sprung auf marsch, marsch"
    gemacht, als eine Ordonanz quer über
    das Feld zu unserem Kompanieführer kam.
    Da ertönt auch schon der Sammelruf,